Schiedsrichter mit Pfiff: Die pfeifende Familie Abdul

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Was für eine Frage? Na klar ist das ein Ziel - alle drei Abduls als Schiedsrichter-Gespann eines Fußballspiels. „Das will ich unbedingt eines Tages erleben“, sagt Sermet-Enes Abdul.

Er ist aktuell der Jüngste im Bunde der pfeifenden Familie, dem Alter nach mit gerade einmal 16 Jahren, aber auch was seine Tätigkeit als Unparteiischer betrifft. Acht Spiele stehen in seiner Statistik, im Besitz des Schiedsrichterscheins ist er erst seit November des vergangenen Jahres.

Die Eltern sind "richtig stolz"

Er wandelt damit auf den Spuren seiner Schwestern. Oft hat er die 20-jährige Serab und deren zwei Jahre jüngere Schwester Serpil zu ihren Spielen begleitet, seit Mai 2007 stehen die Schwestern im Sauerland an den Wochenenden regelmäßig auf dem Fußballplatz und lassen die Spieler nach ihrer Pfeife tanzen.

Als Töchter einer Serbin und eines Irakers haben diese bei ihren Eltern zunächst Überzeugungsarbeit leisten müssen, ehe diese die Begeisterung für das Schiedsrichter-Wesen teilen oder zumindest nachvollziehen konnten.

„Mein Mann und ich waren erst skeptisch, als die Mädchen zu uns kamen und Schiedsrichterinnen werden wollten“, erzählt Mutter Slavica. „Wir waren uns nicht sicher, ob sie das zwischen 22 Jungs schaffen.“ Die Zweifel sind gewichen. „Mittlerweile sind sie richtig stolz und kommen, so oft es geht, zu den Spielen mit“, erzählt Serab.

Schluss mit Kicken, ran an die Pfeife



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Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Was für eine Frage? Na klar ist das ein Ziel - alle drei Abduls als Schiedsrichter-Gespann eines Fußballspiels. „Das will ich unbedingt eines Tages erleben“, sagt Sermet-Enes Abdul.

Er ist aktuell der Jüngste im Bunde der pfeifenden Familie, dem Alter nach mit gerade einmal 16 Jahren, aber auch was seine Tätigkeit als Unparteiischer betrifft. Acht Spiele stehen in seiner Statistik, im Besitz des Schiedsrichterscheins ist er erst seit November des vergangenen Jahres.

Die Eltern sind "richtig stolz"

Er wandelt damit auf den Spuren seiner Schwestern. Oft hat er die 20-jährige Serab und deren zwei Jahre jüngere Schwester Serpil zu ihren Spielen begleitet, seit Mai 2007 stehen die Schwestern im Sauerland an den Wochenenden regelmäßig auf dem Fußballplatz und lassen die Spieler nach ihrer Pfeife tanzen.

Als Töchter einer Serbin und eines Irakers haben diese bei ihren Eltern zunächst Überzeugungsarbeit leisten müssen, ehe diese die Begeisterung für das Schiedsrichter-Wesen teilen oder zumindest nachvollziehen konnten.

„Mein Mann und ich waren erst skeptisch, als die Mädchen zu uns kamen und Schiedsrichterinnen werden wollten“, erzählt Mutter Slavica. „Wir waren uns nicht sicher, ob sie das zwischen 22 Jungs schaffen.“ Die Zweifel sind gewichen. „Mittlerweile sind sie richtig stolz und kommen, so oft es geht, zu den Spielen mit“, erzählt Serab.

Schluss mit Kicken, ran an die Pfeife

Sie hat für ihre Karriere an der Pfeife sogar eine Laufbahn als Spielerin aufgegeben. Als sie zur Schiedsrichterin in der Kreisliga A aufstieg, musste sie sich entscheiden: weiter für den TSV Saalhausen kicken oder die Karriere als Schiedsrichterin vorantreiben.

Zwei, drei Wochen beriet sie sich mit ihren Mannschaftskolleginnen, ihren Freundinnen und Freunden sowie ihrer Familie, dann stand die Entscheidung: Schluss mit dem aktiven Spielen, weiter als Schiedsrichterin. Hier hat sie die größeren Ambitionen, hier hat sie den größeren Spaß, hier hat sie vor allem aber auch die positivere Entwicklung ihrer Persönlichkeit erlebt.

"Ich bin ambitioniert"

„Durch das Pfeifen hat sich mein Charakter verändert“, sagt sie. Zum Positiven selbstverständlich. Selbstbewusster sei sie geworden, sicherer im Auftreten, gereifter insgesamt, auch in der Fähigkeit zu kommunizieren. „Als Schiedsrichterin lernt man, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu fällen“, sagt Serab Abdul. „Das prägt.“

Mittlerweile ist Serab als Schiedsrichterin in der Bezirksliga angekommen. Das nächste Ziel schon vor Augen: die Landesliga. Grenzen setzt sich die Jurastudentin keine. „Warum auch“, fragt sie, „mir macht das Pfeifen spaß, ich bin ambitioniert, also will ich es möglichst weit bringen.“

"Entscheiden und Streitigkeiten schlichten"

Sie ist mit dieser Einstellung Vorbild für ihre jüngeren Geschwister. Serpil agiert mittlerweile in der Kreisliga A, in der kommenden Saison steht der Sprung in die Bezirksliga an. Ihre Vita ähnelt der der großen Schwester. Auch sie hat für die Schiedsrichterei das Fußballspielen aufgegeben, auch sie hat durch ihre Rolle als Entscheiderin auf dem Platz neue Wesenszüge an sich entdeckt.

„Bei mir war das extrem“, erzählt die 18-Jährige. „Ich war früher eine ganz Schüchterne. Ich war immer zurückhaltend und habe mich aus allem rausgehalten.“ Mittlerweile ist die Wortführerin – auf und neben dem Platz. „Auch in meiner Schulklasse versuche ich, jetzt immer alles zu entscheiden und Streitigkeiten zu schlichten.“

Abitur und Studium als Ziel

2011 will Serpil das Abitur machen, danach studieren. So wie ihre Schwester. Im zweiten Semester studiert diese unter der Woche in Gießen Rechtswissenschaften, an den Wochenenden aber kehrt sie nach Hause zurück und fügt sich ein in den Fußballalltag der Familie Abdul.

Das Wochenende im Hause Abdul steht dann komplett im Zeichen des Balls. Vater Sattar und Mutter Slavica haben ihre Töchter früher zu den Spielen chauffiert, mittlerweile hat nur noch Sermet-Enes keinen Führerschein. Zu den Spielen der Mädchen kommen die Eltern dennoch gerne mit. So es die Zeit erlaubt, denn ihr jüngster Spross macht ebenfalls in Sachen Fußball.

Der neun Jahre alte Selim spielt für die F-Jugend des TSV Saalhausen. Auch bei ihm aber sind bereits erste Tendenzen für eine späterer Karriere an der Pfeife zu erkennen. „Er interessiert sich schon sehr für uns“, sagt Serpil. „Er will immer die Pfeife haben und lässt sich alles ganz genau erklären.“ Gut möglich also, dass er irgendwann das Trio der pfeifenden Abduls zum Quartett erweitert.