Rekorde, Modus, Wissenswertes zur U 21-EM

Vorhang auf für die U 21-Europameisterschaft in Italien und San Marino. Ab Sonntag wird bei der Endrunde aus zwölf Nationen der beste Nachwuchs des Kontinents mit den Jahrgängen 1996 und jünger gesucht - und die deutsche U 21 tritt als Titelverteidiger an. DFB.de hat alles Wissenswerte zum Turnier zusammengestellt.

Turnierhistorie: Die U 21-Europameisterschaft wird seit 1978 ausgetragen und ist der Nachfolgewettbewerb der U 23-Europameisterschaft, die von 1972 bis 1976 durchgeführt wurde. Ein Turnier erstreckt sich inklusive der Qualifikation über zwei Jahre und dient darüber hinaus alle vier Jahre als Qualifikation für den Fußballwettbewerb der Olympischen Spiele, so auch in diesem Jahr für die Spiele 2020 in Tokio. Italien und Co-Gastgeber San Marino sind erstmals Austragungsort der U 21-EM, keine Nation veranstaltete dieses Turnier offiziell schon zweimal. Von 1972 bis 1992 wurde die EM in Hin- und Rückspiel ausgetragen. Erst seit 1994 wird eine Endrunde komplett in einem Gastgeberland gespielt.

Vier aus zwölf: Das erste Spiel bestreiten Polen und Belgien am Sonntag ab 18.30 Uhr in Reggio nell'Emilia. Offiziell eröffnet wird die EM zweieinhalb Stunden später in Bologna bei der Partie des Gastgebers Italien gegen Vizeeuropameister Spanien. Am 24. Januar 2014 beschloss das UEFA-Exekutivkomitee in Nyon eine Aufstockung der Anzahl der teilnehmenden Mannschaften von acht auf zwölf, nach dem Turnier 2017 wird die EM somit nun zum zweiten Mal mit einem Dutzend Teams ausgespielt. Die drei Gruppensieger sowie der beste Gruppenzweite ziehen in das Halbfinale ein.

1996 oder später: Es dürfen Spieler teilnehmen, die am oder nach dem 1. Januar 1996 geboren sind, d.h., bei der EM könnten auch Spieler eingesetzt werden, die bereits das 23. Lebensjahr vollendet haben.

Mit Angriffslust zur EM: Deutschland hat sich zum zwölften Mal für die U 21-Europameisterschafts-Endrunde qualifiziert. Nur Spanien (13), England (15) und Italien (20) waren öfter dabei. Bei der U 21-EM ist der Titelverteidiger nicht automatisch startberechtigt. Dazu musste ein Gruppensieg in der Qualifikation her. In Gruppe 5 setzte sich das DFB-Team gegen Norwegen, Irland, Israel, Kosovo und Aserbaidschan durch. Mit 33 Toren stellte Deutschland gemeinsam mit Portugal (Tabellenzweiter Gruppe 8) den stärksten Angriff der Qualifikation. Die einzige Niederlage gab es beim 1:3 in Drammen gegen Norwegen am 10. Oktober 2017 – zudem gab es acht Siege und ein 0:0 im Kosovo im März 2018.

Vier DFB-Vorbilder: England (1982, 1984), den Niederlanden (2006, 2007) und Spanien (2011, 2013) gelang schon die erfolgreiche Titelverteidigung. Unerreicht ist hier Rekord-Titelträger Italien, der von 1992 bis 1996 gleich dreimal in Folge den Titel holte. Deutschland kann dieses Kunststück nun als fünftes Team perfekt machen.

Guter Mix: Der deutsche Kader umfasst 23 Spieler, wobei jeder Akteur schon mindestens ein U 21-Länderspiel bestritten hat. Mit Waldemar Anton, Mahmoud Dahoud, Nadiem Amiri und Levin Öztunali waren vier Spieler bei der U 21-Europameisterschaft vor zwei Jahren ebenfalls vertreten. Es gibt keinen Verein, der mehr als zwei Spieler im DFB-Kader stellt. Von Werder Bremen, dem SC Freiburg und Mainz 05 kommen je zwei Akteure, ebenso wie von Hertha BSC und von Schalke 04. Mit Benjamin Henrichs (Monaco) und Lukas Nmecha (Preston North End) stehen zwei Legionäre im Kader des DFB-Teams. Levin Öztunali besitzt mit 25 Einsätzen in der U 21 die größte Erfahrung. Der Mainzer hat von allen Spielern im Turnier-Kader auch die meisten U 21-Treffer erzielt (sieben). Der "Oldie" im Team ist der Dortmunder Zentrumsspieler Mahmoud Dahoud (*01.01.1996), der genau am maßgeblichen Stichtag für das Turnier Geburtstag hat. Das "Küken" des Kaders ist Herthas Arne Maier (*08.01.1999). Drei Spieler, nämlich Jonathan Tah (5 A), Lukas Klostermann (1 A) und Benjamin Henrichs (3 A), bestritten schon Länderspiele für die A-Nationalmannschaft. Maximilian Eggestein wurde für das Freundschaftsspiel gegen Serbien am 20. sowie das EM-Qualifikationsspiel gegen die Niederlande am 24. März 2019 erstmalig für die A-Nationalmannschaft nominiert, kam dort allerdings nicht zum Einsatz. Lediglich Torhüter Markus Schubert und Lukas Nmecha kamen aus dem Kader noch nicht in der Bundesliga zum Einsatz. Nmecha ist der einzige Spieler im Kader, der noch nie in einem Pflichtspiel auf Profiebene für einen deutschen Verein auflief. "Rekordspieler" in der Bundesliga von allen aktuellen U 21-Spielern ist Levin Öztunali mit 126 BL-Einsätzen, knapp gefolgt von Jonathan Tah mit 125. Die meisten Bundesliga-Tore im Kader der deutschen U 21 erzielten Gian-Luca Waldschmidt und Nadiem Amiri mit je elf Treffern. Insgesamt bringt es der DFB-Kader auf 1310 Einsätze und 83 Treffer in der Bundesliga.

Zwei Titel, eine Finalniederlage: Deutschland geht als Titelverteidiger ins Rennen. Vor zwei Jahren holte die Kuntz-Elf zum zweiten Mal den Titel bei der U 21-Europameisterschaft. In Krakau gewann das DFB-Team durch den goldenen Treffer von Mitchell Weiser in der 40. Minute mit 1:0 gegen Spanien. Der erste Titel jährt sich in diesem Jahr zum zehnten Mal. 2009 feierte die deutsche U 21 einen 4:0-Sieg im Finale gegen England im Swedbank Stadion im schwedischen Malmö. Torschützen waren Gonzalo Castro (23.), Mesut Özil (48.) und Sandro Wagner (79., 84.). Einmal zuvor kam Deutschland ins Finale: 1982 gab es gegen England nach einer 1:3- Niederlage in Sheffield (Tor: Rudi Völler) im Rückspiel ein 3:2 in Bremen (Dreierpack Pierre Littbarski), so dass für Trainer Berti Vogts und sein Team nur der Vize-Titel blieb.

0:5, 5:0: Vor vier Jahren in Tschechien scheiterte das deutsche Team nach fünf Punkten in der Gruppenphase gegen Serbien (1:1), Dänemark (3:0) und Tschechien (1:1) im Halbfinale mit 0:5 an Portugal, das schließlich im Finale Schweden im Elfmeterschießem unterlag. Es war die höchste Niederlage in der Geschichte der deutschen U 21. Den höchsten Sieg bei einer U 21-EM feierte Deutschland 1982 beim 5:0 gegen die Sowjetunion im Halbfinale in Aachen (Tore: Littbarski (zwei), Reinders, Gruber, Strack).

Toptorjäger Littbarski: Bester deutscher Torschütze bei der U 21-EM ist Pierre Littbarski, der bei der EM 1982 mit sechs Treffern Top-Torjäger vor Rudi Völler (vier Tore) wurde und bis heute der einzige deutsche Torschützenkönig einer U 21-EM ist. Drei Tore in einem Spiel gelangen nur Pierre Littbarski beim 3:2 gegen England im Final-Rückspiel am 12. Oktober 1982 im Weserstadion zu Bremen. Wegen des 1:3 im Hinspiel war "Littis" Dreierpack jedoch nicht genug. Kein deutscher Spieler traf bei einer U 21-EM schneller als Gonzalo Castro, der 2009 im Gruppenspiel in Halmstad gegen den späteren Finalgegner England in der fünften Minute zum 1:0 einnetzte (Endstand: 1:1).

Sechs Stadien: Ausgetragen wird die EM in sechs Stadien – das größte ist die Arena in Bologna (Kapazität: rund 38 000 Plätze), das kleinste das Stadion von Serravalle, dem einzigen Spielort in San Marino (ca. 7000). Dazu wird auch in Reggio nell'Emilia, Cesena, Triest und Udine gespielt. Das deutsche Team tritt in Triest (zweites Spiel gegen Serbien) und Udine (erstes Spiel gegen Dänemark und drittes Spiel gegen Österreich) an, wo auch das Finale stattfinden wird. In den Spielorten der Gruppenphase, Udine (zugleich Finalspielort) und Triest, absolvierte die U 21 des DFB noch nie ein Länderspiel. Während die U 21 in Bologna, Spielort des Halbfinals, ebenfalls noch nicht antrat, machte die Kuntz-Elf mit Reggio nell'Emilia, dem zweiten Halbfinalspielort, bereits Bekanntschaft: Im letzten Spiel des Jahres 2018 gewann die Mannschaft von Stefan Kuntz hier gegen Italien am 19. November mit 2:1, Luca Waldschmidt traf per Doppelpack und drehte damit den 0:1-Rückstand durch Vittorio Parigini.

Viele alte Bekannte, ein Debütant: Nur Gastgeber und Rekord-U 21-Europameister Italien (fünf Titel) war von vornherein qualifiziert. Diese Regelung, dass das Gastgeberland automatisch als Teilnehmer feststeht, gibt es allerdings erst seit 2007. Die anderen elf Teilnehmer setzten sich in einer Qualifikation gegen 43 andere Teams durch. Co-Gastgeber San Marino musste in der Qualifikation ran und scheiterte als eine von 43 Mannschaften. In Gruppe eins verlor San Marino alle zehn Partien bei 1:29 Toren. Mit Deutschland ist auch der Titelverteidiger von 2017 mit dabei. Österreich ist erstmals bei einer U 21-Europameisterschaft dabei. Seit 1994 gab es nur 2013 und 2015 keine Debütanten bei einer U 21-EM. Als Sieger ihrer Quali-Gruppen setzten sich neben Deutschland auch Kroatien, Spanien, Dänemark, England, Belgien, Serbien, Rumänien und Frankreich durch. Zudem qualifizierten sich noch Österreich (gegen Griechenland) und Polen (gegen Portugal) über die Play-Offs. Von den zwölf Teilnehmern holten fünf schon mindestens einmal den Titel (Italien, Spanien, Deutschland, England und Frankreich). Nur fünf Teams waren bei der letzten U 21-EM 2017 nicht dabei: Kroatien, Belgien, Rumänien, Frankreich und Österreich.

Dingert und Welz sehen zu: Neun Schiedsrichtergespanne leiten die 21 Spiele, ein deutsches Gespann ist nicht vertreten. Erstmals gibt es bei einer U 21-Europameisterschaft den VAR (Video Assistant Referee). Unter den sieben VAR-Paaren ist allerdings ein deutsches Duo dabei. Christian Dingert aus Lebecksmühle und der Wiesbadener Tobias Welz werden am Bildschirm unterstützend eingreifen. Die 14 Video-Assistenten können zudem auch während der Partien zum vierten Offziellen ernannt werden. 

Jovic und Co: Nicht nur im deutschen Kader sind einige bereits bekannte Namen dabei. Für DFB-Gruppengegner Serbien ist Luka Jovic mit von der Partie, dessen Wechsel von Eintracht Frankfurt zu Real Madrid zuletzt für Aufsehen sorgte. Spanien ist speziell im Mittelfeld mit Dani Ceballos (Real Madrid), Fabian Ruiz (Napoli) und Carlos Soler (Valencia) hervorragend aufgestellt. Bei den Engländern ruhen die Hoffnungen unter anderem auf Ryan Sessegnon, der nach Fulhams Abstieg von mehreren Topklubs umworben wird, James Maddison (Leicester) und Dominic Solanke (Bournemouth). Mit Riccardo Orsolini steht der Torschützenkönig der U 20-Weltmeisterschaft 2017 (fünf Treffer) im Aufgebot von Gastgeber Italien. In Frankreichs Defensive könnten die Leipziger Dayot Upamecano und Ibrahima Konate eine herausragende Rolle spielen, dazu richten sich die Blicke auf Spielmacher Houssem Aouar und Angreifer Moussa Dembele, beide von Olympique Lyon.

Rekordteam Italien: Rekordsieger ist Italien mit fünf Titeln (zuletzt 2004), gefolgt von Spanien (vier). Deutschland, die frühere UdSSR, England und die Niederlande holten je zweimal den Pokal. Dazu kommen vier Nationen mit je einem Titelgewinn. Die meisten Teilnahmen bei U 21-EM-Endrunden hat Italien auf dem Konto, die Italiener nehmen zum 20. Mal an einer U 21-EM-Enrunde teil. Mit sieben Finalteilnahmen ist Italien gemeinsam mit Spanien auch in dieser Hinsicht die Nummer eins. Italien bestritt mit 72 Spielen auch die mit Abstand meisten Partien, danach folgen England (56) und Spanien (51). Der Rekord-Titelträger erzielte mit 94 auch die meisten Tore, gefolgt von Spanien (83) und England (75), das seinerseits die meisten Gegentreffer hinnehmen musste (66, knapp vor Italien mit 65). Die meisten Siege feierte Italien, das 34 seiner 72 Spiele für sich entscheiden konnte. Mit 19 Remis sind die Italiener zudem die Remis-Könige bei U 21-Europameisterschaften. Die meisten Niederlagen kassierten die Italiener mit 19. Vor der EM 2017 hatte England noch die meisten Niederlagen verbucht (18). Die längste Siegesserie hat Spanien inne, das ab dem 15. Juni 2011 bis zum Finale 2017 gegen Deutschland (0:1) 13 Spiele in Serie gewann. 2015 waren die Iberer nicht vertreten. 

Serbien droht neuer Minusrekord: Mehr als fünf Niederlagen am Stück kassierte noch kein Team. Fünf Niederlagen in Serie gab es bei U 21-EM-Endrunden bereits für Tschechien (1990 bis 1994), England (2011 bis 2015) und Frankreich (1982 bis 1986). Die Tschechoslowakei (1978 bis 1994), England (2009 bis 2015) und Serbien (2007 bis 2017) haben mit zehn sieglosen Partien in Folge die längsten Sieglos-Serien bei U 21-EM-Endrunden inne. Die Serben können in ihrem Auftaktspiel 2019 einen neuen Rekord aufstellen. 15 Spiele in Serie ohne Niederlage bei einer U 21-EM-Endrunde schafften nur die Spanier zwischen 2009 und 2017 (14 Siege, ein Remis). Eine Weiterführung der Rekordserie verhinderte das deutsche Team im Finale 2017, das Kuntz-Team gewann mit 1:0.

Rekordspieler Ivanovic: Die meisten Spiele bei U 21-Europameisterschaften bestritt der Serbe Branislav Ivanovic mit 13. Ivanovic nahm gleich an drei verschiedenen Endrunden teil, er wurde 2004 in Deutschland und 2007 in den Niederlanden Vize-U 21-Europameister und erreichte 2006 in Portugal das Halbfinale. Auf Ivanovic folgen in der Rangliste sein Landsmann Dejan Milovanovic (elf), die Spanier Thiago Alcantara und David de Gea sowie die Engländer Nathaniel Chalobah und Nathan Redmond (alle zehn). Der Schwede Marcus Berg hält mit seinen sieben Toren 2009 den Rekord für die meisten Tore bei einer U 21-EM. Bei der Heim-Europameisterschaft trug er so maßgeblich zum Halbfinaleinzug der Tre Kronor bei, wo erst im Elfmeterschießen gegen England Endstation war. Auch Vahid Halilhodzic (Jugoslawien) gelangen bei der EM 1978 sieben Tore in einem Turnier. Insgesamt ist Englands Mark Hateley mit acht Toren Rekordtorschütze bei U 21-EM-Endrunden. Der Mittelstürmer hatte allein beim Turnier 1984 sechs Treffer erzielt. Zudem erzielte Hateley beim 6:1 gegen Frankreich im Viertelfinale 1984 in einem Spiel vier Tore. Das schaffte sonst nur Aris Karasavvidis (Griechenland) beim 5:0 gegen die Niederlande im Halbfinale 1988. Thiago Alcantara vom FC Bayern ist der einzige Spieler, der bei zwei verschiedenen Endrunden im Finale traf. 2011 traf er einmal beim 2:0 seiner Spanier gegen die Schweiz, 2013 war er beim 4:2 gegen Italien sogar dreimal erfolgreich.

Frank Lampard und sechs Tore: Den höchsten Sieg bei einer U 21-Europameisterschaft fuhr England beim Turnier 2000 in der Slowakei gegen die Türkei ein. Ein gewisser Frank Lampard eröffnete beim 6:0 am 29. Mai 2000 den Torreigen. Das torreichste Spiel gab es gleich bei der Erstaustragung des offiziellen U 21-Turniers 1978 zu bestaunen. Im Finale zwischen Jugoslawien und der DDR gab es nach dem 1:0 im Hinspiel in Halle an der Saale im Rückspiel in Mostar (heute Slowenien) ein spektakuläres 4:4. Dabei hatten die Ostdeutschen zwischenzeitlich schon 3:1 und 4:2 in Führung gelegen, verspielten aber noch den möglichen Titel.

Rekordtrainer Maldini: Rekordtrainer ist Cesare Maldini, der Italien zwischen 1992 und 1996 gleich dreimal in Serie zum Titel coachte. Bereits 1986, 1988 und 1990 war Maldini als U 21-Trainer bei den EM-Endrunden dabei. 1986 verlor er das Finale gegen Spanien (das zuvor von Azeglio Vicini erreicht worden war), 1988 scheiterte er im Viertel-, 1990 im Halbfinale. Sechsmal nahm kein anderer U 21-Trainer an der EM teil.

Zuschauerrekord: Die zuschauerreichste Partie war das Finale am 31. Mai 1996 im Olympiastadion in Barcelona zwischen Gastgeber Spanien und Titelverteidiger Italien (1:1 n.V., 2:4 i.E.), das 35.500 Zuschauer sahen. Die späteren Weltstars Francesco Totti und Raul Gonzalez erzielten die beiden Tore der regulären Spielzeit.

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Vorhang auf für die U 21-Europameisterschaft in Italien und San Marino. Ab Sonntag wird bei der Endrunde aus zwölf Nationen der beste Nachwuchs des Kontinents mit den Jahrgängen 1996 und jünger gesucht - und die deutsche U 21 tritt als Titelverteidiger an. DFB.de hat alles Wissenswerte zum Turnier zusammengestellt.

Turnierhistorie: Die U 21-Europameisterschaft wird seit 1978 ausgetragen und ist der Nachfolgewettbewerb der U 23-Europameisterschaft, die von 1972 bis 1976 durchgeführt wurde. Ein Turnier erstreckt sich inklusive der Qualifikation über zwei Jahre und dient darüber hinaus alle vier Jahre als Qualifikation für den Fußballwettbewerb der Olympischen Spiele, so auch in diesem Jahr für die Spiele 2020 in Tokio. Italien und Co-Gastgeber San Marino sind erstmals Austragungsort der U 21-EM, keine Nation veranstaltete dieses Turnier offiziell schon zweimal. Von 1972 bis 1992 wurde die EM in Hin- und Rückspiel ausgetragen. Erst seit 1994 wird eine Endrunde komplett in einem Gastgeberland gespielt.

Vier aus zwölf: Das erste Spiel bestreiten Polen und Belgien am Sonntag ab 18.30 Uhr in Reggio nell'Emilia. Offiziell eröffnet wird die EM zweieinhalb Stunden später in Bologna bei der Partie des Gastgebers Italien gegen Vizeeuropameister Spanien. Am 24. Januar 2014 beschloss das UEFA-Exekutivkomitee in Nyon eine Aufstockung der Anzahl der teilnehmenden Mannschaften von acht auf zwölf, nach dem Turnier 2017 wird die EM somit nun zum zweiten Mal mit einem Dutzend Teams ausgespielt. Die drei Gruppensieger sowie der beste Gruppenzweite ziehen in das Halbfinale ein.

1996 oder später: Es dürfen Spieler teilnehmen, die am oder nach dem 1. Januar 1996 geboren sind, d.h., bei der EM könnten auch Spieler eingesetzt werden, die bereits das 23. Lebensjahr vollendet haben.

Mit Angriffslust zur EM: Deutschland hat sich zum zwölften Mal für die U 21-Europameisterschafts-Endrunde qualifiziert. Nur Spanien (13), England (15) und Italien (20) waren öfter dabei. Bei der U 21-EM ist der Titelverteidiger nicht automatisch startberechtigt. Dazu musste ein Gruppensieg in der Qualifikation her. In Gruppe 5 setzte sich das DFB-Team gegen Norwegen, Irland, Israel, Kosovo und Aserbaidschan durch. Mit 33 Toren stellte Deutschland gemeinsam mit Portugal (Tabellenzweiter Gruppe 8) den stärksten Angriff der Qualifikation. Die einzige Niederlage gab es beim 1:3 in Drammen gegen Norwegen am 10. Oktober 2017 – zudem gab es acht Siege und ein 0:0 im Kosovo im März 2018.

Vier DFB-Vorbilder: England (1982, 1984), den Niederlanden (2006, 2007) und Spanien (2011, 2013) gelang schon die erfolgreiche Titelverteidigung. Unerreicht ist hier Rekord-Titelträger Italien, der von 1992 bis 1996 gleich dreimal in Folge den Titel holte. Deutschland kann dieses Kunststück nun als fünftes Team perfekt machen.

Guter Mix: Der deutsche Kader umfasst 23 Spieler, wobei jeder Akteur schon mindestens ein U 21-Länderspiel bestritten hat. Mit Waldemar Anton, Mahmoud Dahoud, Nadiem Amiri und Levin Öztunali waren vier Spieler bei der U 21-Europameisterschaft vor zwei Jahren ebenfalls vertreten. Es gibt keinen Verein, der mehr als zwei Spieler im DFB-Kader stellt. Von Werder Bremen, dem SC Freiburg und Mainz 05 kommen je zwei Akteure, ebenso wie von Hertha BSC und von Schalke 04. Mit Benjamin Henrichs (Monaco) und Lukas Nmecha (Preston North End) stehen zwei Legionäre im Kader des DFB-Teams. Levin Öztunali besitzt mit 25 Einsätzen in der U 21 die größte Erfahrung. Der Mainzer hat von allen Spielern im Turnier-Kader auch die meisten U 21-Treffer erzielt (sieben). Der "Oldie" im Team ist der Dortmunder Zentrumsspieler Mahmoud Dahoud (*01.01.1996), der genau am maßgeblichen Stichtag für das Turnier Geburtstag hat. Das "Küken" des Kaders ist Herthas Arne Maier (*08.01.1999). Drei Spieler, nämlich Jonathan Tah (5 A), Lukas Klostermann (1 A) und Benjamin Henrichs (3 A), bestritten schon Länderspiele für die A-Nationalmannschaft. Maximilian Eggestein wurde für das Freundschaftsspiel gegen Serbien am 20. sowie das EM-Qualifikationsspiel gegen die Niederlande am 24. März 2019 erstmalig für die A-Nationalmannschaft nominiert, kam dort allerdings nicht zum Einsatz. Lediglich Torhüter Markus Schubert und Lukas Nmecha kamen aus dem Kader noch nicht in der Bundesliga zum Einsatz. Nmecha ist der einzige Spieler im Kader, der noch nie in einem Pflichtspiel auf Profiebene für einen deutschen Verein auflief. "Rekordspieler" in der Bundesliga von allen aktuellen U 21-Spielern ist Levin Öztunali mit 126 BL-Einsätzen, knapp gefolgt von Jonathan Tah mit 125. Die meisten Bundesliga-Tore im Kader der deutschen U 21 erzielten Gian-Luca Waldschmidt und Nadiem Amiri mit je elf Treffern. Insgesamt bringt es der DFB-Kader auf 1310 Einsätze und 83 Treffer in der Bundesliga.

Zwei Titel, eine Finalniederlage: Deutschland geht als Titelverteidiger ins Rennen. Vor zwei Jahren holte die Kuntz-Elf zum zweiten Mal den Titel bei der U 21-Europameisterschaft. In Krakau gewann das DFB-Team durch den goldenen Treffer von Mitchell Weiser in der 40. Minute mit 1:0 gegen Spanien. Der erste Titel jährt sich in diesem Jahr zum zehnten Mal. 2009 feierte die deutsche U 21 einen 4:0-Sieg im Finale gegen England im Swedbank Stadion im schwedischen Malmö. Torschützen waren Gonzalo Castro (23.), Mesut Özil (48.) und Sandro Wagner (79., 84.). Einmal zuvor kam Deutschland ins Finale: 1982 gab es gegen England nach einer 1:3- Niederlage in Sheffield (Tor: Rudi Völler) im Rückspiel ein 3:2 in Bremen (Dreierpack Pierre Littbarski), so dass für Trainer Berti Vogts und sein Team nur der Vize-Titel blieb.

0:5, 5:0: Vor vier Jahren in Tschechien scheiterte das deutsche Team nach fünf Punkten in der Gruppenphase gegen Serbien (1:1), Dänemark (3:0) und Tschechien (1:1) im Halbfinale mit 0:5 an Portugal, das schließlich im Finale Schweden im Elfmeterschießem unterlag. Es war die höchste Niederlage in der Geschichte der deutschen U 21. Den höchsten Sieg bei einer U 21-EM feierte Deutschland 1982 beim 5:0 gegen die Sowjetunion im Halbfinale in Aachen (Tore: Littbarski (zwei), Reinders, Gruber, Strack).

Toptorjäger Littbarski: Bester deutscher Torschütze bei der U 21-EM ist Pierre Littbarski, der bei der EM 1982 mit sechs Treffern Top-Torjäger vor Rudi Völler (vier Tore) wurde und bis heute der einzige deutsche Torschützenkönig einer U 21-EM ist. Drei Tore in einem Spiel gelangen nur Pierre Littbarski beim 3:2 gegen England im Final-Rückspiel am 12. Oktober 1982 im Weserstadion zu Bremen. Wegen des 1:3 im Hinspiel war "Littis" Dreierpack jedoch nicht genug. Kein deutscher Spieler traf bei einer U 21-EM schneller als Gonzalo Castro, der 2009 im Gruppenspiel in Halmstad gegen den späteren Finalgegner England in der fünften Minute zum 1:0 einnetzte (Endstand: 1:1).

Sechs Stadien: Ausgetragen wird die EM in sechs Stadien – das größte ist die Arena in Bologna (Kapazität: rund 38 000 Plätze), das kleinste das Stadion von Serravalle, dem einzigen Spielort in San Marino (ca. 7000). Dazu wird auch in Reggio nell'Emilia, Cesena, Triest und Udine gespielt. Das deutsche Team tritt in Triest (zweites Spiel gegen Serbien) und Udine (erstes Spiel gegen Dänemark und drittes Spiel gegen Österreich) an, wo auch das Finale stattfinden wird. In den Spielorten der Gruppenphase, Udine (zugleich Finalspielort) und Triest, absolvierte die U 21 des DFB noch nie ein Länderspiel. Während die U 21 in Bologna, Spielort des Halbfinals, ebenfalls noch nicht antrat, machte die Kuntz-Elf mit Reggio nell'Emilia, dem zweiten Halbfinalspielort, bereits Bekanntschaft: Im letzten Spiel des Jahres 2018 gewann die Mannschaft von Stefan Kuntz hier gegen Italien am 19. November mit 2:1, Luca Waldschmidt traf per Doppelpack und drehte damit den 0:1-Rückstand durch Vittorio Parigini.

Viele alte Bekannte, ein Debütant: Nur Gastgeber und Rekord-U 21-Europameister Italien (fünf Titel) war von vornherein qualifiziert. Diese Regelung, dass das Gastgeberland automatisch als Teilnehmer feststeht, gibt es allerdings erst seit 2007. Die anderen elf Teilnehmer setzten sich in einer Qualifikation gegen 43 andere Teams durch. Co-Gastgeber San Marino musste in der Qualifikation ran und scheiterte als eine von 43 Mannschaften. In Gruppe eins verlor San Marino alle zehn Partien bei 1:29 Toren. Mit Deutschland ist auch der Titelverteidiger von 2017 mit dabei. Österreich ist erstmals bei einer U 21-Europameisterschaft dabei. Seit 1994 gab es nur 2013 und 2015 keine Debütanten bei einer U 21-EM. Als Sieger ihrer Quali-Gruppen setzten sich neben Deutschland auch Kroatien, Spanien, Dänemark, England, Belgien, Serbien, Rumänien und Frankreich durch. Zudem qualifizierten sich noch Österreich (gegen Griechenland) und Polen (gegen Portugal) über die Play-Offs. Von den zwölf Teilnehmern holten fünf schon mindestens einmal den Titel (Italien, Spanien, Deutschland, England und Frankreich). Nur fünf Teams waren bei der letzten U 21-EM 2017 nicht dabei: Kroatien, Belgien, Rumänien, Frankreich und Österreich.

Dingert und Welz sehen zu: Neun Schiedsrichtergespanne leiten die 21 Spiele, ein deutsches Gespann ist nicht vertreten. Erstmals gibt es bei einer U 21-Europameisterschaft den VAR (Video Assistant Referee). Unter den sieben VAR-Paaren ist allerdings ein deutsches Duo dabei. Christian Dingert aus Lebecksmühle und der Wiesbadener Tobias Welz werden am Bildschirm unterstützend eingreifen. Die 14 Video-Assistenten können zudem auch während der Partien zum vierten Offziellen ernannt werden. 

Jovic und Co: Nicht nur im deutschen Kader sind einige bereits bekannte Namen dabei. Für DFB-Gruppengegner Serbien ist Luka Jovic mit von der Partie, dessen Wechsel von Eintracht Frankfurt zu Real Madrid zuletzt für Aufsehen sorgte. Spanien ist speziell im Mittelfeld mit Dani Ceballos (Real Madrid), Fabian Ruiz (Napoli) und Carlos Soler (Valencia) hervorragend aufgestellt. Bei den Engländern ruhen die Hoffnungen unter anderem auf Ryan Sessegnon, der nach Fulhams Abstieg von mehreren Topklubs umworben wird, James Maddison (Leicester) und Dominic Solanke (Bournemouth). Mit Riccardo Orsolini steht der Torschützenkönig der U 20-Weltmeisterschaft 2017 (fünf Treffer) im Aufgebot von Gastgeber Italien. In Frankreichs Defensive könnten die Leipziger Dayot Upamecano und Ibrahima Konate eine herausragende Rolle spielen, dazu richten sich die Blicke auf Spielmacher Houssem Aouar und Angreifer Moussa Dembele, beide von Olympique Lyon.

Rekordteam Italien: Rekordsieger ist Italien mit fünf Titeln (zuletzt 2004), gefolgt von Spanien (vier). Deutschland, die frühere UdSSR, England und die Niederlande holten je zweimal den Pokal. Dazu kommen vier Nationen mit je einem Titelgewinn. Die meisten Teilnahmen bei U 21-EM-Endrunden hat Italien auf dem Konto, die Italiener nehmen zum 20. Mal an einer U 21-EM-Enrunde teil. Mit sieben Finalteilnahmen ist Italien gemeinsam mit Spanien auch in dieser Hinsicht die Nummer eins. Italien bestritt mit 72 Spielen auch die mit Abstand meisten Partien, danach folgen England (56) und Spanien (51). Der Rekord-Titelträger erzielte mit 94 auch die meisten Tore, gefolgt von Spanien (83) und England (75), das seinerseits die meisten Gegentreffer hinnehmen musste (66, knapp vor Italien mit 65). Die meisten Siege feierte Italien, das 34 seiner 72 Spiele für sich entscheiden konnte. Mit 19 Remis sind die Italiener zudem die Remis-Könige bei U 21-Europameisterschaften. Die meisten Niederlagen kassierten die Italiener mit 19. Vor der EM 2017 hatte England noch die meisten Niederlagen verbucht (18). Die längste Siegesserie hat Spanien inne, das ab dem 15. Juni 2011 bis zum Finale 2017 gegen Deutschland (0:1) 13 Spiele in Serie gewann. 2015 waren die Iberer nicht vertreten. 

Serbien droht neuer Minusrekord: Mehr als fünf Niederlagen am Stück kassierte noch kein Team. Fünf Niederlagen in Serie gab es bei U 21-EM-Endrunden bereits für Tschechien (1990 bis 1994), England (2011 bis 2015) und Frankreich (1982 bis 1986). Die Tschechoslowakei (1978 bis 1994), England (2009 bis 2015) und Serbien (2007 bis 2017) haben mit zehn sieglosen Partien in Folge die längsten Sieglos-Serien bei U 21-EM-Endrunden inne. Die Serben können in ihrem Auftaktspiel 2019 einen neuen Rekord aufstellen. 15 Spiele in Serie ohne Niederlage bei einer U 21-EM-Endrunde schafften nur die Spanier zwischen 2009 und 2017 (14 Siege, ein Remis). Eine Weiterführung der Rekordserie verhinderte das deutsche Team im Finale 2017, das Kuntz-Team gewann mit 1:0.

Rekordspieler Ivanovic: Die meisten Spiele bei U 21-Europameisterschaften bestritt der Serbe Branislav Ivanovic mit 13. Ivanovic nahm gleich an drei verschiedenen Endrunden teil, er wurde 2004 in Deutschland und 2007 in den Niederlanden Vize-U 21-Europameister und erreichte 2006 in Portugal das Halbfinale. Auf Ivanovic folgen in der Rangliste sein Landsmann Dejan Milovanovic (elf), die Spanier Thiago Alcantara und David de Gea sowie die Engländer Nathaniel Chalobah und Nathan Redmond (alle zehn). Der Schwede Marcus Berg hält mit seinen sieben Toren 2009 den Rekord für die meisten Tore bei einer U 21-EM. Bei der Heim-Europameisterschaft trug er so maßgeblich zum Halbfinaleinzug der Tre Kronor bei, wo erst im Elfmeterschießen gegen England Endstation war. Auch Vahid Halilhodzic (Jugoslawien) gelangen bei der EM 1978 sieben Tore in einem Turnier. Insgesamt ist Englands Mark Hateley mit acht Toren Rekordtorschütze bei U 21-EM-Endrunden. Der Mittelstürmer hatte allein beim Turnier 1984 sechs Treffer erzielt. Zudem erzielte Hateley beim 6:1 gegen Frankreich im Viertelfinale 1984 in einem Spiel vier Tore. Das schaffte sonst nur Aris Karasavvidis (Griechenland) beim 5:0 gegen die Niederlande im Halbfinale 1988. Thiago Alcantara vom FC Bayern ist der einzige Spieler, der bei zwei verschiedenen Endrunden im Finale traf. 2011 traf er einmal beim 2:0 seiner Spanier gegen die Schweiz, 2013 war er beim 4:2 gegen Italien sogar dreimal erfolgreich.

Frank Lampard und sechs Tore: Den höchsten Sieg bei einer U 21-Europameisterschaft fuhr England beim Turnier 2000 in der Slowakei gegen die Türkei ein. Ein gewisser Frank Lampard eröffnete beim 6:0 am 29. Mai 2000 den Torreigen. Das torreichste Spiel gab es gleich bei der Erstaustragung des offiziellen U 21-Turniers 1978 zu bestaunen. Im Finale zwischen Jugoslawien und der DDR gab es nach dem 1:0 im Hinspiel in Halle an der Saale im Rückspiel in Mostar (heute Slowenien) ein spektakuläres 4:4. Dabei hatten die Ostdeutschen zwischenzeitlich schon 3:1 und 4:2 in Führung gelegen, verspielten aber noch den möglichen Titel.

Rekordtrainer Maldini: Rekordtrainer ist Cesare Maldini, der Italien zwischen 1992 und 1996 gleich dreimal in Serie zum Titel coachte. Bereits 1986, 1988 und 1990 war Maldini als U 21-Trainer bei den EM-Endrunden dabei. 1986 verlor er das Finale gegen Spanien (das zuvor von Azeglio Vicini erreicht worden war), 1988 scheiterte er im Viertel-, 1990 im Halbfinale. Sechsmal nahm kein anderer U 21-Trainer an der EM teil.

Zuschauerrekord: Die zuschauerreichste Partie war das Finale am 31. Mai 1996 im Olympiastadion in Barcelona zwischen Gastgeber Spanien und Titelverteidiger Italien (1:1 n.V., 2:4 i.E.), das 35.500 Zuschauer sahen. Die späteren Weltstars Francesco Totti und Raul Gonzalez erzielten die beiden Tore der regulären Spielzeit.

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