Rot für Wörns und Viertelfinal-Aus gegen Kroatien

Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

4. Juli 1998 in Lyon - Viertelfinale: Deutschland - Kroatien 0:3

Vor dem Spiel:

Sechs Tage Warten auf das nächste Spiel, da gab Bundestrainer Berti Vogts am Dienstag erstmal 28 Stunden Ausgang. Nun gab es keine weiteren Störmanöver, nicht von den Hooligans, nicht von den Medien und auch nicht von knurrenden Reservisten, denn sie knurrten nur leise. Andreas Möller etwa sagte über Berti Vogts: "Ich muss davon ausgehen, dass er von mir abgerückt ist." 

Diskutiert wurde natürlich trotzdem weiter an den Stammtischen. Wie sieht die beste Elf aus? Nach dem Zittersieg gegen Mexiko machte die ARD eine Umfrage: "Welcher Mannschaftsteil funktioniert am besten?" Klarer Sieger – kaum verwunderlich – war der Sturm (60,1 Prozent), hatten Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff doch sechs der acht deutschen Tore erzielt. Die solide Abwehr (26,5) distanzierte das weiterhin problematische Mittelfeld (13,4) klar. Im Kreativzentrum fehlte ein Anführer. Der Privatsender SAT.1 wertete alle WM-Spiele aus und ermittelte, dass Thomas Häßler gleichauf mit einem Japaner der zweikampfschwächste Mittelfeldspieler der WM sei (31 Prozent gewonnen).

Möller bekam nach seiner Einwechslung gegen Mexiko wieder einen auf den Deckel, diesmal von ARD-Experte Günter Netzer: "Andreas Möller ist endgültig gescheitert. Berti Vogts, der fast immer an ihm festgehalten hat, ist für seine Geduld bestrafft worden." Dietmar Hamann, Jens Jeremies, Jörg Heinrich, Michael Tarnat und Christian Ziege spielten ihre erste WM und hatten mit sich selbst genug zu tun. Von Olaf Thon redete keiner mehr und Ex-Kapitän Lothar Matthäus wurde nach einem Intermezzo im Mittelfeld auf den Liberoposten versetzt.

Franz Beckenbauer machte in seiner Bild-Kolumne Hoffnung: "Noch immer greifen nicht alle Rädchen im Mannschaftsgefüge nahtlos ineinander. Aber von Spiel zu Spiel wird es besser." Vor allem gab es von Spiel zu Spiel eine neue Elf. Jürgen Kohler war zurück (für Markus Babbel), auch Jens Jeremies (nach zwei Spielen Pause) durfte wieder mal auflaufen (für den verletzten Thomas Helmer).

Berti Vogts leitete in Lyon sein 100. Länderspiel, einmal nur hatte er sich mit WM-Neuling Kroatien, dem noch jungen Staat, messen dürfen. Auch 1996 bei der EM in England war es ein Viertelfinale gewesen, der deutsche Sieg (2:1) etwas schmeichelhaft. Vogts warnte jetzt: "Sie werden uns provozieren. Viele Spieler sind dafür bekannt." In Erinnerung geblieben waren ein Platzverweis für die Kroaten, ein umstrittenes deutsches Tor und ein hartes Foul von Slawen Bilic an Jürgen Klinsmann, das den Deutschen zum Ausscheiden zwang. Daran wurde Bilic erinnert und er sagte: "Keiner ist in Manchester mit der Absicht auf den Platz gegangen, bewusst unfair zu spielen. Es ist eben passiert und Jürgen Klinsmann hat angefangen." Er sagte auch: "Um die Deutschen zu schlagen und vielleicht sogar das Finale zu erreichen, würden wir alle den letzten Blutstropfen geben." Mitspieler Robert Jarni versprach: "Die Revanche wird sehr hart, daran habe ich keinen Zweifel." Kapitän Zvonimir Boban prophezeite: "Am Sonnabend werden in ganz Kroatien die Kerzen brennen. Der 4. Juli wird zum Nationalfeiertag!" Sein Trainer Miroslav Blazevic, 1996 auch schon dabei, tönte gar: "Ich glaube, die Deutschen haben keine Chance gegen uns."



Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

4. Juli 1998 in Lyon - Viertelfinale: Deutschland - Kroatien 0:3

Vor dem Spiel:

Sechs Tage Warten auf das nächste Spiel, da gab Bundestrainer Berti Vogts am Dienstag erstmal 28 Stunden Ausgang. Nun gab es keine weiteren Störmanöver, nicht von den Hooligans, nicht von den Medien und auch nicht von knurrenden Reservisten, denn sie knurrten nur leise. Andreas Möller etwa sagte über Berti Vogts: "Ich muss davon ausgehen, dass er von mir abgerückt ist." 

Diskutiert wurde natürlich trotzdem weiter an den Stammtischen. Wie sieht die beste Elf aus? Nach dem Zittersieg gegen Mexiko machte die ARD eine Umfrage: "Welcher Mannschaftsteil funktioniert am besten?" Klarer Sieger – kaum verwunderlich – war der Sturm (60,1 Prozent), hatten Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff doch sechs der acht deutschen Tore erzielt. Die solide Abwehr (26,5) distanzierte das weiterhin problematische Mittelfeld (13,4) klar. Im Kreativzentrum fehlte ein Anführer. Der Privatsender SAT.1 wertete alle WM-Spiele aus und ermittelte, dass Thomas Häßler gleichauf mit einem Japaner der zweikampfschwächste Mittelfeldspieler der WM sei (31 Prozent gewonnen).

Möller bekam nach seiner Einwechslung gegen Mexiko wieder einen auf den Deckel, diesmal von ARD-Experte Günter Netzer: "Andreas Möller ist endgültig gescheitert. Berti Vogts, der fast immer an ihm festgehalten hat, ist für seine Geduld bestrafft worden." Dietmar Hamann, Jens Jeremies, Jörg Heinrich, Michael Tarnat und Christian Ziege spielten ihre erste WM und hatten mit sich selbst genug zu tun. Von Olaf Thon redete keiner mehr und Ex-Kapitän Lothar Matthäus wurde nach einem Intermezzo im Mittelfeld auf den Liberoposten versetzt.

Franz Beckenbauer machte in seiner Bild-Kolumne Hoffnung: "Noch immer greifen nicht alle Rädchen im Mannschaftsgefüge nahtlos ineinander. Aber von Spiel zu Spiel wird es besser." Vor allem gab es von Spiel zu Spiel eine neue Elf. Jürgen Kohler war zurück (für Markus Babbel), auch Jens Jeremies (nach zwei Spielen Pause) durfte wieder mal auflaufen (für den verletzten Thomas Helmer).

Berti Vogts leitete in Lyon sein 100. Länderspiel, einmal nur hatte er sich mit WM-Neuling Kroatien, dem noch jungen Staat, messen dürfen. Auch 1996 bei der EM in England war es ein Viertelfinale gewesen, der deutsche Sieg (2:1) etwas schmeichelhaft. Vogts warnte jetzt: "Sie werden uns provozieren. Viele Spieler sind dafür bekannt." In Erinnerung geblieben waren ein Platzverweis für die Kroaten, ein umstrittenes deutsches Tor und ein hartes Foul von Slawen Bilic an Jürgen Klinsmann, das den Deutschen zum Ausscheiden zwang. Daran wurde Bilic erinnert und er sagte: "Keiner ist in Manchester mit der Absicht auf den Platz gegangen, bewusst unfair zu spielen. Es ist eben passiert und Jürgen Klinsmann hat angefangen." Er sagte auch: "Um die Deutschen zu schlagen und vielleicht sogar das Finale zu erreichen, würden wir alle den letzten Blutstropfen geben." Mitspieler Robert Jarni versprach: "Die Revanche wird sehr hart, daran habe ich keinen Zweifel." Kapitän Zvonimir Boban prophezeite: "Am Sonnabend werden in ganz Kroatien die Kerzen brennen. Der 4. Juli wird zum Nationalfeiertag!" Sein Trainer Miroslav Blazevic, 1996 auch schon dabei, tönte gar: "Ich glaube, die Deutschen haben keine Chance gegen uns."

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Schlammschlacht bleibt trotz K.o. aus

Spielbericht:

Nach einer Nacht im höchsten Hotel Europas, dem Meridien (165 Meter) von Lyon, zählen die Deutschen auf Etage 38 die Stunden bis zum Anpfiff. Zum dritten Mal bei dieser WM erfolgt er um 21 Uhr, aber dazwischen hat immer ein Nachmittagsspiel gelegen. Ein Rhythmus für die Vorbereitung ist bei den diversen Anstoßzeiten so nicht zu finden. Mal gibt es die Spaghetti zu Mittag, mal zum Frühstück. Aber das Problem haben beide Seiten.

Das Viertelfinale wird von den Staatschefs beider Länder besucht, Helmut Kohl ist gekommen, in dessen Gegenwart Deutschland in der Vogts-Ära nie verloren hat. Auch Kroatiens Staatschef Franjo Tudjman sitzt zuversichtlich auf der Tribüne ("Es wird uns eine ganz besondere Freude sein, unsere deutschen Freunde zu schlagen."). Für die ARD kommentiert Gerd Rubenbauer, 24,44 Millionen sitzen vor den Bildschirmen.

Die erste Chance hat Thomas Häßler, den viele aus der Mannschaft haben schreiben wollen und der doch unverwüstlich ist. Auch an diesem schwarzen Tag, der so vielversprechend anfängt. Sein Volleyschuss nach einer zu kurzen Abwehr von Torwart Drazen Ladic zischt knapp am Tor vorbei. Der Schiedsrichter zückt schon in den ersten 20 Minuten zweimal Gelb: für Dario Simic und für Jörg Heinrich, beide nach Fouls. Nach einem Häßler-Freistoß kommt Dietmar Hamann frei zum Kopfball – etwas zu hoch. Auch bei einem Bierhoff-Kopfball kein Glück für Deutschland, Ladic pariert unorthodox mit dem Fuß.

Kroatien hat keine Chancen bis dahin, nur die Kartenspiele gehen weiter: Michael Tarnat wird auch verwarnt. Der norwegische Schiedsrichter Rune Pedersen demonstriert, dass er nun nichts mehr durchgehen lassen will. Und so nimmt das Unheil nach einem zu kurzen Rückpass von Lothar Matthäus auf Christian Wörns fünf Meter vor der Mittellinie seinen Lauf. Davor Suker, Kroatiens Superstar in Diensten von Real Madrid, spritzt dazwischen, Wörns kommt zu spät, Suker hebt ab und krümmt sich am Boden. Er hat es nicht gewollt, es ist kein heimtückisches Foul von hinten, für das die FIFA eigens zu dieser WM Rot angeordnet hat. Es ist auch weit weg vom Tor, also auch keine Notbremse. Aber Pedersen zückt Rot. Für Wörns "ein schlechter Witz, ich habe ihn nur leicht touchiert. Es kommt doch mal vor, dass man bei einem Zweikampf zu spät kommt." Nun geht er zu früh, viel zu früh, vom Platz.

Es ist die Wende in diesem Spiel, das die Deutschen bis dahin dominiert haben. Es ist sogar ihr bestes Spiel in Frankreich gewesen, zumindest die beste erste Halbzeit. Aber schon die endet mit einem Nackenschlag. 2:32 Minuten lässt der Schiedsrichter nachspielen, da fasst sich Robert Jarni ein Herz und schießt aus 20 Metern mit dem linken Außenrist scharf aufs lange Eck. Andreas Köpke fliegt noch hin, kommt aber nicht mehr dran – 0:1 mit dem Pausenpfiff. Rückstand in Unterzahl, das lässt Schlimmes befürchten. In der Kabine wartet schon Wörns. "Er saß da wie ein Häufchen Elend, in sich zusammengekauert und war untröstlich", erzählt Kohler in seiner Biographie.

Die Kroaten wollen die für sie günstigen Umstände nutzen und nach Wiederanpfiff gleich nachlegen. Goran Vlaovic lässt Jürgen Kohler aussteigen, Köpke rettet mit dem Fuß. Schüsse von Suker und Boban beschäftigen Köpke, bei einem Konter in Überzahl verzieht Vlaovic. Dazwischen liegt nur eine deutsche Chance, aber die ist riesengroß. Nach einer Ecke von Tarnat kommt Oliver Bierhoff am Fünfmeterraum frei zum Schuss, aber Ladic rettet reaktionsschnell auf der Linie.

Vogts legt zwei Stürmer nach: erst Ulf Kirsten, dann erstmals bei dieser WM Olaf Marschall. Und sie machen Druck: Hamann trifft den Außenpfosten, Bierhoff nimmt bei der nächsten Tarnat-Ecke den Kopf, scheitert. Dann die 80. Minute, die Minute, in der "der große Traum, den wir alle haben" (Berti Vogts) zerplatzt. Nach einem Konter kommt Vlaovic unbedrängt von der Strafraumgrenze zum Schuss. Es ist ein Spiegelbild des 1:0: wieder ein scharfer, flacher Außenristschuss – nur eben jetzt von und mit rechts. Wieder schlägt er unhaltbar neben dem Pfosten ein. "Und das war's", nimmt Rubenbauer der Heimat die Hoffnung. Dazu besteht auch kein Anlass mehr. Diesmal kommen auch die Deutschen nicht zurück. Es wird sogar noch schlimmer. Suker zeigt seine ganze Klasse, dringt von der Außenlinie nach innen, umkurvt zwei Verteidiger und schließt zum sicherlich zu hohen 3:0 ab.

Um 22.54 Uhr ist es aus und vorbei, wie 1994 muss das Vogts-Team nach dem Viertelfinale abreisen. Nach einem Spiel, in dem sie nach gewonnen Zweikämpfen (105:98), Strafraumszenen (62:43), Ecken (10:5) und Flanken (26:13) die besseren Werte haben, wie die "ran"-Datenbank von SAT.1 sogleich belegt. Aber was zählt, ist das, was auf der Anzeigetafel steht – und da leuchtet ein 0:3 den Nachthimmel von Lyon aus.

Der Schock sitzt tief, die meisten Spieler rennen wortlos an den Reportern vorbei. Jürgen Klinsmann will durch eine Hintertür zum Mannschaftsbus gelangen, doch ein FIFA-Ordner verstellt ihm den Weg. So muss er doch durch die Mixed-Zone, bloß sagen muss er nichts, wenn er nicht will. Und er will nicht. "Ich war nach dem Spiel überhaupt nicht fähig, irgendwas herauszubringen", entschuldigt er sich am nächsten Tag. Er hat sich eben einen schöneren Abschied gewünscht, seine Länderspielkarriere endet nach 108 Einsätzen mit einer bitteren Niederlage. Auch die von Jürgen Kohler (105 Spiele), der sich als einziger noch bei den Fans bedankt und Dank zurückbekommt. "Dieser warme und sehr lange anhaltende Applaus war sehr schön für mich. Auf einmal stieg Wehmut in mir auf, es war Abschiedsschmerz." Auch Klinsmann verspürt den in seiner Abschiedsrede und stellt fest: "Was wir an Stimmung und Kameradschaft aufgebaut haben, kann sich sehen lassen." So ist die Stimmung bei fast allen. Ein Endpunkt ist erreicht und weil für die meisten, die jetzt zurücktreten – auch Stefan Reuter, Andy Köpke, Olaf Thon werden nicht mehr spielen – das Gute überwogen hat, wollen sie nicht im Frust und Streit gehen.

Im Gegensatz zu 1994 kommt es zu keiner Schlammschlacht in den Medien. Bild druckt keine Rücktrittsforderung, fragt allerdings ihre Leser. 75,7 Prozent der Teilnehmer wollen einen neuen Bundestrainer. Berti Vogts denkt nicht daran, sondern spricht vom EM-Titel 2000, "den wir verteidigen wollen". Und Helmut Kohl, der in der Kabine Wörns tröstet, sagt im Fernsehen: "Das Leben geht weiter! Wir sind sehr traurig über das Ausscheiden, aber das ist das Risiko eines solchen Turniers."

Nicht jeder Deutsche kann damit so gelassen umgehen. In Saarbrücken legt ein 39-Jähriger Trauermusik auf. Allzu laut freilich für die späte Stunde, die Polizei muss kommen und nimmt eine Anzeige wegen Ruhestörung zu Protokoll. Berti Vogts gibt in der ersten Enttäuschung auf der Pressekonferenz keine gute Figur ab und provoziert mit seinen Schiebungsvorwürfen geradezu das Bild vom schlechten Verlierer. Am nächsten Tag schon ruft er FIFA-Chef Sepp Blatter an und nimmt alles zurück. Dass er zwei Monate später nicht mehr im Amt sein wird, ahnt damals niemand.

Aufstellung: Köpke – Wörns, Matthäus, Kohler – Heinrich, Hamann (79. Marschall), Jeremies, Tarnat – Häßler (69. Kirsten) – Klinsmann, Bierhoff

Platzverweis: Wörns (40.)

Tore: 0:1 Jarni (45.), 0:2 Vlaovic (80.), 0:3 Suker (85.)

Zuschauer: 39.100

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"Bescheiden sein im Sieg und anständig in der Niederlage"

Stimmen zum Spiel:

Egidius Braun (DFB-Präsident): "Die Jungs haben alles gegeben. Das Wichtigste ist: bescheiden sein im Sieg und anständig in der Niederlage. Bei mir herrscht Aufbruchstimmung. Wir werden neue Wege der Nachwuchsarbeit finden und dafür gibt es keinen Besseren als Berti Vogts."

Gerhard Mayer-Vorfelder (DFB-Vizepräsident): "Wir haben gegen Kroatien das beste Spiel dieser WM geliefert, daran kommen wir nicht vorbei. Es ist kein Schock, im Viertelfinale auszuscheiden. Wir zählen immerhin noch zu den acht besten Team der Welt."

Norbert Blüm (Bundesarbeitsminister): "An Berti hat es nicht gelegen. Es hat noch nicht mal an der Mannschaft gelegen. Es war eine Kombination aus Pech und Schiedsrichter. Es war kein böses Foul von Wörns, es war ein Kampffoul. Trotzdem, wir haben verloren. Neues Spiel, neues Glück."

Christian Wörns: "Das war doch Wahnsinn. Ich bin einen Schritt zu spät gekommen, habe ihn zwar getroffen. Gelb wäre okay gewesen, aber niemals Rot. Da hat man ein oder zwei Mal im Leben die Chance, Weltmeister zu werden und dann wird sie Dir so genommen."

Franz Beckenbauer: "Die Rote Karte für Wörns – auch ich halte sie für zu hart. Aber selbst mit zehn Spielern waren wir noch besser als die Kroaten mit elf. Die Truppe hat Moral gezeigt. Allerdings: Glück hat nur der Tüchtige. Und wir waren einfach nicht tüchtig genug. Diese Mannschaft ist nie an ihre Leistungsgrenze gegangen."

Franjo Tudjman (Staatschef Kroatiens): "Der Sieg bedeutet viel für unser Heimatland. Er steigert unser Selbstvertrauen und unsere Reputation in der Welt. Diese Jungs sind jetzt kroatische Ritter."

Miroslav Blazevic (Trainer Kroatiens): "Das ist ein historischer Augenblick in der kroatischen Fußballgeschichte. Ich danke der deutschen Mannschaft für ein phantastisches Match, das meiner Meinung nach nicht der Schiedsrichter entschieden hat, sondern meine Spieler."

Zvonimir Soldo (Kroatien): "Wir haben schnell gemerkt, dass die Deutschen gerade in den Zweikämpfen sehr nervös zur Sache gingen. Das hat uns zusätzliches Selbstvertrauen gegeben. Nach der Roten Karte gegen Wörns war es eigentlich nur logisch, dass bald unser erstes Tor fiel."

Davor Suker (Kroatien): "Ein Dankeschön an Berti Vogts. Mit seiner Aussage, kroatische Spieler würden zu Provokationen neigen, hat er unsere Motivation zu 200 Prozent erhöht. Wir waren bis auf die ersten 20 Minuten in allen Belangen besser als die Deutschen. Und der Schiedsrichter ist nicht schuld, dass wir besser gespielt haben. Wir Kroaten sind ganz einfach die besseren Fußballer als die Deutschen."

"Einer überalterten Mannschaft fehlte die Kraft, um das spielerische Vakuum allein mit Willen und Einsatz auszugleichen. Das Schlimmste: nach allgemeiner Expertenmeinung sind die Alten, die der Bundestrainer ausgewählt hat, tatsächlich die Besten. Was kommt da bloß in den nächsten Jahren auf uns zu?" (Express Köln)

"Es ist schon grotesk: Vier Spiele lang zwingt Deutschland, was man in einer Diskussion etwa als verbalen Flachpaß abqualifizieren würde, schießt sich aber mit jeweils zwei Toren nach vorne. Im fünften Match findet das Team dann endlich zu einer Mischung aus fußballerischem Flach-, Steil- und Doppelpaß, scheidet aber – auf den ersten Blick unglücklich – aus. So bitter das Aus für deutsche Nationalelf im Viertelfinale auch immer sein mag – es war überfällig. Wir weisen immer größere spielerische Defizite gegenüber der Konkurrenz auf. Länder wie England und Dänemark haben uns in Sachen Spielkultur längst überholt." (kicker)

"Nichts klingt besser als 3:0 gegen Deutschland." (Sportske Novosti/Kroatien)

"Wenige bekamen mit, wie schnell die Deutschen in den Umkleidekabinen verschwanden, und noch weniger werden wir ihren Abgang beklagen." (Mail on Sunday/England)

"Kroatien dominierte Deutschland und schrieb eine der schönsten Geschichten dieses jungen Landes. Deutschland muss sich wieder aufbauen und neue Schultern suchen." (L'Equipe/Frankreich)

"Kroatien schickt Deutschland in Rente. Adieu an eine große Generation. Die Deutschen praktizierten einen veralteten Fußball und wurden beerdigt." (Gazetta dello Sport/Italien)

"Deutschland und das Ende einer Fußballer-Generation, die es nicht verdient hat, sich so zu verabschieden." (AS/Spanien)

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