RWE-Trainer Wagner: "Alles hart erarbeitet"

Der Endspurt in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga startet mit einem Topspiel. Mit Bayer 04 Leverkusen und Rot-Weiss Essen treffen heute (ab 18 Uhr) zwei Kandidaten für Platz zwei und damit die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft aufeinander. Im DFB.de-Interview spricht RWE-Trainer und Lehrer Vincent Wagner (36) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über Rechenspiele.

DFB.de: Die U 19 des Viertligisten Rot-Weiss Essen mischt drei Spieltage vor dem Saisonende in der A-Junioren-Bundesliga nach wie vor in der Spitzengruppe mit. Wie gut gefällt Ihnen der Blick auf die Tabelle, Herr Wagner?

Vincent Wagner: Was will man mehr als RWE-Trainer? (lacht) Wir haben den Klassenverbleib frühzeitig geschafft und genießen unsere Situation in vollen Zügen. Wir haben uns alles hart erarbeitet.

DFB.de: Nun geht es zum direkten Konkurrenten Bayer 04 Leverkusen. Bei einem Sieg würde Platz zwei, der zur Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft berechtigt, in greifbare Nähe rücken. Wie sehr kribbelt es bereits im Team?

Wagner: Die Jungs sind allesamt heiß auf die Partie. So wie ich meine Mannschaft kenne, würde mich alles andere auch schwer überraschen. Zu meinen Lebzeiten werde ich es voraussichtlich nicht mehr erleben, dass ich als RWE-Trainer als Favorit nach Leverkusen fahre. Wir wollen unsere kleine Chance nutzen.

DFB.de: Was sind die wichtigsten Gründe für das überraschend gute Abschneiden in dieser Saison zurück?

Wagner: Die Mannschaft hat eine sehr gute Einstellung, ist extrem fleißig und geht bei jeder Trainingseinheit an ihr Limit. Außerdem kann das Team Rückschläge relativ schnell verarbeiten. Bei verletzungsbedingten Ausfällen sind andere Jungs in die Bresche gesprungen und haben sofort ihre Leistung gebracht. Das zeichnet uns aus.

DFB.de: Schon vor dem Saisonstart hatte Ihre Mannschaft mit dem Einzug in das Halbfinale des NRW-Ligapokals für Furore gesorgt. Gab das zusätzliches Selbstvertrauen für die Liga?

Wagner: Durch einen späten Treffer von Tumay Aydemir hatten wir unser Auftaktspiel im NRW-Ligapokal gegen den VfL Bochum 1:0 gewonnen. Die Jungs haben danach begriffen, dass sie bei einer cleveren Spielweise, gepaart mit dem nötigen Matchglück, jeden Gegner besiegen können. Das hat uns sicherlich geholfen

DFB.de: Unter anderem wurden auch Borussia Mönchengladbach und der FC Schalke 04 besiegt. Warum kann Ihre Mannschaft in dieser Spielzeit sogar mit den Topklubs mithalten?

Wagner: Das Team verfügt über einen sehr guten Fitnesszustand und bringt auch die nötige fußballerische Qualität mit. Die Jungs fangen an, Fußball zu verstehen, und spielen mittlerweile auch sehr schlau. Leider gelingt uns das noch nicht ganz so oft, wie ich mir das als Trainer wünschen würde. Aber wir sind auf einem guten Weg. (lacht)

DFB.de: Was wollen Sie von Ihrem Team im Spitzenspiel bei Bayer 04 Leverkusen sehen?

Wagner: Dass wir bei uns bleiben und möglichst das Maximum herausholen.

DFB.de: Die weiteren Gegner bis zum Saisonende heißen Wuppertaler SV und Borussia Dortmund. In der Spitzengruppe ist noch alles sehr eng beieinander. Wie bewerten Sie die Chancen auf die Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft?

Wagner: Auf der einen Seite sind diese Rechenspiele mit allen möglichen Kombinationen unfassbar kompliziert, andererseits aber auch simpel: Gewinnen wir alle drei Spiele, dann haben wir sehr gute Chancen, bei der Endrunde dabei zu sein.

DFB.de: In den zurückliegenden Jahren galten die U 17 und U 19 von Rot-Weiss Essen als "Fahrstuhlmannschaften", stiegen regelmäßig auf und wieder ab. Aktuell hat die U 17 den Klassenverbleib schon sicher und Ihr Team spielt sogar um die Teilnahme an der Endrunde um die Deutschen Meisterschaft mit. Was sagt das Ihrer Meinung aus?

Wagner: Dass sich bei Rot-Weiss Essen im Jugendbereich unter der sportlichen Leitung von Sportdirektor Jörn Nowak und Nachwuchsleiter Christian Flüthmann aktuell einiges bewegt hat und dass wir auf einem sehr guten Weg sind, uns immer professioneller aufzustellen. Außerdem kann man feststellen, dass auch in den letzten Jahren schon gute Arbeit geleistet wurde und die Durchlässigkeit sehr hoch ist und war. Unsere Platzierung ist nur möglich, weil die meisten Jungs bereits lange bei uns sind und sämtliche Nachwuchsteams durchlaufen haben. Ohne die Vorarbeit sämtlicher Nachwuchstrainer könnten wir das nicht leisten. In der U 19 setzen wir im Grunde nur die ausgezeichnete Arbeit fort.

DFB.de: Durch die Erfolge werden die Spieler sicher auch für andere Vereine interessant. Wie schwierig ist es, die Talente davon zu überzeugen, bei RWE zu bleiben?

Wagner: Die meisten Jungs stehen unter Vertrag. Deshalb ist es am Ende unsere Entscheidung, ob ein Talent bleibt oder geht. Wenn ein U 19-Spieler in seinen letzten zwei Jahren im Nachwuchsbereich Interesse hat, sich bestmöglich weiterzuentwickeln, ist er bei uns sehr gut aufgehoben. Wir haben ein gutes Trainerteam, Videoanalysten, eine gute Infrastruktur und schöpfen alle Möglichkeiten aus, um Spieler nach vorne zu bringen.

DFB.de: Abwehrspieler Mustafa Kourouma hat bei RWE bereits eine Profivertrag ab der nächsten Saison unterschrieben. Mit Joshua Quarshie ist ein weiterer Innenverteidiger unter Ihrer Leitung deutscher U 18-Nationalspieler geworden. Wie stolz macht Sie das?

Wagner: Das macht nicht nur mich, sondern das gesamte NLZ stolz. Wenn ein Spieler weiß, was er will, die Trainer ihn dabei tatkräftig unterstützen, dann ist in diesem Altersbereich eine extrem große Entwicklung möglich. Wir haben aber noch andere Spieler, denen ich durchaus den Sprung in den Profibereich zutraue. Das Schönste ist, wenn wir es schaffen, dass die Jungs nach Verlassen der U 19 ihren Traum vom Profifußball weiterleben können. Schließlich ist es etwas Besonderes, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann.

DFB.de: Ist das der Weg, den Rot-Weiss Essen auch künftig gehen will?

Wagner: Das wäre wünschenswert, aber es wird bei einer schlagkräftigen U 19-Mannschaft immer eine Mischung aus eigenen Nachwuchsspielern und externen Zugängen geben.

DFB.de: Wie sehr beflügelt es die RWE-Talente, dass die erste Mannschaft gute Chancen besitzt, den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen?

Wagner: Es beflügelt nicht nur meine Mannschaft, sondern den gesamten Verein und die ganze Stadt! Ich drücke fest die Daumen, dass es in diesem Jahr mit dem Aufstieg klappt.

DFB.de: Sie genießen bei RWE als Mitglied der letzten Aufstiegsmannschaft von 2011 Kultstatus. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Wagner: Ich habe in sieben Jahren als Spieler an der Hafenstraße alle Höhen und Tiefen miterlebt. Es war eine wahnsinnig intensive Zeit. Viele Momente werde ich niemals vergessen. Nach meiner aktiven Karriere hatte ich zunächst beim FC Kray und später in den Nachwuchsleistungszentren des VfL Bochum und des MSV Duisburg meine Trainerlaufbahn begonnen. Dass ich dann zu Rot-Weiss Essen zurückkehren konnte, bedeutet mir sehr viel. Ich wohne in Bergeborbeck nur fünf Minuten vom Stadion entfernt und es freut mich, dass ich den Verein in meiner jetzigen Position repräsentieren darf.

DFB.de: Sie sind hauptberuflicher Gymnasiallehrer, unterrichten Sport und Geschichte. Wie sehr hilft Ihre pädagogische Ausbildung bei Ihrem Trainerjob?

Wagner: Es schadet nicht, wenn man es von der Pike gelernt und ein abgeschlossenes Pädagogikstudium vorweisen kann. Mein Hauptbeschäftigungsfeld sind Jugendliche. Die Wege sind kurz und die Schnittstellen groß. Im Hauptberuf arbeite ich am Leibniz Gymnasium, einer Kooperationsschule von Rot-Weiss Essen, und nachmittags bin ich als U 19-Trainer für den Verein auf höchstem Niveau tätig. Für mich ist das eine Traumkonstellation.

[mspw]

Der Endspurt in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga startet mit einem Topspiel. Mit Bayer 04 Leverkusen und Rot-Weiss Essen treffen heute (ab 18 Uhr) zwei Kandidaten für Platz zwei und damit die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft aufeinander. Im DFB.de-Interview spricht RWE-Trainer und Lehrer Vincent Wagner (36) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über Rechenspiele.

DFB.de: Die U 19 des Viertligisten Rot-Weiss Essen mischt drei Spieltage vor dem Saisonende in der A-Junioren-Bundesliga nach wie vor in der Spitzengruppe mit. Wie gut gefällt Ihnen der Blick auf die Tabelle, Herr Wagner?

Vincent Wagner: Was will man mehr als RWE-Trainer? (lacht) Wir haben den Klassenverbleib frühzeitig geschafft und genießen unsere Situation in vollen Zügen. Wir haben uns alles hart erarbeitet.

DFB.de: Nun geht es zum direkten Konkurrenten Bayer 04 Leverkusen. Bei einem Sieg würde Platz zwei, der zur Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft berechtigt, in greifbare Nähe rücken. Wie sehr kribbelt es bereits im Team?

Wagner: Die Jungs sind allesamt heiß auf die Partie. So wie ich meine Mannschaft kenne, würde mich alles andere auch schwer überraschen. Zu meinen Lebzeiten werde ich es voraussichtlich nicht mehr erleben, dass ich als RWE-Trainer als Favorit nach Leverkusen fahre. Wir wollen unsere kleine Chance nutzen.

DFB.de: Was sind die wichtigsten Gründe für das überraschend gute Abschneiden in dieser Saison zurück?

Wagner: Die Mannschaft hat eine sehr gute Einstellung, ist extrem fleißig und geht bei jeder Trainingseinheit an ihr Limit. Außerdem kann das Team Rückschläge relativ schnell verarbeiten. Bei verletzungsbedingten Ausfällen sind andere Jungs in die Bresche gesprungen und haben sofort ihre Leistung gebracht. Das zeichnet uns aus.

DFB.de: Schon vor dem Saisonstart hatte Ihre Mannschaft mit dem Einzug in das Halbfinale des NRW-Ligapokals für Furore gesorgt. Gab das zusätzliches Selbstvertrauen für die Liga?

Wagner: Durch einen späten Treffer von Tumay Aydemir hatten wir unser Auftaktspiel im NRW-Ligapokal gegen den VfL Bochum 1:0 gewonnen. Die Jungs haben danach begriffen, dass sie bei einer cleveren Spielweise, gepaart mit dem nötigen Matchglück, jeden Gegner besiegen können. Das hat uns sicherlich geholfen

DFB.de: Unter anderem wurden auch Borussia Mönchengladbach und der FC Schalke 04 besiegt. Warum kann Ihre Mannschaft in dieser Spielzeit sogar mit den Topklubs mithalten?

Wagner: Das Team verfügt über einen sehr guten Fitnesszustand und bringt auch die nötige fußballerische Qualität mit. Die Jungs fangen an, Fußball zu verstehen, und spielen mittlerweile auch sehr schlau. Leider gelingt uns das noch nicht ganz so oft, wie ich mir das als Trainer wünschen würde. Aber wir sind auf einem guten Weg. (lacht)

DFB.de: Was wollen Sie von Ihrem Team im Spitzenspiel bei Bayer 04 Leverkusen sehen?

Wagner: Dass wir bei uns bleiben und möglichst das Maximum herausholen.

DFB.de: Die weiteren Gegner bis zum Saisonende heißen Wuppertaler SV und Borussia Dortmund. In der Spitzengruppe ist noch alles sehr eng beieinander. Wie bewerten Sie die Chancen auf die Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft?

Wagner: Auf der einen Seite sind diese Rechenspiele mit allen möglichen Kombinationen unfassbar kompliziert, andererseits aber auch simpel: Gewinnen wir alle drei Spiele, dann haben wir sehr gute Chancen, bei der Endrunde dabei zu sein.

DFB.de: In den zurückliegenden Jahren galten die U 17 und U 19 von Rot-Weiss Essen als "Fahrstuhlmannschaften", stiegen regelmäßig auf und wieder ab. Aktuell hat die U 17 den Klassenverbleib schon sicher und Ihr Team spielt sogar um die Teilnahme an der Endrunde um die Deutschen Meisterschaft mit. Was sagt das Ihrer Meinung aus?

Wagner: Dass sich bei Rot-Weiss Essen im Jugendbereich unter der sportlichen Leitung von Sportdirektor Jörn Nowak und Nachwuchsleiter Christian Flüthmann aktuell einiges bewegt hat und dass wir auf einem sehr guten Weg sind, uns immer professioneller aufzustellen. Außerdem kann man feststellen, dass auch in den letzten Jahren schon gute Arbeit geleistet wurde und die Durchlässigkeit sehr hoch ist und war. Unsere Platzierung ist nur möglich, weil die meisten Jungs bereits lange bei uns sind und sämtliche Nachwuchsteams durchlaufen haben. Ohne die Vorarbeit sämtlicher Nachwuchstrainer könnten wir das nicht leisten. In der U 19 setzen wir im Grunde nur die ausgezeichnete Arbeit fort.

DFB.de: Durch die Erfolge werden die Spieler sicher auch für andere Vereine interessant. Wie schwierig ist es, die Talente davon zu überzeugen, bei RWE zu bleiben?

Wagner: Die meisten Jungs stehen unter Vertrag. Deshalb ist es am Ende unsere Entscheidung, ob ein Talent bleibt oder geht. Wenn ein U 19-Spieler in seinen letzten zwei Jahren im Nachwuchsbereich Interesse hat, sich bestmöglich weiterzuentwickeln, ist er bei uns sehr gut aufgehoben. Wir haben ein gutes Trainerteam, Videoanalysten, eine gute Infrastruktur und schöpfen alle Möglichkeiten aus, um Spieler nach vorne zu bringen.

DFB.de: Abwehrspieler Mustafa Kourouma hat bei RWE bereits eine Profivertrag ab der nächsten Saison unterschrieben. Mit Joshua Quarshie ist ein weiterer Innenverteidiger unter Ihrer Leitung deutscher U 18-Nationalspieler geworden. Wie stolz macht Sie das?

Wagner: Das macht nicht nur mich, sondern das gesamte NLZ stolz. Wenn ein Spieler weiß, was er will, die Trainer ihn dabei tatkräftig unterstützen, dann ist in diesem Altersbereich eine extrem große Entwicklung möglich. Wir haben aber noch andere Spieler, denen ich durchaus den Sprung in den Profibereich zutraue. Das Schönste ist, wenn wir es schaffen, dass die Jungs nach Verlassen der U 19 ihren Traum vom Profifußball weiterleben können. Schließlich ist es etwas Besonderes, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann.

DFB.de: Ist das der Weg, den Rot-Weiss Essen auch künftig gehen will?

Wagner: Das wäre wünschenswert, aber es wird bei einer schlagkräftigen U 19-Mannschaft immer eine Mischung aus eigenen Nachwuchsspielern und externen Zugängen geben.

DFB.de: Wie sehr beflügelt es die RWE-Talente, dass die erste Mannschaft gute Chancen besitzt, den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen?

Wagner: Es beflügelt nicht nur meine Mannschaft, sondern den gesamten Verein und die ganze Stadt! Ich drücke fest die Daumen, dass es in diesem Jahr mit dem Aufstieg klappt.

DFB.de: Sie genießen bei RWE als Mitglied der letzten Aufstiegsmannschaft von 2011 Kultstatus. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Wagner: Ich habe in sieben Jahren als Spieler an der Hafenstraße alle Höhen und Tiefen miterlebt. Es war eine wahnsinnig intensive Zeit. Viele Momente werde ich niemals vergessen. Nach meiner aktiven Karriere hatte ich zunächst beim FC Kray und später in den Nachwuchsleistungszentren des VfL Bochum und des MSV Duisburg meine Trainerlaufbahn begonnen. Dass ich dann zu Rot-Weiss Essen zurückkehren konnte, bedeutet mir sehr viel. Ich wohne in Bergeborbeck nur fünf Minuten vom Stadion entfernt und es freut mich, dass ich den Verein in meiner jetzigen Position repräsentieren darf.

DFB.de: Sie sind hauptberuflicher Gymnasiallehrer, unterrichten Sport und Geschichte. Wie sehr hilft Ihre pädagogische Ausbildung bei Ihrem Trainerjob?

Wagner: Es schadet nicht, wenn man es von der Pike gelernt und ein abgeschlossenes Pädagogikstudium vorweisen kann. Mein Hauptbeschäftigungsfeld sind Jugendliche. Die Wege sind kurz und die Schnittstellen groß. Im Hauptberuf arbeite ich am Leibniz Gymnasium, einer Kooperationsschule von Rot-Weiss Essen, und nachmittags bin ich als U 19-Trainer für den Verein auf höchstem Niveau tätig. Für mich ist das eine Traumkonstellation.

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