Roth über Bayern-Pokalsieg 1969: "Seitdem ständig bergauf"

Jubiläum für den FC Bayern: Vor 50 Jahren gewannen die Münchner den DFB-Pokal. Eine der Stützen im Kader war Franz "Bulle" Roth. Im DFB.de-Interview erinnert sich der frühere Nationalspieler an den Triumph. Der heute 72 Jahre alte Roth spricht auch übers Duell der Bayern im Pokalachtelfinale bei Hertha BSC am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live bei Sky und in der ARD). 

DFB.de: Herr Roth, vor 50 Jahren haben Sie mit den Bayern den DFB-Pokal gewonnen. Es war ein schwieriger Weg bis zum Titel, unter anderem mit einem Wiederholungsspiel gegen Kickers Offenbach in der ersten Runde. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diesen Titelgewinn?

Franz "Bulle" Roth: Puh, das ist lange her. Wie Sie sagen: fast 50 Jahre. Da vergisst man schon mal das eine oder andere Detail. Ich hatte, ehrlich gesagt, gar nicht mehr gewusst, dass wir so große Probleme mit den Offenbacher Kickers hatten. Ich erinnere mich jedoch noch sehr genau daran, dass wir im Endspiel Schalke 04 mit 2:1 geschlagen haben. Beide Tore hat Gerd Müller gemacht - wie immer eigentlich.

DFB.de: Wie wichtig war dieser Erfolg für Sie persönlich und auch für den Verein, der damals ja den Grundstein für alle Triumphe gelegt hat, die seitdem gefolgt sind.

Roth: Bayern München war damals tatsächlich noch ein aufstrebender Verein und hatte keinesfalls eine so dominante Position wie heute. Wir hatten 1967 den Europapokal der Pokalsieger im Finale gegen die Glasgow Rangers gewonnen. Das war der erste wichtige Meilenstein. Und das war dann meiner Meinung nach auch der Startschuss für eine Ära, die der FC Bayern seitdem prägt. Der Sieg im DFB-Pokal war der nächste Schritt in die richtige Richtung. Es war wichtig, dass wir zwei Jahre später nachlegen konnten. Seitdem ist es eigentlich ständig bergauf gegangen für München.

DFB.de: Sie haben fast alle großen Titel gewonnen. Welchen Stellenwert hat dabei der Pokal für Sie persönlich?

Roth: Ich schätze den DFB-Pokal sehr. Es ist ein äußerst attraktiver Wettbewerb, der nur schwer zu gewinnen ist. Ich habe in meiner Karriere selbst öfters die Erfahrung gemacht, dass der DFB-Pokal seine eigenen Gesetze hat. Das ist aus meiner Sicht nicht nur eine Floskel, das ist tatsächlich so. Auch gegen die vermeintlich schwächeren Teams tut man sich gerne mal schwer. Ich war immer froh, wenn wir eine solche Hürde hinter uns gelassen haben. Insgesamt waren wir aber schon eine sehr, sehr erfolgreiche Mannschaft mit tollen Spielern und Persönlichkeiten. Gerd Müller haben wir schon genannt, dazu Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Sepp Maier, Katsche Schwarzenbeck. Ich könnte noch viele weitere nennen, aber das würde den Rahmen sprengen. Der Gewinn des DFB-Pokals war für uns sehr wichtig. Aber noch entscheidender war der Erfolg im Europapokal der Pokalsieger zwei Jahre zuvor. Da sind wir uns alle einig.

DFB.de: Warum war das so?

Roth: Damals war es so, dass die nationalen Titel im Ausland kaum Beachtung gefunden haben. Das war höchstens ein Thema in den deutschen Medien. Dieser internationale Erfolg allerdings hat eine ganz andere Aufmerksamkeit erzielt - und das weltweit. 70 oder 80 Fernsehstationen haben die Begegnung übertragen. Kein Vergleich zu heute, aber für damalige Verhältnisse außergewöhnlich. Danach waren wir international bekannt.

DFB.de: Die Glasgow Rangers waren der große Favorit in diesem Spiel. War der Triumph aus Ihrer Sicht deshalb eine Überraschung?

Roth: Der schottische Fußball war damals ganz weit vorne. Aber wir hatten den Vorteil, dass wir sozusagen ein Heimspiel in Nürnberg hatten. Alles andere hat im Vorfeld tatsächlich für die Schotten gesprochen. Es hat in Strömen geregnet, der Boden war tief und schwer. Das waren die perfekten Bedingungen für unseren Gegner, weil er diese Verhältnisse aus der Heimat kannte. Wir waren unerfahren und jung, die Rangers konnten schon auf mehrere Erfolge verweisen. Weil unser Triumph so überraschend kam, sehe ich diesen Moment in der Geschichte heute schon als Durchbruch für den FC Bayern.

DFB.de: Auch für Sie persönlich mit Ihrem Treffer zum 1:0?

Roth: Natürlich. Drei Jahre zuvor habe ich noch in der tiefsten Liga überhaupt gespielt. Mit meinem Heimatverein TSV Bertoldshofen war ich bis dato in der C-Klasse unterwegs, weiter nach unten ging es nicht mehr. 1966 bin ich nach München gekommen - dann ein Jahr später im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger so ein wichtiges Tor zu schießen, war schon eine absolut außergewöhnliche Geschichte. Es war wie ein Traum. So etwas vergisst man nicht mehr.

DFB.de: Ihren Spitznamen "Bulle" tragen Sie wegen Ihrer körperlichen Spielweise und wegen des strammen Schusses. Dieser Treffer war allerdings eher gelupft.

Roth: Richtig. Es war völlig ungewöhnlich für mich. Es war ein technisch einwandfreier Treffer. Bei dem Tor hat nicht der Ball mich beherrscht, wie es sonst oft der Fall war, sondern ich den Ball. In dieser Szene hatte ich ein gutes Füßchen. (lacht)



Jubiläum für den FC Bayern: Vor 50 Jahren gewannen die Münchner den DFB-Pokal. Eine der Stützen im Kader war Franz "Bulle" Roth. Im DFB.de-Interview erinnert sich der frühere Nationalspieler an den Triumph. Der heute 72 Jahre alte Roth spricht auch übers Duell der Bayern im Pokalachtelfinale bei Hertha BSC am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live bei Sky und in der ARD). 

DFB.de: Herr Roth, vor 50 Jahren haben Sie mit den Bayern den DFB-Pokal gewonnen. Es war ein schwieriger Weg bis zum Titel, unter anderem mit einem Wiederholungsspiel gegen Kickers Offenbach in der ersten Runde. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diesen Titelgewinn?

Franz "Bulle" Roth: Puh, das ist lange her. Wie Sie sagen: fast 50 Jahre. Da vergisst man schon mal das eine oder andere Detail. Ich hatte, ehrlich gesagt, gar nicht mehr gewusst, dass wir so große Probleme mit den Offenbacher Kickers hatten. Ich erinnere mich jedoch noch sehr genau daran, dass wir im Endspiel Schalke 04 mit 2:1 geschlagen haben. Beide Tore hat Gerd Müller gemacht - wie immer eigentlich.

DFB.de: Wie wichtig war dieser Erfolg für Sie persönlich und auch für den Verein, der damals ja den Grundstein für alle Triumphe gelegt hat, die seitdem gefolgt sind.

Roth: Bayern München war damals tatsächlich noch ein aufstrebender Verein und hatte keinesfalls eine so dominante Position wie heute. Wir hatten 1967 den Europapokal der Pokalsieger im Finale gegen die Glasgow Rangers gewonnen. Das war der erste wichtige Meilenstein. Und das war dann meiner Meinung nach auch der Startschuss für eine Ära, die der FC Bayern seitdem prägt. Der Sieg im DFB-Pokal war der nächste Schritt in die richtige Richtung. Es war wichtig, dass wir zwei Jahre später nachlegen konnten. Seitdem ist es eigentlich ständig bergauf gegangen für München.

DFB.de: Sie haben fast alle großen Titel gewonnen. Welchen Stellenwert hat dabei der Pokal für Sie persönlich?

Roth: Ich schätze den DFB-Pokal sehr. Es ist ein äußerst attraktiver Wettbewerb, der nur schwer zu gewinnen ist. Ich habe in meiner Karriere selbst öfters die Erfahrung gemacht, dass der DFB-Pokal seine eigenen Gesetze hat. Das ist aus meiner Sicht nicht nur eine Floskel, das ist tatsächlich so. Auch gegen die vermeintlich schwächeren Teams tut man sich gerne mal schwer. Ich war immer froh, wenn wir eine solche Hürde hinter uns gelassen haben. Insgesamt waren wir aber schon eine sehr, sehr erfolgreiche Mannschaft mit tollen Spielern und Persönlichkeiten. Gerd Müller haben wir schon genannt, dazu Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Sepp Maier, Katsche Schwarzenbeck. Ich könnte noch viele weitere nennen, aber das würde den Rahmen sprengen. Der Gewinn des DFB-Pokals war für uns sehr wichtig. Aber noch entscheidender war der Erfolg im Europapokal der Pokalsieger zwei Jahre zuvor. Da sind wir uns alle einig.

DFB.de: Warum war das so?

Roth: Damals war es so, dass die nationalen Titel im Ausland kaum Beachtung gefunden haben. Das war höchstens ein Thema in den deutschen Medien. Dieser internationale Erfolg allerdings hat eine ganz andere Aufmerksamkeit erzielt - und das weltweit. 70 oder 80 Fernsehstationen haben die Begegnung übertragen. Kein Vergleich zu heute, aber für damalige Verhältnisse außergewöhnlich. Danach waren wir international bekannt.

DFB.de: Die Glasgow Rangers waren der große Favorit in diesem Spiel. War der Triumph aus Ihrer Sicht deshalb eine Überraschung?

Roth: Der schottische Fußball war damals ganz weit vorne. Aber wir hatten den Vorteil, dass wir sozusagen ein Heimspiel in Nürnberg hatten. Alles andere hat im Vorfeld tatsächlich für die Schotten gesprochen. Es hat in Strömen geregnet, der Boden war tief und schwer. Das waren die perfekten Bedingungen für unseren Gegner, weil er diese Verhältnisse aus der Heimat kannte. Wir waren unerfahren und jung, die Rangers konnten schon auf mehrere Erfolge verweisen. Weil unser Triumph so überraschend kam, sehe ich diesen Moment in der Geschichte heute schon als Durchbruch für den FC Bayern.

DFB.de: Auch für Sie persönlich mit Ihrem Treffer zum 1:0?

Roth: Natürlich. Drei Jahre zuvor habe ich noch in der tiefsten Liga überhaupt gespielt. Mit meinem Heimatverein TSV Bertoldshofen war ich bis dato in der C-Klasse unterwegs, weiter nach unten ging es nicht mehr. 1966 bin ich nach München gekommen - dann ein Jahr später im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger so ein wichtiges Tor zu schießen, war schon eine absolut außergewöhnliche Geschichte. Es war wie ein Traum. So etwas vergisst man nicht mehr.

DFB.de: Ihren Spitznamen "Bulle" tragen Sie wegen Ihrer körperlichen Spielweise und wegen des strammen Schusses. Dieser Treffer war allerdings eher gelupft.

Roth: Richtig. Es war völlig ungewöhnlich für mich. Es war ein technisch einwandfreier Treffer. Bei dem Tor hat nicht der Ball mich beherrscht, wie es sonst oft der Fall war, sondern ich den Ball. In dieser Szene hatte ich ein gutes Füßchen. (lacht)

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DFB.de: Was war danach los?

Roth: Ich habe nicht viel geschlafen. Das lag auch daran, weil ich mir den Pokal geschnappt und mit aufs Zimmer genommen hatte. Dort musste ich dann auch ihn aufpassen. Ich hatte keinen guten Schlaf. Am nächsten Tag hatten wir einen riesigen Empfang in München. Über 100.000 Menschen haben uns erwartet. Das war sensationell.

DFB.de: Wieso haben Sie eigentlich immer die wichtigen Tore gemacht? Das kam ja später noch häufiger vor.

Roth: Unser damaliger Manager Robert Schwan hat immer gesagt: "Bulle, du schonst dich nur für die wichtigen Spiele." Ich habe gesagt, dass das natürlich nur Zufall ist. So etwas ist ja nicht planbar. Das Glück war in diesen Momenten oft auf meiner Seite. Ich habe mich nicht dagegen gewehrt. (lacht) Im DFB-Pokal - das war ja eigentlich der Anlass unseres Gesprächs - habe ich leider nicht so oft getroffen. Diese Aufgabe haben andere übernommen.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie den aktuellen Fußball noch? Um beim DFB-Pokal zu bleiben: Bayern München muss im Achtelfinale bei Hertha BSC antreten.

Roth: Ich bin regelmäßig im Stadion. Ich fiebere mit, und oft leide ich auch mit. Manchmal bin ich zu emotional dabei. (lacht) Man trifft viele alte Weggefährten wieder, mit denen ich zahlreiche Schlachten geschlagen habe. Mit Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge schwelgen wir gerne in Erinnerungen. Die Geschichten von früher sind doch schön. Auch privat treffen wir uns regelmäßig, manchmal auch beim Golfspielen.

DFB.de: Dann jetzt bitte mal einen Expertentipp: Was ist möglich für den FC Bayern in Berlin?

Roth: Diese Frage ist genauso schwer zu beantworten wie die Aufgabe für München in der Hauptstadt. Ich schätze Hertha sehr stark ein. Sie haben mit Pal Dardai einen tollen Trainer, der das Maximum aus der Mannschaft rausholt. Berlin spielt nicht immer schön, aber die Jungs rennen und kämpfen. Und heute ist es nicht anders als früher: Wer die wichtigen Zweikämpfe gewinnt, gewinnt auch das Spiel. Die Bayern brauchen eine Topleistung, wenn sie dort bestehen wollen. Nicht ohne Grund hat Hertha in der Bundesliga die Münchner in der Hinrunde verdient mit 2:0 geschlagen

DFB.de: Und nach dem Hertha-Spiel kommt bald schon der große Knaller in der Champions League gegen den FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp.

Roth: Darauf freue ich mich schon riesig. Das sind die ganz großen und entscheidenden Spiele einer Saison. Liverpool hatte eine überragende Phase, zuletzt haben sie sich teilweise etwas schwerer getan. Ich bin gespannt, was in diesen beiden Duellen passiert. Alles ist möglich. Bayern kann ausscheiden, Bayern kann aber auch weiterkommen und den Titel holen - und zwar nicht nur in der Champions League. Aus meiner Sicht ist auch das Triple noch möglich: DFB-Pokal, Deutsche Meisterschaft, Champions League. Warum nicht?

DFB.de: Auch in Ihrer Vita fehlt eigentlich kein größerer Titel...

Roth: Doch, die Weltmeisterschaft. Zumindest die Teilnahme daran wäre möglich gewesen.

DFB.de: Warum waren Sie beim Turnier 1970 in Mexiko nicht dabei?

Roth: Das war eine bittere Geschichte für mich. Ich hätte dabei sein sollen. Aber ich hatte ein Überbein am Spann und musste mich operieren lassen. Ich wusste nicht sicher, ob ich in Mexiko spielen werde. Deshalb habe ich den Sommer dann genutzt, um mich operieren zu lassen. Das Turnier habe ich dadurch leider verpasst. Es war eine sehr schwere Entscheidung für mich, die mir einige schlaflose Nächte bereitet hat.

DFB.de: Haben Sie diesen Entschluss irgendwann bereut?

Roth: Nein, rückblickend war es richtig. Ich würde es wieder so machen.

DFB.de: Trotz aller Erfolge  und mehr als 300  Begegnungen für den FC Bayern sind Sie nur auf vier Länderspiele für die DFB-Auswahl gekommen. Warum?

Roth: Die Erklärung ist ganz einfach. Die Konkurrenz auf meiner Position war riesig. Entweder hat Wolfgang Overath mit Heinz Flohe die Mittelfeldachse gebildet, Franz Beckerbauer war der dritte Mittelfeldspieler. Oder Günter Netzer hat mit Herbert "Hacki" Wimmer gespielt. Das war der Grund. Das waren eingespielte Teams. Ich habe meinen Platz da nicht gefunden.  Ich bin stolz auf jeden der vier Einsätze für die A-Nationalmannschaft. Es hätten gerne mehr sein können, aber es hat eben nicht funktioniert. Heute habe ich mich damit längst abgefunden.

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