Ribéry und Robben: Die alten Meister

Mittlerweile sind schon eine Menge Kerzen auf der Torte, doch Franck Ribéry und Arjen Robben sind auch mit Mitte Dreißig noch enorm wichtig für den FC Bayern München. Und wie man Endspiele gewinnt, wissen sie besonders gut. Das könnte am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) hilfreich, wenn "Robbéry" mit dem Rekordsieger in Berlin das 75. Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt gewinnen will.

Am Abend des 29. August 2009, kurz vor 20 Uhr, entdeckte der Fußball in Deutschland eine neue Geschwindigkeit. Wie ein Auto, in dem man plötzlich den sechsten Gang findet. Das geschah, als der FC Bayern, nach drei Spieltagen unter dem neuen Trainer Louis van Gaal noch sieglos auf Tabellenplatz 14, im Bundesligaspiel gegen Meister Wolfsburg zwei Spieler einwechselte. Zuerst den Zugang Arjen Robben, der sich erst zwei Tage zuvor bei Real Madrid verabschiedet hatte. Dann Franck Ribéry, der schon zwei Jahre lang die rare Kunstform des Tempodribblings in deutschen Stadien vorgeführt hatte. Nun bekam er einen Partner in dieser Übung.

Wer dabei war, wird es nicht vergessen: wie es sofort zündete zwischen den beiden. Es war, als wäre eine kritische Masse an Energie zusammengekommen, die aufeinander explosiv reagierte. Das Spiel ging durch die Decke, das Publikum auch. Der flotte Franzose und der fliegende Holländer brauchten nur wenige Minuten, um im Duett zwei atemberaubende Konter-Tore zu erzielen. Der Boulevard taufte sie "Robbery" - nicht zufällig das englische Wort für Raub. Wie damals die Wolfsburger, ihre ersten Opfer, haben sie seitdem unzählige Bayern-Gegner ihrer Siegchance beraubt.

Historisches Triple im Jahr 2013

So wurden sie unersättliche Titelräuber. Fünf verschiedene Trophäen haben beide, teils mehrmals, gemeinsam gewonnen: Meisterschaft, DFB-Pokal, DFL-Supercup, Champions League und UEFA-Supercup. Ribéry schloss im Mai 2018 mit seiner achten Meisterschaft zu vier nicht mehr aktiven Bayern-Kollegen auf und hat gute Chancen, irgendwann als alleiniger deutscher Rekordmeister in Rente zu gehen. Bei bisher fünf Pokalsiegen ist auch Rekordmann Bastian Schweinsteiger (sieben) noch in Reichweite. Und Robben kommt zusammen mit seinen Titeln in den Niederlanden, England und Spanien sogar auf elf Meisterschaften. Nicht zu vergessen natürlich der gemeinsame Champions-League-Triumph auf dem Weg zum historischen Triple: durch Robbens Siegtreffer nach Ribérys Vorarbeit im Finale von Wembley 2013.

Glaubt man dem, was danach schon zu Zeiten von Pep Guardiola immer wieder mal geraunt und geschrieben wurde, sind beide seit langem überfällig für ihre Abschiedstournee. Sie tun allerdings, als merkten sie es nicht, spielen einfach munter weiter und widerlegen all die, die seit Jahren sagen, nun seien sie aber wirklich jenseits ihres Haltbarkeitsdatums angekommen. In Wirklichkeit sind beide auch am Ende ihrer Bayern-Saison Nummer elf (Ribéry) und neun (Robben), mit 35 beziehungsweise 34 Jahren, immer noch unentbehrlich - als Turbolader fürs Team, als Teilchenbeschleuniger für das physikalische System Fußball. Sie werden einfach nicht müde. Immer noch kann ihnen nichts schnell genug gehen.

In München zu Hause

Dass die Zahl der Kerzen auf der letzten Geburtstagstorte nichts mit der Lust auf Leistung und den fußballerischen Fähigkeiten zu tun hat, weiß niemand besser als der 73 Jahre alte Trainer Jupp Heynckes, nach dessen Rückkehr im Oktober 2017 die beiden Flügelstars wie um fünf Jahre verjüngt geradewegs in die Triple-Saison 2013 zurück zu dribbeln schienen. Die spanische Zeitung "As" beobachtete bei der unglücklichen 1:2-Niederlage der Bayern im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Real Madrid im April sogar eine doppelt so große Verjüngung: Ribéry sei in diesem Spiel "0zehn Jahre jünger geworden". Als das Flügel-Duo schon nach wenigen Minuten durch eine Verletzung von Robben gesprengt worden war, machte der nimmermüde hakenschlagende Franzose eben allein weiter und wurde nach Einschätzung des spanischen Sportblatts "Marca" an diesem Abend zum "großen deutschen Albtraum" für Real.

Früher nannte man Auslandsprofis gern Legionäre. Doch diese beiden, längst bayerische Legenden, sind alles andere als wurzellose Söldner, die sich für genug Geld überall verdingen würden. Beide sind in Deutschland heimisch geworden. Ribéry weist stolz darauf hin, dass sein sechsjähriger Sohn Saif, in München geboren, eines Tages "für Deutschland spielen könnte". Robben erzählt gern, wie die ganze Familie bei Rückkehr aus dem Urlaub nach München rufe: "Endlich wieder zu Hause." Für den Klub, der ihr sportliches Zuhause wurde, bestreiten sie noch eine zehnte gemeinsame Spielzeit bis 2019. Und egal, ob es dann wirklich die letzte ist, sie werden auch mit gemeinsam mehr als 70 Lebensjahren jeden Angriff so spielen wie immer: als wäre es der letzte.

[dfb]

Mittlerweile sind schon eine Menge Kerzen auf der Torte, doch Franck Ribéry und Arjen Robben sind auch mit Mitte Dreißig noch enorm wichtig für den FC Bayern München. Und wie man Endspiele gewinnt, wissen sie besonders gut. Das könnte am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) hilfreich, wenn "Robbéry" mit dem Rekordsieger in Berlin das 75. Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt gewinnen will.

Am Abend des 29. August 2009, kurz vor 20 Uhr, entdeckte der Fußball in Deutschland eine neue Geschwindigkeit. Wie ein Auto, in dem man plötzlich den sechsten Gang findet. Das geschah, als der FC Bayern, nach drei Spieltagen unter dem neuen Trainer Louis van Gaal noch sieglos auf Tabellenplatz 14, im Bundesligaspiel gegen Meister Wolfsburg zwei Spieler einwechselte. Zuerst den Zugang Arjen Robben, der sich erst zwei Tage zuvor bei Real Madrid verabschiedet hatte. Dann Franck Ribéry, der schon zwei Jahre lang die rare Kunstform des Tempodribblings in deutschen Stadien vorgeführt hatte. Nun bekam er einen Partner in dieser Übung.

Wer dabei war, wird es nicht vergessen: wie es sofort zündete zwischen den beiden. Es war, als wäre eine kritische Masse an Energie zusammengekommen, die aufeinander explosiv reagierte. Das Spiel ging durch die Decke, das Publikum auch. Der flotte Franzose und der fliegende Holländer brauchten nur wenige Minuten, um im Duett zwei atemberaubende Konter-Tore zu erzielen. Der Boulevard taufte sie "Robbery" - nicht zufällig das englische Wort für Raub. Wie damals die Wolfsburger, ihre ersten Opfer, haben sie seitdem unzählige Bayern-Gegner ihrer Siegchance beraubt.

Historisches Triple im Jahr 2013

So wurden sie unersättliche Titelräuber. Fünf verschiedene Trophäen haben beide, teils mehrmals, gemeinsam gewonnen: Meisterschaft, DFB-Pokal, DFL-Supercup, Champions League und UEFA-Supercup. Ribéry schloss im Mai 2018 mit seiner achten Meisterschaft zu vier nicht mehr aktiven Bayern-Kollegen auf und hat gute Chancen, irgendwann als alleiniger deutscher Rekordmeister in Rente zu gehen. Bei bisher fünf Pokalsiegen ist auch Rekordmann Bastian Schweinsteiger (sieben) noch in Reichweite. Und Robben kommt zusammen mit seinen Titeln in den Niederlanden, England und Spanien sogar auf elf Meisterschaften. Nicht zu vergessen natürlich der gemeinsame Champions-League-Triumph auf dem Weg zum historischen Triple: durch Robbens Siegtreffer nach Ribérys Vorarbeit im Finale von Wembley 2013.

Glaubt man dem, was danach schon zu Zeiten von Pep Guardiola immer wieder mal geraunt und geschrieben wurde, sind beide seit langem überfällig für ihre Abschiedstournee. Sie tun allerdings, als merkten sie es nicht, spielen einfach munter weiter und widerlegen all die, die seit Jahren sagen, nun seien sie aber wirklich jenseits ihres Haltbarkeitsdatums angekommen. In Wirklichkeit sind beide auch am Ende ihrer Bayern-Saison Nummer elf (Ribéry) und neun (Robben), mit 35 beziehungsweise 34 Jahren, immer noch unentbehrlich - als Turbolader fürs Team, als Teilchenbeschleuniger für das physikalische System Fußball. Sie werden einfach nicht müde. Immer noch kann ihnen nichts schnell genug gehen.

In München zu Hause

Dass die Zahl der Kerzen auf der letzten Geburtstagstorte nichts mit der Lust auf Leistung und den fußballerischen Fähigkeiten zu tun hat, weiß niemand besser als der 73 Jahre alte Trainer Jupp Heynckes, nach dessen Rückkehr im Oktober 2017 die beiden Flügelstars wie um fünf Jahre verjüngt geradewegs in die Triple-Saison 2013 zurück zu dribbeln schienen. Die spanische Zeitung "As" beobachtete bei der unglücklichen 1:2-Niederlage der Bayern im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Real Madrid im April sogar eine doppelt so große Verjüngung: Ribéry sei in diesem Spiel "0zehn Jahre jünger geworden". Als das Flügel-Duo schon nach wenigen Minuten durch eine Verletzung von Robben gesprengt worden war, machte der nimmermüde hakenschlagende Franzose eben allein weiter und wurde nach Einschätzung des spanischen Sportblatts "Marca" an diesem Abend zum "großen deutschen Albtraum" für Real.

Früher nannte man Auslandsprofis gern Legionäre. Doch diese beiden, längst bayerische Legenden, sind alles andere als wurzellose Söldner, die sich für genug Geld überall verdingen würden. Beide sind in Deutschland heimisch geworden. Ribéry weist stolz darauf hin, dass sein sechsjähriger Sohn Saif, in München geboren, eines Tages "für Deutschland spielen könnte". Robben erzählt gern, wie die ganze Familie bei Rückkehr aus dem Urlaub nach München rufe: "Endlich wieder zu Hause." Für den Klub, der ihr sportliches Zuhause wurde, bestreiten sie noch eine zehnte gemeinsame Spielzeit bis 2019. Und egal, ob es dann wirklich die letzte ist, sie werden auch mit gemeinsam mehr als 70 Lebensjahren jeden Angriff so spielen wie immer: als wäre es der letzte.

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