Schiedsrichterin Beck: "Der Respekt ist gewachsen"

Im Herbst 1999 debütierte Christine Beck in der Frauen-Bundesliga als Schiedsrichterin. Seitdem hat sich die 34-Jährige auf höchster Ebene etabliert. Die ehemalige Spielerin des VfL Sindelfingen wurde als FIFA-Schiedsrichterin unter anderem bei der WM 2007 in China und den Olympischen Spielen 2008 in Peking eingesetzt.

Am Mittwoch leitet Christine Beck das Viertelfinal-Rückspiel im UEFA-Cup der Frauen zwischen dem schwedischen Meister Umea IK und dem englischen Titelträger Arsenal LFC. Beide Klubs standen sich auch im UEFA-Cup Finale 2007 gegenüber, das ebenfalls unter Leitung der Unparteiischen aus Magstadt stand.

Im DFB-de-Exklusivinterview mit Internetredakteurin Annette Seitz erklärt Christine Beck, wie sich die Entwicklung der Frauen-Bundesliga auf die Arbeit der Schiedsrichter ausgewirkt hat, berichtet vom Umgang mit der Verantwortung, angesichts des gestiegenen öffentlichen Interesses an Frauenfußball und vom gegenseitigen Respekt zwischen Spielerinnen und Schiedsrichterinnen.

Frage: Vor fast zehn Jahren haben Sie Ihr erstes Spiel in der Frauen-Bundesliga geleitet. Wie hat sich der Frauenfußball seitdem aus Ihrer Sicht entwickelt?

Christine Beck: Das Spiel ist athletischer und schneller geworden. Aber auch im taktischen Bereich hat sich viel getan. Es ist deutlich zu erkennen, dass heute viel mehr Spielzüge einstudiert werden, als das früher der Fall war.

Frage: Schnelleres Spiel bedeutet schnellere Schiedsrichterinnen: Müssen Sie heute mehr für Ihre Fitness tun, als früher?

Beck: Ja, definitiv. Mein Trainingsaufwand, speziell in der Vorbereitung auf die Saison, ist höher geworden. Um den vom DFB geforderten obligatorischen Fitnesstest zu bestehen, ist sicher ein Mehraufwand notwendig.

Frage: Wenn das Spiel athletischer geworden ist, heißt das doch, dass es auch körperbetonter wurde. Damit auch härter?



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Im Herbst 1999 debütierte Christine Beck in der Frauen-Bundesliga als Schiedsrichterin. Seitdem hat sich die 34-Jährige auf höchster Ebene etabliert. Die ehemalige Spielerin des VfL Sindelfingen wurde als FIFA-Schiedsrichterin unter anderem bei der WM 2007 in China und den Olympischen Spielen 2008 in Peking eingesetzt.

Am Mittwoch leitet Christine Beck das Viertelfinal-Rückspiel im UEFA-Cup der Frauen zwischen dem schwedischen Meister Umea IK und dem englischen Titelträger Arsenal LFC. Beide Klubs standen sich auch im UEFA-Cup Finale 2007 gegenüber, das ebenfalls unter Leitung der Unparteiischen aus Magstadt stand.

Im DFB-de-Exklusivinterview mit Internetredakteurin Annette Seitz erklärt Christine Beck, wie sich die Entwicklung der Frauen-Bundesliga auf die Arbeit der Schiedsrichter ausgewirkt hat, berichtet vom Umgang mit der Verantwortung, angesichts des gestiegenen öffentlichen Interesses an Frauenfußball und vom gegenseitigen Respekt zwischen Spielerinnen und Schiedsrichterinnen.

Frage: Vor fast zehn Jahren haben Sie Ihr erstes Spiel in der Frauen-Bundesliga geleitet. Wie hat sich der Frauenfußball seitdem aus Ihrer Sicht entwickelt?

Christine Beck: Das Spiel ist athletischer und schneller geworden. Aber auch im taktischen Bereich hat sich viel getan. Es ist deutlich zu erkennen, dass heute viel mehr Spielzüge einstudiert werden, als das früher der Fall war.

Frage: Schnelleres Spiel bedeutet schnellere Schiedsrichterinnen: Müssen Sie heute mehr für Ihre Fitness tun, als früher?

Beck: Ja, definitiv. Mein Trainingsaufwand, speziell in der Vorbereitung auf die Saison, ist höher geworden. Um den vom DFB geforderten obligatorischen Fitnesstest zu bestehen, ist sicher ein Mehraufwand notwendig.

Frage: Wenn das Spiel athletischer geworden ist, heißt das doch, dass es auch körperbetonter wurde. Damit auch härter?

Beck: Körperbetonter, aber nicht unfairer. Die Spielerinnen sind alle austrainiert und wissen sehr wohl ihren Körper einzusetzen. Das bleibt aber zumeist im Rahmen der Spielregeln. Früher war das anders.

Frage: Hat sich die verbale Einflussnahme seitens der Spielerinnen auf Entscheidungen der Schiedsrichterinnen verändert?

Beck: Die verbalen Attacken sind eher weniger geworden. Weil einfach der gegenseitige Respekt gewachsen ist. Es kommt nur noch ganz selten zu Beleidigungen. Das ist eine sehr positive Entwicklung.

Frage: Was ist die Ursache dafür?

Beck: Die Spielerinnen sehen, was wir leisten und erkennen das auch an. Es hat sich mittlerweile eine gegenseitige Akzeptanz durchgesetzt, die auch von Seiten der Trainer zu spüren ist.

Frage: Das heißt, es ist jetzt einfacher Spiele zu leiten?

Beck: Das kann man wiederum so pauschal nicht sagen. Der Respekt ist zwar da, aber der Druck ist für uns Schiedsrichterinnen dennoch größer geworden. Das hängt mit der gestiegenen Bedeutung des Frauenfußballs zusammen. Das Zuschauer- und Medieninteresse ist höher, zudem kommt der finanzielle Aspekt hinzu. Die Qualifikation für den UEFA-Cup bedeutet für die Vereine eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle, der Gewinn der Meisterschaft ist wichtig für Sponsoren. Einfacher ist es deshalb für uns sicher nicht geworden.

Frage: Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?

Beck: Mein Ziel ist es ja immer, ein Spiel möglichst fehlerlos zu leiten. Ich musste beispielsweise am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison die Partie FCR 2001 Duisburg gegen den 1. FFC Frankfurt vor mehr als 4000 Zuschauern leiten. Das Spiel wurde zudem live im Fernsehen übertragen. Und es ging um die Meisterschaft. Letztlich war es gut, dass Frankfurt wenige Tage vorher den UEFA-Cup gewonnen hatte, denn dadurch waren beide Mannschaften schon international qualifiziert. Ansonsten hätte dieses Spiel mit einer falschen Entscheidung von mir Riesenauswirkungen auf die neue Saison gehabt. Weil es damals ja nicht nur darum ging, wer Siebter oder Achter, sondern wer Meister wird und sich für den UEFA-Cup qualifiziert. Und so etwas macht man sich dann schon mal vorher bewusst. Letztlich hilft in einer solchen Situation aber die Erfahrung. Ich bin ja nicht das erste Jahr beim DFB und pfeife gleich ein solches Spiel.

Frage: Stimmt. Es gab sicher schon einige interessante Erlebnisse. Was war das schönste?

Beck: Also die WM in China 2007 und in diesem Jahr die Olympischen Spiele in Peking waren sehr schöne Erlebnisse. Sehr früh in meiner Karriere durfte ich zudem das Finale im DFB-Pokal in Berlin leiten, das war 2001. Das war natürlich etwas ganz Besonderes. Letztlich habe ich aber viele schöne Erlebnisse gehabt, die ich alle nicht missen möchte.

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Frage: Bleiben da überhaupt noch Ziele?

Beck: Klar. Langfristig ist das für mich die Frauen-WM 2011 in Deutschland. Keine Frage. Das ist auch für uns Schiedsrichterinnen eine große Sache.

Frage: Sie leiten am Mittwoch das Viertelfinal-Rückspiel im UEFA-Cup der Frauen zwischen Umea und Arsenal. Welche Bedeutung hat das für Sie?

Beck: Es ist für mich eine große Ehre, dieses Spiel leiten zu dürfen und ich werde dementsprechend gut vorbereitet und konzentriert an die Sache gehen. Schließlich geht es für alle Beteiligten um sehr viel. Es ist das Aufeinandertreffen von zwei Top-Teams im europäischen Frauenfußball. Und dies bereits im Viertelfinale. Mit dem Hinspiel-Ergebnis von 3:2 für Arsenal ist für beide Mannschaften noch alles drin.