Röhler bei Leichtathletik-EM: "Dinge zum Fliegen bringen"

Im März fand das Länderspiel gegen Brasilien, im Mai das DFB-Pokalfinale statt – und ab dem 6. August schlägt im Berliner Olympiastadion die Stunde der Leichtathleten. Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler geht bei seiner Heim-EM als einer der Favoriten an den Start. Und kann schon jetzt kaum erwarten, dass es losgeht.

Sommer 2016. Olympische Spiele in Rio, Qualifikation im Speerwurf der Männer. Schon beim Einwerfen werden Versuche über 70 Meter bejubelt, die bei der Weltelite eigentlich nicht der Rede wert sind. Die Erklärung für den Enthusiasmus: Tags zuvor waren die Frauen dran, da ist alles um die 65 Meter sehr gut. Also, folgerte das in Sachen Speerwurf nicht so bewanderte Publikum anfangs, müssten 70 Meter bei den Männern ja schon etwas sein. "Das war eine nette Anekdote", sagt Thomas Röhler, der aber aus Rio nicht nur diese kleine Geschichte mitnimmt. Sondern auch die Goldmedaille, der Speer fliegt im vorletzten Durchgang auf 90,30 Meter: "Die Siegerehrung und die Nationalhymne werde ich nie vergessen."

Momente, die bleiben, will er auch am 9. August erschaffen. Dann steht bei den Europameisterschaften im Berliner Olympiastadion das Speer-Finale an. Die EM ist die größte Sportveranstaltung des Jahres in Deutschland. Bereits ein halbes Jahr vor dem Beginn am 7. August waren 150.000 Tickets verkauft, so viele wie nie für eine EM zu diesem Zeitpunkt. "Diese Zahlen geben mir einen Schub bei der Vorbereitung. In Berlin ist das Publikum sehr begeisterungsfähig. Die Zuschauer können die Leistungen gut einschätzen", sagt der 26-Jährige, der einer der EM-Botschafter ist. Im Herbst 2016 warf er für einen Werbedreh Speere am Potsdamer Platz. Jüngst ist eine Fotostrecke von Jim Rakete mit ihm und anderen Leichtathleten erschienen. Für das EM-Magazin sind sie bei der Ausübung ihrer Hobbys fotografiert worden, Röhler beim Fliegenfischen in seiner Heimatstadt Jena.

Dreimal ist er bisher im Olympiastadion gestartet. Bei den deutschen Jugendmeisterschaften 2008, damals noch im Dreisprung. Und in den beiden vergangenen Jahren beim Internationalen Stadionfest ISTAF. Gewonnen hat er in Berlin nie. "Es wird Zeit", sagt Röhler mit Blick auf die EM, "als Olympiasieger gehe ich natürlich mit dem Ziel hinein, Gold zu holen." Der größte Konkurrent dürfte aus dem eigenen Lager kommen: Johannes Vetter (Offenburg), der 2017 Weltmeister wurde. Röhler belegte Rang vier. Vetter hält auch den Deutschen Rekord. Aufgestellt ebenfalls 2017 mit 94,44 Metern, nur zwei Monate nachdem Röhler die Bestmarke auf 93,90 Meter verbessert hatte. "Zwischen uns gibt es einen ständigen Schlagabtausch", sagt er. Auf äußerst kollegialem Niveau: "Wir pflegen ein sehr entspanntes Miteinander."

Deutsche Dominanz

Generell kooperieren die deutschen Speerwerfer, beispielsweise bei biomechanischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen des Einzelnen. Keine Angst, den Gegner zu stärken? "Davon profitieren alle. Jeder kann etwas für sich rausziehen", sagt Röhler. Neun der zehn weitesten Würfe 2017 erzielten Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, neben Röhler und Vetter der Mannheimer Andreas Hofmann.

Werfen war immer Röhlers Leidenschaft, mit einem Fußball würde er sich bei guten Windbedingungen 40 Meter zutrauen. "Für Einwürfe wäre ich geeignet", lacht er. Früher beförderte Röhler im Urlaub mit Begeisterung Steine in die Ostsee. Bei der Leichtathletik war er aufgrund seiner zunächst schlaksigen Statur anfangs Dreispringer. 2009 dann der Wechsel zum Speerwurf: "Ich mag es, Dinge zum Fliegen bringen", sagt Röhler. "Und ich kann meiner eigenen Arbeit zusehen." Und das Publikum zum Raunen bringen, wenn der Speer bei gut 90 Metern landet. Oder in der Zukunft vielleicht sogar bei 100. "Das wäre magisch. Unmöglich ist es nicht."

Doch Röhlers Horizont endet nicht am Ende des Stadions. Er kümmert sich selbst um seine Auftritte in den sozialen Medien, macht seinen Master in Business Administration und ist seit Januar in der Athletenkommission des Weltverbandes IAAF. Vor allem interessiert ihn die Frage, wie die Leichtathletik noch besser in der Öffentlichkeit präsentiert werden kann, ohne die Tradition der olympischen Kernsportart aufzugeben. Ein großes Thema, auf das es nicht von heute auf morgen Antworten gibt. Aber Röhler hat ja auch ein Nahziel: Gold! Im August im Olympiastadion.

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Im März fand das Länderspiel gegen Brasilien, im Mai das DFB-Pokalfinale statt – und ab dem 6. August schlägt im Berliner Olympiastadion die Stunde der Leichtathleten. Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler geht bei seiner Heim-EM als einer der Favoriten an den Start. Und kann schon jetzt kaum erwarten, dass es losgeht.

Sommer 2016. Olympische Spiele in Rio, Qualifikation im Speerwurf der Männer. Schon beim Einwerfen werden Versuche über 70 Meter bejubelt, die bei der Weltelite eigentlich nicht der Rede wert sind. Die Erklärung für den Enthusiasmus: Tags zuvor waren die Frauen dran, da ist alles um die 65 Meter sehr gut. Also, folgerte das in Sachen Speerwurf nicht so bewanderte Publikum anfangs, müssten 70 Meter bei den Männern ja schon etwas sein. "Das war eine nette Anekdote", sagt Thomas Röhler, der aber aus Rio nicht nur diese kleine Geschichte mitnimmt. Sondern auch die Goldmedaille, der Speer fliegt im vorletzten Durchgang auf 90,30 Meter: "Die Siegerehrung und die Nationalhymne werde ich nie vergessen."

Momente, die bleiben, will er auch am 9. August erschaffen. Dann steht bei den Europameisterschaften im Berliner Olympiastadion das Speer-Finale an. Die EM ist die größte Sportveranstaltung des Jahres in Deutschland. Bereits ein halbes Jahr vor dem Beginn am 7. August waren 150.000 Tickets verkauft, so viele wie nie für eine EM zu diesem Zeitpunkt. "Diese Zahlen geben mir einen Schub bei der Vorbereitung. In Berlin ist das Publikum sehr begeisterungsfähig. Die Zuschauer können die Leistungen gut einschätzen", sagt der 26-Jährige, der einer der EM-Botschafter ist. Im Herbst 2016 warf er für einen Werbedreh Speere am Potsdamer Platz. Jüngst ist eine Fotostrecke von Jim Rakete mit ihm und anderen Leichtathleten erschienen. Für das EM-Magazin sind sie bei der Ausübung ihrer Hobbys fotografiert worden, Röhler beim Fliegenfischen in seiner Heimatstadt Jena.

Dreimal ist er bisher im Olympiastadion gestartet. Bei den deutschen Jugendmeisterschaften 2008, damals noch im Dreisprung. Und in den beiden vergangenen Jahren beim Internationalen Stadionfest ISTAF. Gewonnen hat er in Berlin nie. "Es wird Zeit", sagt Röhler mit Blick auf die EM, "als Olympiasieger gehe ich natürlich mit dem Ziel hinein, Gold zu holen." Der größte Konkurrent dürfte aus dem eigenen Lager kommen: Johannes Vetter (Offenburg), der 2017 Weltmeister wurde. Röhler belegte Rang vier. Vetter hält auch den Deutschen Rekord. Aufgestellt ebenfalls 2017 mit 94,44 Metern, nur zwei Monate nachdem Röhler die Bestmarke auf 93,90 Meter verbessert hatte. "Zwischen uns gibt es einen ständigen Schlagabtausch", sagt er. Auf äußerst kollegialem Niveau: "Wir pflegen ein sehr entspanntes Miteinander."

Deutsche Dominanz

Generell kooperieren die deutschen Speerwerfer, beispielsweise bei biomechanischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen des Einzelnen. Keine Angst, den Gegner zu stärken? "Davon profitieren alle. Jeder kann etwas für sich rausziehen", sagt Röhler. Neun der zehn weitesten Würfe 2017 erzielten Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, neben Röhler und Vetter der Mannheimer Andreas Hofmann.

Werfen war immer Röhlers Leidenschaft, mit einem Fußball würde er sich bei guten Windbedingungen 40 Meter zutrauen. "Für Einwürfe wäre ich geeignet", lacht er. Früher beförderte Röhler im Urlaub mit Begeisterung Steine in die Ostsee. Bei der Leichtathletik war er aufgrund seiner zunächst schlaksigen Statur anfangs Dreispringer. 2009 dann der Wechsel zum Speerwurf: "Ich mag es, Dinge zum Fliegen bringen", sagt Röhler. "Und ich kann meiner eigenen Arbeit zusehen." Und das Publikum zum Raunen bringen, wenn der Speer bei gut 90 Metern landet. Oder in der Zukunft vielleicht sogar bei 100. "Das wäre magisch. Unmöglich ist es nicht."

Doch Röhlers Horizont endet nicht am Ende des Stadions. Er kümmert sich selbst um seine Auftritte in den sozialen Medien, macht seinen Master in Business Administration und ist seit Januar in der Athletenkommission des Weltverbandes IAAF. Vor allem interessiert ihn die Frage, wie die Leichtathletik noch besser in der Öffentlichkeit präsentiert werden kann, ohne die Tradition der olympischen Kernsportart aufzugeben. Ein großes Thema, auf das es nicht von heute auf morgen Antworten gibt. Aber Röhler hat ja auch ein Nahziel: Gold! Im August im Olympiastadion.