Reis: "Lauern auf Ausrutscher von St. Pauli"

Zum zweiten Mal nach 2017 will sich Trainer Thomas Reis (45) mit der U 19 des VfL Wolfsburg für die Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft qualifizieren. Größter Konkurrent in der Bundesliga-Staffel Nord/Nordost ist Tabellenführer FC St. Pauli. Im DFB.de-Interview spricht Ex-Profi Reis mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Kopf-an-Kopf-Rennen.

DFB.de: Ihre Mannschaft ist mit einem 2:0-Heimsieg im Spitzenspiel gegen RB Leipzig glänzend in das Jahr 2019 gestartet. Wie zufrieden waren Sie mit dem Auftritt, Herr Reis?

Thomas Reis: Witterungsbedingt mussten wir kurzfristig auf einen Kunstrasenplatz ausweichen. Wir haben uns jedoch gut an den Untergrund angepasst. In der Defensive haben wir kaum Torchancen der Leipziger zugelassen. Mit der Art und Weise, wie wir im ersten Durchgang offensiv aufgetreten sind, war ich allerdings unzufrieden. Da haben wir kaum stattgefunden. Nach der Pause haben wir uns gesteigert und waren zielstrebiger. Daher haben wir dann auch verdient gewonnen.

DFB.de: Mit dem Erfolg haben Sie einen direkten Konkurrenten auf Distanz gehalten. Läuft jetzt im Titelrennen alles auf einen Zweikampf mit Spitzenreiter FC St. Pauli hinaus?

Reis: Stand jetzt sieht es danach aus. Mit einem Auge schaut man natürlich immer nach, ob man Boden gutgemacht hat. Am vergangenen Wochenende konnte sich St. Pauli durch ein Tor in der Nachspielzeit gegen den Hamburger SV 2:1 durchsetzen. Ein Spiel, noch dazu ein Derby, so spät zu gewinnen, hat nicht nur mit dem Glück des Tüchtigen zu tun, sondern ist auch ein Zeichen von Qualität. Wir werden aber weiterhin Druck aufbauen, lauern auf einen Ausrutscher und wollen zur Stelle sein, wenn St. Pauli nicht die volle Punktausbeute einfährt. Außerdem kommt es Ende März auch noch zum direkten Duell, in dem wir das 4:1 aus der Hinrunde bestätigen wollen.

DFB.de: Welche Bedeutung hätte die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft?

Reis: Das wäre ein weiterer Schritt in der Entwicklung unserer jungen Spieler. Die K.o.-Spiele im Halbfinale durfte ich schon in meinem ersten Jahr als U 19-Trainer in Wolfsburg miterleben. Wir wurden in der Saison 2016/2017 unbesiegter Staffelmeister, sind dann aber in zwei Spielen am späteren Titelträger Borussia Dortmund gescheitert. Solche Duelle sorgen für eine ganz andere mentale Belastung und Anspannung. Das Erlebnis lohnt sich definitiv. Wir hätten nichts dagegen, wenn wir an der Endrunde teilnehmen dürften. Vor uns liegt aber noch ein langer Weg.

DFB.de: Ihrer Mannschaft sind in der Liga sechs Siege in Folge gelungen. Wie passt da das 1:3 im Viertelfinale um den DFB-Pokal der Junioren beim SC Freiburg rein?

Reis: Die Spiele im DFB-Pokal sind der Endrunde ähnlich. Da geht es nur um "Ja" oder "Nein". Wir haben an diesem Tag leider nicht unser volles Leistungsvermögen abrufen können. Der SC Freiburg hat uns dagegen gezeigt, was mit Leidenschaft alles möglich ist. Wir wären gerne weiterhin im Wettbewerb vertreten gewesen, jedes Pflichtspiel bringt unsere Spieler in ihrer Entwicklung weiter. Es war auch deshalb besonders ärgerlich, weil es das letzte Spiel des Jahres 2018 war und wir mit einer Niederlage in die Winterpause gegangen sind. Wir haben die Partie aber intensiv aufgearbeitet. Das Team hat gegen RB Leipzig eine gute Reaktion gezeigt.

DFB.de: Sehen Sie in Ihrer Mannschaft schon Spieler, die den Sprung zu den Profis schaffen werden - wie in den vergangenen Jahren etwa Maximilian Arnold, Robin Knoche oder Elvis Rexhbecaj?

Reis: Mit unserem Torjäger John Yeboah trainiert ein Spieler aus der U 19 zumindest schon regelmäßig bei den Profis mit und kam bisher zu zwei Einsätzen in der Bundesliga. Ich sehe aber noch den einen oder anderen Kandidaten, der das Zeug mitbringt, es schaffen zu können. Der Weg nach oben ist aber lang. Neben der fußballerischen Qualität müssen auch die körperlichen Voraussetzungen stimmen. In erster Linie muss ein Spieler gesund bleiben. Außerdem muss er sich daran gewöhnen, dass er in einer höheren Spielklasse seinen Körper in den Zweikämpfen anders einsetzen muss. Ob der Sprung in den Profibereich gelingt, ist auch viel Kopfsache. Die Spieler sind in einem Alter, in dem sich der Fokus - etwa durch eine neue Freundin - zwischenzeitlich verschieben kann. Die Frage ist dann: Wie sehr bin ich bereit, andere Dinge dem Fußball unterzuordnen?

DFB.de: Wie verläuft der Austausch mit Cheftrainer Bruno Labaddia?

Reis: Der ist permanent da. Wir besprechen beispielsweise vor den Spielen, ob John Yeboah im Kader der ersten Mannschaft stehen wird oder bei der U 19 zum Einsatz kommt. Nach den Partien tauschen wir uns über die gezeigten Leistungen aus. Auch über den Stand der anderen U 19-Spieler hält sich das Trainerteam des Lizenzkaders stets auf dem Laufenden. Dass ich meine Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef unter anderem gemeinsam mit Co-Trainer Eddy Sözer absolviert habe, erleichtert die Zusammenarbeit zusätzlich. Ich schlage regelmäßig Spieler aus der U 19 vor, die sich etwa während einer Länderspielpause bei den Profis beweisen dürfen.



Zum zweiten Mal nach 2017 will sich Trainer Thomas Reis (45) mit der U 19 des VfL Wolfsburg für die Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft qualifizieren. Größter Konkurrent in der Bundesliga-Staffel Nord/Nordost ist Tabellenführer FC St. Pauli. Im DFB.de-Interview spricht Ex-Profi Reis mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Kopf-an-Kopf-Rennen.

DFB.de: Ihre Mannschaft ist mit einem 2:0-Heimsieg im Spitzenspiel gegen RB Leipzig glänzend in das Jahr 2019 gestartet. Wie zufrieden waren Sie mit dem Auftritt, Herr Reis?

Thomas Reis: Witterungsbedingt mussten wir kurzfristig auf einen Kunstrasenplatz ausweichen. Wir haben uns jedoch gut an den Untergrund angepasst. In der Defensive haben wir kaum Torchancen der Leipziger zugelassen. Mit der Art und Weise, wie wir im ersten Durchgang offensiv aufgetreten sind, war ich allerdings unzufrieden. Da haben wir kaum stattgefunden. Nach der Pause haben wir uns gesteigert und waren zielstrebiger. Daher haben wir dann auch verdient gewonnen.

DFB.de: Mit dem Erfolg haben Sie einen direkten Konkurrenten auf Distanz gehalten. Läuft jetzt im Titelrennen alles auf einen Zweikampf mit Spitzenreiter FC St. Pauli hinaus?

Reis: Stand jetzt sieht es danach aus. Mit einem Auge schaut man natürlich immer nach, ob man Boden gutgemacht hat. Am vergangenen Wochenende konnte sich St. Pauli durch ein Tor in der Nachspielzeit gegen den Hamburger SV 2:1 durchsetzen. Ein Spiel, noch dazu ein Derby, so spät zu gewinnen, hat nicht nur mit dem Glück des Tüchtigen zu tun, sondern ist auch ein Zeichen von Qualität. Wir werden aber weiterhin Druck aufbauen, lauern auf einen Ausrutscher und wollen zur Stelle sein, wenn St. Pauli nicht die volle Punktausbeute einfährt. Außerdem kommt es Ende März auch noch zum direkten Duell, in dem wir das 4:1 aus der Hinrunde bestätigen wollen.

DFB.de: Welche Bedeutung hätte die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft?

Reis: Das wäre ein weiterer Schritt in der Entwicklung unserer jungen Spieler. Die K.o.-Spiele im Halbfinale durfte ich schon in meinem ersten Jahr als U 19-Trainer in Wolfsburg miterleben. Wir wurden in der Saison 2016/2017 unbesiegter Staffelmeister, sind dann aber in zwei Spielen am späteren Titelträger Borussia Dortmund gescheitert. Solche Duelle sorgen für eine ganz andere mentale Belastung und Anspannung. Das Erlebnis lohnt sich definitiv. Wir hätten nichts dagegen, wenn wir an der Endrunde teilnehmen dürften. Vor uns liegt aber noch ein langer Weg.

DFB.de: Ihrer Mannschaft sind in der Liga sechs Siege in Folge gelungen. Wie passt da das 1:3 im Viertelfinale um den DFB-Pokal der Junioren beim SC Freiburg rein?

Reis: Die Spiele im DFB-Pokal sind der Endrunde ähnlich. Da geht es nur um "Ja" oder "Nein". Wir haben an diesem Tag leider nicht unser volles Leistungsvermögen abrufen können. Der SC Freiburg hat uns dagegen gezeigt, was mit Leidenschaft alles möglich ist. Wir wären gerne weiterhin im Wettbewerb vertreten gewesen, jedes Pflichtspiel bringt unsere Spieler in ihrer Entwicklung weiter. Es war auch deshalb besonders ärgerlich, weil es das letzte Spiel des Jahres 2018 war und wir mit einer Niederlage in die Winterpause gegangen sind. Wir haben die Partie aber intensiv aufgearbeitet. Das Team hat gegen RB Leipzig eine gute Reaktion gezeigt.

DFB.de: Sehen Sie in Ihrer Mannschaft schon Spieler, die den Sprung zu den Profis schaffen werden - wie in den vergangenen Jahren etwa Maximilian Arnold, Robin Knoche oder Elvis Rexhbecaj?

Reis: Mit unserem Torjäger John Yeboah trainiert ein Spieler aus der U 19 zumindest schon regelmäßig bei den Profis mit und kam bisher zu zwei Einsätzen in der Bundesliga. Ich sehe aber noch den einen oder anderen Kandidaten, der das Zeug mitbringt, es schaffen zu können. Der Weg nach oben ist aber lang. Neben der fußballerischen Qualität müssen auch die körperlichen Voraussetzungen stimmen. In erster Linie muss ein Spieler gesund bleiben. Außerdem muss er sich daran gewöhnen, dass er in einer höheren Spielklasse seinen Körper in den Zweikämpfen anders einsetzen muss. Ob der Sprung in den Profibereich gelingt, ist auch viel Kopfsache. Die Spieler sind in einem Alter, in dem sich der Fokus - etwa durch eine neue Freundin - zwischenzeitlich verschieben kann. Die Frage ist dann: Wie sehr bin ich bereit, andere Dinge dem Fußball unterzuordnen?

DFB.de: Wie verläuft der Austausch mit Cheftrainer Bruno Labaddia?

Reis: Der ist permanent da. Wir besprechen beispielsweise vor den Spielen, ob John Yeboah im Kader der ersten Mannschaft stehen wird oder bei der U 19 zum Einsatz kommt. Nach den Partien tauschen wir uns über die gezeigten Leistungen aus. Auch über den Stand der anderen U 19-Spieler hält sich das Trainerteam des Lizenzkaders stets auf dem Laufenden. Dass ich meine Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef unter anderem gemeinsam mit Co-Trainer Eddy Sözer absolviert habe, erleichtert die Zusammenarbeit zusätzlich. Ich schlage regelmäßig Spieler aus der U 19 vor, die sich etwa während einer Länderspielpause bei den Profis beweisen dürfen.

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DFB.de: Welche Rolle spielt die U 23, die in der Regionalliga Nord die Tabelle anführt, bei der Entwicklung der Spieler?

Reis: Wenn gleichzeitig zehn Spieler nach einer Saison altersbedingt nicht mehr für die U 19 spielberechtigt sind, können nicht alle Profis werden. In der zweiten Mannschaft trainieren sie weiterhin professionell und können die ersten Schritte im Männerfußball machen. Wir haben eine Verantwortung den jungen Spielern gegenüber. Dieser werden wir auch mit der U 23 gerecht. Die Rahmenbedingungen sind hervorragend, um sich in der U 23 weiterentwickeln und empfehlen zu können.

DFB.de: Wie wichtig wäre der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die 3. Liga?

Reis: Das wäre nochmal eine andere Hausnummer. Regelmäßig vor Kulissen von mehreren 1000 Zuschauern zu spielen kann die Spieler enorm weiterbringen. Außerdem ist das Niveau der Gegenspieler noch einmal deutlich höher als in der Regionalliga. Das macht es aber auch gleichzeitig schwer, sich in der Liga zu etablieren. Zweite Mannschaften haben sich in der 3. Liga in der Regel im Abstiegskampf wiedergefunden. Wenn man die Chance hat aufzusteigen, sollte man sie aber dennoch ergreifen.

DFB.de: Beim VfL Wolfsburg befinden sich die erste Mannschaft, aber auch die U 23, die U 19 und die U17 im Aufschwung. Was hat sich verändert?

Reis: Im Juniorenbereich kann man die Arbeit nur schwer allein anhand der Tabellensituation bewerten. Dafür sind die Jahrgänge, die in den U-Mannschaften nachrücken, zu unterschiedlich. Aktuell ist es so, dass die Qualität in der U 19 und auch bei der U 17 sehr hoch ist. Mit dem amerikanischen Innenverteidiger Michael Edwards von DC United haben wir uns in der Winterpause noch einmal verstärkt. Die erfolgreiche Arbeit bei den A- und B-Junioren macht sich dann auch irgendwann bei der zweiten Mannschaft bemerkbar. Und mit Bruno Labaddia hat der VfL einen Cheftrainer für die Profis gefunden, der aus den einzelnen Spielern ein echtes Team geformt hat. So spielt die erste Mannschaft endlich wieder eine sorgenfreie Saison.

DFB.de: Als Spieler und Trainer waren Sie bei Eintracht Frankfurt und vor allem beim VfL Bochum jeweils sehr lange im Verein. Sehen Sie sich auch in den nächsten Jahren bei der Wolfsburger U 19?

Reis: Ich fühle mich in Wolfsburg auf jeden Fall sehr wohl. Den eingeschlagenen Weg würde ich gerne weitergehen. Der VfL ist in Deutschland eine der Top-Adressen im Nachwuchsbereich. Danach kommt nicht mehr viel. Höchstens, man entscheidet sich für das Haifischbecken Profifußball.

DFB.de: Am Samstag geht es zum Hamburger SV. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Reis: Der HSV ist für mich eine der spielstärksten Mannschaften der Liga. Das haben wir trotz unseres 4:2-Hinspielsieges deutlich gemerkt. Normalerweise hätten die Hamburger den Sack schon bis zur Pause zumachen müssen. Stattdessen stand es aus unserer Sicht nur 1:2. So konnten wir ein Spiel, das wir nach einer solchen ersten Halbzeit eigentlich nicht mehr gewinnen konnten, am Ende doch noch für uns entschieden.

DFB.de: Was wird von Ihrer Mannschaft gefragt sein?

Reis: Wir benötigen die gleiche Grundeinstellung wie beim 2:0 gegen RB Leipzig und müssen erneut in der Defensive kompakt stehen. Bei eigenem Ballbesitz erwarte ich eine bessere Kommunikation zwischen den Mannschaftsteilen. Insgesamt müssen wir mehr wagen. Gleichzeitig dürfen wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn uns die Hamburger früh und aggressiv unter Druck setzen wollen.

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