Rudolph über DFB-Hospitanz: "Ein einzigartiges Erlebnis"

Matthias Rudolph hat einige spannende Tage hinter sich. Der Trainer von Turbine Potsdam hat die deutsche Frauen-Nationalmannschaft im Rahmen des Länderspiels in Wembley gegen England (2:1) begleitet und tiefe Eindrücke in die Arbeit des DFB erhalten. Im DFB.de-Interview erklärt der 37-Jährige, was ihm die Hospitanz gebracht hat.

DFB.de: Herr Rudolph, durch diese Art der Hospitanz zwischen Trainern der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und dem DFB-Stab sollen der Austausch intensiviert und die gegenseitige Akzeptanz erhöht werden. Ist in Ihrem Fall dieses Ziel erreicht worden?

Matthias Rudolph: Ja, auf jeden Fall. Es waren total tolle Tage. Es war super, dass wir über einen längeren Zeitraum zusammen waren und dass ich mich über viele Dinge mit den DFB-Trainern austauschen konnte. Diese Möglichkeit gibt es ja sonst nicht. Man sieht sich vielleicht ein paar Mal im Jahr an einem Bundesliga-Spieltag und man telefoniert zwischendurch mal. Aber so ein intensiver Austausch, wie ich ihn erleben durfte, gibt es sonst eigentlich nie. Das schafft unglaublich viel Akzeptanz und Vertrauen.

DFB.de: Wie ordnen Sie mit zwei Wochen Abstand Ihren Aufenthalt bei der Nationalmannschaft allgemein ein?

Rudolph: Ich bin total froh und dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe. Ich war vor allem begeistert, wie offen der Trainerstab mir gegenüber war. Ich konnte während der Einheiten mit auf den Platz und an allen Meetings teilnehmen. So habe ich schon einen tiefen Einblick bekommen können, wie in der Nationalmannschaft gearbeitet wird. Das schafft definitiv einen Zusammenschluss zwischen DFB-Team und uns als Frauen-Bundesligist. Ich bewerte es auch im Rückblick als extrem positiv.

DFB.de: Was waren für Sie die Highlights während der Reise?

Rudolph: Es ist einfach wahnsinnig spannend für einen Vereinstrainer zu erleben, wie die Nationalspielerinnen miteinander trainieren und umgehen. Ich konnte feststellen, wie hoch das Level bei uns in Deutschland ist. Und ich habe auch für mich persönlich mitgenommen, wo wir die eigenen Spielerinnen im Verein hinführen sollen, können und müssen, damit sie die Möglichkeit haben, an der Tür zur Nationalmannschaft anzuklopfen. Das ist für mich eine sehr, sehr wichtige Erkenntnis. Als absolutes Highlight würde ich dann natürlich auch das Länderspiel selbst gegen England in Wembley vor 77.000 Zuschauern nennen. Wann gibt es das schon mal im Frauenfußball? Dazu der 2:1-Sieg in der letzten Minute. Großartig!

DFB.de: Wie haben Sie den Austausch mit den DFB-Trainerteams erlebt?

Rudolph: Absolut auf Augenhöhe. Ich kenne Martina Voss-Tecklenburg natürlich schon länger. Wir hatten damals häufiger Kontakt, als sie noch die Schweiz betreut hat, weil einige ihrer Nationalspielerinnen bei uns unter Vertrag standen. Jetzt in England war es vom ersten Moment an total herzlich. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt und konnte jede Frage stellen. Der Austausch war total offen und konstruktiv.

DFB.de: Sie waren auch bei allen Mannschaftssitzungen dabei. Können Sie Parallelen zu Ihrer Situation in Potsdam ziehen?

Rudolph: Ja, durchaus. Aber es gibt auch kleinere Dinge, die ich durch die neuen Anregungen vielleicht verändern werde. Ich muss mir das in Ruhe mal durch den Kopf gehen lassen und überlegen, ob die eine oder andere Maßnahme auch bei einer Vereinsmannschaft sinnvoll sein könnte.

DFB.de: Es gab auch Feedback-Gespräche mit jeder einzelnen Spielerin. Besonders interessant dürfte für Sie der Austausch mit Ihrer Spielerin Anna Gasper gewesen sein.

Rudolph: Anna ist eine Spielerin, die ich in Potsdam ausgebildet habe und die jetzt auf dem Sprung ist, Nationalspielerin zu werden. Es war spannend für mich zu erfahren, wie sie beim DFB gesehen wird und welche Qualitäten sie hat. Aber auch, woran wir noch arbeiten müssen, um weiter zu kommen. Insgesamt waren wir in vielen Fällen derselben Ansicht, was wir tun müssen, damit sie internationales Niveau erreicht.

DFB.de: Welche Eindrücke haben Sie insgesamt mit nach Hause genommen?

Rudolph: Die Eindrücke waren überwältigend. Während der Woche wurde der Spannungsbogen bis hin zu der Begegnung immer weiter aufgebaut. Es war insgesamt ein einzigartiges Erlebnis.

DFB.de: Haben Ihre Eindrücke nach Ihrer Rückkehr bereits Einfluss auf Ihre Arbeit bei Turbine genommen?

Rudolph: Wir haben während der Woche viele verschiedene Ansätze diskutiert. Wie können wir noch besser verteidigen? Wie können wir in der Offensive gefährlicher werden? Aus diesen Gesprächen heraus reflektiert man seine eigene Arbeit und findet immer wieder neue Ansatzpunkte, wie man seine eigene Mannschaft weiter voranbringen kann. Die Gespräche waren Gold wert. Ich habe erleben können, welche Philosophie bei der Nationalmannschaft verfolgt wird. Insgesamt war alles in der gesamten Woche hochprofessionell. Das hat mich beeindruckt.

DFB.de: Profitieren am Ende beide Seiten?

Rudolph: Davon bin ich überzeugt. Ich weiß jetzt noch genauer, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, um die nächste Entwicklungsstufe zu erreichen und Spielerinnen zu entwickeln, die für Martina Voss-Tecklenburg und ihr Team interessant sein können. Zusammen können wir eine noch höhere Qualität ausbilden, von der am Ende natürlich alle Seiten profitieren. Ich empfehle jedem meiner Kollegen, der die Chance bekommt, das auch mal zu machen.

DFB.de: Am vergangenen Wochenende ist der Alltag bei Ihnen wieder eingekehrt. Am Sonntag erwarten Sie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga den MSV Duisburg. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Partie?

Rudolph: Wir haben uns zuletzt stabilisiert und wollen daran anknüpfen. Wir haben eine junge Mannschaft, die wir weiterentwickelt haben. Gegen Duisburg wollen wir gewinnen, um uns weiter von unten abzusetzen und in der Tabelle noch ein paar Plätze klettern zu können. Mit der Entwicklung der einzelnen Spielerinnen sind wir sehr zufrieden, mit den Ergebnissen waren wir es nicht immer.

DFB.de: Nach einem holprigen Start lief es für Turbine zuletzt besser. Was ist noch möglich in dieser Saison?

Rudolph: Wir sind auf dem richtigen Weg. Im Moment belegen wir Rang sieben. Da kann es gerne noch weiter nach oben gehen. Das Wichtigste ist für mich, dass wir die Mannschaft nach vorne bringen. Alles andere kommt dann von selbst. Wo wir dann am Ende landen, kann ich jetzt schlecht einschätzen.

DFB.de: Zudem stehen Sie im Viertelfinale des DFB-Pokals.

Rudolph: Es wäre ein Traum, im kommenden Jahr das Finale in Köln zu erreichen. Ich bin seit 2016 Cheftrainer und habe in dieser Zeit im DFB-Pokal noch kein einziges Heimspiel erleben dürfen. Das wäre mein erster Wunsch. Der zweite ist, dass wir gerne dem VfL Wolfsburg aus dem Weg gehen würden. Das würde unsere Chancen auf das Endspiel deutlich erhöhen.

DFB.de: Wird es immer schwerer für Mannschaften wie Potsdam, den Kontakt zu Spitzenmannschaften wie den VfL Wolfsburg und Bayern München zu halten?

Rudolph: In den vergangenen Jahren haben wir immer oben mitgespielt und Platz drei oder vier belegt. In diesem Sommer hatten wir einen Umbruch. Wichtige Spielerinnen haben uns verlassen. Das spüren wir gerade. Aber jetzt bauen wir ein neues Team auf. Gleichzeitig müssen wir mehr finanzielle Mittel akquirieren, um diese Spielerinnen auch langfristig an uns binden zu können. Dann können wir mittelfristig wieder ganz oben angreifen. Das ist unser Ziel.

[sw]

Matthias Rudolph hat einige spannende Tage hinter sich. Der Trainer von Turbine Potsdam hat die deutsche Frauen-Nationalmannschaft im Rahmen des Länderspiels in Wembley gegen England (2:1) begleitet und tiefe Eindrücke in die Arbeit des DFB erhalten. Im DFB.de-Interview erklärt der 37-Jährige, was ihm die Hospitanz gebracht hat.

DFB.de: Herr Rudolph, durch diese Art der Hospitanz zwischen Trainern der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und dem DFB-Stab sollen der Austausch intensiviert und die gegenseitige Akzeptanz erhöht werden. Ist in Ihrem Fall dieses Ziel erreicht worden?

Matthias Rudolph: Ja, auf jeden Fall. Es waren total tolle Tage. Es war super, dass wir über einen längeren Zeitraum zusammen waren und dass ich mich über viele Dinge mit den DFB-Trainern austauschen konnte. Diese Möglichkeit gibt es ja sonst nicht. Man sieht sich vielleicht ein paar Mal im Jahr an einem Bundesliga-Spieltag und man telefoniert zwischendurch mal. Aber so ein intensiver Austausch, wie ich ihn erleben durfte, gibt es sonst eigentlich nie. Das schafft unglaublich viel Akzeptanz und Vertrauen.

DFB.de: Wie ordnen Sie mit zwei Wochen Abstand Ihren Aufenthalt bei der Nationalmannschaft allgemein ein?

Rudolph: Ich bin total froh und dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe. Ich war vor allem begeistert, wie offen der Trainerstab mir gegenüber war. Ich konnte während der Einheiten mit auf den Platz und an allen Meetings teilnehmen. So habe ich schon einen tiefen Einblick bekommen können, wie in der Nationalmannschaft gearbeitet wird. Das schafft definitiv einen Zusammenschluss zwischen DFB-Team und uns als Frauen-Bundesligist. Ich bewerte es auch im Rückblick als extrem positiv.

DFB.de: Was waren für Sie die Highlights während der Reise?

Rudolph: Es ist einfach wahnsinnig spannend für einen Vereinstrainer zu erleben, wie die Nationalspielerinnen miteinander trainieren und umgehen. Ich konnte feststellen, wie hoch das Level bei uns in Deutschland ist. Und ich habe auch für mich persönlich mitgenommen, wo wir die eigenen Spielerinnen im Verein hinführen sollen, können und müssen, damit sie die Möglichkeit haben, an der Tür zur Nationalmannschaft anzuklopfen. Das ist für mich eine sehr, sehr wichtige Erkenntnis. Als absolutes Highlight würde ich dann natürlich auch das Länderspiel selbst gegen England in Wembley vor 77.000 Zuschauern nennen. Wann gibt es das schon mal im Frauenfußball? Dazu der 2:1-Sieg in der letzten Minute. Großartig!

DFB.de: Wie haben Sie den Austausch mit den DFB-Trainerteams erlebt?

Rudolph: Absolut auf Augenhöhe. Ich kenne Martina Voss-Tecklenburg natürlich schon länger. Wir hatten damals häufiger Kontakt, als sie noch die Schweiz betreut hat, weil einige ihrer Nationalspielerinnen bei uns unter Vertrag standen. Jetzt in England war es vom ersten Moment an total herzlich. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt und konnte jede Frage stellen. Der Austausch war total offen und konstruktiv.

DFB.de: Sie waren auch bei allen Mannschaftssitzungen dabei. Können Sie Parallelen zu Ihrer Situation in Potsdam ziehen?

Rudolph: Ja, durchaus. Aber es gibt auch kleinere Dinge, die ich durch die neuen Anregungen vielleicht verändern werde. Ich muss mir das in Ruhe mal durch den Kopf gehen lassen und überlegen, ob die eine oder andere Maßnahme auch bei einer Vereinsmannschaft sinnvoll sein könnte.

DFB.de: Es gab auch Feedback-Gespräche mit jeder einzelnen Spielerin. Besonders interessant dürfte für Sie der Austausch mit Ihrer Spielerin Anna Gasper gewesen sein.

Rudolph: Anna ist eine Spielerin, die ich in Potsdam ausgebildet habe und die jetzt auf dem Sprung ist, Nationalspielerin zu werden. Es war spannend für mich zu erfahren, wie sie beim DFB gesehen wird und welche Qualitäten sie hat. Aber auch, woran wir noch arbeiten müssen, um weiter zu kommen. Insgesamt waren wir in vielen Fällen derselben Ansicht, was wir tun müssen, damit sie internationales Niveau erreicht.

DFB.de: Welche Eindrücke haben Sie insgesamt mit nach Hause genommen?

Rudolph: Die Eindrücke waren überwältigend. Während der Woche wurde der Spannungsbogen bis hin zu der Begegnung immer weiter aufgebaut. Es war insgesamt ein einzigartiges Erlebnis.

DFB.de: Haben Ihre Eindrücke nach Ihrer Rückkehr bereits Einfluss auf Ihre Arbeit bei Turbine genommen?

Rudolph: Wir haben während der Woche viele verschiedene Ansätze diskutiert. Wie können wir noch besser verteidigen? Wie können wir in der Offensive gefährlicher werden? Aus diesen Gesprächen heraus reflektiert man seine eigene Arbeit und findet immer wieder neue Ansatzpunkte, wie man seine eigene Mannschaft weiter voranbringen kann. Die Gespräche waren Gold wert. Ich habe erleben können, welche Philosophie bei der Nationalmannschaft verfolgt wird. Insgesamt war alles in der gesamten Woche hochprofessionell. Das hat mich beeindruckt.

DFB.de: Profitieren am Ende beide Seiten?

Rudolph: Davon bin ich überzeugt. Ich weiß jetzt noch genauer, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, um die nächste Entwicklungsstufe zu erreichen und Spielerinnen zu entwickeln, die für Martina Voss-Tecklenburg und ihr Team interessant sein können. Zusammen können wir eine noch höhere Qualität ausbilden, von der am Ende natürlich alle Seiten profitieren. Ich empfehle jedem meiner Kollegen, der die Chance bekommt, das auch mal zu machen.

DFB.de: Am vergangenen Wochenende ist der Alltag bei Ihnen wieder eingekehrt. Am Sonntag erwarten Sie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga den MSV Duisburg. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Partie?

Rudolph: Wir haben uns zuletzt stabilisiert und wollen daran anknüpfen. Wir haben eine junge Mannschaft, die wir weiterentwickelt haben. Gegen Duisburg wollen wir gewinnen, um uns weiter von unten abzusetzen und in der Tabelle noch ein paar Plätze klettern zu können. Mit der Entwicklung der einzelnen Spielerinnen sind wir sehr zufrieden, mit den Ergebnissen waren wir es nicht immer.

DFB.de: Nach einem holprigen Start lief es für Turbine zuletzt besser. Was ist noch möglich in dieser Saison?

Rudolph: Wir sind auf dem richtigen Weg. Im Moment belegen wir Rang sieben. Da kann es gerne noch weiter nach oben gehen. Das Wichtigste ist für mich, dass wir die Mannschaft nach vorne bringen. Alles andere kommt dann von selbst. Wo wir dann am Ende landen, kann ich jetzt schlecht einschätzen.

DFB.de: Zudem stehen Sie im Viertelfinale des DFB-Pokals.

Rudolph: Es wäre ein Traum, im kommenden Jahr das Finale in Köln zu erreichen. Ich bin seit 2016 Cheftrainer und habe in dieser Zeit im DFB-Pokal noch kein einziges Heimspiel erleben dürfen. Das wäre mein erster Wunsch. Der zweite ist, dass wir gerne dem VfL Wolfsburg aus dem Weg gehen würden. Das würde unsere Chancen auf das Endspiel deutlich erhöhen.

DFB.de: Wird es immer schwerer für Mannschaften wie Potsdam, den Kontakt zu Spitzenmannschaften wie den VfL Wolfsburg und Bayern München zu halten?

Rudolph: In den vergangenen Jahren haben wir immer oben mitgespielt und Platz drei oder vier belegt. In diesem Sommer hatten wir einen Umbruch. Wichtige Spielerinnen haben uns verlassen. Das spüren wir gerade. Aber jetzt bauen wir ein neues Team auf. Gleichzeitig müssen wir mehr finanzielle Mittel akquirieren, um diese Spielerinnen auch langfristig an uns binden zu können. Dann können wir mittelfristig wieder ganz oben angreifen. Das ist unser Ziel.

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