Rudolph und Arnautis: "Keine bessere Wahl für das Auftaktspiel"

Die Frauen-Bundesliga geht in ihr 30. Jahr. In einer Serie schaut DFB.de ebenso auf besondere Momente in der Historie zurück wie auf aktuelle Entwicklungen zum Start der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Heute im Fokus: Die Trainer Niko Arnautis und Matthias Rudolph vor dem Klassiker 1. FFC Frankfurt gegen Turbine Potsdam, der heute (ab 18.30 Uhr, live bei Eurosport) die Saison eröffnet.

DFB.de: Herr Arnautis, Herr Rudolph, das Duell zwischen Ihren Teams galt lange als der große Klassiker im deutschen Frauenfußball. Hat die Partie heutzutage immer noch diese Bedeutung?

Niko Arnautis: Ich sehe es schon so, dass das ein besonderes Spiel ist. Der Unterschied ist, dass es dabei früher oft um den Titel ging. In dieser Hinsicht muss man realistisch bleiben: Wolfsburg und München haben über eine gesamte Saison andere Möglichkeiten als wir. Aber das tut der Bedeutung dieses Spiels keinen Abbruch: Bei uns ist die Vorfreude riesig.

Matthias Rudolph: Ich kann mich meinem Kollegen nur anschließen. Spiele zwischen Frankfurt und Potsdam werden so schnell nicht ihren Reiz verlieren. Dafür haben sich die beiden Klubs über Jahre viel zu intensiv duelliert. Es ist nicht so, dass zwischen den Vereinen eine Feindschaft besteht, aber eine gesunde Rivalität ist vorhanden. Und das ist auch gut so.

Arnautis: Aus meiner Sicht hätten die Gestalter des Spielplans keine bessere Wahl für die Auftaktbegegnung wählen können. Das Spiel findet am Freitagabend unter Flutlicht statt. Das sind einfach besondere Bedingungen, die für unsere Spielerinnen nicht alltäglich sind.

DFB.de: Man kann Ihren Worten sehr deutlich entnehmen, dass die Vorfreude vor dem Start in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga riesig ist.

Arnautis: Wir sind tatsächlich heiß darauf, dass es wieder losgeht. Die Pause war lang, hat aber gut getan. Wir fiebern seit Tagen auf dieses Spiel hin. Danach werden wir direkt wissen, wo wir stehen und wo wir noch nachjustieren müssen. Wir haben uns sechs Wochen intensiv vorbereitet. Ich habe das Gefühl, dass wir bereit für das Aufeinandertreffen mit Potsdam und die Aufgaben sind, die uns danach erwarten.

Rudolph: Die Mädels sind Leistungssportlerinnen und wollen dementsprechend an Ergebnissen gemessen werden. Begegnungen in der Vorbereitung sind schön und gut. Aber wichtig sind letztlich nur die Pflichtspiele. Wir haben einige Dinge erarbeitet, die uns nach vorne bringen werden. Wir brennen darauf, wieder um Punkte zu spielen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir unsere Hausaufgaben gewissenhaft erledigt haben und gut in die neue Serie starten werden.

DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Arnautis: Potsdam hat im Sommer einige wichtige Spielerinnen verloren. Ich denke zum Beispiel an Svenja Huth, Felicitas Rauch und Lisa Schmitz. Dafür haben sie gute Mädels dazubekommen, vor allem aus Osteuropa. Ich kann nicht beurteilen, ob sie jetzt stärker oder schwächer als in der vergangenen Saison sind. Wir sind auf jeden Fall gewarnt. Aber wir spielen zuhause und wollen natürlich gewinnen, um positiv in die Spielzeit zu starten.

Rudolph: Frankfurt hat vergangene Saison schon gezeigt, dass sie über große Qualität im Kader verfügen. Und sie haben sich meiner Meinung nach nicht verschlechtert. Frankfurt hat eine junge Truppe am Start, die viel Potenzial hat. Ich sehe sie vor allem in der Offensive stark. Es wird direkt eine richtige Herausforderung für uns.

DFB.de: Es treffen da auch zwei Philosophien aufeinander: Frankfurt setzt inzwischen extrem auf den Nachwuchs, Potsdam holt gerne auch mal die eine oder andere erfahrene ausländische Spielerin.

Arnautis: Ich weiß nicht, ob das zwei verschiedene Philosophien sind. Wir haben vier Mädels im Kader, die vor einem Jahr die U 20-Weltmeisterschaft gespielt haben, Sophia Kleinherne und Shekiera Martinez waren gerade bei der U 19-EM. Dazu kommt Sjoeke Nüsken, die unverletzt auch in Schottland gewesen wäre. Wir reden von insgesamt sechs Toptalenten in Deutschland. Aber wir haben natürlich auch einige erfahrene Kräfte – auch mit internationaler Qualität –, ohne die es nicht gehen würde. Ich denke, dass wir wieder eine gute Mischung zusammenhaben. Ich bin wirklich zuversichtlich. Bei Potsdam ist es ganz ähnlich. Aber unsere Mannschaft ist noch einen Tick jünger.

Rudolph: Niko hat ja schon die Abgänge genannt, die wir verkraften müssen. Svenja Huth, Felicitas Rauch und Lisa Schmitz waren logischerweise Eckpfeiler in unserem Kader. Wir haben uns mit dem Vorstand zusammengesetzt und ein Konzept ausgearbeitet, wie wir das auffangen können.

DFB.de: Und wie sieht das aus?

Rudolph: Wir möchten in den nächsten drei bis vier Jahren gerne eine spielstarke Mannschaft aufbauen, die deutliches Entwicklungspotenzial hat. Dementsprechend waren wir im Sommer auf dem Transfermarkt aktiv. Wir haben junge Talente geholt, die über viel Entwicklungspotenzial verfügen. Außerdem stehen in unseren Reihen Spielerinnen, die sehr jung sind, aber schon einige Jahre in der Bundesliga kicken. Sie werden mit ihrer hohen Qualität mehr Verantwortung übernehmen müssen.

DFB.de: Klingt fast so, als könnte das für Turbine nur ein Übergangsjahr werden.

Rudolph: Nein, das ist nicht der Fall. Wir wollen schon erfolgreichen Fußball spielen. Aber wir wollen auch in der Entwicklung der Mannschaft stark vorankommen. Beides hängt meiner Meinung nach eng miteinander zusammen.

DFB.de: Frankfurt ist vergangene Saison Fünfter geworden, Potsdam hat zum Schluss Rang drei belegt. Sind das die Regionen, in denen die Klubs auch in dieser Spielzeit zu finden sein werden?

Arnautis: Wir werden erst im Winter ein konkretes Ziel formulieren. Dann kann man klar absehen, in welche Richtung es geht. Bis dahin wollen wir frischen und offensiven Fußball anbieten und uns weiterentwickeln. Klar ist, dass wir uns nicht verschlechtern wollen. Wir werden uns aber nicht wehren, wenn es den einen oder anderen Platz hoch geht. In der vergangenen Saison haben wir gegen alle Teams gepunktet – nur gegen Wolfsburg und München ist uns das nicht gelungen. Das hat mich persönlich geärgert und deshalb möchten wir das jetzt ändern. Das ist definitiv eines unserer Ziele, auch gegen Topteams etwas Zählbares zu realisieren. Außerdem wollen wir die eine oder andere junge Spielerin noch näher an die die A-Nationalmannschaft heranführen.

Rudolph: Wir haben uns in diesem Jahr ganz bewusst dazu entschieden, kein konkretes Ziel auszugeben. Das wäre in unserer aktuellen Situation nicht zielführend. Wir wollen uns logischerweise nicht großartig verschlechtern und oben mitspielen. Aber wir wollen uns nicht auf irgendwelche Tabellenplätze festnageln lassen, um die Mannschaft nicht zu sehr unter Druck zu setzen.

DFB.de: Also sind Bayern und Wolfsburg mittlerweile außer Reichweite?

Arnautis: Man muss sich ja nur mal die Kader der beiden Vereine anschauen. Da wäre es doch vermessen, wenn wir sagen würden, dass wir mit denen um die Deutsche Meisterschaft spielen werden. Das ist nur in der Theorie, aber nicht in der Praxis möglich. Vielleicht können wir in einem Spiel auf Augenhöhe sein und sie ärgern, aber nicht die gesamte Saison hinweg. Wir hatten in der vergangenen Serie das zweitjüngste Team aller Bundesligisten. Da sind Schwankungen normal. Aus meiner Sicht werden Bayern und Wolfsburg die Meisterschaft unter sich ausmachen. Sie haben einfach die besten Möglichkeiten – vor allem in finanzieller Hinsicht. Das heißt jedoch nicht, dass wir die weiße Fahne hissen werden.

Rudolph: Tja, für mich ist die Frage schwer zu beantworten. In den vergangenen Jahren haben Bayern und Wolfsburg häufig Spielerinnen von Konkurrenten aus der Bundesliga verpflichtet. Das hat zwei Aspekte zur Folge: Sie selbst sind stärker geworden und die Gegner mussten diesen Qualitätsverlust erst mal auffangen. Dadurch ist aus meiner Sicht die Ausgeglichenheit etwas verloren gegangen. Das ist schade. Aber es bringt nichts, deshalb zu jammern. So ist das Geschäft. Wir haben trotzdem genug Selbstbewusstsein, um sagen zu können, dass wir bei einem optimalen Verlauf den beiden genannten Klubs richtig Paroli bieten können.

DFB.de: Die Partie am Abend ist wahrscheinlich das vorletzte Duell zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam, weil sich Frankfurt zur Saison 2020/2021 der Eintracht anschließt. Ist das schon ein Thema?

Arnautis: Für mich noch nicht. Die Planungen und die Gespräche dafür laufen auf einer anderen Ebene ab. Beide Seiten haben sich geäußert, dass dieser Plan so umgesetzt werden soll. Kurzfristig ändert sich für uns dadurch nichts. Generell kann uns dieser geplante Zusammenschluss weiterbringen und in jederlei Hinsicht neue Möglichkeiten eröffnen. Dann hätten wir einen starken Fußballstandort in Frankfurt. Die Kooperation soll eine Win-Win-Situation ergeben. Ich finde die Idee toll und die Zeit dafür ist reif!

Rudolph: Ich beobachte die Entwicklung aus der Ferne interessiert. Aber unser Thema ist das nicht. Wir haben andere Voraussetzungen. In Potsdam gibt es keinen Bundesligisten, dem wir uns anschließen könnten. Wir fokussieren uns auf uns, auf die Stadt, auf das Land Brandenburg. Turbine Potsdam ist der Fußballverein, der in Brandenburg am Höchstklassigsten angesiedelt ist. Wir machen uns nicht kleiner, als wir es sind. Wir sehen hier großes Potenzial, bis hin nach Berlin. Diese Möglichkeiten wollen wir ausschöpfen. Und dann glauben wir, dass wir als reiner Frauenfußballverein mithalten können.

Arnautis: In Europa geht aus meiner Sicht die Tendenz dahin, dass im Frauenfußball jene Mannschaften ganz oben dabei sind, die einen Profiklub der Männer hinter sich wissen. Um das zu erkennen, müssen wir nur nach Frankreich, Spanien und England schauen. Ich bin selbst sehr gespannt, wie es in fünf Jahren aussieht. Ich weiß nicht, in welcher Form es dann noch Vereine wie den 1. FFC Frankfurt, Turbine Potsdam oder die SGS Essen  geben wird. Es kann auch sein, dass diese Klubs dann unter einem anderen Dach oder – und das wollen wir nicht hoffen – im schlimmsten Fall ganz von der Bildfläche verschwunden sind. Es wird auf jeden Fall spannend.

Rudolph: Es ist natürlich auch immer die Frage, wie intensiv die Bundesligisten die Frauenmannschaft unterstützen. Da gibt es ja auch gravierende Unterschiede und Beispiele, dass es in verschiedene Richtungen laufen kann.

[sw]

Die Frauen-Bundesliga geht in ihr 30. Jahr. In einer Serie schaut DFB.de ebenso auf besondere Momente in der Historie zurück wie auf aktuelle Entwicklungen zum Start der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Heute im Fokus: Die Trainer Niko Arnautis und Matthias Rudolph vor dem Klassiker 1. FFC Frankfurt gegen Turbine Potsdam, der heute (ab 18.30 Uhr, live bei Eurosport) die Saison eröffnet.

DFB.de: Herr Arnautis, Herr Rudolph, das Duell zwischen Ihren Teams galt lange als der große Klassiker im deutschen Frauenfußball. Hat die Partie heutzutage immer noch diese Bedeutung?

Niko Arnautis: Ich sehe es schon so, dass das ein besonderes Spiel ist. Der Unterschied ist, dass es dabei früher oft um den Titel ging. In dieser Hinsicht muss man realistisch bleiben: Wolfsburg und München haben über eine gesamte Saison andere Möglichkeiten als wir. Aber das tut der Bedeutung dieses Spiels keinen Abbruch: Bei uns ist die Vorfreude riesig.

Matthias Rudolph: Ich kann mich meinem Kollegen nur anschließen. Spiele zwischen Frankfurt und Potsdam werden so schnell nicht ihren Reiz verlieren. Dafür haben sich die beiden Klubs über Jahre viel zu intensiv duelliert. Es ist nicht so, dass zwischen den Vereinen eine Feindschaft besteht, aber eine gesunde Rivalität ist vorhanden. Und das ist auch gut so.

Arnautis: Aus meiner Sicht hätten die Gestalter des Spielplans keine bessere Wahl für die Auftaktbegegnung wählen können. Das Spiel findet am Freitagabend unter Flutlicht statt. Das sind einfach besondere Bedingungen, die für unsere Spielerinnen nicht alltäglich sind.

DFB.de: Man kann Ihren Worten sehr deutlich entnehmen, dass die Vorfreude vor dem Start in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga riesig ist.

Arnautis: Wir sind tatsächlich heiß darauf, dass es wieder losgeht. Die Pause war lang, hat aber gut getan. Wir fiebern seit Tagen auf dieses Spiel hin. Danach werden wir direkt wissen, wo wir stehen und wo wir noch nachjustieren müssen. Wir haben uns sechs Wochen intensiv vorbereitet. Ich habe das Gefühl, dass wir bereit für das Aufeinandertreffen mit Potsdam und die Aufgaben sind, die uns danach erwarten.

Rudolph: Die Mädels sind Leistungssportlerinnen und wollen dementsprechend an Ergebnissen gemessen werden. Begegnungen in der Vorbereitung sind schön und gut. Aber wichtig sind letztlich nur die Pflichtspiele. Wir haben einige Dinge erarbeitet, die uns nach vorne bringen werden. Wir brennen darauf, wieder um Punkte zu spielen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir unsere Hausaufgaben gewissenhaft erledigt haben und gut in die neue Serie starten werden.

DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Arnautis: Potsdam hat im Sommer einige wichtige Spielerinnen verloren. Ich denke zum Beispiel an Svenja Huth, Felicitas Rauch und Lisa Schmitz. Dafür haben sie gute Mädels dazubekommen, vor allem aus Osteuropa. Ich kann nicht beurteilen, ob sie jetzt stärker oder schwächer als in der vergangenen Saison sind. Wir sind auf jeden Fall gewarnt. Aber wir spielen zuhause und wollen natürlich gewinnen, um positiv in die Spielzeit zu starten.

Rudolph: Frankfurt hat vergangene Saison schon gezeigt, dass sie über große Qualität im Kader verfügen. Und sie haben sich meiner Meinung nach nicht verschlechtert. Frankfurt hat eine junge Truppe am Start, die viel Potenzial hat. Ich sehe sie vor allem in der Offensive stark. Es wird direkt eine richtige Herausforderung für uns.

DFB.de: Es treffen da auch zwei Philosophien aufeinander: Frankfurt setzt inzwischen extrem auf den Nachwuchs, Potsdam holt gerne auch mal die eine oder andere erfahrene ausländische Spielerin.

Arnautis: Ich weiß nicht, ob das zwei verschiedene Philosophien sind. Wir haben vier Mädels im Kader, die vor einem Jahr die U 20-Weltmeisterschaft gespielt haben, Sophia Kleinherne und Shekiera Martinez waren gerade bei der U 19-EM. Dazu kommt Sjoeke Nüsken, die unverletzt auch in Schottland gewesen wäre. Wir reden von insgesamt sechs Toptalenten in Deutschland. Aber wir haben natürlich auch einige erfahrene Kräfte – auch mit internationaler Qualität –, ohne die es nicht gehen würde. Ich denke, dass wir wieder eine gute Mischung zusammenhaben. Ich bin wirklich zuversichtlich. Bei Potsdam ist es ganz ähnlich. Aber unsere Mannschaft ist noch einen Tick jünger.

Rudolph: Niko hat ja schon die Abgänge genannt, die wir verkraften müssen. Svenja Huth, Felicitas Rauch und Lisa Schmitz waren logischerweise Eckpfeiler in unserem Kader. Wir haben uns mit dem Vorstand zusammengesetzt und ein Konzept ausgearbeitet, wie wir das auffangen können.

DFB.de: Und wie sieht das aus?

Rudolph: Wir möchten in den nächsten drei bis vier Jahren gerne eine spielstarke Mannschaft aufbauen, die deutliches Entwicklungspotenzial hat. Dementsprechend waren wir im Sommer auf dem Transfermarkt aktiv. Wir haben junge Talente geholt, die über viel Entwicklungspotenzial verfügen. Außerdem stehen in unseren Reihen Spielerinnen, die sehr jung sind, aber schon einige Jahre in der Bundesliga kicken. Sie werden mit ihrer hohen Qualität mehr Verantwortung übernehmen müssen.

DFB.de: Klingt fast so, als könnte das für Turbine nur ein Übergangsjahr werden.

Rudolph: Nein, das ist nicht der Fall. Wir wollen schon erfolgreichen Fußball spielen. Aber wir wollen auch in der Entwicklung der Mannschaft stark vorankommen. Beides hängt meiner Meinung nach eng miteinander zusammen.

DFB.de: Frankfurt ist vergangene Saison Fünfter geworden, Potsdam hat zum Schluss Rang drei belegt. Sind das die Regionen, in denen die Klubs auch in dieser Spielzeit zu finden sein werden?

Arnautis: Wir werden erst im Winter ein konkretes Ziel formulieren. Dann kann man klar absehen, in welche Richtung es geht. Bis dahin wollen wir frischen und offensiven Fußball anbieten und uns weiterentwickeln. Klar ist, dass wir uns nicht verschlechtern wollen. Wir werden uns aber nicht wehren, wenn es den einen oder anderen Platz hoch geht. In der vergangenen Saison haben wir gegen alle Teams gepunktet – nur gegen Wolfsburg und München ist uns das nicht gelungen. Das hat mich persönlich geärgert und deshalb möchten wir das jetzt ändern. Das ist definitiv eines unserer Ziele, auch gegen Topteams etwas Zählbares zu realisieren. Außerdem wollen wir die eine oder andere junge Spielerin noch näher an die die A-Nationalmannschaft heranführen.

Rudolph: Wir haben uns in diesem Jahr ganz bewusst dazu entschieden, kein konkretes Ziel auszugeben. Das wäre in unserer aktuellen Situation nicht zielführend. Wir wollen uns logischerweise nicht großartig verschlechtern und oben mitspielen. Aber wir wollen uns nicht auf irgendwelche Tabellenplätze festnageln lassen, um die Mannschaft nicht zu sehr unter Druck zu setzen.

DFB.de: Also sind Bayern und Wolfsburg mittlerweile außer Reichweite?

Arnautis: Man muss sich ja nur mal die Kader der beiden Vereine anschauen. Da wäre es doch vermessen, wenn wir sagen würden, dass wir mit denen um die Deutsche Meisterschaft spielen werden. Das ist nur in der Theorie, aber nicht in der Praxis möglich. Vielleicht können wir in einem Spiel auf Augenhöhe sein und sie ärgern, aber nicht die gesamte Saison hinweg. Wir hatten in der vergangenen Serie das zweitjüngste Team aller Bundesligisten. Da sind Schwankungen normal. Aus meiner Sicht werden Bayern und Wolfsburg die Meisterschaft unter sich ausmachen. Sie haben einfach die besten Möglichkeiten – vor allem in finanzieller Hinsicht. Das heißt jedoch nicht, dass wir die weiße Fahne hissen werden.

Rudolph: Tja, für mich ist die Frage schwer zu beantworten. In den vergangenen Jahren haben Bayern und Wolfsburg häufig Spielerinnen von Konkurrenten aus der Bundesliga verpflichtet. Das hat zwei Aspekte zur Folge: Sie selbst sind stärker geworden und die Gegner mussten diesen Qualitätsverlust erst mal auffangen. Dadurch ist aus meiner Sicht die Ausgeglichenheit etwas verloren gegangen. Das ist schade. Aber es bringt nichts, deshalb zu jammern. So ist das Geschäft. Wir haben trotzdem genug Selbstbewusstsein, um sagen zu können, dass wir bei einem optimalen Verlauf den beiden genannten Klubs richtig Paroli bieten können.

DFB.de: Die Partie am Abend ist wahrscheinlich das vorletzte Duell zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam, weil sich Frankfurt zur Saison 2020/2021 der Eintracht anschließt. Ist das schon ein Thema?

Arnautis: Für mich noch nicht. Die Planungen und die Gespräche dafür laufen auf einer anderen Ebene ab. Beide Seiten haben sich geäußert, dass dieser Plan so umgesetzt werden soll. Kurzfristig ändert sich für uns dadurch nichts. Generell kann uns dieser geplante Zusammenschluss weiterbringen und in jederlei Hinsicht neue Möglichkeiten eröffnen. Dann hätten wir einen starken Fußballstandort in Frankfurt. Die Kooperation soll eine Win-Win-Situation ergeben. Ich finde die Idee toll und die Zeit dafür ist reif!

Rudolph: Ich beobachte die Entwicklung aus der Ferne interessiert. Aber unser Thema ist das nicht. Wir haben andere Voraussetzungen. In Potsdam gibt es keinen Bundesligisten, dem wir uns anschließen könnten. Wir fokussieren uns auf uns, auf die Stadt, auf das Land Brandenburg. Turbine Potsdam ist der Fußballverein, der in Brandenburg am Höchstklassigsten angesiedelt ist. Wir machen uns nicht kleiner, als wir es sind. Wir sehen hier großes Potenzial, bis hin nach Berlin. Diese Möglichkeiten wollen wir ausschöpfen. Und dann glauben wir, dass wir als reiner Frauenfußballverein mithalten können.

Arnautis: In Europa geht aus meiner Sicht die Tendenz dahin, dass im Frauenfußball jene Mannschaften ganz oben dabei sind, die einen Profiklub der Männer hinter sich wissen. Um das zu erkennen, müssen wir nur nach Frankreich, Spanien und England schauen. Ich bin selbst sehr gespannt, wie es in fünf Jahren aussieht. Ich weiß nicht, in welcher Form es dann noch Vereine wie den 1. FFC Frankfurt, Turbine Potsdam oder die SGS Essen  geben wird. Es kann auch sein, dass diese Klubs dann unter einem anderen Dach oder – und das wollen wir nicht hoffen – im schlimmsten Fall ganz von der Bildfläche verschwunden sind. Es wird auf jeden Fall spannend.

Rudolph: Es ist natürlich auch immer die Frage, wie intensiv die Bundesligisten die Frauenmannschaft unterstützen. Da gibt es ja auch gravierende Unterschiede und Beispiele, dass es in verschiedene Richtungen laufen kann.

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