Ristic: "Schwierige Missionen sind Ansporn"

Mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien unter seiner Regie legte Sreto Ristic als neuer Cheftrainer des Halleschen FC einen gelungenen Start in der 3. Liga hin. Der Traditionsklub verließ erstmals seit Mitte Januar die Abstiegsplätze. Im DFB.de-Interview spricht der 47 Jahre alte Fußball-Lehrer über seine ersten Wochen beim HFC, Kapitän Jonas Nietfeld, Ex-Bundestrainer Joachim Löw und das Duell heute (ab 19 Uhr, live bei MagentaSport) beim SC Verl.

DFB.de: Ihr Team kassierte beim 3:2-Auswärtssieg in Meppen in Überzahl zweimal den Ausgleich, um dann in der Nachspielzeit doch noch den erlösenden Siegtreffer zu erzielen. Wie bewerten Sie den Auftritt mit ein wenig Abstand, Herr Ristic?

Sreto Ristic: Zweifellos war es ein absolut verdienter Erfolg meiner Mannschaft. Glücklich war nur der Zeitpunkt des Siegtreffers. Wir haben es uns nach zweimaliger Führung in Überzahl unnötig schwer gemacht. Plötzlich hatte das Team etwas zu verlieren. Doch wie die Jungs das abgeschüttelt und bis zur letzten Sekunde auf das Siegtor gedrängt haben, war beeindruckend. Der Treffer von Timur Gayret war Lohn für den betriebenen Aufwand.

DFB.de: Wie sehr trübt die Verletzung von Kapitän Jonas Nietfeld, der einen Bänderriss im Sprunggelenk erlitten hat, die Freude über den Sieg beim Mitkonkurrenten?

Ristic: Diese Verletzung ist extrem bitter. Für Jonas selbst und für die gesamte Mannschaft. Spieler seines Formats wachsen nicht auf den Bäumen. Er ist der unumstrittene Leader. Aber jammern bringt uns nicht weiter. Wir müssen die Verantwortung auf noch mehr Schultern verteilen.

DFB.de: Jonas Nietfeld war in dieser Saison zwischenzeitlich im Angriff eingesetzt worden. Sehen Sie ihn in der Innenverteidigung wertvoller als im Sturm?

Ristic: Er ist hinten und vorne richtig gut, spielt beide Positionen mit Überzeugung und Leidenschaft. Uns war aber zunächst wichtiger, Stabilität in die Defensive zu bekommen. Mit einem kompromisslosen Kommunikator. Das hat er hervorragend gemacht.

DFB.de: Durch sieben von neun möglichen Punkten aus den ersten drei Partien unter Ihrer Regie konnten die Abstiegsränge verlassen werden. Hoffen Sie dadurch noch auf einen zusätzlichen Schub für das Selbstvertrauen?

Ristic: Erfolgserlebnisse sind für das Selbstvertrauen unersetzbar. Natürlich wächst das Zutrauen in die eigene Stärke und die Überzeugung mit jedem Sieg. Allerdings sind Erfolge von gestern schon morgen nichts mehr wert. Es geht wieder bei Null los, um Basics und Aufgabenerfüllung. Wir benötigen Konstanz, wollen die Leistung Woche für Woche bestätigen.

DFB.de: Als Sie beim HFC übernommen hatten, war das Team noch mit vier Punkten Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze am Tabellenende. Was hatte Sie dennoch von der Aufgabe überzeugt?

Ristic: Mich hat die 3. Liga generell gereizt und schwierige Missionen sind eher Ansporn als abschreckend. Der HFC ist als Dauergast im Profifußball seit nunmehr elf Jahren eine gute Adresse und die Mannschaft besser, als sie zu diesem Zeitpunkt vermuten ließ.

DFB.de: Was waren grundsätzlich Ihre ersten Ansatzpunkte?

Ristic: Es ging um Klarheit, Struktur und Grundtugenden. Abstiegskampf ist in erster Linie harte Arbeit. Das wirklich zu verinnerlichen, war der erste Schritt, Bereitschaft und Geschlossenheit der zweite. Wir haben im aktuellen Spielrhythmus wenig Zeit für taktisches Training. Umso wichtiger sind Einstellung und Mut.

DFB.de: Zuvor hatten Sie bis zum Sommer den Südwest-Regionalligisten Kickers Offenbach betreut. Welche wichtigen Erfahrungen konnten Sie bei Ihrer ersten Stelle als Cheftrainer sammeln?

Ristic: Für mich war Offenbach eine überaus wertvolle Erfahrung in vielerlei Hinsicht. Die Erkenntnisse aus dieser emotionalen und durchaus erfolgreichen Zeit sind allerdings nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Ich möchte das Engagement am Bieberer Berg nicht missen.

DFB.de: Die 3. Liga kennen Sie bereits als Spieler und aus Ihrer Zeit als Co-Trainer bei den Stuttgarter Kickers, beim SC Preußen Münster und beim Chemnitzer FC. Wie sehr hilft Ihnen diese Erfahrung? Was verbinden Sie vor allem mit der 3. Liga?

Ristic: Die 3. Liga ist seit jeher sehr ausgeglichen und physisch stark. Oft geht es in Duellen auf Augenhöhe um Nuancen. Natürlich hilft jede Erfahrung, jede Station, jeder Verantwortliche an meiner Seite. Das gilt auch für meine Zeit als Profi in der Bundesliga und in der 2. Bundesliga. Sich Sinnvolles abzuschauen, ohne zu kopieren, und seinen eigenen Stil zu finden ist die große Herausforderung, vor der alle Trainer irgendwann stehen.

DFB.de: Über viele Jahre haben Sie mit Horst Steffen, aktuell Cheftrainer von Tabellenführer SV 07 Elversberg, zusammengearbeitet. Freuen Sie sich deshalb auf das Duell am 19. März besonders?

Ristic: Zu Horst Steffen habe ich immer aufgeschaut. Sowohl fachlich als auch menschlich. Insofern freue ich mich sehr auf das Wiedersehen, auch wenn das nur eine Randerscheinung sein wird und die Punkte im Vordergrund stehen.

DFB.de: Als Spieler absolvierten Sie Ihr Bundesligadebüt unter dem früheren Bundestrainer Joachim Löw beim VfB Stuttgart. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Ristic: Wir hatten eine unfassbar gute Mannschaft beisammen - mit dem "magischen Dreieck" aus Krassimir Balakov, Giovane Elber und Fredi Bobic. Mit so tollen Fußballern zusammenspielen zu dürfen, ist immer ein Genuss. Auch wenn diese Offensivqualität zur Folge hatte, dass ich als junger Kerl seltener zum Zuge kam. Aber natürlich habe ich von diesen Superstars viel gelernt und noch immer gute Kontakte zu den ehemaligen VfB-Mitspielern.

DFB.de: Zu den Trainern während Ihrer aktiven Laufbahn gehörten neben Jogi Löw unter anderem auch Ralf Rangnick, Winfried Schäfer, Hermann Gerland und Benno Möhlmann. Wer hat Sie besonders geprägt?

Ristic: Jeder auf seine Weise. All die Genannten sind Institutionen der Branche. Am meisten hat mich ihre Gelassenheit beeindruckt, egal wie viel Druck auf dem Kessel war.

DFB.de: Wann war Ihnen bewusst, dass Sie später auch als Trainer tätig sein wollen?

Ristic: Es war bereits früh klar, dass ich nach der aktiven Laufbahn gern weiter im Fußball arbeiten möchte. Oft hängt es dann von verschiedenen Aspekten ab, an welcher Weggabelung man wohin abbiegt.

DFB.de: Für welche Spielweise soll Ihre Mannschaft stehen?

Ristic: Ich halte nicht viel von theoretischen Spielideen, die dann nur selten auf dem Platz erkennen sind. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun, weil auch immer ein Gegner auf dem Rasen steht und eigene Vorstellungen hat. Attraktiv spielt derjenige, der Erfolg hat.

DFB.de: Nun geht es mit dem Auswärtsspiel beim SC Verl weiter. Welche Erwartungen haben Sie?

Ristic: Ich erwarte einzig und allein, dass wir unsere Leistung abrufen und jeder Einzelne ans Limit geht. Was sich daraus entwickelt, werden die 90 Minuten zeigen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um bis zum Saisonende den Platz über dem Strich zu verteidigen?

Ristic: Auf unbedingten Fokus, auf ein wenig Glück mit Sperren und Verletzungen und auf die Gabe, bei sich selbst zu bleiben.

[mspw]

Mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien unter seiner Regie legte Sreto Ristic als neuer Cheftrainer des Halleschen FC einen gelungenen Start in der 3. Liga hin. Der Traditionsklub verließ erstmals seit Mitte Januar die Abstiegsplätze. Im DFB.de-Interview spricht der 47 Jahre alte Fußball-Lehrer über seine ersten Wochen beim HFC, Kapitän Jonas Nietfeld, Ex-Bundestrainer Joachim Löw und das Duell heute (ab 19 Uhr, live bei MagentaSport) beim SC Verl.

DFB.de: Ihr Team kassierte beim 3:2-Auswärtssieg in Meppen in Überzahl zweimal den Ausgleich, um dann in der Nachspielzeit doch noch den erlösenden Siegtreffer zu erzielen. Wie bewerten Sie den Auftritt mit ein wenig Abstand, Herr Ristic?

Sreto Ristic: Zweifellos war es ein absolut verdienter Erfolg meiner Mannschaft. Glücklich war nur der Zeitpunkt des Siegtreffers. Wir haben es uns nach zweimaliger Führung in Überzahl unnötig schwer gemacht. Plötzlich hatte das Team etwas zu verlieren. Doch wie die Jungs das abgeschüttelt und bis zur letzten Sekunde auf das Siegtor gedrängt haben, war beeindruckend. Der Treffer von Timur Gayret war Lohn für den betriebenen Aufwand.

DFB.de: Wie sehr trübt die Verletzung von Kapitän Jonas Nietfeld, der einen Bänderriss im Sprunggelenk erlitten hat, die Freude über den Sieg beim Mitkonkurrenten?

Ristic: Diese Verletzung ist extrem bitter. Für Jonas selbst und für die gesamte Mannschaft. Spieler seines Formats wachsen nicht auf den Bäumen. Er ist der unumstrittene Leader. Aber jammern bringt uns nicht weiter. Wir müssen die Verantwortung auf noch mehr Schultern verteilen.

DFB.de: Jonas Nietfeld war in dieser Saison zwischenzeitlich im Angriff eingesetzt worden. Sehen Sie ihn in der Innenverteidigung wertvoller als im Sturm?

Ristic: Er ist hinten und vorne richtig gut, spielt beide Positionen mit Überzeugung und Leidenschaft. Uns war aber zunächst wichtiger, Stabilität in die Defensive zu bekommen. Mit einem kompromisslosen Kommunikator. Das hat er hervorragend gemacht.

DFB.de: Durch sieben von neun möglichen Punkten aus den ersten drei Partien unter Ihrer Regie konnten die Abstiegsränge verlassen werden. Hoffen Sie dadurch noch auf einen zusätzlichen Schub für das Selbstvertrauen?

Ristic: Erfolgserlebnisse sind für das Selbstvertrauen unersetzbar. Natürlich wächst das Zutrauen in die eigene Stärke und die Überzeugung mit jedem Sieg. Allerdings sind Erfolge von gestern schon morgen nichts mehr wert. Es geht wieder bei Null los, um Basics und Aufgabenerfüllung. Wir benötigen Konstanz, wollen die Leistung Woche für Woche bestätigen.

DFB.de: Als Sie beim HFC übernommen hatten, war das Team noch mit vier Punkten Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze am Tabellenende. Was hatte Sie dennoch von der Aufgabe überzeugt?

Ristic: Mich hat die 3. Liga generell gereizt und schwierige Missionen sind eher Ansporn als abschreckend. Der HFC ist als Dauergast im Profifußball seit nunmehr elf Jahren eine gute Adresse und die Mannschaft besser, als sie zu diesem Zeitpunkt vermuten ließ.

DFB.de: Was waren grundsätzlich Ihre ersten Ansatzpunkte?

Ristic: Es ging um Klarheit, Struktur und Grundtugenden. Abstiegskampf ist in erster Linie harte Arbeit. Das wirklich zu verinnerlichen, war der erste Schritt, Bereitschaft und Geschlossenheit der zweite. Wir haben im aktuellen Spielrhythmus wenig Zeit für taktisches Training. Umso wichtiger sind Einstellung und Mut.

DFB.de: Zuvor hatten Sie bis zum Sommer den Südwest-Regionalligisten Kickers Offenbach betreut. Welche wichtigen Erfahrungen konnten Sie bei Ihrer ersten Stelle als Cheftrainer sammeln?

Ristic: Für mich war Offenbach eine überaus wertvolle Erfahrung in vielerlei Hinsicht. Die Erkenntnisse aus dieser emotionalen und durchaus erfolgreichen Zeit sind allerdings nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Ich möchte das Engagement am Bieberer Berg nicht missen.

DFB.de: Die 3. Liga kennen Sie bereits als Spieler und aus Ihrer Zeit als Co-Trainer bei den Stuttgarter Kickers, beim SC Preußen Münster und beim Chemnitzer FC. Wie sehr hilft Ihnen diese Erfahrung? Was verbinden Sie vor allem mit der 3. Liga?

Ristic: Die 3. Liga ist seit jeher sehr ausgeglichen und physisch stark. Oft geht es in Duellen auf Augenhöhe um Nuancen. Natürlich hilft jede Erfahrung, jede Station, jeder Verantwortliche an meiner Seite. Das gilt auch für meine Zeit als Profi in der Bundesliga und in der 2. Bundesliga. Sich Sinnvolles abzuschauen, ohne zu kopieren, und seinen eigenen Stil zu finden ist die große Herausforderung, vor der alle Trainer irgendwann stehen.

DFB.de: Über viele Jahre haben Sie mit Horst Steffen, aktuell Cheftrainer von Tabellenführer SV 07 Elversberg, zusammengearbeitet. Freuen Sie sich deshalb auf das Duell am 19. März besonders?

Ristic: Zu Horst Steffen habe ich immer aufgeschaut. Sowohl fachlich als auch menschlich. Insofern freue ich mich sehr auf das Wiedersehen, auch wenn das nur eine Randerscheinung sein wird und die Punkte im Vordergrund stehen.

DFB.de: Als Spieler absolvierten Sie Ihr Bundesligadebüt unter dem früheren Bundestrainer Joachim Löw beim VfB Stuttgart. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Ristic: Wir hatten eine unfassbar gute Mannschaft beisammen - mit dem "magischen Dreieck" aus Krassimir Balakov, Giovane Elber und Fredi Bobic. Mit so tollen Fußballern zusammenspielen zu dürfen, ist immer ein Genuss. Auch wenn diese Offensivqualität zur Folge hatte, dass ich als junger Kerl seltener zum Zuge kam. Aber natürlich habe ich von diesen Superstars viel gelernt und noch immer gute Kontakte zu den ehemaligen VfB-Mitspielern.

DFB.de: Zu den Trainern während Ihrer aktiven Laufbahn gehörten neben Jogi Löw unter anderem auch Ralf Rangnick, Winfried Schäfer, Hermann Gerland und Benno Möhlmann. Wer hat Sie besonders geprägt?

Ristic: Jeder auf seine Weise. All die Genannten sind Institutionen der Branche. Am meisten hat mich ihre Gelassenheit beeindruckt, egal wie viel Druck auf dem Kessel war.

DFB.de: Wann war Ihnen bewusst, dass Sie später auch als Trainer tätig sein wollen?

Ristic: Es war bereits früh klar, dass ich nach der aktiven Laufbahn gern weiter im Fußball arbeiten möchte. Oft hängt es dann von verschiedenen Aspekten ab, an welcher Weggabelung man wohin abbiegt.

DFB.de: Für welche Spielweise soll Ihre Mannschaft stehen?

Ristic: Ich halte nicht viel von theoretischen Spielideen, die dann nur selten auf dem Platz erkennen sind. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun, weil auch immer ein Gegner auf dem Rasen steht und eigene Vorstellungen hat. Attraktiv spielt derjenige, der Erfolg hat.

DFB.de: Nun geht es mit dem Auswärtsspiel beim SC Verl weiter. Welche Erwartungen haben Sie?

Ristic: Ich erwarte einzig und allein, dass wir unsere Leistung abrufen und jeder Einzelne ans Limit geht. Was sich daraus entwickelt, werden die 90 Minuten zeigen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um bis zum Saisonende den Platz über dem Strich zu verteidigen?

Ristic: Auf unbedingten Fokus, auf ein wenig Glück mit Sperren und Verletzungen und auf die Gabe, bei sich selbst zu bleiben.

###more###