Saskia Bartusiak: Der stille Star

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind mehr als 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de prägende Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Saskia Bartusiak, die mit der Frauen-Nationalmannschaft in 101 Länderspielen alles gewonnen hat.

Deutsche Meisterin, DFB-Pokal- und Champions-League-Siegerin, Welt- und Europameisterin, Olympiagold in Rio 2016: Saskia Bartusiak gewann in ihrer Profikarriere an nationalen und internationalen Titeln alles, was man im Fußball gewinnen kann. Mit 101 Länderspielen gehört sie zu den prägendsten Figuren im deutschen Frauenfußball. "Es ist etwas sehr Besonderes, die Marke von 100 Länderspielen zu knacken, darüber macht man sich zu Beginn der Karriere keine Gedanken", erinnert sie sich an einen Meilenstein. Bartusiak hat es geschafft, aber der Weg zu ihrem Ziel war kein Selbstläufer.

"Jungs aus der Nachbarschaft haben mich zum Kicken abgeholt"

Mit fünf Jahren schnürte die Frankfurterin zum ersten Mal die Fußballschuhe. "Die Jungs aus der Nachbarschaft haben mich zum Kicken abgeholt, und dann ging es auf den Bolzplatz." Relativ schnell wurde das Talent entdeckt und der Schritt zu ihrem ersten Verein, dem FV 09 Eschersheim, war gemacht. Frankfurt bedeutete für Bartusiak den Startschuss zu einer Weltklassekarriere und sollte immer ihre Heimat bleiben - sportlich und persönlich.

Mit 13 Jahren wechselte sie in die Mädchenmannschaft zum FSV Frankfurt. Damals zählte der Verein mit Spielerinnen wie Steffi Jones und Birgit Prinz zu den Topadressen im Frauenfußball. "Ich war auf das Training in der Mädchenmannschaft eingestellt, aber Birgit Prinz hat mich damals einfach angesprochen und mit in die Kabine zur ersten Mannschaft genommen. Sie war ja selbst noch total jung, aber schon Nationalspielerin. Das war dann mein erstes Training bei den Frauen." Beim FSV feierte Bartusiak ihr Bundesligadebüt, ehe sie 2005 zum 1. FFC Frankfurt wechselte. Nur zwei Jahre später erlebte sie ein goldenes Jahr: Deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin, Debüt für die Nationalmannschaft und der krönende Abschluss bildete der Weltmeistertitel.

Abschied mit Olympia-Gold in Rio

Das nächste Highlight folgte bei der Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land. Das Interesse und die mediale Aufmerksamkeit waren enorm. Eine Situation, die in solchem Ausmaß neu für die Mannschaft war. "Es hat alles gesprengt, was wir zuvor erlebt haben. Wir wussten nicht, was uns erwartet. Überall waren Journalisten, Fotografen, die Titelseiten waren voll von uns. Wir hatten eine riesige Aufmerksamkeit."

Die Hoffnungen waren groß, die Enttäuschung größer, als die DFB-Auswahl gegen den späteren Weltmeister Japan im Viertelfinale ausschied. "Im ersten Moment waren wir wahnsinnig enttäuscht. Aber wir haben als Team aus den Niederlagen wichtige Rückschlüsse gezogen", erzählt Bartusiak. Trotz der sportlichen Niederlage blickt sie gerne auf die Zeit zurück: "Es war ein tolles Erlebnis. Das Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion, die Begeisterung der Fans in ausverkauften Stadien bei den anderen Spielen - das will ich nicht missen."

Zwei Jahre später folgte der nächste Titel. Bei der EM in Schweden holte eine junge Mannschaft, angeführt von wenigen Routiniers wie Saskia Bartusiak, den insgesamt achten EM-Titel für die DFB-Auswahl. 2016 dann ein ganz besonderer Triumph: Ihre beeindruckende Karriere krönte die damals 33-Jährige mit der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Rio. Nach 101 Länderspielen und zahlreichen Trophäen hieß es für die Nationalspielerin, im legendären Maracana-Stadion Abschied nehmen. Ihr letztes Spiel.

"Ich hoffe, dass Wertschätzung für Frauenfußball weiter zunimmt"

Ein standesgemäßes Karriereende für eine der erfolgreichsten, aber wohl auch meistunterschätzten Spielerinnen weltweit. Denn ein Lautsprecher war die intelligente, nachdenkliche Frankfurterin nie. Und dennoch hatte ihr Wort, ihre Meinung viel Gewicht: am Ende ihrer Laufbahn auch als Spielführerin der Nationalmannschaft unter Bundestrainerin Silvia Neid.

Saskia Bartusiak steht zwar nicht mehr als aktive Spielerin auf dem Platz, dem Fußball treu geblieben ist sie aber. Heute arbeitet sie in der Scouting- und Analyseabteilung des DFB und ist so weiterhin eng mit ihrem Sport verbunden. "Wir haben super viele junge talentierte Spielerinnen", sagt sie. "Ich hoffe, dass sich der Frauenfußball weiter in der Gesellschaft etabliert und die Wertschätzung noch weiter zunimmt."

[jp]

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind mehr als 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de prägende Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Saskia Bartusiak, die mit der Frauen-Nationalmannschaft in 101 Länderspielen alles gewonnen hat.

Deutsche Meisterin, DFB-Pokal- und Champions-League-Siegerin, Welt- und Europameisterin, Olympiagold in Rio 2016: Saskia Bartusiak gewann in ihrer Profikarriere an nationalen und internationalen Titeln alles, was man im Fußball gewinnen kann. Mit 101 Länderspielen gehört sie zu den prägendsten Figuren im deutschen Frauenfußball. "Es ist etwas sehr Besonderes, die Marke von 100 Länderspielen zu knacken, darüber macht man sich zu Beginn der Karriere keine Gedanken", erinnert sie sich an einen Meilenstein. Bartusiak hat es geschafft, aber der Weg zu ihrem Ziel war kein Selbstläufer.

"Jungs aus der Nachbarschaft haben mich zum Kicken abgeholt"

Mit fünf Jahren schnürte die Frankfurterin zum ersten Mal die Fußballschuhe. "Die Jungs aus der Nachbarschaft haben mich zum Kicken abgeholt, und dann ging es auf den Bolzplatz." Relativ schnell wurde das Talent entdeckt und der Schritt zu ihrem ersten Verein, dem FV 09 Eschersheim, war gemacht. Frankfurt bedeutete für Bartusiak den Startschuss zu einer Weltklassekarriere und sollte immer ihre Heimat bleiben - sportlich und persönlich.

Mit 13 Jahren wechselte sie in die Mädchenmannschaft zum FSV Frankfurt. Damals zählte der Verein mit Spielerinnen wie Steffi Jones und Birgit Prinz zu den Topadressen im Frauenfußball. "Ich war auf das Training in der Mädchenmannschaft eingestellt, aber Birgit Prinz hat mich damals einfach angesprochen und mit in die Kabine zur ersten Mannschaft genommen. Sie war ja selbst noch total jung, aber schon Nationalspielerin. Das war dann mein erstes Training bei den Frauen." Beim FSV feierte Bartusiak ihr Bundesligadebüt, ehe sie 2005 zum 1. FFC Frankfurt wechselte. Nur zwei Jahre später erlebte sie ein goldenes Jahr: Deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin, Debüt für die Nationalmannschaft und der krönende Abschluss bildete der Weltmeistertitel.

Abschied mit Olympia-Gold in Rio

Das nächste Highlight folgte bei der Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land. Das Interesse und die mediale Aufmerksamkeit waren enorm. Eine Situation, die in solchem Ausmaß neu für die Mannschaft war. "Es hat alles gesprengt, was wir zuvor erlebt haben. Wir wussten nicht, was uns erwartet. Überall waren Journalisten, Fotografen, die Titelseiten waren voll von uns. Wir hatten eine riesige Aufmerksamkeit."

Die Hoffnungen waren groß, die Enttäuschung größer, als die DFB-Auswahl gegen den späteren Weltmeister Japan im Viertelfinale ausschied. "Im ersten Moment waren wir wahnsinnig enttäuscht. Aber wir haben als Team aus den Niederlagen wichtige Rückschlüsse gezogen", erzählt Bartusiak. Trotz der sportlichen Niederlage blickt sie gerne auf die Zeit zurück: "Es war ein tolles Erlebnis. Das Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion, die Begeisterung der Fans in ausverkauften Stadien bei den anderen Spielen - das will ich nicht missen."

Zwei Jahre später folgte der nächste Titel. Bei der EM in Schweden holte eine junge Mannschaft, angeführt von wenigen Routiniers wie Saskia Bartusiak, den insgesamt achten EM-Titel für die DFB-Auswahl. 2016 dann ein ganz besonderer Triumph: Ihre beeindruckende Karriere krönte die damals 33-Jährige mit der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Rio. Nach 101 Länderspielen und zahlreichen Trophäen hieß es für die Nationalspielerin, im legendären Maracana-Stadion Abschied nehmen. Ihr letztes Spiel.

"Ich hoffe, dass Wertschätzung für Frauenfußball weiter zunimmt"

Ein standesgemäßes Karriereende für eine der erfolgreichsten, aber wohl auch meistunterschätzten Spielerinnen weltweit. Denn ein Lautsprecher war die intelligente, nachdenkliche Frankfurterin nie. Und dennoch hatte ihr Wort, ihre Meinung viel Gewicht: am Ende ihrer Laufbahn auch als Spielführerin der Nationalmannschaft unter Bundestrainerin Silvia Neid.

Saskia Bartusiak steht zwar nicht mehr als aktive Spielerin auf dem Platz, dem Fußball treu geblieben ist sie aber. Heute arbeitet sie in der Scouting- und Analyseabteilung des DFB und ist so weiterhin eng mit ihrem Sport verbunden. "Wir haben super viele junge talentierte Spielerinnen", sagt sie. "Ich hoffe, dass sich der Frauenfußball weiter in der Gesellschaft etabliert und die Wertschätzung noch weiter zunimmt."

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