Resozialisierung: "Durch Fußball miteinander menschlicher umgehen"

Premiere: Die Sepp-Herberger-Urkunde im Bereich Resozialisierung ist dieses Mal zweigeteilt - geht allerdings in beiden Fällen nach Berlin. Geehrt wird zum einen der Berliner Fußball-Verband (BFV) in Person von Vize-Präsident Gerd Liesegang, zum anderen der umtriebige und nimmermüde Werner Poel. In der deutschen Hauptstadt wird in diesem Bereich nicht nur Einiges getan, sondern Beispielhaftes geleistet und vorgelebt.

"Ich kann das Motto 'Fußball ist mehr als ein 1:0' nur unterschreiben. Es ist so wichtig, über den Sport hinaus einen gesellschaftlichen Mehrwert zu kreieren, der unseren Umgang miteinander menschlicher macht", betont Liesegang, der sich seit mehr als 20 Jahren um das soziale und gesellschaftliche Engagement des BFV kümmert. Er ist nicht nur im Auftrag des Verbandes in Berlin, sondern deutschlandweit unterwegs.

Gerd Liesegang als Initiator der Partnerschaft mit der JSA Berlin

Er war auch derjenige, der 1996 die Partnerschaft mit der Jugendstrafanstalt (JSA) Plötzensee aus der Taufe hob. Der wöchentliche Trainingsbetrieb in der JSA ist seitdem Usus. Etliche der Insassen wurden an Berliner Fußballvereine vermittelt, der Weg zurück in die Gesellschaft ermöglicht. "Der Fußball ist ein sehr gutes Mittel, die Jugendlichen zu erreichen", berichtet Liesegang, "es gibt feste Regeln, an die man sich halten muss - wie auch im normalen Leben."

Liesegang ist dort zu Hause, wo unterschiedliche Kulturen Haustür an Haustür wohnen. Tag für Tag erlebt er mit, wie schwer es ist, gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund zu integrieren. In der JSA ist es Liesegang zudem gelungen, eines von zwölf Minispielfeldern, die vom Deutschen Fußball-Bund nach der WM 2006 finanziert wurden, zu installieren. So fanden sogar auf dem zusätzlich geschaffenen Fußballplatz Freizeitturniere und Aktionstage innerhalb der JSA-Mauer statt. Dabei waren Anstaltsmannschaften, aber auch ganz normale Vereinsteams zu Gast. Und eine Auswahl des JSA nimmt sogar am Spielbetrieb des Berliner Fußball-Verbandes teil.



Premiere: Die Sepp-Herberger-Urkunde im Bereich Resozialisierung ist dieses Mal zweigeteilt - geht allerdings in beiden Fällen nach Berlin. Geehrt wird zum einen der Berliner Fußball-Verband (BFV) in Person von Vize-Präsident Gerd Liesegang, zum anderen der umtriebige und nimmermüde Werner Poel. In der deutschen Hauptstadt wird in diesem Bereich nicht nur Einiges getan, sondern Beispielhaftes geleistet und vorgelebt.

"Ich kann das Motto 'Fußball ist mehr als ein 1:0' nur unterschreiben. Es ist so wichtig, über den Sport hinaus einen gesellschaftlichen Mehrwert zu kreieren, der unseren Umgang miteinander menschlicher macht", betont Liesegang, der sich seit mehr als 20 Jahren um das soziale und gesellschaftliche Engagement des BFV kümmert. Er ist nicht nur im Auftrag des Verbandes in Berlin, sondern deutschlandweit unterwegs.

Gerd Liesegang als Initiator der Partnerschaft mit der JSA Berlin

Er war auch derjenige, der 1996 die Partnerschaft mit der Jugendstrafanstalt (JSA) Plötzensee aus der Taufe hob. Der wöchentliche Trainingsbetrieb in der JSA ist seitdem Usus. Etliche der Insassen wurden an Berliner Fußballvereine vermittelt, der Weg zurück in die Gesellschaft ermöglicht. "Der Fußball ist ein sehr gutes Mittel, die Jugendlichen zu erreichen", berichtet Liesegang, "es gibt feste Regeln, an die man sich halten muss - wie auch im normalen Leben."

Liesegang ist dort zu Hause, wo unterschiedliche Kulturen Haustür an Haustür wohnen. Tag für Tag erlebt er mit, wie schwer es ist, gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund zu integrieren. In der JSA ist es Liesegang zudem gelungen, eines von zwölf Minispielfeldern, die vom Deutschen Fußball-Bund nach der WM 2006 finanziert wurden, zu installieren. So fanden sogar auf dem zusätzlich geschaffenen Fußballplatz Freizeitturniere und Aktionstage innerhalb der JSA-Mauer statt. Dabei waren Anstaltsmannschaften, aber auch ganz normale Vereinsteams zu Gast. Und eine Auswahl des JSA nimmt sogar am Spielbetrieb des Berliner Fußball-Verbandes teil.

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Unterstützung durch Liesegang auf allen Ebenen

Bei der Initiative "Anstoß für ein neues Leben" ist Liesegang bei Turnieren der JSA-Mannschaft bei Auswärtsfahrten mit dabei und unterstützt die Wärter und Aufseher bei der Organisation. "Eine feste Institution ist auch unsere Jahresabschlussfeier geworden", betont Liesegang. In der Weihnachtszeit wird eine Tafel festlich eingedeckt, es gibt Gebäck und kleine Geschenke. Einen Coup der besonderen Art landete Liesegang im Jahr 2014, als er den Orginal-WM-Pokal, den die deutsche Nationalmannschaft im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro erobert hatte, nach Plötzensee holte. Ein Erlebnis, das die Insassen wohl ihr Leben lang nicht vergessen werden.

Seit 2007/2008 gibt es zudem die Fair-Play-Geste des Monats in Berlin. Liesegang: "Da haben sich in den letzten Jahren sehr viele tolle Aktionen angesammelt. Die letzte Aktion des Gewinners der DFB-Fairplay-Medaille fand ich sehr schön: ein junger Spieler aus Brandenburg übergab seine Auszeichnung spontan an einen kleinen Jungen aus Syrien, der in Marzahn Fußball spielt und vor circa zwei Jahren ohne Eltern nach Deutschland flüchtete. Aber das ist nur ein Beispiel von einigen sehr rührenden und vorbildlichen Aktionen."

Werner Poel als ehrenamtlicher Trainer des Fußballteams

Das gilt auch für das Engagement von Werner Poel, der seit 1997 als ehrenamtlicher Trainer des Fußballteams der Jugendstrafanstalt Berlin tätig ist. Jeweils dienstags von 15.30 bis 17.30 Uhr betreut er die Spieler mit großem Engagement. "Ich bin hart, aber gerecht. Die Jungs wissen, woran sie bei mir sind", sagte Poel, der vor jedem Training seine Spieler per Handschlag begrüßt: "Es ist egal, was sie gemacht haben und weshalb sie hier sind, das spielt beim Training keine Rolle." Er war viele Jahre als Beamter in der JSA tätig. Nach Eintritt ins Rentenalter im Jahr 2002 blieb er trotzdem ehrenamtlicher Trainer der Mannschaft.

Der 75-Jährige hilft außerdem dabei, die Kicker nach Verbüßen ihrer Strafe in Vereinen unterzubringen. Erstaunlich ist immer wieder, dass er mit seiner Ansprache genau den richtigen Ton trifft, um die Jugendlichen zu erreichen. Immer wieder gibt er Hinweise, um auch das Leben außerhalb der Mauern zu meistern. Dabei feilt er auch an der sozialen Kompetenz seiner Schützlinge. Der Stärkere solle dem Schwächeren helfen, lautet sein Credo. Auch im Fußball ist letztlich eine Mannschaft auf alle elf Spieler angewiesen, ist eine Kette nur so stark wie das schwächste Glied.

Respektperson und Vaterfigur

Er genießt höchsten Respekt der Jugendlichen. "Für viele bin ich so etwas wie eine Vaterfigur", gesteht Poel, der in Ostpreußen geboren wurde und lange Jahre in Gelsenkirchen wohnte: "Das merkt man immer noch an meiner Sprache. Wir waren fünf Brüder zu Hause, das hat mich geprägt. Ich war im CVJM, habe Handball, Fußball und Tischtennis gespielt." Fit hält er sich heute noch als aktiver Schiedsrichter. "Wenn mal ein doofer Spruch kommt wie 'so blind kann man doch gar nicht sein", dann antworte ich: 'Siehste, deshalb bin ich Schiedsrichter geworden..." Auf den Mund gefallen ist er jedenfalls nicht.

In der JSA hat Poel einen Naturrasenplatz, einen Tartanplatz (60x30 Meter) und einen Kunstrasenplatz zur Verfügung. Viel Spaß macht ihm, wenn die B-Junioren von Hertha BSC zu Besuch kommen. "Das Team um Trainer Andreas Thom war schon drei- oder viermal da. Dann machen wir gemischte Mannschaften, und die Jungs von draußen gucken ganz schön, wie meine Jungs spielen", berichtet der Coach: "Wichtig ist, dass man nicht alles so ernst nimmt." Mit dieser Lebensdevise ist Werner Poel bislang super gefahren.


Noch bis zum 5. Januar 2018 kann man sich über das Online-Formular für die Sepp-Herberger-Urkunde bewerben. In den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein sowie "Fußball Digital" werden je drei ausgewählte Vorschläge mit einem Geldpreis prämiert (1. Platz/5.000 Euro, 2. Platz/3.000 Euro, 3. Platz/2.000 Euro). In der Kategorie "Sozialwerk" wird ein Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro vergeben. Zusätzlich zu den Geldpreisen stellen die SAP und stifter-helfen.de 13 Soft- und Hardwaregutscheine im Wert von jeweils 1.000 Euro zur Verfügung.

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