SC Sand: "Mission Impossible" für Fischinger

Der SC Sand steht mit zwei Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Der Klassenverbleib scheint unter diesen Voraussetzungen eine "Mission Impossible" zu sein. Wie will Trainer Alexander Fischinger dennoch das Unmögliche möglich machen?

Kurz vor Weihnachten hat Alexander Fischinger einen Satz ausgesprochen, der verdammt viel über ihn aussagt. Aber auch über den SC Sand, bei dem der 57-Jährige seit ein paar Wochen (wieder) in der Verantwortung steht. Fischinger hat gesagt, dass er immer nur zu Vereinen gerufen werde, "die eigentlich am Arsch sind".

"Der Weg wird verdammt hart und lang"

Er hat das natürlich bewusst überspitzt formuliert, um auf die Situation des SC Sand in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufmerksam zu machen. Aber was Fischinger direkt im Satz danach erklärt hat, ist mindestens genauso wichtig: "Wenn irgendjemand den Abstieg jetzt noch vermeiden kann, dann diese Mannschaft gemeinsam mit mir und meinem Trainerteam. Wir müssen von nun an alles reinschmeißen und zusammen für unser großes Ziel kämpfen. Dann können wir es schaffen. Aber der Weg dorthin wird verdammt hart und lang."

Die Ausgangslage vor der zweiten Saisonhälfte, die im Februar zu allem Überfluss auch noch mit Duellen gegen die Topteams aus Wolfsburg und München startet, ist denkbar ungünstig. Der SC Sand hat nach zwölf Begegnungen zwei Punkte geholt, bei einem Torverhältnis von 3:23 – schlechter steht nur noch Aufsteiger Carl Zeiss Jena da. "Wir müssen fünf der zehn noch ausstehenden Spiele gewinnen", sagt Fischinger. "Wenn uns das gelingt, hätten wir 17 Zähler. Das sollte reichen, um den Klassenverbleib zu schaffen. Wenn diese Punktezahl nicht ausreicht, gehen wir mit Würde runter."

Soweit ist es allerdings noch nicht. Alle Hoffnungen der Fans konzentrieren sich auf die Person des Trainers. Kann Alexander Fischinger erneut zum Retter werden? In der vergangenen Saison hat er es geschafft. Da kam er vier Spieltage vor Schluss, holte mit der Mannschaft zehn von zwölf möglichen Punkten und schaffte so das scheinbar Unmögliche.

"Es ist ein Marathon"

"Man kann die beiden Situationen nicht miteinander vergleichen", sagt Fischinger. "Damals hatten wir nur sechs Wochen und mussten in kürzester Zeit die Mannschaft zu Höchstleistungen pushen. Jetzt haben wir zwar mehr Zeit. Dafür ist die Ausgangslage viel schwieriger, weil unser Rückstand auf das rettende Ufer deutlich größer ist. Im Frühjahr war es ein Sprint, jetzt ist es ein Marathon."

Im vergangenen Sommer, nachdem Fischinger die Mission Klassenverbleib sensationell zu einem erfolgreichen Abschluss geführt hatte, musste er schweren Herzens die Entscheidung treffen, den Verein wieder zu verlassen. Seine Fußballschule "Alitom", die er gemeinsam mit Partnern in Freiburg betreibt, brauchte seine Anwesenheit: "Ich hatte keine Wahl. Ich konnte beim SC Sand in dieser Situation nicht weitermachen. Die Fußballschule ist mein Job, ich wurde dort gebraucht."

Die Verantwortlichen holten Matthias Frieböse als neuen Coach. Aber unter dem 37-Jährige klappte plötzlich all das nicht mehr, was vorher funktionierte. "Ich kann meinem Vorgänger überhaupt keinen Vorwurf machen", sagt Fischinger. "Er hatte es extrem schwer, weil ich große Fußabdrücke hinterlassen habe. Erschwerend kam für ihn hinzu, dass es Streitigkeiten innerhalb der Mannschaft gab. Der SC Sand allerdings kann nur in der Bundesliga bestehen, wenn alle an einem Strang ziehen. Hier haben wir als erstes angepackt."

"Die Hoffnung ist wieder da"

Jetzt scheint es tatsächlich ganz dezent aufwärts zu gehen. Aber ist es nicht schon zu spät? Die letzten Auftritte vor Weihnachten machen etwas Hoffnung. Zuerst gab es ein 1:1 gegen den Tabellendritten TSG Hoffenheim, am vierten Advent dann ein 0:2 gegen die stark auftretende Frankfurter Eintracht. "Die Hoffnung ist wieder da", sagt auch Sands Kapitänin Michaela Brandenburg. "Auch wenn der Abstand auf Platz zehn mit neun Punkten weiterhin sehr groß ist, glauben wir wieder an unsere Chance."

Die 24-Jährige ist seit 2019 beim SC Sand. Vorher hat sie für den VfL Wolfsburg und Holstein Kiel gespielt. Auch für verschiedene Nachwuchs-Nationalmannschaft des DFB war die Abwehrspielerin im Einsatz. "Ab jetzt ist jede Begegnung für uns ein Endspiel", sagt Brandenburg. "Jede einzelne muss persönliche Befindlichkeiten hintenanstellen. Wir stehen gemeinsam in der Verantwortung, den SC Sand in der Bundesliga zu halten."

Wie es klappen kann, hat Fischinger in der Saison 2007/2008 als Trainer des SC Freiburg gezeigt. Zur Winterpause hatte die Mannschaft zwei Punkte auf dem Konto, ein Torverhältnis von -28 und lag ziemlich abgeschlagen auf dem letzten Platz. Dann kam Fischinger und läutete eine fast beispiellose Aufholjagd ein. Am Saisonende hatten die Freiburgerinnen 21 Zähler geholt und belegten Rang acht. Der Klassenverbleib war schon so früh perfekt, dass selbst drei klare Pleiten in den letzten drei Begegnungen letztlich egal waren.

"Ich brenne dafür, dass wir das schaffen"

Kann er etwas Ähnliches nun in Sand wiederholen? Wenn man Fischinger sprechen hört, kann es nur eine Antwort auf diese Frage geben: Ja, das kann er. "Ich brenne dafür, dass wir das schaffen. Ich lebe diesen Optimismus vor", sagt er. "Ab sofort nehmen wir auf unserer Mission nur noch die Spielerinnen mit, die auch dieser Überzeugung sind. Ich freue mich auf die Herausforderung, die vor uns liegt. Einfach kann jeder, das hier wird allerdings verdammt schwer. Aber wir greifen an."

Der SC Sand ist noch lange nicht "am Arsch", wie Fischinger eingangs provokant formuliert hat. Er will in der zweiten Saisonhälfte die FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufmischen und alle vom Gegenteil überzeugen.

[sw]

Der SC Sand steht mit zwei Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Der Klassenverbleib scheint unter diesen Voraussetzungen eine "Mission Impossible" zu sein. Wie will Trainer Alexander Fischinger dennoch das Unmögliche möglich machen?

Kurz vor Weihnachten hat Alexander Fischinger einen Satz ausgesprochen, der verdammt viel über ihn aussagt. Aber auch über den SC Sand, bei dem der 57-Jährige seit ein paar Wochen (wieder) in der Verantwortung steht. Fischinger hat gesagt, dass er immer nur zu Vereinen gerufen werde, "die eigentlich am Arsch sind".

"Der Weg wird verdammt hart und lang"

Er hat das natürlich bewusst überspitzt formuliert, um auf die Situation des SC Sand in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufmerksam zu machen. Aber was Fischinger direkt im Satz danach erklärt hat, ist mindestens genauso wichtig: "Wenn irgendjemand den Abstieg jetzt noch vermeiden kann, dann diese Mannschaft gemeinsam mit mir und meinem Trainerteam. Wir müssen von nun an alles reinschmeißen und zusammen für unser großes Ziel kämpfen. Dann können wir es schaffen. Aber der Weg dorthin wird verdammt hart und lang."

Die Ausgangslage vor der zweiten Saisonhälfte, die im Februar zu allem Überfluss auch noch mit Duellen gegen die Topteams aus Wolfsburg und München startet, ist denkbar ungünstig. Der SC Sand hat nach zwölf Begegnungen zwei Punkte geholt, bei einem Torverhältnis von 3:23 – schlechter steht nur noch Aufsteiger Carl Zeiss Jena da. "Wir müssen fünf der zehn noch ausstehenden Spiele gewinnen", sagt Fischinger. "Wenn uns das gelingt, hätten wir 17 Zähler. Das sollte reichen, um den Klassenverbleib zu schaffen. Wenn diese Punktezahl nicht ausreicht, gehen wir mit Würde runter."

Soweit ist es allerdings noch nicht. Alle Hoffnungen der Fans konzentrieren sich auf die Person des Trainers. Kann Alexander Fischinger erneut zum Retter werden? In der vergangenen Saison hat er es geschafft. Da kam er vier Spieltage vor Schluss, holte mit der Mannschaft zehn von zwölf möglichen Punkten und schaffte so das scheinbar Unmögliche.

"Es ist ein Marathon"

"Man kann die beiden Situationen nicht miteinander vergleichen", sagt Fischinger. "Damals hatten wir nur sechs Wochen und mussten in kürzester Zeit die Mannschaft zu Höchstleistungen pushen. Jetzt haben wir zwar mehr Zeit. Dafür ist die Ausgangslage viel schwieriger, weil unser Rückstand auf das rettende Ufer deutlich größer ist. Im Frühjahr war es ein Sprint, jetzt ist es ein Marathon."

Im vergangenen Sommer, nachdem Fischinger die Mission Klassenverbleib sensationell zu einem erfolgreichen Abschluss geführt hatte, musste er schweren Herzens die Entscheidung treffen, den Verein wieder zu verlassen. Seine Fußballschule "Alitom", die er gemeinsam mit Partnern in Freiburg betreibt, brauchte seine Anwesenheit: "Ich hatte keine Wahl. Ich konnte beim SC Sand in dieser Situation nicht weitermachen. Die Fußballschule ist mein Job, ich wurde dort gebraucht."

Die Verantwortlichen holten Matthias Frieböse als neuen Coach. Aber unter dem 37-Jährige klappte plötzlich all das nicht mehr, was vorher funktionierte. "Ich kann meinem Vorgänger überhaupt keinen Vorwurf machen", sagt Fischinger. "Er hatte es extrem schwer, weil ich große Fußabdrücke hinterlassen habe. Erschwerend kam für ihn hinzu, dass es Streitigkeiten innerhalb der Mannschaft gab. Der SC Sand allerdings kann nur in der Bundesliga bestehen, wenn alle an einem Strang ziehen. Hier haben wir als erstes angepackt."

"Die Hoffnung ist wieder da"

Jetzt scheint es tatsächlich ganz dezent aufwärts zu gehen. Aber ist es nicht schon zu spät? Die letzten Auftritte vor Weihnachten machen etwas Hoffnung. Zuerst gab es ein 1:1 gegen den Tabellendritten TSG Hoffenheim, am vierten Advent dann ein 0:2 gegen die stark auftretende Frankfurter Eintracht. "Die Hoffnung ist wieder da", sagt auch Sands Kapitänin Michaela Brandenburg. "Auch wenn der Abstand auf Platz zehn mit neun Punkten weiterhin sehr groß ist, glauben wir wieder an unsere Chance."

Die 24-Jährige ist seit 2019 beim SC Sand. Vorher hat sie für den VfL Wolfsburg und Holstein Kiel gespielt. Auch für verschiedene Nachwuchs-Nationalmannschaft des DFB war die Abwehrspielerin im Einsatz. "Ab jetzt ist jede Begegnung für uns ein Endspiel", sagt Brandenburg. "Jede einzelne muss persönliche Befindlichkeiten hintenanstellen. Wir stehen gemeinsam in der Verantwortung, den SC Sand in der Bundesliga zu halten."

Wie es klappen kann, hat Fischinger in der Saison 2007/2008 als Trainer des SC Freiburg gezeigt. Zur Winterpause hatte die Mannschaft zwei Punkte auf dem Konto, ein Torverhältnis von -28 und lag ziemlich abgeschlagen auf dem letzten Platz. Dann kam Fischinger und läutete eine fast beispiellose Aufholjagd ein. Am Saisonende hatten die Freiburgerinnen 21 Zähler geholt und belegten Rang acht. Der Klassenverbleib war schon so früh perfekt, dass selbst drei klare Pleiten in den letzten drei Begegnungen letztlich egal waren.

"Ich brenne dafür, dass wir das schaffen"

Kann er etwas Ähnliches nun in Sand wiederholen? Wenn man Fischinger sprechen hört, kann es nur eine Antwort auf diese Frage geben: Ja, das kann er. "Ich brenne dafür, dass wir das schaffen. Ich lebe diesen Optimismus vor", sagt er. "Ab sofort nehmen wir auf unserer Mission nur noch die Spielerinnen mit, die auch dieser Überzeugung sind. Ich freue mich auf die Herausforderung, die vor uns liegt. Einfach kann jeder, das hier wird allerdings verdammt schwer. Aber wir greifen an."

Der SC Sand ist noch lange nicht "am Arsch", wie Fischinger eingangs provokant formuliert hat. Er will in der zweiten Saisonhälfte die FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufmischen und alle vom Gegenteil überzeugen.

###more###