Sascha Lewandowski: "Mit Bayer wieder Vorreiter sein"

Lewandowski: Die tägliche Arbeit mit der Mannschaft, die Kernarbeit des Trainers auf dem absoluten Topniveau. Wenn du Spieler wie Stefan Kießling, Michael Ballack oder Simon Rolfes vor dir hast, musst du schon sehr überzeugend rüberkommen. Als ich gemeinsam mit Sami Hyypiä antrat, galten die Charaktäre in unserer Mannschaft als schwierig, doch in den 14 Monate als Cheftrainer habe ich das genaue Gegenteil erlebt. Es hat großen Spaß gemacht, mit diesen Jungs zusammenzuarbeiten. Und sich Woche für Woche mit den Topkollegen der Zunft zu messen.

DFB.de: Der jetzt alleinverantwortliche Cheftrainer Sami Hyypiä und Sie hatten während Vorsaison eingeräumt, dass die Konstellation mit zwei gleichberechtigten Trainern trotz des großen sportlichen Erfolgs nicht immer ganz einfach war. Wie läuft nun allgemein der Austausch mit ihm?

Lewandowski: Wenn wir uns nicht generell schätzen und respektieren würden, hätte diese schwierige Form der Zusammenarbeit nicht so erfolgreich funktioniert. Für meine neue Rolle ist es ideal, dass ich einen so engen Draht zum Trainerteam der Profimannschaft habe.

DFB.de: Bei der Leverkusener U 17 gibt es mit Thomas Cichon, Markus Anfang und Andrzej Buncol sogar drei Trainer.

Lewandowski: Richtig. Dabei bilden Tom Cichon und Markus Anfang, den wir vor der Saison als ausgebildeten Fußball-Lehrer dazugeholt haben, ein Trainergespann. Andrzej Buncol steht als zusätzlicher Co-Trainer zur Verfügung und kann auch einzelne Spieler fördern, da es bei uns keine U 16-Mannschaft gibt. Ich denke, im Nachwuchsbereich wird diese Konstellation weniger skeptisch gesehen. Der Trend geht ohnehin zu einem starken Trainerteam. Keiner ist auf allen Gebieten ein Experte. Als Trainer lebst du davon, dass Assistenten mögliche Schwächen abdecken.

DFB.de: Sie sind mit der Sportreporterin Anne van Eickels liiert. Dreht sich bei Ihnen eigentlich auch privat alles um Fußball?

Lewandowski: Inzwischen gelingt es mir etwas besser, mich nicht 24 Stunden mit Fußball zu beschäftigen. Während meiner Zeit als Cheftrainer hat mich nicht Anne, sondern meist eine Kollegin oder ein Kollege interviewt. Bei einem unserer Spiele in Dortmund war sie selbst als Reporterin im Einsatz und bekam von BVB-Seite viel Lob für ihre neutrale Sicht. Ich bin mir jedoch sicher, dass wir beide auch ein fachliches Interview hinbekommen hätten.

DFB.de: Auch Sie waren bis 2006 nebenbei als Journalist tätig. Sehen Sie die Spiele deshalb heute noch aus einem anderen Blickwinkel?



Vom Nachwuchs ins Bundesliga-Rampenlicht und wieder zurück: In den vergangenen Monaten ist es etwas stiller geworden um Sascha Lewandowski von Bayer 04 Leverkusen. Der 42-Jährige, bis Juli Cheftrainer des Bundesligisten und auf eigenen Wunsch in den Nachwuchsleistungszentrum zurückgekehrt, arbeitet jetzt - für ihn eher ungewohnt - abseits der Seitenlinie. Als Nachwuchs-Cheftrainer treibt der ehrgeizige Fußball-Lehrer, der den Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie 2011 als Drittbester abgeschlossen hatte, nun die Entwicklung der Bayer-Talentschmiede voran.

Dabei verfügt der in Dortmund geborene und in Bochum lebende Lewandowski bereits über die Erfahrung von über 20 Jahren als Trainer bauen, erreichte mit dem VfL Bochum und Bayer 04 insgesamt dreimal das Finale um die Deutsche A-Juniorenmeisterschaft. Sein größter Erfolg im Männerbereich: Zusammen mit dem jetzigen Cheftrainer Sami Hyypiä führte er "Werksklub" aus dem Mittelfeld in die Champions League und etablierte Bayer innerhalb von 14 Monaten als dritte Kraft hinter Triplesieger FC Bayern München und Borussia Dortmund. Ähnlich erfolgreich läuft es jetzt für die U 19 und U 17-Mannschaften, die in den beiden Junioren-Bundesligen ganz oben mitmischen.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht der eloquente Sascha Lewandowski, der seine Trainerkarriere bereits als 16-Jähriger beim TSC Eintracht Dortmund begonnen hatte, über seine Pläne mit dem Leverkusener Nachwuchs, das Verhältnis zu Sami Hyypiä und eine mögliche Rückkehr in die Bundesliga.

DFB.de: Die A-Juniorem auf Platz eins, die U 17 punktgleich mit Tabellenführer Borussia Dortmund. Ist Bayer 04 Leverkusen im Nachwuchsbereich auf dem Weg zu alten Erfolgen, Herr Lewandowski?

Sascha Lewandowski: Die Tabellen der jeweiligen Ligen sind ja nicht immer das, worauf wir den größten Wert legen. Unser Ziel ist es aber auch, Erfolgstypen mit Siegermentalität auszubilden. Die aktuellen Resultate der beiden Mannschaften sind sehr erfreulich, aber auch eine kleine Überraschung. Immerhin treten wir mit relativ vielen Jungjahrgängen an.

DFB.de: Wie unterscheiden sich die beiden erfolgreichen Jahrgänge?

Lewandowski: Trotz der ersten Saisonniederlage gegen den FC Schalke 04 am vergangenen Wochenende finden sich im Spiel unserer U 17 schon viele Elemente vom Bayer 04-Fußball. Das ist sehr positiv, weil wir mit relativ vielen Jungs spielen, die gerade erst aus der C-Jugend hoch gerückt sind und dieser Sprung bekanntlich schon relativ groß ist. Wenn wir mit Benjamin Henrichs, Andrej Ciganiks und Robin Tim Becker nicht drei sehr talentierte Spieler bereits vorzeitig in die U 19 hochgezogen hätten, wäre diese die U 17 mit hoher Wahrscheinlichkeit Favorit auf den Titel. Das Abschneiden unserer A-Junioren müssen wir etwas relativieren. Die Zwischenbilanz ist gut, aber mit Unentschieden wie beim 1:1 gegen den Bonner SC sowie den drei Niederlagen in der UEFA Youth League auch nicht top. Sollten wir die Belastung durch die Youth League nach der Winterpause nicht mehr haben, erwarten wir dann noch mal einen positiven Effekt in den Ligaspielen.

DFB.de: Stichwort Youth League: Was halten Sie von diesem Wettbewerb, dem der DFB und viele Vereine kritisch gegenüberstehen?

Lewandowski: Auch wir bei Bayer 04 teilen die von vielen Seiten genannten Kritikpunkte, wie die sehr große Zusatzbelastung der Spieler. Ich setze auch ein dickes Fragezeichen dahinter, ob die Youth League ein Pflichtwettbewerb sein sollte. Da wir aber in dieser Saison daran teilnehmen müssen, versuchen wir dennoch, konstruktiv damit umzugehen. In den Partien gegen andere europäische Topmannschaften stoßen wir immerhin mit der Nase auf Defizite, die wir vielleicht in einem Spiel in der Junioren-Bundesliga nicht unbedingt sofort sehen würden.

DFB.de: Sie bekleiden seit Saisonbeginn die neu geschaffene Position des Nachwuchschefcoaches und trainieren damit erstmals seit 20 Jahren keine Mannschaft. Was ist das für ein Gefühl?

Lewandowski: Sehr ungewohnt. Diesen Schritt bin ich aber auch ganz bewusst gegangen. Durch die neue Herangehensweise als Nachwuchs-Cheftrainer lerne ich auch Dinge, die mir vorher als Trainer vielleicht gefehlt haben, wie beispielsweise Geduld. Das wird mir für meine persönliche Entwicklung noch einmal gut tun.

DFB.de: Was muss man sich unter dem Begriff Nachwuchscheftrainer eigentlich vorstellen?

Lewandowski: Die Aufgabengebiete eines Nachwuchscheftrainers legen die Vereine sehr unterschiedlich aus. Durch meine Nähe zur Profiabteilung bin ich beispielsweise auch der direkte Ansprechpartner für die Spieler an der Schnittstelle zwischen Nachwuchs- und Profimannschaft.

DFB.de: Das Bayer-Nachwuchsleistungszentrum wurde bei der Zertifizierung durch DFB und DFL mit der höchsten Bewertung von „drei Sternen“ ausgezeichnet. An welchen Stellen gibt es trotzdem noch Optimierungsbedarf?

Lewandowski: Wir versuchen, an vielen Stellen die Entwicklung voranzutreiben, und hinterfragen uns auch entsprechend. Aktuell liegt klar auf der Hand, dass wir unsere Infrastruktur verändern müssen. Mit dem im Jahr 2000 erbauten Nachwuchsleistungszentrum Kurtekotten waren wir einmal Vorreiter. Doch seit Jahren investiert jeder Bundesligist viel in den Nachwuchs. Während andere Klubs aufholen und immer wieder nachbessern, merken wir jetzt, dass wir an unsere Grenzen stoßen. Unser Anspruch ist es, wieder diese Vorreiterrolle einzunehmen und auch europaweit konkurrenzfähig zu sein. Dieser Prozess lässt kein Zurücklehnen zu.

DFB.de: Vom Trainerteam der Profis kehrten Sie auf eigenen Wunsch in die Jugendabteilung zurück. Was vermissen Sie an der großen Bundesliga-Bühne?

Lewandowski: Die tägliche Arbeit mit der Mannschaft, die Kernarbeit des Trainers auf dem absoluten Topniveau. Wenn du Spieler wie Stefan Kießling, Michael Ballack oder Simon Rolfes vor dir hast, musst du schon sehr überzeugend rüberkommen. Als ich gemeinsam mit Sami Hyypiä antrat, galten die Charaktäre in unserer Mannschaft als schwierig, doch in den 14 Monate als Cheftrainer habe ich das genaue Gegenteil erlebt. Es hat großen Spaß gemacht, mit diesen Jungs zusammenzuarbeiten. Und sich Woche für Woche mit den Topkollegen der Zunft zu messen.

DFB.de: Der jetzt alleinverantwortliche Cheftrainer Sami Hyypiä und Sie hatten während Vorsaison eingeräumt, dass die Konstellation mit zwei gleichberechtigten Trainern trotz des großen sportlichen Erfolgs nicht immer ganz einfach war. Wie läuft nun allgemein der Austausch mit ihm?

Lewandowski: Wenn wir uns nicht generell schätzen und respektieren würden, hätte diese schwierige Form der Zusammenarbeit nicht so erfolgreich funktioniert. Für meine neue Rolle ist es ideal, dass ich einen so engen Draht zum Trainerteam der Profimannschaft habe.

DFB.de: Bei der Leverkusener U 17 gibt es mit Thomas Cichon, Markus Anfang und Andrzej Buncol sogar drei Trainer.

Lewandowski: Richtig. Dabei bilden Tom Cichon und Markus Anfang, den wir vor der Saison als ausgebildeten Fußball-Lehrer dazugeholt haben, ein Trainergespann. Andrzej Buncol steht als zusätzlicher Co-Trainer zur Verfügung und kann auch einzelne Spieler fördern, da es bei uns keine U 16-Mannschaft gibt. Ich denke, im Nachwuchsbereich wird diese Konstellation weniger skeptisch gesehen. Der Trend geht ohnehin zu einem starken Trainerteam. Keiner ist auf allen Gebieten ein Experte. Als Trainer lebst du davon, dass Assistenten mögliche Schwächen abdecken.

DFB.de: Sie sind mit der Sportreporterin Anne van Eickels liiert. Dreht sich bei Ihnen eigentlich auch privat alles um Fußball?

Lewandowski: Inzwischen gelingt es mir etwas besser, mich nicht 24 Stunden mit Fußball zu beschäftigen. Während meiner Zeit als Cheftrainer hat mich nicht Anne, sondern meist eine Kollegin oder ein Kollege interviewt. Bei einem unserer Spiele in Dortmund war sie selbst als Reporterin im Einsatz und bekam von BVB-Seite viel Lob für ihre neutrale Sicht. Ich bin mir jedoch sicher, dass wir beide auch ein fachliches Interview hinbekommen hätten.

DFB.de: Auch Sie waren bis 2006 nebenbei als Journalist tätig. Sehen Sie die Spiele deshalb heute noch aus einem anderen Blickwinkel?

Lewandowski: Ich habe damals schon Fußballspiele eher aus Trainersicht beobachtet und bekam deshalb auch einen recht guten Draht zu einigen Trainerkollegen. Es hat meiner Laufbahn aber bestimmt nicht geschadet, die beiden unterschiedlichen Sichtweisen kennen zu lernen.

DFB.de: Sehen wir Sascha Lewandowski noch einmal als Cheftrainer einer Profimannschaft?

Lewandowski: Ich schließe es nicht aus. Es hat mir viel Spaß gemacht, und ich habe gemerkt, dass ich auch in der Bundesliga erfolgreich arbeiten kann. Allerdings bin ich meinen neuen Job bei Bayer nicht angetreten, um gleich nach drei Monaten wieder den Abflug zu machen. Ob mich dann in ein paar Jahren noch Vereine auf dem Zettel haben, wird man sehen.