Rückschritt für Wensing? "Eher die Chance auf etwas Neues"

Es geht wieder los in der Allianz Frauen-Bundesliga. Täglich bis zum Saisonstart beleuchtet DFB.de einen anderen Klub. Heute: Luisa Wensing und den SV Werder Bremen. Im DFB.de-Interview spricht die 25 Jahre alte deutsche Nationalspielerin über den Saisonstart bei Borussia Mönchengladbach am Sonntag (ab 11 Uhr) ihren Neuanfang nach sechs Jahren in Wolfsburg und die Folgen ihrer beiden Wadenbeinbrüche 2015 und 2016.

DFB.de: Frau Wensing, nach sechs Jahren beim VfL Wolfsburg stehen Sie nun beim SV Werder unter Vertrag. Wie haben Sie die ersten Tage und Wochen in Bremen erlebt?

Luisa Wensing: Ich bin super empfangen worden. Meine ersten Eindrücke sind sehr gut. Schon von den ersten Gesprächen mit den Verantwortlichen war ich sehr angetan. Dieser positive Eindruck hat sich nun bestätigt. Wir haben eine tolle Mannschaft, das Training ist super und ich habe mich auch schon etwas eingelebt. Ich bin sehr glücklich darüber, diesen Schritt gemacht zu haben.

DFB.de: Wie schwer ist Ihnen denn der Abschied aus Wolfsburg gefallen?

Wensing: Sehr schwer. Der Abschied bei unserem letzten Spiel in der vergangenen Saison war dann doch sehr emotional. Sechs Jahre kann man nicht einfach wegstecken. Ich habe dort viel erleben dürfen und habe tolle Titel geholt. Ich bin dem VfL sehr dankbar für die Zeit, die ich dort verbringen konnte. Aber dann hatte ich zweimal einen Wadenbeinbruch. Diese beiden schweren Verletzungen haben mich zurückgeworfen. Danach war es schwierig für mich, in die erste Mannschaft zurückzukommen, weil das Team gespickt ist mit Weltklassespielerinnen. Deshalb war jetzt der Zeitpunkt gekommen, Tschüs zu sagen.

DFB.de: In Wolfsburg haben Sie zweimal die Champions League gewonnen, viermal die Deutsche Meisterschaft, fünfmal den DFB-Pokal. Eine außergewöhnliche Bilanz.

Wensing: Und darauf bin ich auch stolz. Ich denke, dass nicht viele Spielerinnen solche Erfolge feiern konnten. Besonders der Gewinn des Triples in meiner ersten Saison in Wolfsburg sticht natürlich heraus.

DFB.de: 2015 und 2016 dann die beiden Wadenbeinbrüche. Wie sind Sie damit umgegangen?

Wensing: Es war schwer für mich. Meine erste Verletzung war schon sehr schlimm. Ich musste lange auf Krücken gehen und das Laufen danach fast neu lernen. Das war schon eine schwerwiegende Verletzung. Nach einem Jahr habe ich dann die Schrauben und das Material rausbekommen, das das Bein stabilisiert hat. Und dann bricht das Wadenbein erneut. Das war extrem schwer zu verkraften, die Rehaphase noch mal durchzustehen. Aber ich wollte unbedingt die Rückkehr schaffen und habe wirklich viel für das Comeback getan. Zwar hat es nicht mehr für die erste Mannschaft gereicht, aber ich bin glücklich, wieder auf dem Platz stehen zu können.

DFB.de: Beginnt also jetzt ein neuer Lebensabschnitt?

Wensing: Ja, so fühlt es sich für mich im Moment an. Und darauf freue ich mich.

DFB.de: Fühlt es sich auch wie ein Rückschritt an, vom Doublesieger zu Werder Bremen zu wechseln?

Wensing: Für mich ist es eher eine Chance auf etwas Neues. Nach den beiden Wadenbeinbrüchen habe ich nur noch in der zweiten Mannschaft in der 2. Bundesliga gespielt. Ich wollte aber unbedingt wieder in Deutschlands höchste Spielklasse. Deshalb ist der Schritt nach Bremen für mich ein Neuanfang und kein Rückschritt. Ich bin froh, dass ich hier die Chance bekomme, wieder in der Frauen-Bundesliga zu spielen. Mit meiner Erfahrung möchte ich unserer jungen Mannschaft helfen. Ich bin gespannt, was die Saison bringt.

DFB.de: In Wolfsburg waren Sie eine von vielen guten Spielerinnen. In Bremen stechen Sie mit Ihrer Vita heraus. Wie gehen Sie mit dieser neuen Rolle um?

Wensing: Ich traue es mir auf jeden Fall zu, eine Führungsrolle zu übernehmen. Ich war noch nie eine Spielerin, die sich zurückgehalten hat und ruhig war. Meine Erfahrungen und Erfolge aus Wolfsburg möchte ich nun hier einbringen.

DFB.de: Bremen hat in der vergangenen Saison als Aufsteiger den Klassenverbleib geschafft. Was ist in dieser Serie möglich?

Wensing: Es geht definitiv wieder darum, die Klasse zu halten. In der vergangenen Saison wurde der einstellige Tabellenplatz knapp verpasst, das wollen wir in dieser Spielzeit nachholen. Wir haben viele neue Spielerinnen, mich eingeschlossen. Wir mussten uns alle erst mal aneinander gewöhnen und die Abläufe einspielen. Das hat ein wenig Zeit gebraucht. Ich bin aber sehr optimistisch, dass wir unsere Ziele erreichen können.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Qualität im Kader?

Wensing: Wir haben eine sehr gute Qualität im Kader. Ich habe sechs Jahre lange mit Weltklassespielerinnen aus verschiedenen Ländern zusammengespielt. Vorher in Duisburg hatten wir auch viele deutsche Nationalspielerinnen. Das ist jetzt etwas anders. Aber auch hier haben wir viel Qualität, vor allem die jungen Spielerinnen wollen sich beweisen. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Aber das müssen wir jetzt auch an den ersten Spieltagen unter Beweis stellen.

DFB.de: Sie starten in Mönchengladbach, dann kommt Leverkusen, danach geht es nach Duisburg. Ein gutes Startprogramm?

Wensing: Das kann man so oder so sehen. Einerseits ist es gefährlich, dass wir gegen unsere direkten Mitkonkurrenten um den Klassenverbleib antreten müssen. Wir müssen da sofort punkten. Andererseits ist es auch eine große Chance, einen guten Start hinzubekommen und uns schon mal ein gutes Polster auf die Abstiegsränge zu erarbeiten. Wir wollen mit mindestens sieben Punkten starten und werden alles dafür tun, damit uns das gelingt.

DFB.de: Bremen hat im deutschen Fußball einen großen Namen. Kann sich der SV Werder mittelfristig in der Frauen-Bundesliga etablieren?

Wensing: Ja, daran glaube ich definitiv. Der Klassenerhalt im ersten Jahr war der erste große Schritt. Die Aufsteiger sind oft auch direkt wieder die Absteiger. Das konnte Werder verhindern. Jetzt muss es jedoch weitergehen. Wir wollen in den kommenden Jahren versuchen, uns in der Frauen-Bundesliga etwas Nachhaltiges aufzubauen.

[sw]

Es geht wieder los in der Allianz Frauen-Bundesliga. Täglich bis zum Saisonstart beleuchtet DFB.de einen anderen Klub. Heute: Luisa Wensing und den SV Werder Bremen. Im DFB.de-Interview spricht die 25 Jahre alte deutsche Nationalspielerin über den Saisonstart bei Borussia Mönchengladbach am Sonntag (ab 11 Uhr) ihren Neuanfang nach sechs Jahren in Wolfsburg und die Folgen ihrer beiden Wadenbeinbrüche 2015 und 2016.

DFB.de: Frau Wensing, nach sechs Jahren beim VfL Wolfsburg stehen Sie nun beim SV Werder unter Vertrag. Wie haben Sie die ersten Tage und Wochen in Bremen erlebt?

Luisa Wensing: Ich bin super empfangen worden. Meine ersten Eindrücke sind sehr gut. Schon von den ersten Gesprächen mit den Verantwortlichen war ich sehr angetan. Dieser positive Eindruck hat sich nun bestätigt. Wir haben eine tolle Mannschaft, das Training ist super und ich habe mich auch schon etwas eingelebt. Ich bin sehr glücklich darüber, diesen Schritt gemacht zu haben.

DFB.de: Wie schwer ist Ihnen denn der Abschied aus Wolfsburg gefallen?

Wensing: Sehr schwer. Der Abschied bei unserem letzten Spiel in der vergangenen Saison war dann doch sehr emotional. Sechs Jahre kann man nicht einfach wegstecken. Ich habe dort viel erleben dürfen und habe tolle Titel geholt. Ich bin dem VfL sehr dankbar für die Zeit, die ich dort verbringen konnte. Aber dann hatte ich zweimal einen Wadenbeinbruch. Diese beiden schweren Verletzungen haben mich zurückgeworfen. Danach war es schwierig für mich, in die erste Mannschaft zurückzukommen, weil das Team gespickt ist mit Weltklassespielerinnen. Deshalb war jetzt der Zeitpunkt gekommen, Tschüs zu sagen.

DFB.de: In Wolfsburg haben Sie zweimal die Champions League gewonnen, viermal die Deutsche Meisterschaft, fünfmal den DFB-Pokal. Eine außergewöhnliche Bilanz.

Wensing: Und darauf bin ich auch stolz. Ich denke, dass nicht viele Spielerinnen solche Erfolge feiern konnten. Besonders der Gewinn des Triples in meiner ersten Saison in Wolfsburg sticht natürlich heraus.

DFB.de: 2015 und 2016 dann die beiden Wadenbeinbrüche. Wie sind Sie damit umgegangen?

Wensing: Es war schwer für mich. Meine erste Verletzung war schon sehr schlimm. Ich musste lange auf Krücken gehen und das Laufen danach fast neu lernen. Das war schon eine schwerwiegende Verletzung. Nach einem Jahr habe ich dann die Schrauben und das Material rausbekommen, das das Bein stabilisiert hat. Und dann bricht das Wadenbein erneut. Das war extrem schwer zu verkraften, die Rehaphase noch mal durchzustehen. Aber ich wollte unbedingt die Rückkehr schaffen und habe wirklich viel für das Comeback getan. Zwar hat es nicht mehr für die erste Mannschaft gereicht, aber ich bin glücklich, wieder auf dem Platz stehen zu können.

DFB.de: Beginnt also jetzt ein neuer Lebensabschnitt?

Wensing: Ja, so fühlt es sich für mich im Moment an. Und darauf freue ich mich.

DFB.de: Fühlt es sich auch wie ein Rückschritt an, vom Doublesieger zu Werder Bremen zu wechseln?

Wensing: Für mich ist es eher eine Chance auf etwas Neues. Nach den beiden Wadenbeinbrüchen habe ich nur noch in der zweiten Mannschaft in der 2. Bundesliga gespielt. Ich wollte aber unbedingt wieder in Deutschlands höchste Spielklasse. Deshalb ist der Schritt nach Bremen für mich ein Neuanfang und kein Rückschritt. Ich bin froh, dass ich hier die Chance bekomme, wieder in der Frauen-Bundesliga zu spielen. Mit meiner Erfahrung möchte ich unserer jungen Mannschaft helfen. Ich bin gespannt, was die Saison bringt.

DFB.de: In Wolfsburg waren Sie eine von vielen guten Spielerinnen. In Bremen stechen Sie mit Ihrer Vita heraus. Wie gehen Sie mit dieser neuen Rolle um?

Wensing: Ich traue es mir auf jeden Fall zu, eine Führungsrolle zu übernehmen. Ich war noch nie eine Spielerin, die sich zurückgehalten hat und ruhig war. Meine Erfahrungen und Erfolge aus Wolfsburg möchte ich nun hier einbringen.

DFB.de: Bremen hat in der vergangenen Saison als Aufsteiger den Klassenverbleib geschafft. Was ist in dieser Serie möglich?

Wensing: Es geht definitiv wieder darum, die Klasse zu halten. In der vergangenen Saison wurde der einstellige Tabellenplatz knapp verpasst, das wollen wir in dieser Spielzeit nachholen. Wir haben viele neue Spielerinnen, mich eingeschlossen. Wir mussten uns alle erst mal aneinander gewöhnen und die Abläufe einspielen. Das hat ein wenig Zeit gebraucht. Ich bin aber sehr optimistisch, dass wir unsere Ziele erreichen können.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Qualität im Kader?

Wensing: Wir haben eine sehr gute Qualität im Kader. Ich habe sechs Jahre lange mit Weltklassespielerinnen aus verschiedenen Ländern zusammengespielt. Vorher in Duisburg hatten wir auch viele deutsche Nationalspielerinnen. Das ist jetzt etwas anders. Aber auch hier haben wir viel Qualität, vor allem die jungen Spielerinnen wollen sich beweisen. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Aber das müssen wir jetzt auch an den ersten Spieltagen unter Beweis stellen.

DFB.de: Sie starten in Mönchengladbach, dann kommt Leverkusen, danach geht es nach Duisburg. Ein gutes Startprogramm?

Wensing: Das kann man so oder so sehen. Einerseits ist es gefährlich, dass wir gegen unsere direkten Mitkonkurrenten um den Klassenverbleib antreten müssen. Wir müssen da sofort punkten. Andererseits ist es auch eine große Chance, einen guten Start hinzubekommen und uns schon mal ein gutes Polster auf die Abstiegsränge zu erarbeiten. Wir wollen mit mindestens sieben Punkten starten und werden alles dafür tun, damit uns das gelingt.

DFB.de: Bremen hat im deutschen Fußball einen großen Namen. Kann sich der SV Werder mittelfristig in der Frauen-Bundesliga etablieren?

Wensing: Ja, daran glaube ich definitiv. Der Klassenerhalt im ersten Jahr war der erste große Schritt. Die Aufsteiger sind oft auch direkt wieder die Absteiger. Das konnte Werder verhindern. Jetzt muss es jedoch weitergehen. Wir wollen in den kommenden Jahren versuchen, uns in der Frauen-Bundesliga etwas Nachhaltiges aufzubauen.

###more###