Richtig stehen als Schiedsrichter

Gleich mehrfach behinderten die Schiedsrichter bei der WM 2018 in Russland die Spieler, den Lauf des Balles und damit auch das Aufbauspiel der angreifenden Mannschaft. Oft hielten sie sich gar direkt vor den Strafräumen auf. In der Folge wurden die Obleute und Lehrwarte an der Fußballbasis gefragt: "Ist das richtig so? Müssen die Unparteiischen nicht auch bei einer WM immer wieder die Diagonale auslaufen?"

Den Offiziellen blieb dann nur der Hinweis: "Ja, so etwas wäre im Amateurfußball sicher nicht in Ordnung. Bei uns sind die Unparteiischen gehalten, sich so weit wie möglich aus dem Spielgeschehen zurückzuziehen. Sie müssen in Konfliktsituationen jedoch sofort Präsenz zeigen und einen Sprint zum Ort des Geschehens einlegen. Schließlich gehört es zu ihren primären Aufgaben, präventiv und deeskalierend auf die Spieler einzuwirken. Aber nur in solchen Situationen sollen sie in die Mitte des Spielfelds einrücken."

Laufwege und Stellungsspiel als Lehrbrief-Thema

Weil sich das Stellungsspiel des Schiedsrichters im internationalen Fußball immer wieder von dem unterscheidet, was bei Neulingslehrgängen oder Fortbildungen an der Basis gelehrt wird, formulierten die Verfasser das aktuelle Lehrbrief-Thema: "Der Schiedsrichter im Kreis und Bezirk – Laufwege und Stellungsspiel".

Die Autoren warfen dazu einen Blick in die Fußballhistorie und fanden heraus, dass es erst seit 1874 einen Schiedsrichter gibt. Er war die oberste Instanz, mit Sakko und Knickerbocker-Hose im Einsatz, und wurde von zwei Unterschiedsrichtern (Umpires) unterstützt. Obwohl sich seine Laufwege noch in Grenzen hielten, gehörte er zu einer besonders respektierten Klientel, die man für ihre Fachkompetenz, Durchsetzungskraft und Handlungsschnelligkeit bewunderte. Seine Entscheidungen wurden akzeptiert, gleich von welcher Position er sie traf. Protestierte jemand lautstark oder erhob er auch nur das Wort gegen den Unparteiischen, maßregelten ihn meist die eigenen Mitspieler.

Im aktuellen Fußballgeschehen gehört es dagegen für die Schiedsrichter in sämtlichen Spielklassen zum Alltag, dass sie sich gegenüber den Spielern und Funktionären rechtfertigen müssen. Sie sind ständig gefordert, Präsenz zu zeigen. Gerade in den untersten Spielklassen werden sie in kritischen Situationen zu Einzelkämpfern, die sich allein mit den Emotionen der Spieler, Funktionäre und Zuschauer auseinandersetzen müssen.

Mehrere Kilometer Laufleistung Standard

Wer als Schiedsrichter ein paar Jahre lang dabei ist, hat dies oft genug erlebt. Und vor allem, wer in Spielklassen ohne neutrale Assistenten im Einsatz ist, muss in seinen Spielen mehrere Kilometer Laufleistung erbringen. Nur mit läuferischem Einsatz ist es möglich, die optimale Position zu erreichen, um Abseitssituationen zu bewerten. Und nur wenn man den Laufweg weit genug in Richtung Torauslinie durchzieht, kann man erkennen, ob der Ball das Spielfeld über diese Linie verlassen hat oder nicht.

Denn die Assistenten der Vereine haben klar begrenzte Kompetenzen. Dazu heißt es im Regelwerk: "Normalerweise zeigen sie dem Schiedsrichter nur an, ob der Ball die Seitenlinie überschritten hat." Doch auch mit diesen Helfern an der Linie sollte sich der Schiedsrichter vor dem Spiel absprechen und ihnen ihre Kompetenzen deutlich machen.

Zu den Grundsätzen der Schiedsrichter, die ein Spiel ohne neutrale Assistenten leiten, gehören folgende Eckpunkte:

  • Der Schiedsrichter darf dem Geschehen auf keinen Fall den Rücken zudrehen. Das heißt, er muss das Spiel jederzeit im Blick haben.
  • Der Schiedsrichter muss in kritischen Situationen von seinem diagonalen Laufweg abweichen und näher ans Geschehen heranrücken. Denn umstrittene Entscheidungen aus der Nähe werden grundsätzlich eher akzeptiert als richtige Entscheidungen aus großer Distanz.
  • Der Schiedsrichter muss sämtliche Entscheidungen aufgrund seiner eigenen Wahrnehmung treffen. Gerade bei der Frage nach Abseits muss er immer wieder Sprints einlegen, um die Situationen richtig zu beurteilen.

Flexible Diagonale beim Einsatz im Team

Ist der Unparteiische dagegen zusammen mit neutralen Assistenten im Einsatz, so sollte er grundsätzlich die flexible Diagonale auslaufen. Nur so kann er das Spiel stets zwischen sich und dem Assistenten auf der jeweils gegenüberliegenden Seite halten.

Auf diese Weise hat er zugleich einen seitlichen Einblick in die Zweikämpfe und kann die meisten Situationen, vor allem im Strafraum, gut beurteilen. Verlagert sich das Spiel dagegen mehr auf die Seite eines Assistenten, wird der Schiedsrichter einrücken müssen, um in kritischen Situationen näher am Geschehen zu sein – zum Beispiel bei versteckten Fouls, Simulationen oder Meinungsverschiedenheiten zwischen zwei Spielern.

In jedem Fall muss der Unparteiische das Mittelfeld zügig überbrücken und sich aus dem Bereich vor den Strafräumen möglichst zurückziehen. Nur dann entgeht er der Gefahr, vom Ball getroffen zu werden, im Passweg oder Laufweg eines Spielers zu stehen.

Ein besonderes Augenmerk richtet der aktuelle DFB-Lehrbrief außerdem auf das Stellungsspiel bei Standardsituationen. Sehr detailliert gehen die Verfasser auf die Positionen beim Strafstoß, beim Eckstoß, beim Abstoß und bei direkten wie indirekten Freistößen ein. In diesem Zusammenhang weisen sie darauf hin, dass der Ausbilder im Rahmen der Lehrarbeit konkrete Skizzen auf einer Flipchart und an der Metaplanwand einsetzen sollte. "Bilder sagen mehr als Worte" ist dabei der Tenor in der methodischen Arbeit.

Am Beispiel positiver wie negativer Darstellungen in verschiedenen Videoszenen zum Stellungsspiel eines Schiedsrichters bekommt die Lehreinheit darüber hinaus einen visuellen und interessanten Abschluss.

[dfb]

Gleich mehrfach behinderten die Schiedsrichter bei der WM 2018 in Russland die Spieler, den Lauf des Balles und damit auch das Aufbauspiel der angreifenden Mannschaft. Oft hielten sie sich gar direkt vor den Strafräumen auf. In der Folge wurden die Obleute und Lehrwarte an der Fußballbasis gefragt: "Ist das richtig so? Müssen die Unparteiischen nicht auch bei einer WM immer wieder die Diagonale auslaufen?"

Den Offiziellen blieb dann nur der Hinweis: "Ja, so etwas wäre im Amateurfußball sicher nicht in Ordnung. Bei uns sind die Unparteiischen gehalten, sich so weit wie möglich aus dem Spielgeschehen zurückzuziehen. Sie müssen in Konfliktsituationen jedoch sofort Präsenz zeigen und einen Sprint zum Ort des Geschehens einlegen. Schließlich gehört es zu ihren primären Aufgaben, präventiv und deeskalierend auf die Spieler einzuwirken. Aber nur in solchen Situationen sollen sie in die Mitte des Spielfelds einrücken."

Laufwege und Stellungsspiel als Lehrbrief-Thema

Weil sich das Stellungsspiel des Schiedsrichters im internationalen Fußball immer wieder von dem unterscheidet, was bei Neulingslehrgängen oder Fortbildungen an der Basis gelehrt wird, formulierten die Verfasser das aktuelle Lehrbrief-Thema: "Der Schiedsrichter im Kreis und Bezirk – Laufwege und Stellungsspiel".

Die Autoren warfen dazu einen Blick in die Fußballhistorie und fanden heraus, dass es erst seit 1874 einen Schiedsrichter gibt. Er war die oberste Instanz, mit Sakko und Knickerbocker-Hose im Einsatz, und wurde von zwei Unterschiedsrichtern (Umpires) unterstützt. Obwohl sich seine Laufwege noch in Grenzen hielten, gehörte er zu einer besonders respektierten Klientel, die man für ihre Fachkompetenz, Durchsetzungskraft und Handlungsschnelligkeit bewunderte. Seine Entscheidungen wurden akzeptiert, gleich von welcher Position er sie traf. Protestierte jemand lautstark oder erhob er auch nur das Wort gegen den Unparteiischen, maßregelten ihn meist die eigenen Mitspieler.

Im aktuellen Fußballgeschehen gehört es dagegen für die Schiedsrichter in sämtlichen Spielklassen zum Alltag, dass sie sich gegenüber den Spielern und Funktionären rechtfertigen müssen. Sie sind ständig gefordert, Präsenz zu zeigen. Gerade in den untersten Spielklassen werden sie in kritischen Situationen zu Einzelkämpfern, die sich allein mit den Emotionen der Spieler, Funktionäre und Zuschauer auseinandersetzen müssen.

Mehrere Kilometer Laufleistung Standard

Wer als Schiedsrichter ein paar Jahre lang dabei ist, hat dies oft genug erlebt. Und vor allem, wer in Spielklassen ohne neutrale Assistenten im Einsatz ist, muss in seinen Spielen mehrere Kilometer Laufleistung erbringen. Nur mit läuferischem Einsatz ist es möglich, die optimale Position zu erreichen, um Abseitssituationen zu bewerten. Und nur wenn man den Laufweg weit genug in Richtung Torauslinie durchzieht, kann man erkennen, ob der Ball das Spielfeld über diese Linie verlassen hat oder nicht.

Denn die Assistenten der Vereine haben klar begrenzte Kompetenzen. Dazu heißt es im Regelwerk: "Normalerweise zeigen sie dem Schiedsrichter nur an, ob der Ball die Seitenlinie überschritten hat." Doch auch mit diesen Helfern an der Linie sollte sich der Schiedsrichter vor dem Spiel absprechen und ihnen ihre Kompetenzen deutlich machen.

Zu den Grundsätzen der Schiedsrichter, die ein Spiel ohne neutrale Assistenten leiten, gehören folgende Eckpunkte:

  • Der Schiedsrichter darf dem Geschehen auf keinen Fall den Rücken zudrehen. Das heißt, er muss das Spiel jederzeit im Blick haben.
  • Der Schiedsrichter muss in kritischen Situationen von seinem diagonalen Laufweg abweichen und näher ans Geschehen heranrücken. Denn umstrittene Entscheidungen aus der Nähe werden grundsätzlich eher akzeptiert als richtige Entscheidungen aus großer Distanz.
  • Der Schiedsrichter muss sämtliche Entscheidungen aufgrund seiner eigenen Wahrnehmung treffen. Gerade bei der Frage nach Abseits muss er immer wieder Sprints einlegen, um die Situationen richtig zu beurteilen.

Flexible Diagonale beim Einsatz im Team

Ist der Unparteiische dagegen zusammen mit neutralen Assistenten im Einsatz, so sollte er grundsätzlich die flexible Diagonale auslaufen. Nur so kann er das Spiel stets zwischen sich und dem Assistenten auf der jeweils gegenüberliegenden Seite halten.

Auf diese Weise hat er zugleich einen seitlichen Einblick in die Zweikämpfe und kann die meisten Situationen, vor allem im Strafraum, gut beurteilen. Verlagert sich das Spiel dagegen mehr auf die Seite eines Assistenten, wird der Schiedsrichter einrücken müssen, um in kritischen Situationen näher am Geschehen zu sein – zum Beispiel bei versteckten Fouls, Simulationen oder Meinungsverschiedenheiten zwischen zwei Spielern.

In jedem Fall muss der Unparteiische das Mittelfeld zügig überbrücken und sich aus dem Bereich vor den Strafräumen möglichst zurückziehen. Nur dann entgeht er der Gefahr, vom Ball getroffen zu werden, im Passweg oder Laufweg eines Spielers zu stehen.

Ein besonderes Augenmerk richtet der aktuelle DFB-Lehrbrief außerdem auf das Stellungsspiel bei Standardsituationen. Sehr detailliert gehen die Verfasser auf die Positionen beim Strafstoß, beim Eckstoß, beim Abstoß und bei direkten wie indirekten Freistößen ein. In diesem Zusammenhang weisen sie darauf hin, dass der Ausbilder im Rahmen der Lehrarbeit konkrete Skizzen auf einer Flipchart und an der Metaplanwand einsetzen sollte. "Bilder sagen mehr als Worte" ist dabei der Tenor in der methodischen Arbeit.

Am Beispiel positiver wie negativer Darstellungen in verschiedenen Videoszenen zum Stellungsspiel eines Schiedsrichters bekommt die Lehreinheit darüber hinaus einen visuellen und interessanten Abschluss.

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