Rolf Hocke: "Wollen 2009 einen Ü 40-Meister küren"

TSV Lesum-Burgdamm heißt der neue inoffizielle Deutsche Meister der über 40-Jährigen. Die Mannschaft aus dem Norddeutschen Fußballverband gewann am Sonntag im Finale des DFB-Ü 40-Cup gegen die SG Hoechst Classique 5:3 im Elfmeterschießen.

Zum zweiten Mal hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dieses Finalturnier ausgerichtet, und dazu die acht qualifizierten Mannschaften der fünf Regionalverbände nach Berlin eingeladen.

DFB-Vizepräsident Rolf Hocke, der am Samstag und Sonntag das Turniergeschehen auf dem Gelände des Berliner Olympiaparks vor Ort verfolgte, erklärt im DFB.de-Gespräch der Woche mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth, warum der Verband seine Anstrengungen ausgebaut hat, ältere Spieler im Wettbewerbsfußball zu halten.

Frage: Herr Hocke, wie gut ist denn der neue "inoffizielle" Deutsche Meister der Altherren?

Rolf Hocke: Die Sprintschnelligkeit lässt ja beispielsweise im Alter nach. Aber unser neuer DFB-Ü 40-Cup Sieger TSV Lesum-Burgdamm hat gezeigt, dass Erfahrung, Technik und Spielkultur diese Defizite wett machen. Der DFB hat diesen Traditionsverein aus dem Bremer Norden schon einmal mit der ‚Sepp-Herberger-Medaille’ für seine hervorragende Jugendarbeit ausgezeichnet. Auch dem gleichwertigen Endspielgegner SG Hoechst Classique gebührt Lob, die einzige Mannschaft, die bereits 2007 für den Ü 40-Cup qualifiziert war. Das Turnier wurde auf einem hohen und äußerst fairen Niveau ausgetragen. Der Spaß am Fußball lässt im Alter jedenfalls nicht nach.

Frage: Der DFB-Ü 40-Cup ist Teil eines breit angelegten Engagements des Verbandes, ältere Fußballer länger im Wettbewerbsfußball zu halten. Welche Beweggründe hat der DFB?

Hocke: Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft, die Tatsache, dass heute schon über die Hälfte der Menschen 40 Jahre oder älter sind und dass im Jahr 2030 an die 40 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein werden, macht den ‚Fußball für Ältere’ zu einem entscheidenden Zukunftsthema: Der DFB hat in der Statistik 2008 erstmals die Grenze von 6,5 Millionen Mitgliedern überschritten. Es ist doch klar, dass wir unsere Angebote nach der Struktur und auf die Wünsche dieser Menschen ausrichten. Unsere älteren Aktiven denken gar nicht daran, die Fußballstiefel an den Nagel zu hängen. Und wir als DFB wie auch die Vereine tun gut daran, den über 40-Jährigen attraktive Angebote zu machen. Diese Menschen verfügen über ein umfangreiches fußballerisches Know-how - das gilt es, im Verein zu halten.

Frage: Können Sie Zahlen nennen?

Hocke: Wir erleben einen Boom. Eine Analyse unserer Erhebungszahlen des Jahres 2007 ergab, dass fast 26.000 Altherren-Mannschaften im freien Verbandsspielbetrieb organisiert sind. Um die Dimension deutlich zu machen: Das sind mehr Mannschaften als alle C- bis A-Jugendmannschaften in ganz Deutschland zusammen.

Frage: Für den Menschen jenseits der 40 Jahre gibt es natürliche Grenzen. Bräuchte es nicht besondere Regeln, die etwa das Grätschen verbieten?

Hocke: Ja, auf jeden Fall. Die Gesundheit der Spieler steht immer im Mittelpunkt. Wobei wir beim DFB-Ü 40-Cup auf einem regulären Feld und mit den normalen FIFA-Regeln gespielt haben. Alle Spieler hatten solide technische Grundlagen, hier musste keiner Treten. Allerdings betrug die Spielzeit lediglich 2x15 Minuten. Schließlich bestritten die Mannschaften vier Spiele in zwei Tagen.

Frage: Wie umfangreich war die medizinische Betreuung der Spieler?

Hocke: Wir hatten während des gesamten Turniers Physiotherapeuten und einen Turnierarzt zur Betreuung der Mannschaften vor Ort. Das Teamhotel Centro-Vital haben wir speziell wegen des Wellness- und Fitness-Bereichs ausgesucht. Am Spielort waren sowohl Rettungssanitäter als auch ein Orthopäde sofort zur Stelle, wenn ein Spieler mal liegen blieb. Wir konnten den Cup ohne eine schwerere Verletzung abschließen. Frage: Wie hoch lag das Budget des DFB für die Veranstaltung?

Hocke: Wir haben beim DFB-Ü 40-Cup in Berlin einen knapp sechsstelligen Betrag ausgegeben. Das Zusammenspiel mit dem Berliner Fußball-Verband hat perfekt geklappt. Auf den beiden Plätzen im Olympiapark versprang kein Ball, unsere Mannschaften hatten beste Bedingungen. Für den stimmungsvollen Abend im Berliner Olympiastadion wollen wir uns auch auf diesem Weg beim Berliner Senat bedanken.

Frage: Sportlich ist Berlin als Hochburg des Altherrenfußballs der passende Austragungsort für das Ü 40-Finale.

Hocke: Das stimmt, die Situation hier in Berlin ist vorbildlich. Beim Berliner Ü 40-Pokalfinale schauen immer rund 700 oder 800 Zuschauer zu, sicher auch weil oft Exprofis der Hertha auflaufen. Auch in der Breite - mit über hundertzehn Mannschaften in der Ü 40-Altersklasse, über hundert Teams bei den Ü 50 und immer noch zwanzig Mannschaften im Bereich Ü 60 – beeindruckt die Situation hier in Berlin. Auch der Regionalverband West hat einen lebendigen Spielbetrieb, während in den anderen Regionalverbänden die Anzahl der Turniere und Spielrunden ebenfalls ständig steigt.

Frage: Plant der DFB irgendwann eine Auswahlmannschaft in den Altersklassen aufzustellen?

Hocke: Das nicht, aber der DFB-Ü 40-Cup soll bereits nächstes Jahr zu einer offiziellen Deutschen Meisterschaft ausgebaut und aufgewertet werden. Wir wollen 2009 auch bei den über 40-Jährigen einen Deutschen Meister küren. Dafür müssen wir ein flächendeckendes Wettbewerbssystem in unseren Landesverbänden organisieren. Wir sind auf einem guten Weg.

Frage: Ohne indiskret zu sein: Auch Rolf Hocke ist ein schon ein paar Jahre ein „Ü 40“. Spielen Sie selbst noch aktiv?

Hocke: Ja, hin und wieder als Torwart in der Mannschaft von ‚Ballance Hessen’, einer Prominenten-Mannschaft, die gelegentlich für den guten Zweck spielt. Mir macht der Fußball immer noch einen riesigen Spaß.

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TSV Lesum-Burgdamm heißt der neue inoffizielle Deutsche Meister der über 40-Jährigen. Die Mannschaft aus dem Norddeutschen Fußballverband gewann am Sonntag im Finale des DFB-Ü 40-Cup gegen die SG Hoechst Classique 5:3 im Elfmeterschießen.

Zum zweiten Mal hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dieses Finalturnier ausgerichtet, und dazu die acht qualifizierten Mannschaften der fünf Regionalverbände nach Berlin eingeladen.

DFB-Vizepräsident Rolf Hocke, der am Samstag und Sonntag das Turniergeschehen auf dem Gelände des Berliner Olympiaparks vor Ort verfolgte, erklärt im DFB.de-Gespräch der Woche mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth, warum der Verband seine Anstrengungen ausgebaut hat, ältere Spieler im Wettbewerbsfußball zu halten.

Frage: Herr Hocke, wie gut ist denn der neue "inoffizielle" Deutsche Meister der Altherren?

Rolf Hocke: Die Sprintschnelligkeit lässt ja beispielsweise im Alter nach. Aber unser neuer DFB-Ü 40-Cup Sieger TSV Lesum-Burgdamm hat gezeigt, dass Erfahrung, Technik und Spielkultur diese Defizite wett machen. Der DFB hat diesen Traditionsverein aus dem Bremer Norden schon einmal mit der ‚Sepp-Herberger-Medaille’ für seine hervorragende Jugendarbeit ausgezeichnet. Auch dem gleichwertigen Endspielgegner SG Hoechst Classique gebührt Lob, die einzige Mannschaft, die bereits 2007 für den Ü 40-Cup qualifiziert war. Das Turnier wurde auf einem hohen und äußerst fairen Niveau ausgetragen. Der Spaß am Fußball lässt im Alter jedenfalls nicht nach.

Frage: Der DFB-Ü 40-Cup ist Teil eines breit angelegten Engagements des Verbandes, ältere Fußballer länger im Wettbewerbsfußball zu halten. Welche Beweggründe hat der DFB?

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Hocke: Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft, die Tatsache, dass heute schon über die Hälfte der Menschen 40 Jahre oder älter sind und dass im Jahr 2030 an die 40 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein werden, macht den ‚Fußball für Ältere’ zu einem entscheidenden Zukunftsthema: Der DFB hat in der Statistik 2008 erstmals die Grenze von 6,5 Millionen Mitgliedern überschritten. Es ist doch klar, dass wir unsere Angebote nach der Struktur und auf die Wünsche dieser Menschen ausrichten. Unsere älteren Aktiven denken gar nicht daran, die Fußballstiefel an den Nagel zu hängen. Und wir als DFB wie auch die Vereine tun gut daran, den über 40-Jährigen attraktive Angebote zu machen. Diese Menschen verfügen über ein umfangreiches fußballerisches Know-how - das gilt es, im Verein zu halten.

Frage: Können Sie Zahlen nennen?

Hocke: Wir erleben einen Boom. Eine Analyse unserer Erhebungszahlen des Jahres 2007 ergab, dass fast 26.000 Altherren-Mannschaften im freien Verbandsspielbetrieb organisiert sind. Um die Dimension deutlich zu machen: Das sind mehr Mannschaften als alle C- bis A-Jugendmannschaften in ganz Deutschland zusammen.

Frage: Für den Menschen jenseits der 40 Jahre gibt es natürliche Grenzen. Bräuchte es nicht besondere Regeln, die etwa das Grätschen verbieten?

Hocke: Ja, auf jeden Fall. Die Gesundheit der Spieler steht immer im Mittelpunkt. Wobei wir beim DFB-Ü 40-Cup auf einem regulären Feld und mit den normalen FIFA-Regeln gespielt haben. Alle Spieler hatten solide technische Grundlagen, hier musste keiner Treten. Allerdings betrug die Spielzeit lediglich 2x15 Minuten. Schließlich bestritten die Mannschaften vier Spiele in zwei Tagen.

Frage: Wie umfangreich war die medizinische Betreuung der Spieler?

Hocke: Wir hatten während des gesamten Turniers Physiotherapeuten und einen Turnierarzt zur Betreuung der Mannschaften vor Ort. Das Teamhotel Centro-Vital haben wir speziell wegen des Wellness- und Fitness-Bereichs ausgesucht. Am Spielort waren sowohl Rettungssanitäter als auch ein Orthopäde sofort zur Stelle, wenn ein Spieler mal liegen blieb. Wir konnten den Cup ohne eine schwerere Verletzung abschließen. Frage: Wie hoch lag das Budget des DFB für die Veranstaltung?

Hocke: Wir haben beim DFB-Ü 40-Cup in Berlin einen knapp sechsstelligen Betrag ausgegeben. Das Zusammenspiel mit dem Berliner Fußball-Verband hat perfekt geklappt. Auf den beiden Plätzen im Olympiapark versprang kein Ball, unsere Mannschaften hatten beste Bedingungen. Für den stimmungsvollen Abend im Berliner Olympiastadion wollen wir uns auch auf diesem Weg beim Berliner Senat bedanken.

Frage: Sportlich ist Berlin als Hochburg des Altherrenfußballs der passende Austragungsort für das Ü 40-Finale.

Hocke: Das stimmt, die Situation hier in Berlin ist vorbildlich. Beim Berliner Ü 40-Pokalfinale schauen immer rund 700 oder 800 Zuschauer zu, sicher auch weil oft Exprofis der Hertha auflaufen. Auch in der Breite - mit über hundertzehn Mannschaften in der Ü 40-Altersklasse, über hundert Teams bei den Ü 50 und immer noch zwanzig Mannschaften im Bereich Ü 60 – beeindruckt die Situation hier in Berlin. Auch der Regionalverband West hat einen lebendigen Spielbetrieb, während in den anderen Regionalverbänden die Anzahl der Turniere und Spielrunden ebenfalls ständig steigt.

Frage: Plant der DFB irgendwann eine Auswahlmannschaft in den Altersklassen aufzustellen?

Hocke: Das nicht, aber der DFB-Ü 40-Cup soll bereits nächstes Jahr zu einer offiziellen Deutschen Meisterschaft ausgebaut und aufgewertet werden. Wir wollen 2009 auch bei den über 40-Jährigen einen Deutschen Meister küren. Dafür müssen wir ein flächendeckendes Wettbewerbssystem in unseren Landesverbänden organisieren. Wir sind auf einem guten Weg.

Frage: Ohne indiskret zu sein: Auch Rolf Hocke ist ein schon ein paar Jahre ein „Ü 40“. Spielen Sie selbst noch aktiv?

Hocke: Ja, hin und wieder als Torwart in der Mannschaft von ‚Ballance Hessen’, einer Prominenten-Mannschaft, die gelegentlich für den guten Zweck spielt. Mir macht der Fußball immer noch einen riesigen Spaß.