Schiedsrichter des Jahres Aytekin: "Absolute Teamauszeichnung"

Deniz Aytekin ist der Schiedsrichter des Jahres 2019. Im DFB.de-Interview spricht der 40 Jahre alte FIFA-Referee mit Redakteur Arthur Ril über das Erfolgsrezept seines Teams, die Stimmung im Sommer-Trainingslager in Grassau und einen DJ-Auftritt am Abschlussabend.

DFB.de: Herr Aytekin, vor ein paar Tagen wurde Ihnen mitgeteilt, dass Sie zum Schiedsrichter des Jahres 2019 gewählt worden sind. Nachdem Sie nun ein paar Nächte darüber schlafen konnten: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an diese Auszeichnung denken?

Deniz Aytekin: Es ist etwas ganz Außergewöhnliches und erfüllt mich mit sehr viel Stolz, dass ich vom DFB-Schiedsrichterausschuss so eingestuft wurde und die Arbeit der letzten Jahre so positiv von fachlicher Seite bewertet wird. Es ist nach wie vor eine sehr freudige Nachricht für mich.

DFB.de: Sie sind seit 15 Jahren DFB-Schiedsrichter. Was hat Ihre vergangene Saison besonders ausgezeichnet?

Aytekin: Ich würde die Auszeichnung nicht nur an den Leistungen der vergangenen Saison festmachen. Als Team haben wir in den letzten Jahren konstante Leistungen gebracht und uns dabei auf einem sehr ordentlichen sowie hohen Niveau bewegt. Es ist also auch eine Auszeichnung für meine beiden langjährigen Assistenten Eduard Beitinger und Christian Dietz. Günter Perl hat ebenfalls einen großen Anteil daran, er hat unser Team in der vergangenen Spielzeit oft als Video-Assistent unterstützt.

DFB.de: Verraten Sie uns das Erfolgsrezept Ihres Teams?

Aytekin: Harmonie, Lockerheit und Fokussierung. Das Zusammenspiel dieser Komponenten hat uns ermöglicht, dass wir unsere Leistungen entsprechend abrufen konnten.

DFB.de: Sie sprechen von einem Teampreis. Wieso ist Ihnen diese Wertschätzung so wichtig?

Aytekin: Dieser Gedanke ist mir ganz, ganz wichtig. Wir Schiedsrichter sind auch nur Menschen und unterliegen ganz normalen Sorgen und Nöten. Wenn man den Teamgeist nicht nur auf den Fußball und die Schiedsrichterei reduzieren, sondern sich auch über Themen außerhalb des Sports austauschen kann, empfinde ich das als unheimliche Unterstützung. Dieses Gefühl durfte ich innerhalb meines Teams in den letzten Jahren erleben. Es ist großartig, welche Empathie und welches Einfühlungsvermögen Eduard Beitinger und Christian Dietz haben. Diesen Beitrag kann ich gar nicht in Worte fassen. Für mich ist es eine absolute Teamauszeichnung. Oder um es mit den Worten von Aristoteles zu sagen: 'Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.'

DFB.de: Das klingt sehr vertraut. Wie wirkt sich dieses Zusammenspiel auf Ihre Spielleitung und persönliche Leistung aus?

Aytekin: Wenn ich auf dem Spielfeld stehe, versuche ich gewissermaßen eine innere Stabilität zu schaffen. Diese Stabilität ist noch stärker, wenn die Jungs da sind, die mich seit Jahren begleiten. Ich weiß, wie sie ticken und andersherum ist es genauso. Wenn es mir nicht gut geht oder ich auf dem Platz nicht richtig da bin, wissen Christian und Eduard, dass sie mich in bestimmten Situationen pushen müssen, damit wir gemeinsam die bestmögliche Leistung rausholen können.

DFB.de: Wird die Auszeichnung zum Schiedsrichter des Jahres für Sie etwas verändern?

Aytekin: Wir Schiedsrichter werden meist an den letzten Spielen gemessen. Es gibt in Deutschland wirklich wahnsinnig gute Schiedsrichter, wir haben tolle Persönlichkeiten. Deshalb ist es für mich etwas ganz Besonderes, dass mir diese Ehre nun zuteil wird. Natürlich freue ich mich, aber es geht Mitte August wieder bei Null los. Für mich ändert sich also nichts.

DFB.de: Kann man sich als Schiedsrichter des Jahres eigentlich noch verbessern?

Aytekin: Es gibt kein Spiel, nach dem ich denke, dass alles perfekt gelaufen ist. Die perfekte Spielleitung hatte ich noch nie. Es gibt immer Situationen, Nuancen, Kleinigkeiten, die in einem Spiel vielleicht keinerlei Auswirkungen haben, aber sich in einer nächsten Partie massiv auswirken können. Mein Ziel ist es dranzubleiben, denn auch ich werde nicht jünger. Im athletischen Bereich arbeite ich hart an mir und bin motiviert.

DFB.de: Seit Montag befinden sich die Elite-Schiedsrichter des DFB im Trainingslager am Chiemsee. Wie empfinden Sie die Stimmung dort?

Aytekin: Es macht mir Spaß, mit den Schiedsrichtern hier in Grassau im Trainingslager zu sein. Ich freue mich, ein Teil des Ganzen sein zu dürfen. Wir haben tolle Charaktere, die die ganze Gruppe bereichern. Diese Tatsache erfüllt mich mit Freude. Und so lange ich diese Freude empfinde, werde ich immer die Motivation haben, auf dem Platz mein Bestes zu geben.

DFB.de: Kürzlich hat ein DJ-Auftritt von Ihnen für mediales Aufsehen und positive Schlagzeilen gesorgt, auf Ihrem Instagram-Profil @de_aytekin gibt es Fotos von diesem Auftritt. Welchen Hit favorisiert der Schiedsrichter des Jahres?

Aytekin: Jeder hat seine Hobbies und der Auftritt war eine spontane Aktion. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber es war nichts, was größerer Aufmerksamkeit bedarf. Mein persönlicher Hit ist "Te Quiero" von Paul Kalkbrenner, der den Song sensationell geremixed hat. Auch deshalb ist er seit Jahren zu Recht auf den ganz großen Veranstaltungen am Start.

DFB.de: Den Abschluss des Trainingslagers bildet ein festlicher Abend am Freitag, bei dem Sie gemeinsam mit Marina Wozniak, der Schiedsrichterin des Jahres, geehrt werden. Dürfen sich Ihre Schiedsrichter-Kollegen auf eine musikalische Kostprobe freuen?

Aytekin: Das ist ausgeschlossen, denn dafür bräuchte ich ein professionelles Equipment. (lacht) Mein Equipment hat nicht in die Reisetasche gepasst und steht zu Hause. Wenn ich auflege, dann mache ich es richtig.

[ar]

Deniz Aytekin ist der Schiedsrichter des Jahres 2019. Im DFB.de-Interview spricht der 40 Jahre alte FIFA-Referee mit Redakteur Arthur Ril über das Erfolgsrezept seines Teams, die Stimmung im Sommer-Trainingslager in Grassau und einen DJ-Auftritt am Abschlussabend.

DFB.de: Herr Aytekin, vor ein paar Tagen wurde Ihnen mitgeteilt, dass Sie zum Schiedsrichter des Jahres 2019 gewählt worden sind. Nachdem Sie nun ein paar Nächte darüber schlafen konnten: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an diese Auszeichnung denken?

Deniz Aytekin: Es ist etwas ganz Außergewöhnliches und erfüllt mich mit sehr viel Stolz, dass ich vom DFB-Schiedsrichterausschuss so eingestuft wurde und die Arbeit der letzten Jahre so positiv von fachlicher Seite bewertet wird. Es ist nach wie vor eine sehr freudige Nachricht für mich.

DFB.de: Sie sind seit 15 Jahren DFB-Schiedsrichter. Was hat Ihre vergangene Saison besonders ausgezeichnet?

Aytekin: Ich würde die Auszeichnung nicht nur an den Leistungen der vergangenen Saison festmachen. Als Team haben wir in den letzten Jahren konstante Leistungen gebracht und uns dabei auf einem sehr ordentlichen sowie hohen Niveau bewegt. Es ist also auch eine Auszeichnung für meine beiden langjährigen Assistenten Eduard Beitinger und Christian Dietz. Günter Perl hat ebenfalls einen großen Anteil daran, er hat unser Team in der vergangenen Spielzeit oft als Video-Assistent unterstützt.

DFB.de: Verraten Sie uns das Erfolgsrezept Ihres Teams?

Aytekin: Harmonie, Lockerheit und Fokussierung. Das Zusammenspiel dieser Komponenten hat uns ermöglicht, dass wir unsere Leistungen entsprechend abrufen konnten.

DFB.de: Sie sprechen von einem Teampreis. Wieso ist Ihnen diese Wertschätzung so wichtig?

Aytekin: Dieser Gedanke ist mir ganz, ganz wichtig. Wir Schiedsrichter sind auch nur Menschen und unterliegen ganz normalen Sorgen und Nöten. Wenn man den Teamgeist nicht nur auf den Fußball und die Schiedsrichterei reduzieren, sondern sich auch über Themen außerhalb des Sports austauschen kann, empfinde ich das als unheimliche Unterstützung. Dieses Gefühl durfte ich innerhalb meines Teams in den letzten Jahren erleben. Es ist großartig, welche Empathie und welches Einfühlungsvermögen Eduard Beitinger und Christian Dietz haben. Diesen Beitrag kann ich gar nicht in Worte fassen. Für mich ist es eine absolute Teamauszeichnung. Oder um es mit den Worten von Aristoteles zu sagen: 'Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.'

DFB.de: Das klingt sehr vertraut. Wie wirkt sich dieses Zusammenspiel auf Ihre Spielleitung und persönliche Leistung aus?

Aytekin: Wenn ich auf dem Spielfeld stehe, versuche ich gewissermaßen eine innere Stabilität zu schaffen. Diese Stabilität ist noch stärker, wenn die Jungs da sind, die mich seit Jahren begleiten. Ich weiß, wie sie ticken und andersherum ist es genauso. Wenn es mir nicht gut geht oder ich auf dem Platz nicht richtig da bin, wissen Christian und Eduard, dass sie mich in bestimmten Situationen pushen müssen, damit wir gemeinsam die bestmögliche Leistung rausholen können.

DFB.de: Wird die Auszeichnung zum Schiedsrichter des Jahres für Sie etwas verändern?

Aytekin: Wir Schiedsrichter werden meist an den letzten Spielen gemessen. Es gibt in Deutschland wirklich wahnsinnig gute Schiedsrichter, wir haben tolle Persönlichkeiten. Deshalb ist es für mich etwas ganz Besonderes, dass mir diese Ehre nun zuteil wird. Natürlich freue ich mich, aber es geht Mitte August wieder bei Null los. Für mich ändert sich also nichts.

DFB.de: Kann man sich als Schiedsrichter des Jahres eigentlich noch verbessern?

Aytekin: Es gibt kein Spiel, nach dem ich denke, dass alles perfekt gelaufen ist. Die perfekte Spielleitung hatte ich noch nie. Es gibt immer Situationen, Nuancen, Kleinigkeiten, die in einem Spiel vielleicht keinerlei Auswirkungen haben, aber sich in einer nächsten Partie massiv auswirken können. Mein Ziel ist es dranzubleiben, denn auch ich werde nicht jünger. Im athletischen Bereich arbeite ich hart an mir und bin motiviert.

DFB.de: Seit Montag befinden sich die Elite-Schiedsrichter des DFB im Trainingslager am Chiemsee. Wie empfinden Sie die Stimmung dort?

Aytekin: Es macht mir Spaß, mit den Schiedsrichtern hier in Grassau im Trainingslager zu sein. Ich freue mich, ein Teil des Ganzen sein zu dürfen. Wir haben tolle Charaktere, die die ganze Gruppe bereichern. Diese Tatsache erfüllt mich mit Freude. Und so lange ich diese Freude empfinde, werde ich immer die Motivation haben, auf dem Platz mein Bestes zu geben.

DFB.de: Kürzlich hat ein DJ-Auftritt von Ihnen für mediales Aufsehen und positive Schlagzeilen gesorgt, auf Ihrem Instagram-Profil @de_aytekin gibt es Fotos von diesem Auftritt. Welchen Hit favorisiert der Schiedsrichter des Jahres?

Aytekin: Jeder hat seine Hobbies und der Auftritt war eine spontane Aktion. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber es war nichts, was größerer Aufmerksamkeit bedarf. Mein persönlicher Hit ist "Te Quiero" von Paul Kalkbrenner, der den Song sensationell geremixed hat. Auch deshalb ist er seit Jahren zu Recht auf den ganz großen Veranstaltungen am Start.

DFB.de: Den Abschluss des Trainingslagers bildet ein festlicher Abend am Freitag, bei dem Sie gemeinsam mit Marina Wozniak, der Schiedsrichterin des Jahres, geehrt werden. Dürfen sich Ihre Schiedsrichter-Kollegen auf eine musikalische Kostprobe freuen?

Aytekin: Das ist ausgeschlossen, denn dafür bräuchte ich ein professionelles Equipment. (lacht) Mein Equipment hat nicht in die Reisetasche gepasst und steht zu Hause. Wenn ich auflege, dann mache ich es richtig.

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