Sand-Trainer Glass: "Noch längst nicht am Ende angekommen"

DFB.de: Wird es also für reine Frauenfußballvereine wie Sand, Essen, Potsdam oder auch Frankfurt immer schwieriger gegen große Klubs mit einem Männer-Bundesligisten zu bestehen?

Glass: Traditionsvereine wie Potsdam oder Frankfurt werden ihre Rolle als Verfolger verteidigen können. Bei Turbine steht die ganze Region dahinter. Ich mag den Verein sehr. Da wird seit Jahren gut und hart gearbeitet. Sie bringen immer wieder gute Talente hervor und binden sie früh in die erste Mannschaft mit ein. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit bei Turbine. Ich schätze aber auch Siggi Dietrich und die Arbeit seiner Kollegen sehr. Da steckt sehr viel Herzblut drinnen. Das mag ich. Aber es gibt schon deutliche Abstufungen. Wolfsburg hat andere Möglichkeiten als Frankfurt. Frankfurt wiederum hat andere Möglichkeiten als wir. Und trotzdem können wir in jedem Spiel etwas holen. Wir müssen nur daran glauben. Das macht die Allianz Frauen-Bundesliga ja auch so attraktiv.

DFB.de: Auch im DFB-Pokal sind Sie noch dabei. Im vergangenen Jahr war der SC Sand im Endspiel in Köln dabei. Ist eine Wiederholung am 19. Mai möglich?

Glass: Seit dem ersten Tag, seitdem ich hier arbeite, kommt dieses Thema immer wieder hoch. Das war einer der größten Tage in der Vereinsgeschichte. Wir werden alles versuchen, um uns diesen Traum noch einmal zu verwirklichen. Sollte sich Wolfsburg in Cloppenburg durchsetzen, haben wir die schwerste aller möglichen Aufgaben. Sollte es so kommen, werden wir uns auch dieser Herausforderung stellen.

DFB.de: Haben Sie noch Kontakt nach Wolfsburg?

Glass: Ja, sehr viel. Ich telefoniere wöchentlich mit dem Chef-Physio Omar Rüppel und habe noch regelmäßig Kontakt zu alten Trainerkollegen und Spielerinnen. Ich habe sehr gerne in Wolfsburg gearbeitet. Ich habe viele tolle Menschen in dieser Stadt kennengelernt. Sportlich war gerade das letzte Jahr überragend. Deshalb hatte ich auch die erste Anfrage von Sand im Februar abgelehnt. Wir waren auf Tabellenplatz eins und ich wollte nicht mitten in der Saison wechseln. Mir war die Mannschaft nicht nur sportlich, sondern auch menschlich sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte aber mit den Verantwortlichen des SC Sand sehr gute Gespräche und ich habe ihnen gesagt, dass ich es mir zum Sommer gut vorstellen könnte. Nach meiner Zeit in Frankfurt, wollte ich gerne wieder in der Allianz Frauen-Bundesliga tätig sein. Rückblickend war es absolut die richtige Entscheidung.

DFB.de: Interessant an Ihrer Vita ist auch, dass Sie der Neffe von Bruno Labbadia sind. Wie eng ist Ihr Kontakt?

Glass: Wir tauschen uns regelmäßig aus. Er ist immer informiert und auch sehr interessiert, was gerade bei meinen Vereinen passiert. Genauso umgekehrt. Früher habe ich für ihn ab und zu Scoutingaufgaben oder Spielbeobachtungen übernommen. Wir haben eine gute Verbindung.

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Die Pause war kurz. Schon heute (ab 11 Uhr) geht es in der Allianz Frauen-Bundesliga mit zwei Nachholspielen weiter, unter anderem muss der SC Sand beim MSV Duisburg antreten. Seit Anfang der Saison steht in Sand mit Sascha Glass ein neuer Trainer in der Verantwortung. Der 45-Jährige hat die Mannschaft auf den achten Platz nach der Hinrunde geführt.

Im DFB.de-Interview spricht Glass über die Bedeutung des Duells beim Schlusslicht Duisburg, über sein erstes halbes Jahr in Sand und über den Traum vom erneuten Einzug ins DFB-Pokalfinale. Aber Glass verrät auch, wie intensiv der Austausch mit seinen Onkel ist, der ebenfalls als Trainer arbeitet – es geht um Bruno Labbadia.

DFB.de: Herr Glass, wie haben Sie die vergangenen Monate persönlich erlebt?

Sascha Glass: Ich habe mich vom ersten Tag an hier richtig wohl gefühlt. Eingewöhnungszeit habe ich überhaupt nicht gebraucht. Und das ist aus meiner Sicht ein sehr gutes Zeichen. Mannschaft und komplettes Umfeld haben es mir und meiner Co-Trainerin total einfach gemacht. Das Umfeld ist extrem familiär.

DFB.de: Wie groß war für Sie die Umstellung?

Glass: Ich habe vorher in Wolfsburg und davor in Frankfurt gelebt und gearbeitet. Natürlich haben die beiden Vereine ganz andere Voraussetzungen, aber dessen war ich mir ja bewusst. Die Verantwortlichen und Sponsoren sind sehr bemüht und wollen den Verein Jahr für Jahr professioneller aufstellen. Neben der sportlichen Entwicklung, ist das aus meiner Sicht langfristig ein ganz wichtiger Aspekt.

DFB.de: Sind Sie in Sand mehr in die Entwicklung eingebunden als in Frankfurt oder Wolfsburg?

Glass: Ja. Das macht die Aufgabe ja auch reizvoll. In Frankfurt und vor allem in Wolfsburg waren die Bedingungen schon hervorragend, aber auch dort musste noch das eine oder andere erst noch auf den Weg gebracht werden. Gerade im Nachwuchsbereich befanden sich noch beide Vereine in der Entwicklung. Das war auch sehr interessant. Hier in Sand haben wir ganz andere finanzielle Rahmenbedingungen. Ich denke, ich kann hier meine Erfahrung in verschiedensten Bereichen gut einbringen. Wir müssen Schritt für Schritt gehen. Das ist ein spannendes Projekt. Ich freue mich, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann. Wir können da sicher noch etwas aufholen im Vergleich zu den meisten Mitbewerbern in der Allianz Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Und wo stehen Sie sportlich?

Glass: Im Sommer haben wir einige Säulen aus der Mannschaft verloren. Vor diesem Hintergrund können wir mit Rang acht gut leben. Wir haben einige Neuzugänge integriert, dazu die eine oder andere junge Spielerin eingebaut. Als Team haben wir uns weitestgehend gut präsentiert. An einigen Stellschrauben müssen wir dennoch etwas drehen. Es gibt noch einiges zu tun. Da wollen wir uns täglich weiterentwickeln. Wir sind noch längst nicht am Ende angekommen.

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DFB.de: Sie haben ein gutes Polster auf die Abstiegsränge und sind im Viertelfinale des DFB-Pokals.

Glass: Das ist alles absolut in Ordnung. Das erste Ziel ist immer der Klassenerhalt. Dazu haben wir einige Ausrufezeichen setzen können. Ich denke zum Beispiel an unseren Sieg in Frankfurt oder das Unentschieden gegen den SC Freiburg, der zu diesem Zeitpunkt Spitzenreiter war. Es ist uns aber bewusst, dass wir uns alles hart erarbeiten müssen. Woche für Woche.

DFB.de: Am 4. Februar geht es zum punktlosen Schlusslicht MSV Duisburg.

Glass: Und auch das wird eine ganz schwierige Aufgabe. Duisburg hatte in der Hinrunde ganz enge Ergebnisse. Wir wollen gewinnen, aber das wird nur klappen, wenn wir wieder an unsere Grenzen gehen. Bis jetzt hat die Mannschaft das fast immer umgesetzt. Nur bei unserem 1:3 gegen die SGS Essen hat das nicht funktioniert. Die Quittung haben wir bekommen. Denn diese Heimniederlage hätten wir vermeiden können. Andererseits war es auch eine lehrreiche Erfahrung. Seitdem ist das nie mehr passiert.

DFB.de: Trauen Sie Duisburg noch die Rettung zu?

Glass: Auf jeden Fall. Ich schreibe niemanden ab. Duisburg hat noch zwei Nachholspiele auszutragen. Eines davon gegen uns. Wir sind auf jeden Fall gewarnt. Wir schauen in erster Linie auf uns. Aber wir haben auch die Konkurrenz im Blick. Ich sage es gerne nochmal, weil es mir wichtig ist: Wir dürfen auf gar keinen Fall nachlassen und müssen an unseren Tugenden festhalten.

DFB.de: Wie soll Ihre Mannschaft auftreten?

Glass: Für mich persönlich ist Mut ein ganz wichtiger Faktor. Ich möchte nicht, dass wir uns auf dem Rasen verstecken. Wir wollen auch gegen die Topteams mutig agieren. In München ist uns das gelungen, gegen Wolfsburg ebenfalls bis zur gelb-roten Karte, auch wenn wir beide Begegnungen verloren haben. Wir wollen gegen die großen Teams etwas riskieren. Ich glaube, dass wir deshalb für viele ein unangenehmer Gegner sein können. Und so soll es bleiben.

DFB.de: Was ist mittelfristig in Sand möglich? Geht es immer nur um den Klassenerhalt?

Glass: Wir sollten realistisch bleiben. Wenn wir Jahr für Jahr frühzeitig die Klasse halten können, dann haben wir vieles richtig gemacht. Vielleicht können wir noch den einen oder anderen Platz klettern. Der Abstand zu den beiden Topteams wird eher größer als kleiner, denke ich. Ich weiß, was in Wolfsburg los ist. Drei Jahre habe ich dort gearbeitet. Das ist europaweit zusammen mit Lyon im Moment schon das Beste. Bayern sehe ich in Zukunft auf einem ähnlichen Niveau. Da wird die Schere zu solchen Vereinen wie dem SC Sand eher noch größer als kleiner. Umso größer ist der Anreiz, sich mit solchen Vereinen zu messen und mit guter und harter Arbeit zu überzeugen. Wir rangieren vom Budget her ganz sicher im unteren Drittel der Allianz Frauen-Bundesliga. Wir haben einen Rasenplatz, aber kein Flutlicht. Während der Vorbereitung haben wir ein Testspiel in Hoffenheim bestritten. Was die Kollegen dort für Möglichkeiten und Trainingsbedingungen haben, ist mit unseren Voraussetzungen nicht zu vergleichen. Aber wir wollen nicht jammern. Wir wollen zeigen, dass wir trotzdem zurecht dabei sind. Wir müssen weiterhin fleißig sein und dürfen die Entwicklung nicht verschlafen. Wir haben aber auch ein großes Plus. Das ist der Zusammenhalt in der Mannschaft und im gesamten Verein. Unsere Fans sind sensationell.

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DFB.de: Wird es also für reine Frauenfußballvereine wie Sand, Essen, Potsdam oder auch Frankfurt immer schwieriger gegen große Klubs mit einem Männer-Bundesligisten zu bestehen?

Glass: Traditionsvereine wie Potsdam oder Frankfurt werden ihre Rolle als Verfolger verteidigen können. Bei Turbine steht die ganze Region dahinter. Ich mag den Verein sehr. Da wird seit Jahren gut und hart gearbeitet. Sie bringen immer wieder gute Talente hervor und binden sie früh in die erste Mannschaft mit ein. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit bei Turbine. Ich schätze aber auch Siggi Dietrich und die Arbeit seiner Kollegen sehr. Da steckt sehr viel Herzblut drinnen. Das mag ich. Aber es gibt schon deutliche Abstufungen. Wolfsburg hat andere Möglichkeiten als Frankfurt. Frankfurt wiederum hat andere Möglichkeiten als wir. Und trotzdem können wir in jedem Spiel etwas holen. Wir müssen nur daran glauben. Das macht die Allianz Frauen-Bundesliga ja auch so attraktiv.

DFB.de: Auch im DFB-Pokal sind Sie noch dabei. Im vergangenen Jahr war der SC Sand im Endspiel in Köln dabei. Ist eine Wiederholung am 19. Mai möglich?

Glass: Seit dem ersten Tag, seitdem ich hier arbeite, kommt dieses Thema immer wieder hoch. Das war einer der größten Tage in der Vereinsgeschichte. Wir werden alles versuchen, um uns diesen Traum noch einmal zu verwirklichen. Sollte sich Wolfsburg in Cloppenburg durchsetzen, haben wir die schwerste aller möglichen Aufgaben. Sollte es so kommen, werden wir uns auch dieser Herausforderung stellen.

DFB.de: Haben Sie noch Kontakt nach Wolfsburg?

Glass: Ja, sehr viel. Ich telefoniere wöchentlich mit dem Chef-Physio Omar Rüppel und habe noch regelmäßig Kontakt zu alten Trainerkollegen und Spielerinnen. Ich habe sehr gerne in Wolfsburg gearbeitet. Ich habe viele tolle Menschen in dieser Stadt kennengelernt. Sportlich war gerade das letzte Jahr überragend. Deshalb hatte ich auch die erste Anfrage von Sand im Februar abgelehnt. Wir waren auf Tabellenplatz eins und ich wollte nicht mitten in der Saison wechseln. Mir war die Mannschaft nicht nur sportlich, sondern auch menschlich sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte aber mit den Verantwortlichen des SC Sand sehr gute Gespräche und ich habe ihnen gesagt, dass ich es mir zum Sommer gut vorstellen könnte. Nach meiner Zeit in Frankfurt, wollte ich gerne wieder in der Allianz Frauen-Bundesliga tätig sein. Rückblickend war es absolut die richtige Entscheidung.

DFB.de: Interessant an Ihrer Vita ist auch, dass Sie der Neffe von Bruno Labbadia sind. Wie eng ist Ihr Kontakt?

Glass: Wir tauschen uns regelmäßig aus. Er ist immer informiert und auch sehr interessiert, was gerade bei meinen Vereinen passiert. Genauso umgekehrt. Früher habe ich für ihn ab und zu Scoutingaufgaben oder Spielbeobachtungen übernommen. Wir haben eine gute Verbindung.

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