René Vollath: Zum Glück kein Stürmer mehr

Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Vater Richard hatte es ihm gesagt, wieder und wieder: "Junge, du kannst alle Positionen spielen, aber nicht Torwart. Davon gibt’s in jeder Mannschaft nur zwei. Wenn du was werden willst, dann geh’ ins Feld."

Tat René auch, die ersten Jahre war er Stürmer. Doch ins Tor wollte er immer, so sein wie Oliver Kahn und Jens Lehmann, seine Vorbilder. "Zusammen ergeben sie den perfekten Torhüter", sagt er.

Handschuhe von der Mutter und ein starker Wille

Als Mutter Dagmar ihm dann Handschuhe schenkte – ohne Wissen des Vaters –, war für ihn klar, dass er ab jetzt endgültig zwischen den Pfosten stehen wollte. Und der Papa, einst selbst Profi beim 1. FC Nürnberg und beim FC Augsburg, hatte bald ein Einsehen. René spielte fortan mit den Altersgenossen im Sturm, mit den zwei bis vier Jahre älteren als Torwart.

Einige Jahre später sind im Hause Vollath alle froh, dass René, heute 20, seinen Willen durchgesetzt hat. Sein Weg hat ihn über den 1. FC Schwarzenfeld zum 1. FC Linde Schwandorf in der Oberpfalz geführt. Dann ging es immer weiter aufwärts.

Alle Förderinstanzen in Bayern durchlaufen

"René hat alle Förderinstanzen in Bayern durchlaufen: Sichtung beim Talentsichtung und Eintritt in die DFB-Talentförderung", sagt der für Talentförderung zuständige DFB-Koordinator Michael Köllner. "Danach wurde er im DFB-Stützpunkt für die Regionalauswahl Ostbayern gesichtet. Aufgrund besonderer guter Leistungen wurde er für die Bayerische Auswahl nominiert."

Die Förderung habe Vollaths Entwicklung entscheidend begünstigt, so Köllner. "Basis für alles waren aber sein Wille, sein Ehrgeiz und seine sehr gute Veranlagung."

Schon mit 14 entschloss er sich zum Wechsel zum 1. FC Nürnberg, wo er die Eliteschule in Nürnberg, die Bertolt-Brecht-Schule, besuchte. Zum ersten Mal weg von zu Hause, schon früh selbstständig werden. "Das hat mir gut getan", sagt er. Heimweh plagte ihn nicht - "na, gut, ein ganz kleines bisschen vielleicht, vor allem aber war ich beeindruckt vom Club, von der neuen professionellen Umgebung".

Debüt in der U 16-Nationalmannschaft

Dort lief es gleich gut für ihn. In Franken spielte und überzeugte er – den Warnungen seines Vaters zum Trotz. Es gibt nur wenige, die im Tor spielen können, da hat er schon Recht, doch sein Sohn gehörte dazu. Bald auch im erlauchten Kreis der Nationalmannschaft.

In der U 16 gab er vor ziemlich genau fünf Jahren sein Debüt. Es regnete im nordirischen Lurgan, Deutschland gewann 3:0, Vollath erlebte einen entspannten Abend. Es war kein Spiel, um sich großartig auszuzeichnen - "aber besser, als wenn wir 0:3 verloren hätten", sagt er. Trotz zunächst noch fehlender Leistungsnachweise im DFB-Team: Der Nürnberger Keeper durfte wiederkommen.

Mit der U 17 um Toni Kroos WM-Dritter in Südkorea

Höhepunkt seiner bisherigen Länderspielkarriere: die Teilnahme an der U 17-WM in Südkorea 2007. Das DFB-Team um Kapitän Toni Kroos belegte Rang drei, Vollath bestritt fünf Spiele und ist noch immer begeistert: "Eine Wahnsinnserfahrung, welcher Spieler erlebt so etwas schon?"

Seine Leistungen bei dem Turnier wirkten wie indirekte Bewerbungsschreiben. Vollath schlug einige Angebote aus, entschied sich dann ein Jahr später doch für einen Wechsel - zur TSG 1899 Hoffenheim.

Zwei Jahre in Hoffenheim

"Die Trainingsbedingungen dort sind sensationell", sagt er. "Und es wird darauf geachtet, dass die Schule den gleichen Stellenwert hat wie der Fußball." Doch nach zwei Jahren, eines in der Jugend, eines in der zweiten Mannschaft, verließ er den aufstrebenden Klub wieder. "Sportlich ging es für mich nicht so richtig weiter", sagt er.

Dann fragte Drittligist Wacker Burghausen an. "Torwarttrainer Bernd Meier kannte mich noch von der U 16-Nationalmannschaft", sagt Vollath. Auch Trainer Jürgen Press wollte den jungen Torsteher unbedingt. "Das hat mir imponiert. Außerdem wollte ich unbedingt spielen, die Chance sah ich in Burghausen gegeben."

Dennoch ging er als Nummer zwei hinter Andreas Michl in die Saison, eroberte sich aber rasch einen Stammplatz. Dann entließ der Klub Jürgen Press, holte Mario Basler als neuen Trainer. Vollath musste sich wieder neu beweisen: "Das ist im Tor halt so. Es ist immer ein Zweikampf, das bin ich gewohnt. Und ich bin überzeugt und weiß, was ich kann. Deshalb habe ich auch fest daran geglaubt, dass ich spielen würde."

Basler: "René ist jung und ehrgeizig"

So kam es auch. Der junge Torwart ist mittlerweile gesetzt im Wacker-Tor. "Er gibt der Abwehr Halt, strahlt Ruhe und Gelassenheit aus und ist gerade in Eins-gegen-Eins-Situationen sehr stark. So hat er uns gegen Erfurt den Sieg gerettet", sagt Basler. "Er ist jung, ehrgeizig und weiß, dass er sich immer noch weiter verbessern kann. Das ist wichtig."

Trotz des durchwachsenen Saisonstarts darf sich Vollath als Gewinner fühlen. "Wir haben eine gute Mannschaft. Wenn es gut läuft, können wir immer noch unter die ersten Zehn kommen", sagt er. In der 3. Liga will sich der 20-Jährige den Schliff für weitere Großtaten holen. "Diese Spielklasse ist ideal für mich", sagt er. Er ist Stammspieler, kann sich mit guten Gegnern messen, ist im Blickfeld der großen Klubs. Denn dorthin will er irgendwann wieder.

Sollte es nicht klappen, baut er vor. Im nächsten Jahr will er sein Abitur machen. Sportpsychologie interessiere ihn, sagt er, das wäre so ein zweites Standbein. Aber lieber noch will er eines: Bundesliga-Torwart werden. Dann hätte er es seinem alten Herrn so richtig gezeigt.

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Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Vater Richard hatte es ihm gesagt, wieder und wieder: "Junge, du kannst alle Positionen spielen, aber nicht Torwart. Davon gibt’s in jeder Mannschaft nur zwei. Wenn du was werden willst, dann geh’ ins Feld."

Tat René auch, die ersten Jahre war er Stürmer. Doch ins Tor wollte er immer, so sein wie Oliver Kahn und Jens Lehmann, seine Vorbilder. "Zusammen ergeben sie den perfekten Torhüter", sagt er.

Handschuhe von der Mutter und ein starker Wille

Als Mutter Dagmar ihm dann Handschuhe schenkte – ohne Wissen des Vaters –, war für ihn klar, dass er ab jetzt endgültig zwischen den Pfosten stehen wollte. Und der Papa, einst selbst Profi beim 1. FC Nürnberg und beim FC Augsburg, hatte bald ein Einsehen. René spielte fortan mit den Altersgenossen im Sturm, mit den zwei bis vier Jahre älteren als Torwart.

Einige Jahre später sind im Hause Vollath alle froh, dass René, heute 20, seinen Willen durchgesetzt hat. Sein Weg hat ihn über den 1. FC Schwarzenfeld zum 1. FC Linde Schwandorf in der Oberpfalz geführt. Dann ging es immer weiter aufwärts.

Alle Förderinstanzen in Bayern durchlaufen

"René hat alle Förderinstanzen in Bayern durchlaufen: Sichtung beim Talentsichtung und Eintritt in die DFB-Talentförderung", sagt der für Talentförderung zuständige DFB-Koordinator Michael Köllner. "Danach wurde er im DFB-Stützpunkt für die Regionalauswahl Ostbayern gesichtet. Aufgrund besonderer guter Leistungen wurde er für die Bayerische Auswahl nominiert."

Die Förderung habe Vollaths Entwicklung entscheidend begünstigt, so Köllner. "Basis für alles waren aber sein Wille, sein Ehrgeiz und seine sehr gute Veranlagung."

Schon mit 14 entschloss er sich zum Wechsel zum 1. FC Nürnberg, wo er die Eliteschule in Nürnberg, die Bertolt-Brecht-Schule, besuchte. Zum ersten Mal weg von zu Hause, schon früh selbstständig werden. "Das hat mir gut getan", sagt er. Heimweh plagte ihn nicht - "na, gut, ein ganz kleines bisschen vielleicht, vor allem aber war ich beeindruckt vom Club, von der neuen professionellen Umgebung".

Debüt in der U 16-Nationalmannschaft

Dort lief es gleich gut für ihn. In Franken spielte und überzeugte er – den Warnungen seines Vaters zum Trotz. Es gibt nur wenige, die im Tor spielen können, da hat er schon Recht, doch sein Sohn gehörte dazu. Bald auch im erlauchten Kreis der Nationalmannschaft.

In der U 16 gab er vor ziemlich genau fünf Jahren sein Debüt. Es regnete im nordirischen Lurgan, Deutschland gewann 3:0, Vollath erlebte einen entspannten Abend. Es war kein Spiel, um sich großartig auszuzeichnen - "aber besser, als wenn wir 0:3 verloren hätten", sagt er. Trotz zunächst noch fehlender Leistungsnachweise im DFB-Team: Der Nürnberger Keeper durfte wiederkommen.

Mit der U 17 um Toni Kroos WM-Dritter in Südkorea

Höhepunkt seiner bisherigen Länderspielkarriere: die Teilnahme an der U 17-WM in Südkorea 2007. Das DFB-Team um Kapitän Toni Kroos belegte Rang drei, Vollath bestritt fünf Spiele und ist noch immer begeistert: "Eine Wahnsinnserfahrung, welcher Spieler erlebt so etwas schon?"

Seine Leistungen bei dem Turnier wirkten wie indirekte Bewerbungsschreiben. Vollath schlug einige Angebote aus, entschied sich dann ein Jahr später doch für einen Wechsel - zur TSG 1899 Hoffenheim.

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Zwei Jahre in Hoffenheim

"Die Trainingsbedingungen dort sind sensationell", sagt er. "Und es wird darauf geachtet, dass die Schule den gleichen Stellenwert hat wie der Fußball." Doch nach zwei Jahren, eines in der Jugend, eines in der zweiten Mannschaft, verließ er den aufstrebenden Klub wieder. "Sportlich ging es für mich nicht so richtig weiter", sagt er.

Dann fragte Drittligist Wacker Burghausen an. "Torwarttrainer Bernd Meier kannte mich noch von der U 16-Nationalmannschaft", sagt Vollath. Auch Trainer Jürgen Press wollte den jungen Torsteher unbedingt. "Das hat mir imponiert. Außerdem wollte ich unbedingt spielen, die Chance sah ich in Burghausen gegeben."

Dennoch ging er als Nummer zwei hinter Andreas Michl in die Saison, eroberte sich aber rasch einen Stammplatz. Dann entließ der Klub Jürgen Press, holte Mario Basler als neuen Trainer. Vollath musste sich wieder neu beweisen: "Das ist im Tor halt so. Es ist immer ein Zweikampf, das bin ich gewohnt. Und ich bin überzeugt und weiß, was ich kann. Deshalb habe ich auch fest daran geglaubt, dass ich spielen würde."

Basler: "René ist jung und ehrgeizig"

So kam es auch. Der junge Torwart ist mittlerweile gesetzt im Wacker-Tor. "Er gibt der Abwehr Halt, strahlt Ruhe und Gelassenheit aus und ist gerade in Eins-gegen-Eins-Situationen sehr stark. So hat er uns gegen Erfurt den Sieg gerettet", sagt Basler. "Er ist jung, ehrgeizig und weiß, dass er sich immer noch weiter verbessern kann. Das ist wichtig."

Trotz des durchwachsenen Saisonstarts darf sich Vollath als Gewinner fühlen. "Wir haben eine gute Mannschaft. Wenn es gut läuft, können wir immer noch unter die ersten Zehn kommen", sagt er. In der 3. Liga will sich der 20-Jährige den Schliff für weitere Großtaten holen. "Diese Spielklasse ist ideal für mich", sagt er. Er ist Stammspieler, kann sich mit guten Gegnern messen, ist im Blickfeld der großen Klubs. Denn dorthin will er irgendwann wieder.

Sollte es nicht klappen, baut er vor. Im nächsten Jahr will er sein Abitur machen. Sportpsychologie interessiere ihn, sagt er, das wäre so ein zweites Standbein. Aber lieber noch will er eines: Bundesliga-Torwart werden. Dann hätte er es seinem alten Herrn so richtig gezeigt.