Sabrina Wittmann: "Teamspirit ist unser größter Trumpf"

Schon seit elf Jahren arbeitet Sabrina Wittmann als Nachwuchstrainerin für den FC Ingolstadt 04. In ihrer dritten Saison fungiert die 32 Jahre alte A-Lizenz-Inhaberin als Cheftrainerin der U 19 in der A-Junioren-Bundesliga. Zweimal gelang der Klassenverbleib, aktuell ist der FCI-Tabellenzweiter. Im DFB.de-Interview spricht Wittmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über Ausbildung und Entwicklung.

DFB.de: Als Tabellenzweiter in der Staffel Süd/Südwest tritt Ihre Mannschaft am heutigen Samstag beim Spitzenreiter TSG Hoffenheim an. Wie sehr überrascht Sie das, Frau Wittmann?

Sabrina Wittmann: Wir haben sicherlich nicht damit gerechnet, dass wir am 21. Spieltag als Tabellenzweiter das Topspiel gegen die TSG Hoffenheim bestreiten werden. Damit war zumindest während der Vorbereitung nicht wirklich zu rechnen. Im Verlauf der Saison hat es sich aber schon immer mehr herauskristallisiert, dass wir in diesem Jahr tatsächlich eine sehr gute Rolle spielen können.

DFB.de: Worauf führen Sie die positive Entwicklung in erster Linie zurück?

Wittmann: Wir haben über die gesamte Saison eine unglaubliche Selbstverständlichkeit in und um unser Spiel entwickelt. Außerdem sind wir gemeinsam sehr konsequent und intensiv unterwegs, liefern schon seit einem halben Jahr konstant gute Leistungen ab.

DFB.de: Ihr Team hat aus 20 Partien mit der Ausbeute von 40 Treffern auch 40 Punkte geholt. Was sagt das über die Qualitäten des Teams aus?

Wittmann: Wir sind zuletzt immer für unsere mutigen Auftritte belohnt worden, was der Mannschaft enorm viel Sicherheit in ihren Abläufen gegeben hat. Alle ziehen an einem Strang, fiebern für den anderen mit. Neid ist bei uns ein absolutes Fremdwort.

DFB.de: Was zeichnet den Kader sonst noch besonders aus?

Wittmann: Wir legen eine sehr intensive Spielweise an den Tag, haben ein unglaublich hohes Bewusstsein bei Aktionen gegen, aber auch Mut mit dem Ball entwickelt. Ich habe in meiner Trainerkarriere selten eine Mannschaft trainiert, die sich gegenseitig so viel gönnt. Der Teamspirit ist einfach stark ausgeprägt und unser größter Trumpf.

DFB.de: Auf welche spannenden Talente darf sich die Profiabteilung des FC Ingolstadt 04 schon jetzt freuen?

Wittmann: Unsere beiden Angreifer Ognjen Drakulic und Deniz Zeitler haben bereits einige Kurzeinsätze für die erste Mannschaft in der 3. Liga absolviert. Auch Defensivspieler Elias Decker gehörte schon zum Spieltagkader. Dazu nehmen noch zahlreiche weitere Spieler am Training der Profis teil. Wir haben wirklich sehr viele spannende Talente in unseren Reihen.

DFB.de: Überwiegt vor dem Topspiel in Hoffenheim die Anspannung oder die Vorfreude beim Team?

Wittmann: Natürlich freuen wir uns total darauf. Wir wissen jedoch auch um die Wucht des Gegners, der nicht nur in der Meisterschaft, sondern auch im DFB-Pokal der Junioren beeindruckende Ergebnisse erzielt hat. Ich erwarte eine packende Partie, mit einer hohen Bereitschaft auf beiden Seiten.

DFB.de: Was müssen Ihre Spieler gegenüber dem Hinspiel, das 0:2 verloren ging, beim erneuten Aufeinandertreffen besser machen?

Wittmann: Im Hinspiel sind wir durch ein Slapstick-Tor früh in Rückstand geraten. Nach einer Standardsituation haben wir TSG-Torjäger Max Moerstedt den Ball praktisch selbst vorgelegt. Sonst war es - meiner Meinung nach - ein Schlagabtausch auf Augenhöhe. Das erwarte ich auch diesmal.

DFB.de: Sie absolvieren mittlerweile Ihre dritte Saison als U 19-Cheftrainerin. Hat das positive Abschneiden auch etwas mit Ihrer eigenen persönlichen Weiterentwicklung zu tun?

Wittmann: Es wäre doch schlimm, wenn sich bei uns im Trainerteam nichts tun und sich nur die Spieler weiterentwickeln würden. (lacht)

DFB.de: In welchen Bereichen haben Sie Ihre Arbeitsweise denn angepasst oder verändert?

Wittmann: Man muss erkennen, was eine Mannschaft benötigt und darauf auch den Fokus richten. Grundsätzlich können wir die aktuelle Saison nicht mit der vergangenen Spielzeit vergleichen, in der ein Drittel aller Mannschaften absteigen musste. Diese Zeit, in der es praktisch in jeder Partie um den Klassenverbleib ging, hat mich als Trainerin definitiv geprägt und sicherlich auch weiterentwickelt.

DFB.de: Wird es inzwischen überall als Normalität empfunden, dass Sie als Frau ein männliches U 19-Team trainieren?

Wittmann: Rückblickend mag es vielleicht nicht immer ganz einfach gewesen sein, aber grundsätzlich habe ich immer eine große Akzeptanz gespürt - sowohl bei den Spielern als auch bei den Trainerkollegen. Der Umgang war und ist immer respektvoll. Ich habe meinen Fokus aber auch stets auf das gerichtet, was ich tue, und nicht auf das, was um mich herum passiert.

DFB.de: Dennoch sind Frauen im Trainergeschäft - im Männer- wie auch im Frauenfußball - nach wie vor unterrepräsentiert. Erkennen Sie Ansätze zur Verbesserung der Situation?

Wittmann: Ich denke, ich kann gerade im Moment meinen Beitrag leisten, in dem ich versuche, meine Arbeit bestmöglich zu machen und damit aufzeige, dass Frauen in diesem Bereich gut arbeiten können. Danach sind die Verbände und Vereine gefordert, damit sich künftig etwas ändert. Es geht ja nicht nur um den Bereich der A-Junioren, sondern auch darum, dass grundsätzlich in Nachwuchsleistungszentren mehr Frauen für jüngere Mannschaften eingesetzt werden.

DFB.de: Was sollte sich Ihrer Meinung nach ändern, damit mehr Frauen Ihrem Weg folgen?

Wittmann: Vorbilder sind wichtig, damit andere Frauen erkennen, was alles möglich ist. Wenn man eine Perspektive aufgezeigt bekommt, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, einen ähnlichen Weg einzuschlagen.

DFB.de: Im aktuellen Lehrgang zur UEFA Pro Lizenz ist keine Frau vertreten. Ist es Ihr Ziel, beim nächsten Mal dabei sein?

Wittmann: Das ist es definitiv. In diesem Jahr hatte ich noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt. Für den nächsten Lehrgang werde ich mich auf jeden Fall bewerben.

DFB.de: Wie sieht grundsätzlich Ihre persönliche Planung für die Zukunft aus?

Wittmann: Meine jetzige Planung ist, dass ich am Wochenende mit meinem Team möglichst in Hoffenheim erfolgreich bin. (lacht) Ich fühle mich im männlichen Juniorenbereich sehr wohl und glaube, dass ich dort auch sehr gut aufgehoben bin.

DFB.de: Neben Ihrem Trainerjob sind Sie auch noch als "Leitung Entwicklung Fußball" beim FCI tätig. Wie bekommen Sie alles gestemmt?

Wittmann: Im Gegensatz zu früheren Jahren bin ich aktuell mit anderen Aufgaben betraut worden, die nicht ganz so zeitaufwendig sind und mir deshalb mehr Raum für meine Tätigkeit als Trainerin lassen. Darauf liegt mein Fokus.

DFB.de: Wieviel Zeit bleibt für private Interessen?

Wittmann: Ich habe nicht das Gefühl, dass ich von meiner Arbeit viel Freiraum benötige. Dafür mache ich den Job viel zu gerne. In meiner Wahlheimat München gibt es viele schöne Orte. So oft wie möglich verbringe ich dort meine Zeit mit Menschen, die mir wichtig sind, besuche Cafés oder ziehe mich beispielsweise an die Isar zurück, um dort zu lesen. Das ist ein guter Ausgleich zum Fußball.

DFB.de: Im Sommer stehen die Europameisterschaft im eigenen Land und die Olympischen Spiele in Paris an. Auf welches Großereignis freuen Sie sich ganz besonders?

Wittmann: Ich freue mich auf beide Events gleichermaßen. Die Heim-EM ist schon etwas ganz Besonderes. Die Kaderzusammenstellung und die Art und Weise, wie die Nationalmannschaft in den beiden Länderspielen in Frankreich und gegen die Niederlande aufgetreten ist, hat Spaß und Lust auf mehr gemacht. Dass die DFB-Frauen die Qualifikation für Olympia geschafft haben, ist ebenfalls sehr wichtig für den deutschen Fußball.

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Schon seit elf Jahren arbeitet Sabrina Wittmann als Nachwuchstrainerin für den FC Ingolstadt 04. In ihrer dritten Saison fungiert die 32 Jahre alte A-Lizenz-Inhaberin als Cheftrainerin der U 19 in der A-Junioren-Bundesliga. Zweimal gelang der Klassenverbleib, aktuell ist der FCI-Tabellenzweiter. Im DFB.de-Interview spricht Wittmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über Ausbildung und Entwicklung.

DFB.de: Als Tabellenzweiter in der Staffel Süd/Südwest tritt Ihre Mannschaft am heutigen Samstag beim Spitzenreiter TSG Hoffenheim an. Wie sehr überrascht Sie das, Frau Wittmann?

Sabrina Wittmann: Wir haben sicherlich nicht damit gerechnet, dass wir am 21. Spieltag als Tabellenzweiter das Topspiel gegen die TSG Hoffenheim bestreiten werden. Damit war zumindest während der Vorbereitung nicht wirklich zu rechnen. Im Verlauf der Saison hat es sich aber schon immer mehr herauskristallisiert, dass wir in diesem Jahr tatsächlich eine sehr gute Rolle spielen können.

DFB.de: Worauf führen Sie die positive Entwicklung in erster Linie zurück?

Wittmann: Wir haben über die gesamte Saison eine unglaubliche Selbstverständlichkeit in und um unser Spiel entwickelt. Außerdem sind wir gemeinsam sehr konsequent und intensiv unterwegs, liefern schon seit einem halben Jahr konstant gute Leistungen ab.

DFB.de: Ihr Team hat aus 20 Partien mit der Ausbeute von 40 Treffern auch 40 Punkte geholt. Was sagt das über die Qualitäten des Teams aus?

Wittmann: Wir sind zuletzt immer für unsere mutigen Auftritte belohnt worden, was der Mannschaft enorm viel Sicherheit in ihren Abläufen gegeben hat. Alle ziehen an einem Strang, fiebern für den anderen mit. Neid ist bei uns ein absolutes Fremdwort.

DFB.de: Was zeichnet den Kader sonst noch besonders aus?

Wittmann: Wir legen eine sehr intensive Spielweise an den Tag, haben ein unglaublich hohes Bewusstsein bei Aktionen gegen, aber auch Mut mit dem Ball entwickelt. Ich habe in meiner Trainerkarriere selten eine Mannschaft trainiert, die sich gegenseitig so viel gönnt. Der Teamspirit ist einfach stark ausgeprägt und unser größter Trumpf.

DFB.de: Auf welche spannenden Talente darf sich die Profiabteilung des FC Ingolstadt 04 schon jetzt freuen?

Wittmann: Unsere beiden Angreifer Ognjen Drakulic und Deniz Zeitler haben bereits einige Kurzeinsätze für die erste Mannschaft in der 3. Liga absolviert. Auch Defensivspieler Elias Decker gehörte schon zum Spieltagkader. Dazu nehmen noch zahlreiche weitere Spieler am Training der Profis teil. Wir haben wirklich sehr viele spannende Talente in unseren Reihen.

DFB.de: Überwiegt vor dem Topspiel in Hoffenheim die Anspannung oder die Vorfreude beim Team?

Wittmann: Natürlich freuen wir uns total darauf. Wir wissen jedoch auch um die Wucht des Gegners, der nicht nur in der Meisterschaft, sondern auch im DFB-Pokal der Junioren beeindruckende Ergebnisse erzielt hat. Ich erwarte eine packende Partie, mit einer hohen Bereitschaft auf beiden Seiten.

DFB.de: Was müssen Ihre Spieler gegenüber dem Hinspiel, das 0:2 verloren ging, beim erneuten Aufeinandertreffen besser machen?

Wittmann: Im Hinspiel sind wir durch ein Slapstick-Tor früh in Rückstand geraten. Nach einer Standardsituation haben wir TSG-Torjäger Max Moerstedt den Ball praktisch selbst vorgelegt. Sonst war es - meiner Meinung nach - ein Schlagabtausch auf Augenhöhe. Das erwarte ich auch diesmal.

DFB.de: Sie absolvieren mittlerweile Ihre dritte Saison als U 19-Cheftrainerin. Hat das positive Abschneiden auch etwas mit Ihrer eigenen persönlichen Weiterentwicklung zu tun?

Wittmann: Es wäre doch schlimm, wenn sich bei uns im Trainerteam nichts tun und sich nur die Spieler weiterentwickeln würden. (lacht)

DFB.de: In welchen Bereichen haben Sie Ihre Arbeitsweise denn angepasst oder verändert?

Wittmann: Man muss erkennen, was eine Mannschaft benötigt und darauf auch den Fokus richten. Grundsätzlich können wir die aktuelle Saison nicht mit der vergangenen Spielzeit vergleichen, in der ein Drittel aller Mannschaften absteigen musste. Diese Zeit, in der es praktisch in jeder Partie um den Klassenverbleib ging, hat mich als Trainerin definitiv geprägt und sicherlich auch weiterentwickelt.

DFB.de: Wird es inzwischen überall als Normalität empfunden, dass Sie als Frau ein männliches U 19-Team trainieren?

Wittmann: Rückblickend mag es vielleicht nicht immer ganz einfach gewesen sein, aber grundsätzlich habe ich immer eine große Akzeptanz gespürt - sowohl bei den Spielern als auch bei den Trainerkollegen. Der Umgang war und ist immer respektvoll. Ich habe meinen Fokus aber auch stets auf das gerichtet, was ich tue, und nicht auf das, was um mich herum passiert.

DFB.de: Dennoch sind Frauen im Trainergeschäft - im Männer- wie auch im Frauenfußball - nach wie vor unterrepräsentiert. Erkennen Sie Ansätze zur Verbesserung der Situation?

Wittmann: Ich denke, ich kann gerade im Moment meinen Beitrag leisten, in dem ich versuche, meine Arbeit bestmöglich zu machen und damit aufzeige, dass Frauen in diesem Bereich gut arbeiten können. Danach sind die Verbände und Vereine gefordert, damit sich künftig etwas ändert. Es geht ja nicht nur um den Bereich der A-Junioren, sondern auch darum, dass grundsätzlich in Nachwuchsleistungszentren mehr Frauen für jüngere Mannschaften eingesetzt werden.

DFB.de: Was sollte sich Ihrer Meinung nach ändern, damit mehr Frauen Ihrem Weg folgen?

Wittmann: Vorbilder sind wichtig, damit andere Frauen erkennen, was alles möglich ist. Wenn man eine Perspektive aufgezeigt bekommt, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, einen ähnlichen Weg einzuschlagen.

DFB.de: Im aktuellen Lehrgang zur UEFA Pro Lizenz ist keine Frau vertreten. Ist es Ihr Ziel, beim nächsten Mal dabei sein?

Wittmann: Das ist es definitiv. In diesem Jahr hatte ich noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt. Für den nächsten Lehrgang werde ich mich auf jeden Fall bewerben.

DFB.de: Wie sieht grundsätzlich Ihre persönliche Planung für die Zukunft aus?

Wittmann: Meine jetzige Planung ist, dass ich am Wochenende mit meinem Team möglichst in Hoffenheim erfolgreich bin. (lacht) Ich fühle mich im männlichen Juniorenbereich sehr wohl und glaube, dass ich dort auch sehr gut aufgehoben bin.

DFB.de: Neben Ihrem Trainerjob sind Sie auch noch als "Leitung Entwicklung Fußball" beim FCI tätig. Wie bekommen Sie alles gestemmt?

Wittmann: Im Gegensatz zu früheren Jahren bin ich aktuell mit anderen Aufgaben betraut worden, die nicht ganz so zeitaufwendig sind und mir deshalb mehr Raum für meine Tätigkeit als Trainerin lassen. Darauf liegt mein Fokus.

DFB.de: Wieviel Zeit bleibt für private Interessen?

Wittmann: Ich habe nicht das Gefühl, dass ich von meiner Arbeit viel Freiraum benötige. Dafür mache ich den Job viel zu gerne. In meiner Wahlheimat München gibt es viele schöne Orte. So oft wie möglich verbringe ich dort meine Zeit mit Menschen, die mir wichtig sind, besuche Cafés oder ziehe mich beispielsweise an die Isar zurück, um dort zu lesen. Das ist ein guter Ausgleich zum Fußball.

DFB.de: Im Sommer stehen die Europameisterschaft im eigenen Land und die Olympischen Spiele in Paris an. Auf welches Großereignis freuen Sie sich ganz besonders?

Wittmann: Ich freue mich auf beide Events gleichermaßen. Die Heim-EM ist schon etwas ganz Besonderes. Die Kaderzusammenstellung und die Art und Weise, wie die Nationalmannschaft in den beiden Länderspielen in Frankreich und gegen die Niederlande aufgetreten ist, hat Spaß und Lust auf mehr gemacht. Dass die DFB-Frauen die Qualifikation für Olympia geschafft haben, ist ebenfalls sehr wichtig für den deutschen Fußball.

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