Rutemöller: "Keine Sonderrechte mehr für Ex-Nationalspieler"

Seit nunmehr 13 Jahren ist Erich Rutemöller für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig. Von der U 15- bis zur U 18-Nationalmannschaft hat er einige Teams als DFB-Trainer betreut, außerdem von 2003 bis zum letzten Länderspiel Ende 2005 die Perspektivauswahl „Team 2006“, in dem die WM-Teilnehmer Timo Hildebrand, Arne Friedrich, Tim Borowski und Mike Hanke standen.

Als Nachfolger von Gero Bisanz leitet der 62-Jährige seit dem 1. Juli 2000 auch die Fußball-Lehrer-Lehrgänge an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln. Der Chefausbilder des DFB hat bislang die Teilnehmer aus neun Jahrgängen zur höchsten Stufe der Trainerausbildung in Deutschland geführt, unter seiner Anleitung erwarben beispielsweise die Bundesligatrainer Mirko Slomka, Thomas Doll, Jürgen Klopp, Petrik Sander und Edmund Becker, frühere Nationalspieler von Olaf Thon bis Andreas Möller sowie die aktuellen Nationalspielerinnen Silke Rottenberg und Kerstin Stegemann die Lizenz.

Auch der DFB vertraut auf die Qualitäten von Rutemöllers ehemaligen Schülern: Hansi Flick ist Assistenztrainer der Nationalmannschaft, Maren Meinert für die U 19- und U 20-Frauen verantwortlich. Neu im DFB-Trainerstab sind Heiko Herrlich, der den kommenden Jahrgang der U 18 bereits ab 18. August bei der U 17-WM in Korea betreut, und der U 16-Trainer Marco Pezzaiuoli, der den 53. Fußball-Lehrer-Lehrgang in der vergangenen Woche als Zweitbester abgeschlossen hat.

Im aktuellen „DFB.de-Gespräch der Woche“ mit DFB-Internetredakteur Christian Müller äußert sich Erich Rutemöller zu den Chancen der jüngsten Absolventen auf dem Trainermarkt und erklärt, warum er seine Tätigkeiten beim DFB seiner Arbeit als Bundesligatrainer beim 1. FC Köln und Hansa Rostock immer wieder vorziehen würde. Der Chefausbilder des DFB analysiert außerdem die Trainerausbildung und beurteilt den Ruf der deutschen Fußball-Lehrer im Ausland.

Frage: Herr Rutemöller, in Frankreich soll die Trainer-Legende Guy Roux, 68 Jahre alt und gerade mit neuem Vertrag beim RC Lens ausgestattet, mit einem altersbedingten Berufsverbot belegt werden. Sie selbst sind 62 – fühlen Sie sich zu alt für den Trainer-Job?

Erich Rutemöller: Auf gar keinen Fall! Ich fühle mich für meine Aufgaben aufgrund meiner Erfahrungen mit Mannschaften und in der Trainerausbildung absolut reif und fit. Wir sprechen auch nicht pauschal von Altersgrenzen, denn es gilt für Trainer genau das Gleiche wie für Spieler: Es gibt keine alten oder jungen Trainer, nur gute und schlechte. Klar ist natürlich: Als Trainer muss man sich immer, egal in welchem Alter, auf dem Laufenden halten und qualifizierte Fortbildungsmaßnahmen besuchen.

Frage: Deutsche Trainer sind im Ausland gefragt: Bernd Schuster als möglicher Trainer von Real Madrid, Karl-Heinz Feldkamp als neuer Chefcoach bei Galatasaray Istanbul, die früheren DFB-Trainer Berti Vogts in Nigeria und Ulli Stielike in der Elfenbeinküste als Nationaltrainer von starken afrikanischen Teams. Wie gut ist der Ruf deutscher Fußball-Lehrer international?

Erich Rutemöller: Sehr gut, hat Berti neulich gesagt, und das würde ich unterschreiben. Ich habe aufgrund meiner Arbeit als Ausbildungsleiter viele Kontakte mit Kollegen im Ausland. Außerdem sitze ich in einem UEFA-Gremium, das für die verschiedenen Ausbildungsstufen der Trainer in allen europäischen Fußball-Verbänden zuständig ist. Das alles ist wertvoll für meine Arbeit, ich kann vergleichen und mich mit den Kollegen austauschen – hier bekomme ich aber auch mit, wie angesehen die deutschen Trainer auf internationaler Bühne sind.

Frage: Der DFB geht aber auch den umgekehrten Weg und holt ausländische Trainer – wie die 21 Afrikaner zuletzt in der Sportschule Ruit – zu Lehrgängen nach Deutschland.

Erich Rutemöller: Das ist eine wichtige Ergänzung und Bereicherung unseres Trainerlebens. Wir wollen über den Zaun blicken, Austausch betreiben und voneinander lernen. Dafür sind solche Weiterbildungen für internationale Gruppen in Deutschland ideal.

Frage: Die Trainerausbildung des DFB soll laut Sportdirektor Matthias Sammer reformiert werden. Als Kriterien werden angelegt: Ist der Inhalt optimal, reicht der Umfang und sind die Zulassungsbedingungen streng genug gefasst? Gehen Sie mit diesen Vorstellungen konform?

Erich Rutemöller: Absolut! Bestimmte inhaltliche Aspekte bedürfen der Reformierung, etwa die Hospitationsphase bei Klubs oder wissenschaftliche Begleitfächer wie Sportmedizin und Entwicklung der Trainingslehre. Der Umfang kann durch Einrichtung zusätzlicher Module erweitert werden – ich denke an Felder wie Kompetenzvermittlung und Persönlichkeitsentwicklung von Trainern und Spielern. Und natürlich müssen wir Zulassungsvoraussetzungen künftig strikt formulieren und anwenden.

Frage: Bedeutet das in der Konsequenz, dass es künftig weder Cheftrainer ohne die Fußball-Lehrer-Lizenz in den Bundesligen noch Sonderrechte für Nationalspieler in der Trainerausbildung gibt?

Erich Rutemöller: Grundsätzlich ist dabei eine enge Zusammenarbeit mit der Liga wichtig, wir wollen und müssen eine Sprache sprechen, klare Regeln aufstellen und einhalten. Im Profibereich muss jeder Trainer eine Lizenz besitzen, Ausnahmen und sogenannte "Strohmann-Regelungen" soll es künftig nicht mehr geben - da sind wir uns mit der DFL einig. Auch ehemalige Nationalspieler können mit dem Inkrafttreten der neuen Trainer-Ausbildungsordnung keine Sonderrechte mehr erwarten!

Frage: Der Fußball-Lehrer-Lehrgang in Köln umfasst zurzeit Inhalte wie Trainingslehre, Fußballtheorie und -Praxis, Sportmedizin und -psychologie, Pädagogik und Methodik, zudem weitere Kernbereiche wie Hospitation, Wettspiele, Rhetorik. Wo ist Verbesserungspotenzial?

Erich Rutemöller: Wir wollen im Dozententeam stets auf dem Stand der Zeit bleiben und optimieren ständig, unter anderem auch über die Rückkopplung mit Teilnehmern von früheren Lehrgängen. Anregungen aus dem Kreis der Fußball-Lehrer werden intensiv im Dozentenstab diskutiert und umgesetzt.

Frage: Matthias Sammer plädiert für eine einheitliche Spielphilosophie der DFB-Junioren in allen Nationalmannschaften...

Erich Rutemöller: ...und er hat damit Recht. Es geht dabei ja nicht um eine enge Begrenzung auf ein starres System, Variationen müssen natürlich möglich sein. Es geht um die generelle Linie: Was will ich und was nicht, und folglich: Wie trainiere ich dafür und wie nicht? Dass in den DFB-Auswahlmannschaften bestimmte Prinzipien einheitlich verfolgt werden, macht absolut Sinn, beispielsweise das schnelle Spiel von hinten mit wenigen Ballkontakten und der offensiven Grundausrichtung.

Frage: Mit Marco Federico Pezzaiuoli wird einer aus dem soeben beendeten 53. Lehrgang in Köln in Zukunft nach diesen Grundsätzen arbeiten, als neuer Trainer der U 16. Sind sie stolz, dass Absolventen wie er oder der neue U 18-Trainer Heiko Herrlich in den DFB-Trainerstab geholt wurden?

Erich Rutemöller: Das macht mich mächtig stolz, dass sie den Sprung zum DFB so schnell geschafft haben. Pezzaiuoli zum Beispiel war der Zweitbeste seines Lehrgangs – das ist zwar keine Garantie für eine große Karriere, aber doch ein gutes Zeichen. Mit ihm und Herrlich hat der DFB jeweils einen guten Griff getan.

Frage: Trauen Sie aus diesem Lehrgang auch prominenten Vertretern wie Mario Basler oder Sciriaco Sforza eine große Trainerkarriere zu?

Erich Rutemöller: Ich bin ja kein Hellseher, aber Sciriaco Sforza arbeitet schon jetzt in Luzern bei einem Topteam in der Schweiz, Marco Kurz bereits in der 2. Bundesliga beim TSV 1860 München. Auch Fußball-Lehrer wie Mario Basler oder Ingo Anderbrügge haben gute Perspektiven, andere wie Andre Malinowski oder Michael Rummenigge füllen die Talentförderung mit Leben. Für alle gilt: Sie sollen sich nicht zu schade sein, sich auch über „Nebenrollen“ in einem Trainerteam zu entwickeln. Wer nicht sofort den großen Wurf erwartet, hat eine gute Chance, ganz nach oben zu kommen.

Frage: Wie sieht Ihre persönliche Job-Perspektive aus?

Erich Rutemöller: Ich werde 2008 auf jeden Fall noch DFB-Chefausbilder sein, eventuell dann meinen Nachfolger einarbeiten. Ich freue mich zunächst auf die verstärkte Zusammenarbeit mit Bernd Stöber, der als DFB-Trainer keine Mannschaft mehr betreut und in die Traineraus- und -weiterbildung einsteigt.

Frage: Seit einigen Jahren lehren Sie „nur“ noch. Vermissen Sie die eigentliche Arbeit als Trainer einer Mannschaft nicht?

Erich Rutemöller: Ja, da gibt es gewisse Momente. Schließlich ist diese Arbeit für mich eine wesentliche Ergänzung meiner Tätigkeit als Ausbilder gewesen – so hatte ich den Kontakt zu den Spielern und zum Spiel. Aber zuletzt war es besser so, dass ich mich auf die Arbeit an der Hennes-Weisweiler-Akademie konzentriert habe.

Frage: Haben Sie lieber als DFB-Trainer oder als Chefcoach in der Bundesliga gearbeitet?

Erich Rutemöller: Auf jeden Fall lieber beim DFB. Es hat mehr Spaß gemacht, in Ruhe und konzeptionell mit Talenten zu arbeiten. Das Tagesgeschäft in der Bundesliga ist schon äußerst erfolgsabhängig und hektisch.

Frage: Viele Unternehmen wollen an Ihren vielfältigen Erfahrungen teilhaben – Sie sind ein gefragter Referent. Worüber sprechen Sie in solchen Seminaren?

Erich Rutemöller: Ich beschäftige mich gern mit Fragen, die über die reine Trainertätigkeit hinausgehen. Ich referiere beispielsweise über die Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft, den Bereich Mitarbeiter- und Leistungsmotivation oder den Teamgedanken.

Frage: „Mach et´, Otze!“ - die obligatorische Frage zum Schluss: Wie sehr hängt Ihnen der Spruch aus dem DFB-Pokalhalbfinale 1991 mit dem 1. FC Köln heute noch nach?

Erich Rutemöller: Ich werde in der Tat noch oft darauf angesprochen, meistens mit einem breiten Grinsen. Ich grinse dann zurück und antworte freundlich. Damals war das nicht so lustig, aber heute kann ich darüber schmunzeln.

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Seit nunmehr 13 Jahren ist Erich Rutemöller für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig. Von der U 15- bis zur U 18-Nationalmannschaft hat er einige Teams als DFB-Trainer betreut, außerdem von 2003 bis zum letzten Länderspiel Ende 2005 die Perspektivauswahl „Team 2006“, in dem die WM-Teilnehmer Timo Hildebrand, Arne Friedrich, Tim Borowski und Mike Hanke standen.

Als Nachfolger von Gero Bisanz leitet der 62-Jährige seit dem 1. Juli 2000 auch die Fußball-Lehrer-Lehrgänge an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln. Der Chefausbilder des DFB hat bislang die Teilnehmer aus neun Jahrgängen zur höchsten Stufe der Trainerausbildung in Deutschland geführt, unter seiner Anleitung erwarben beispielsweise die Bundesligatrainer Mirko Slomka, Thomas Doll, Jürgen Klopp, Petrik Sander und Edmund Becker, frühere Nationalspieler von Olaf Thon bis Andreas Möller sowie die aktuellen Nationalspielerinnen Silke Rottenberg und Kerstin Stegemann die Lizenz.

Auch der DFB vertraut auf die Qualitäten von Rutemöllers ehemaligen Schülern: Hansi Flick ist Assistenztrainer der Nationalmannschaft, Maren Meinert für die U 19- und U 20-Frauen verantwortlich. Neu im DFB-Trainerstab sind Heiko Herrlich, der den kommenden Jahrgang der U 18 bereits ab 18. August bei der U 17-WM in Korea betreut, und der U 16-Trainer Marco Pezzaiuoli, der den 53. Fußball-Lehrer-Lehrgang in der vergangenen Woche als Zweitbester abgeschlossen hat.

Im aktuellen „DFB.de-Gespräch der Woche“ mit DFB-Internetredakteur Christian Müller äußert sich Erich Rutemöller zu den Chancen der jüngsten Absolventen auf dem Trainermarkt und erklärt, warum er seine Tätigkeiten beim DFB seiner Arbeit als Bundesligatrainer beim 1. FC Köln und Hansa Rostock immer wieder vorziehen würde. Der Chefausbilder des DFB analysiert außerdem die Trainerausbildung und beurteilt den Ruf der deutschen Fußball-Lehrer im Ausland.

Frage: Herr Rutemöller, in Frankreich soll die Trainer-Legende Guy Roux, 68 Jahre alt und gerade mit neuem Vertrag beim RC Lens ausgestattet, mit einem altersbedingten Berufsverbot belegt werden. Sie selbst sind 62 – fühlen Sie sich zu alt für den Trainer-Job?

Erich Rutemöller: Auf gar keinen Fall! Ich fühle mich für meine Aufgaben aufgrund meiner Erfahrungen mit Mannschaften und in der Trainerausbildung absolut reif und fit. Wir sprechen auch nicht pauschal von Altersgrenzen, denn es gilt für Trainer genau das Gleiche wie für Spieler: Es gibt keine alten oder jungen Trainer, nur gute und schlechte. Klar ist natürlich: Als Trainer muss man sich immer, egal in welchem Alter, auf dem Laufenden halten und qualifizierte Fortbildungsmaßnahmen besuchen.

Frage: Deutsche Trainer sind im Ausland gefragt: Bernd Schuster als möglicher Trainer von Real Madrid, Karl-Heinz Feldkamp als neuer Chefcoach bei Galatasaray Istanbul, die früheren DFB-Trainer Berti Vogts in Nigeria und Ulli Stielike in der Elfenbeinküste als Nationaltrainer von starken afrikanischen Teams. Wie gut ist der Ruf deutscher Fußball-Lehrer international?

Erich Rutemöller: Sehr gut, hat Berti neulich gesagt, und das würde ich unterschreiben. Ich habe aufgrund meiner Arbeit als Ausbildungsleiter viele Kontakte mit Kollegen im Ausland. Außerdem sitze ich in einem UEFA-Gremium, das für die verschiedenen Ausbildungsstufen der Trainer in allen europäischen Fußball-Verbänden zuständig ist. Das alles ist wertvoll für meine Arbeit, ich kann vergleichen und mich mit den Kollegen austauschen – hier bekomme ich aber auch mit, wie angesehen die deutschen Trainer auf internationaler Bühne sind.

Frage: Der DFB geht aber auch den umgekehrten Weg und holt ausländische Trainer – wie die 21 Afrikaner zuletzt in der Sportschule Ruit – zu Lehrgängen nach Deutschland.

Erich Rutemöller: Das ist eine wichtige Ergänzung und Bereicherung unseres Trainerlebens. Wir wollen über den Zaun blicken, Austausch betreiben und voneinander lernen. Dafür sind solche Weiterbildungen für internationale Gruppen in Deutschland ideal.

Frage: Die Trainerausbildung des DFB soll laut Sportdirektor Matthias Sammer reformiert werden. Als Kriterien werden angelegt: Ist der Inhalt optimal, reicht der Umfang und sind die Zulassungsbedingungen streng genug gefasst? Gehen Sie mit diesen Vorstellungen konform?

Erich Rutemöller: Absolut! Bestimmte inhaltliche Aspekte bedürfen der Reformierung, etwa die Hospitationsphase bei Klubs oder wissenschaftliche Begleitfächer wie Sportmedizin und Entwicklung der Trainingslehre. Der Umfang kann durch Einrichtung zusätzlicher Module erweitert werden – ich denke an Felder wie Kompetenzvermittlung und Persönlichkeitsentwicklung von Trainern und Spielern. Und natürlich müssen wir Zulassungsvoraussetzungen künftig strikt formulieren und anwenden.

Frage: Bedeutet das in der Konsequenz, dass es künftig weder Cheftrainer ohne die Fußball-Lehrer-Lizenz in den Bundesligen noch Sonderrechte für Nationalspieler in der Trainerausbildung gibt?

Erich Rutemöller: Grundsätzlich ist dabei eine enge Zusammenarbeit mit der Liga wichtig, wir wollen und müssen eine Sprache sprechen, klare Regeln aufstellen und einhalten. Im Profibereich muss jeder Trainer eine Lizenz besitzen, Ausnahmen und sogenannte "Strohmann-Regelungen" soll es künftig nicht mehr geben - da sind wir uns mit der DFL einig. Auch ehemalige Nationalspieler können mit dem Inkrafttreten der neuen Trainer-Ausbildungsordnung keine Sonderrechte mehr erwarten!

Frage: Der Fußball-Lehrer-Lehrgang in Köln umfasst zurzeit Inhalte wie Trainingslehre, Fußballtheorie und -Praxis, Sportmedizin und -psychologie, Pädagogik und Methodik, zudem weitere Kernbereiche wie Hospitation, Wettspiele, Rhetorik. Wo ist Verbesserungspotenzial?

Erich Rutemöller: Wir wollen im Dozententeam stets auf dem Stand der Zeit bleiben und optimieren ständig, unter anderem auch über die Rückkopplung mit Teilnehmern von früheren Lehrgängen. Anregungen aus dem Kreis der Fußball-Lehrer werden intensiv im Dozentenstab diskutiert und umgesetzt.

Frage: Matthias Sammer plädiert für eine einheitliche Spielphilosophie der DFB-Junioren in allen Nationalmannschaften...

Erich Rutemöller: ...und er hat damit Recht. Es geht dabei ja nicht um eine enge Begrenzung auf ein starres System, Variationen müssen natürlich möglich sein. Es geht um die generelle Linie: Was will ich und was nicht, und folglich: Wie trainiere ich dafür und wie nicht? Dass in den DFB-Auswahlmannschaften bestimmte Prinzipien einheitlich verfolgt werden, macht absolut Sinn, beispielsweise das schnelle Spiel von hinten mit wenigen Ballkontakten und der offensiven Grundausrichtung.

Frage: Mit Marco Federico Pezzaiuoli wird einer aus dem soeben beendeten 53. Lehrgang in Köln in Zukunft nach diesen Grundsätzen arbeiten, als neuer Trainer der U 16. Sind sie stolz, dass Absolventen wie er oder der neue U 18-Trainer Heiko Herrlich in den DFB-Trainerstab geholt wurden?

Erich Rutemöller: Das macht mich mächtig stolz, dass sie den Sprung zum DFB so schnell geschafft haben. Pezzaiuoli zum Beispiel war der Zweitbeste seines Lehrgangs – das ist zwar keine Garantie für eine große Karriere, aber doch ein gutes Zeichen. Mit ihm und Herrlich hat der DFB jeweils einen guten Griff getan.

Frage: Trauen Sie aus diesem Lehrgang auch prominenten Vertretern wie Mario Basler oder Sciriaco Sforza eine große Trainerkarriere zu?

Erich Rutemöller: Ich bin ja kein Hellseher, aber Sciriaco Sforza arbeitet schon jetzt in Luzern bei einem Topteam in der Schweiz, Marco Kurz bereits in der 2. Bundesliga beim TSV 1860 München. Auch Fußball-Lehrer wie Mario Basler oder Ingo Anderbrügge haben gute Perspektiven, andere wie Andre Malinowski oder Michael Rummenigge füllen die Talentförderung mit Leben. Für alle gilt: Sie sollen sich nicht zu schade sein, sich auch über „Nebenrollen“ in einem Trainerteam zu entwickeln. Wer nicht sofort den großen Wurf erwartet, hat eine gute Chance, ganz nach oben zu kommen.

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Frage: Wie sieht Ihre persönliche Job-Perspektive aus?

Erich Rutemöller: Ich werde 2008 auf jeden Fall noch DFB-Chefausbilder sein, eventuell dann meinen Nachfolger einarbeiten. Ich freue mich zunächst auf die verstärkte Zusammenarbeit mit Bernd Stöber, der als DFB-Trainer keine Mannschaft mehr betreut und in die Traineraus- und -weiterbildung einsteigt.

Frage: Seit einigen Jahren lehren Sie „nur“ noch. Vermissen Sie die eigentliche Arbeit als Trainer einer Mannschaft nicht?

Erich Rutemöller: Ja, da gibt es gewisse Momente. Schließlich ist diese Arbeit für mich eine wesentliche Ergänzung meiner Tätigkeit als Ausbilder gewesen – so hatte ich den Kontakt zu den Spielern und zum Spiel. Aber zuletzt war es besser so, dass ich mich auf die Arbeit an der Hennes-Weisweiler-Akademie konzentriert habe.

Frage: Haben Sie lieber als DFB-Trainer oder als Chefcoach in der Bundesliga gearbeitet?

Erich Rutemöller: Auf jeden Fall lieber beim DFB. Es hat mehr Spaß gemacht, in Ruhe und konzeptionell mit Talenten zu arbeiten. Das Tagesgeschäft in der Bundesliga ist schon äußerst erfolgsabhängig und hektisch.

Frage: Viele Unternehmen wollen an Ihren vielfältigen Erfahrungen teilhaben – Sie sind ein gefragter Referent. Worüber sprechen Sie in solchen Seminaren?

Erich Rutemöller: Ich beschäftige mich gern mit Fragen, die über die reine Trainertätigkeit hinausgehen. Ich referiere beispielsweise über die Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft, den Bereich Mitarbeiter- und Leistungsmotivation oder den Teamgedanken.

Frage: „Mach et´, Otze!“ - die obligatorische Frage zum Schluss: Wie sehr hängt Ihnen der Spruch aus dem DFB-Pokalhalbfinale 1991 mit dem 1. FC Köln heute noch nach?

Erich Rutemöller: Ich werde in der Tat noch oft darauf angesprochen, meistens mit einem breiten Grinsen. Ich grinse dann zurück und antworte freundlich. Damals war das nicht so lustig, aber heute kann ich darüber schmunzeln.