Saison 1997/1998: Aufsteiger wird Meister

Die Bundesliga wird 60. Eine der erfolgreichsten Ligen Europas steht kurz vor einem runden Jubiläum. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "60 Jahre Bundesliga" blickt der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal auf zehn besondere Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zurück. Heute: die Saison 1991/1992.

Er war der erste gesperrte Trainer. Er saß am längsten bei einem Verein auf der Bank. Er verantwortete die höchste Bundesliganiederlage aller Zeiten und jede Menge Europacupwunder. Die Karriere von Otto Rehhagel war schon voller Merkwürdigkeiten und Superlativen, bevor er 1996 zum Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ging. Dass er sofort den Wiederaufstieg schaffte, war zwar ehrenwert, aber programmgemäß.

Doch was dann folgte, galt als unvorstellbar. Otto Rehhagel führte den Aufsteiger schnurstracks zur Deutschen Meisterschaft 1998. "Sensationell" war noch untertrieben, um zu beschreiben, was da in der Pfalz geschah. Die Aufstiegsmannschaft war zusammengeblieben, nur zwei namhafte Zugänge hatten die Lauterer geholt: Der Schweizer Ciriaco Sforza kam zurück, und ein gewisser Michael Ballack (Chemnitz) spielte seine erste Bundesligasaison.

Das geht ja gut los: Lautern siegt beim FCB

Der Start war schon ominös, doch wer wollte da an mehr als einen netten Zufall glauben, als der Aufsteiger am 2. August 1:0 bei den Bayern gewann? Aber die FCK-Wunder gingen in Serienproduktion: nur zwei Niederlagen in der Vorrunde, vier Zähler Vorsprung vor Bayern - der Aufsteiger feierte Weihnachten als Tabellenführer. Und Rehhagel korrigierte die Saisonziele: "Wir wollen in einen internationalen Wettbewerb."

Auch im Rückspiel wurden die Bayern geschlagen, diesmal mit 2:0. Es traf sie schwer. Uli Hoeneß reagierte dünnhäutig auf den Erfolg des ehemaligen Bayern-Angestellten: "Er kann noch siebenmal mit Lautern Meister werden, trotzdem wird er kein Trainer für den FC Bayern."

"Traps" legendärer Wutausbruch

Aber der, den sie für geeignet hielten, hatte von den speziellen Münchner Verhältnissen schon wieder die Nase voll. Am 10. März 1998, Bayern hatte dreimal in Folge verloren, hielt der Italiener Giovanni Trapattoni eine historische Wutrede auf seine Spieler, die den deutschen Wortschatz um Begriffe wie "Flasche leer" oder "Ich habe fertig" bereicherte.

Auch weil der im holprigen Deutsch gehaltene Wutausbruch von Comedians wie Harald Schmidt durch den Kakao gezogen wurde, gab "Trap" neun Tage später den Bayern das neue Vertragsangebot (bis 2000) in einem Kuvert zurück und kündigte an, am Saisonende zu gehen. So kam es auch. Immerhin schenkten ihm seine Spieler noch den DFB-Pokal durch ein glückliches 2:1 gegen Duisburg.

Die Meisterschale aber ging zum vierten Mal überhaupt an den Betzenberg. Der zwischenzeitlich auf neun Punkte angewachsene Vorsprung schmolz zwar noch etwas zusammen, aber am 33. Spieltag, man schrieb den 2. Mai 1998, feierte die ganze Pfalz.

Köln steigt erstmals aus der Bundesliga ab

Nach dem 4:0 über den VfL Wolfsburg war auch der Mitaufsteiger, der sein allererstes Bundesligajahr spielte, glücklich: Volkswagen blieb in der Bundesliga. Ebenso wie die Hauptstadt, Hertha BSC Berlin landete nach einer turbulenten Saison mit einem widerrufenen Trainerrauswurf im April auf dem elften Platz. Somit blieben zum dritten Mal in Folge alle Aufsteiger drin.

Folglich musste es Etablierte treffen, und die traf es: Der 1. FC Köln schied als vorletzter verbliebener Dauergast aus und machte den HSV zum letzten Dino, dem bis dahin letzten nie abgestiegenen Gründungsmitglied der Bundesliga.

Auch der KSC hatte sich in elf langen Jahren gemütlich eingenistet in der Bundesliga - alle unter Winfried Schäfer. Doch die bis dahin zweitlängste Trainer-Dienstzeit der Ligahistorie endete im März am Autotelefon in dem Moment, als ihn Präsident Roland Schmider feuerte. Während den KSC selbst der versierte Retter Jörg Berger eben nicht retten konnte, lohnte sich wenigstens der zweite Trainerwechsel in Mönchengladbach: Friedel Rausch führte den Altmeister in sechs Spielen noch vom 17. auf den 15. Platz. In einer anderen Saison wäre er damit wohl Trainer des Jahres geworden…

Fakten zur 35. Saison

Tore: 883 (2,89 pro Spiel)
Torschützenkönige: Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen) 22
Zuschauer: 9.520.385 (31.112 pro Spiel) - Rekord
Meister: 1. FC Kaiserslautern
Absteiger: Karlsruher SC, 1. FC Köln, Arminia Bielefeld
Aufsteiger: SC Freiburg, Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg
Trainerentlassungen: 8

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Die Bundesliga wird 60. Eine der erfolgreichsten Ligen Europas steht kurz vor einem runden Jubiläum. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "60 Jahre Bundesliga" blickt der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal auf zehn besondere Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zurück. Heute: die Saison 1991/1992.

Er war der erste gesperrte Trainer. Er saß am längsten bei einem Verein auf der Bank. Er verantwortete die höchste Bundesliganiederlage aller Zeiten und jede Menge Europacupwunder. Die Karriere von Otto Rehhagel war schon voller Merkwürdigkeiten und Superlativen, bevor er 1996 zum Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ging. Dass er sofort den Wiederaufstieg schaffte, war zwar ehrenwert, aber programmgemäß.

Doch was dann folgte, galt als unvorstellbar. Otto Rehhagel führte den Aufsteiger schnurstracks zur Deutschen Meisterschaft 1998. "Sensationell" war noch untertrieben, um zu beschreiben, was da in der Pfalz geschah. Die Aufstiegsmannschaft war zusammengeblieben, nur zwei namhafte Zugänge hatten die Lauterer geholt: Der Schweizer Ciriaco Sforza kam zurück, und ein gewisser Michael Ballack (Chemnitz) spielte seine erste Bundesligasaison.

Das geht ja gut los: Lautern siegt beim FCB

Der Start war schon ominös, doch wer wollte da an mehr als einen netten Zufall glauben, als der Aufsteiger am 2. August 1:0 bei den Bayern gewann? Aber die FCK-Wunder gingen in Serienproduktion: nur zwei Niederlagen in der Vorrunde, vier Zähler Vorsprung vor Bayern - der Aufsteiger feierte Weihnachten als Tabellenführer. Und Rehhagel korrigierte die Saisonziele: "Wir wollen in einen internationalen Wettbewerb."

Auch im Rückspiel wurden die Bayern geschlagen, diesmal mit 2:0. Es traf sie schwer. Uli Hoeneß reagierte dünnhäutig auf den Erfolg des ehemaligen Bayern-Angestellten: "Er kann noch siebenmal mit Lautern Meister werden, trotzdem wird er kein Trainer für den FC Bayern."

"Traps" legendärer Wutausbruch

Aber der, den sie für geeignet hielten, hatte von den speziellen Münchner Verhältnissen schon wieder die Nase voll. Am 10. März 1998, Bayern hatte dreimal in Folge verloren, hielt der Italiener Giovanni Trapattoni eine historische Wutrede auf seine Spieler, die den deutschen Wortschatz um Begriffe wie "Flasche leer" oder "Ich habe fertig" bereicherte.

Auch weil der im holprigen Deutsch gehaltene Wutausbruch von Comedians wie Harald Schmidt durch den Kakao gezogen wurde, gab "Trap" neun Tage später den Bayern das neue Vertragsangebot (bis 2000) in einem Kuvert zurück und kündigte an, am Saisonende zu gehen. So kam es auch. Immerhin schenkten ihm seine Spieler noch den DFB-Pokal durch ein glückliches 2:1 gegen Duisburg.

Die Meisterschale aber ging zum vierten Mal überhaupt an den Betzenberg. Der zwischenzeitlich auf neun Punkte angewachsene Vorsprung schmolz zwar noch etwas zusammen, aber am 33. Spieltag, man schrieb den 2. Mai 1998, feierte die ganze Pfalz.

Köln steigt erstmals aus der Bundesliga ab

Nach dem 4:0 über den VfL Wolfsburg war auch der Mitaufsteiger, der sein allererstes Bundesligajahr spielte, glücklich: Volkswagen blieb in der Bundesliga. Ebenso wie die Hauptstadt, Hertha BSC Berlin landete nach einer turbulenten Saison mit einem widerrufenen Trainerrauswurf im April auf dem elften Platz. Somit blieben zum dritten Mal in Folge alle Aufsteiger drin.

Folglich musste es Etablierte treffen, und die traf es: Der 1. FC Köln schied als vorletzter verbliebener Dauergast aus und machte den HSV zum letzten Dino, dem bis dahin letzten nie abgestiegenen Gründungsmitglied der Bundesliga.

Auch der KSC hatte sich in elf langen Jahren gemütlich eingenistet in der Bundesliga - alle unter Winfried Schäfer. Doch die bis dahin zweitlängste Trainer-Dienstzeit der Ligahistorie endete im März am Autotelefon in dem Moment, als ihn Präsident Roland Schmider feuerte. Während den KSC selbst der versierte Retter Jörg Berger eben nicht retten konnte, lohnte sich wenigstens der zweite Trainerwechsel in Mönchengladbach: Friedel Rausch führte den Altmeister in sechs Spielen noch vom 17. auf den 15. Platz. In einer anderen Saison wäre er damit wohl Trainer des Jahres geworden…

Fakten zur 35. Saison

Tore: 883 (2,89 pro Spiel)
Torschützenkönige: Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen) 22
Zuschauer: 9.520.385 (31.112 pro Spiel) - Rekord
Meister: 1. FC Kaiserslautern
Absteiger: Karlsruher SC, 1. FC Köln, Arminia Bielefeld
Aufsteiger: SC Freiburg, Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg
Trainerentlassungen: 8

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