Schiedsrichter mit Pfiff: Ronald Schobers Nebenrolle

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Heute Abend wird Ronald Schober getötet werden. Wieder einmal. Seit einer Woche stirbt er jeden Abend aufs Neue, hinterrücks ermordet aus der Hand von Hagen.

Keine Angst, nicht wirklich natürlich. Ist alles nur gespielt. Im Schlosstheater Celle mimt er den Siegfried, verwundbar nur wegen eines Lindenblatts. Schober ist Schauspieler, was für andere auf dem Fußballplatz eine Beleidigung ist, ist für den 36-Jährigen die Bezeichnung seines Berufs. Aktuell ist er in Celle engagiert, Abend für Abend schlüpft er in einer modernen Version der Nibelungensage in die Rolle des Helden Siegfried.

Schluss als Spieler: "Verletzungsgefahr einfach zu groß"

Die Schauspielerei füllt die Hauptrolle in seinem Leben, in einer Nebenrolle ist er Schiedsrichter. Weil er Schauspieler ist. Bis zu seinem 23. Lebensjahr ging er mit mehr oder weniger großen Ambition als Stürmer für den SV Bingerbrück auf Torejagd, das Ende seiner Laufbahn als Spieler kam, als er seine Karriere als Schauspieler in die Wege leitete.

1998 wurde er an der der staatlich anerkannten Schauspielschule "Theaterwerkstatt Mainz" angenommen. Eine Entscheidung, die eine weitere nach sich zog: Schluss mit dem Fußball. "Mir war die Verletzungsgefahr einfach zu groß", sagt Schober im Rückblick. "Ich konnte das Risiko nicht eingehen, bei der Ausbildung lange zu fehlen."

Ganz ohne Fußball wollte er aber nicht sein, also tat er, was ihm logisch schien: Er wurde Schiedsrichter. Und stellte schnell fest, dass ihm das Leiten von Fußballspielen zum einen sehr gut liegt und zum anderen große Freude bereitet. "Das kann ich viel besser als Fußball spielen", stellte er schnell fest.

Rasanter Aufstieg



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Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Heute Abend wird Ronald Schober getötet werden. Wieder einmal. Seit einer Woche stirbt er jeden Abend aufs Neue, hinterrücks ermordet aus der Hand von Hagen.

Keine Angst, nicht wirklich natürlich. Ist alles nur gespielt. Im Schlosstheater Celle mimt er den Siegfried, verwundbar nur wegen eines Lindenblatts. Schober ist Schauspieler, was für andere auf dem Fußballplatz eine Beleidigung ist, ist für den 36-Jährigen die Bezeichnung seines Berufs. Aktuell ist er in Celle engagiert, Abend für Abend schlüpft er in einer modernen Version der Nibelungensage in die Rolle des Helden Siegfried.

Schluss als Spieler: "Verletzungsgefahr einfach zu groß"

Die Schauspielerei füllt die Hauptrolle in seinem Leben, in einer Nebenrolle ist er Schiedsrichter. Weil er Schauspieler ist. Bis zu seinem 23. Lebensjahr ging er mit mehr oder weniger großen Ambition als Stürmer für den SV Bingerbrück auf Torejagd, das Ende seiner Laufbahn als Spieler kam, als er seine Karriere als Schauspieler in die Wege leitete.

1998 wurde er an der der staatlich anerkannten Schauspielschule "Theaterwerkstatt Mainz" angenommen. Eine Entscheidung, die eine weitere nach sich zog: Schluss mit dem Fußball. "Mir war die Verletzungsgefahr einfach zu groß", sagt Schober im Rückblick. "Ich konnte das Risiko nicht eingehen, bei der Ausbildung lange zu fehlen."

Ganz ohne Fußball wollte er aber nicht sein, also tat er, was ihm logisch schien: Er wurde Schiedsrichter. Und stellte schnell fest, dass ihm das Leiten von Fußballspielen zum einen sehr gut liegt und zum anderen große Freude bereitet. "Das kann ich viel besser als Fußball spielen", stellte er schnell fest.

Rasanter Aufstieg

Ein rasanter Aufstieg war die Folge. Als Schiedsrichter. Und als Schauspieler. In zahlreichen Bühnenproduktionen spielte er die Hauptrolle, als seine Paraderolle bezeichnet er den Mozart in "Amadeus", den er bei den Kreuzgangspielen in Feuchtwangen gespielt hat.

Auch im Fernsehen hat er inzwischen Fuß gefasst. 2009 war er an der Seite von Maria Furtwängler und Ingo Naujoks im ARD-"Tatort" zu sehen, in mehreren Kurzfilmen hat er tragende Rollen gespielt.

Stehende Ovationen

Die Karriere als Schiedsrichter ging nicht weniger schnell voran. Mehrfach schon war er auserkoren, die Finalspiele von Europameisterschaften zu leiten. Von Europameisterschaften der Theatermannschaften, wohl gemerkt. Bei einer solchen Veranstaltung hat er zum einzigen Mal in seiner Karriere ein Spiel abbrechen müssen. 2009, bei der EM in Hamburg.

Im Finale standen sich die italienischen Mannschaften der Mailänder Scala und des Theaters Ravenna gegenüber. Den Titel gewonnen hat die Staatsoper Berlin, die sich kurz zuvor im Spiel um Platz drei durchgesetzt hatte. Weil Schober die beiden Finalisten disqualifizierte, nachdem sich die Teams kurz vor Spielende eine wüste Schlägerei geliefert hatten.

Am Ende gab es stehende Ovationen für den Schiedsrichter und aus den Händen der Senatorin für Kunst und Sport den Ehrenpreis der Hansestadt Hamburg. "Das war ein Extremfall", sagt Schober, "ansonsten ist es mir eigentlich immer gelungen, die Spiele in geordneten Bahnen über die Bühne zu bringen."

Viel von Bundesliga-Schiedsrichter Drees gelernt

Viel gelernt hat Schober vom heutigen Bundesliga-Schiedsrichter Dr. Jochen Drees, als dessen Assistent er häufig fungierte. Dessen Umgang mit den Spielern, die Freundlichkeit und die Bestimmtheit, mit der Drees seine Entscheidungen gefällt und kommuniziert hat, sind Eigenschaften, die Schober von seinem Vorbild übernommen hat.

Auch die eher zurückhaltende Körpersprache von Drees. Theatralik vermeidet Schober - gerade weil ihm als Theaterschauspieler große Gesten im Blut liegen, nimmt er sich auf dem Platz zurück.

"Den Theater-Kosmos mal verlassen"

Heute pfeift Schober für den TuS Bröckel in der Oberliga Niedersachsen, Liga fünf in Deutschland. Unverändert bereitet ihm die Schiedsrichterei große Freude. Das Miteinander mit den Spielern, die Bewegung an der frischen Luft, der Reiz, Entscheidungen zu fällen und zu vertreten, sind für ihn willkommene Abwechslungen zu seinem Beruf als Schauspieler.

"Es ist für mich eine gute Möglichkeit, den Theater-Kosmos mal zu verlassen", sagt Schober. "Beim Fußball komme ich mit ganz anderen Leuten in Verbindung als im Theater." Für ihn sind die sonntäglichen Einsätze auf dem Platz also nicht Be- sondern Entlastung: "Mir würde etwas fehlen, wenn ich damit aufhören würde."

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Als Referee Schauspieler entlarven

Also macht er weiter, obwohl sein Terminkalender mit den Proben am Tag und den Auftritten am Abend zumeist sehr voll ist. Also ist er weiter wohl der einzige Schauspieler, der Schauspiel als Vergehen ahnden muss. Ein wenig häufiger wohl als seine Schiedsrichterkollegen, denn als Mann vom Fach erkennt Schober Betrugsversuche auf dem Platz leichter als seine Schiedsrichterkollegen.

"Vielleicht habe ich durch meinen Beruf noch ein bisschen mehr den Blick dafür, ob Bewegungsabläufe authentisch sind oder nicht", sagt er und nennt ein Beispiel, was für ihn Indiz einer Schwalbe ist: "Bei den meisten Täuschungsversuchen gehen die Arme der Spieler weit nach oben, um die Szene zu vergrößern. Der normale Bewegungsablauf wäre, die Arme Richtung Rasen zu bewegen, um den Sturz abzufangen."

In der Menschenführung gut sein

Erfahrungen wie diese gibt Schober im Kreis Celle als Schiedsrichter-Lehrwart an junge Kollegen weiter. Genauso wichtig wie regeltechnische Fragen ist ihm dabei, das richtige Auftreten und die richtige Ansprache zu vermitteln. "Wer ein guter Schiedsrichter sein will", sagt er, "muss vor allem in der Menschenführung gut sein und sich durchsetzen können."

Anders also als heute Abend, wenn er wieder einmal gegen Hagen den Kürzeren zieht und als Leiche auf der Bühne endet. "Da kann ich nichts machen", sagt Schober lachend. "Aber immerhin feiere ich einen Tag später immer wieder Auferstehung."