Rea Garvey: "Es geht um die Kraft, Hindernisse zu überwinden"

Rea Garvey ist einer der erfolgreichsten Künstler in Deutschland. Seine Beliebtheit wirkt jenseits von musikalischen Genres oder Generationen. Seit einem Jahr ist Garvey, der aus der irischen Kleinstadt Tralee stammt, Kuratoriumsmitglied in der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Heute feiert der Musiker seinen 48. Geburtstag und spricht mit DFB.de über sein erstes Stiftungsprojekt.

DFB.de: Rea, in Ihrem neuen Song "The One" geht es um einen Ratschlag an Ihre Tochter. Schon die Art des Videos ist ungewöhnlich. Wie sind Sie darauf gekommen?

Rea Garvey: Man sieht eine junge Schauspielerin, nicht meine Tochter, im Auto, im Club. Das Mädchen bewegt die Lippen, aber man hört meine Stimme, ich singe den Song also aus dem Off. Im Song geht es um diese ganz klassische Vater-Tochter-Unterhaltung. Wie soll die junge Frau erkennen, ob ihr neuer Freund der Richtige ist? Worauf kommt es an? Meine Tochter und ich können sehr ehrlich miteinander sprechen. Wie man weiß, komme ich aus dem ländlichen Irland. Da haben wir jedenfalls zu meiner Jugendzeit nicht über alle Themen so offen gesprochen.

DFB.de: Wie alt ist Ihre Tochter?

Garvey: 15. In einem Interview vor Kurzem auch zu dem Song habe ich gesagt, sie wäre 14. Das war nicht lustig. Da habe ich ganz schön Ärger bekommen. (lacht)

DFB.de: Ist sie im Homeschooling?

Garvey: Ja, sie macht das super. Ich habe soviel Respekt vor allen Teenagern momentan. Man lernt in der Schule mehr als das Wissen aus den Büchern. Schon so lange findet keine Begegnung, keine lebendige Interaktion mehr statt. Ich bin stolz auf alle Teenager.

DFB.de: Künstler haben es auch nicht leicht in Zeiten von Corona. Wie erleben Sie als Sänger und Musiker die Pandemie?

Garvey: Naja, ganz einfach, das ganze Business, die gesamte Musikbranche ist arbeitslos. Wie wenn man das Licht ausknipst, so war das vor einem Jahr. Ich hatte ja über eine lange Strecke Erfolg und wir werden das schon schaffen. Als Familie versuchen wir jetzt, das Beste aus der Situation zu machen. Aber junge Musiker, für die ist es schon sehr hart. Auch meine Crew musste sich neu orientieren. Es ist schwer. Mein Lichtmann ist momentan als Elektriker tätig, mein Bühnenbauer arbeitet auf einer Baustelle. Jeder erlebt derzeit Prüfungen. Nicht nur physisch, auch mental. Wichtig finde ich, dass sich niemand alleine fühlen muss. Gerade jetzt sollten wir aufeinander aufpassen. Wir als Land und Gesellschaft spüren gerade sehr deutlich eine gemeinsame Verantwortung.

DFB.de: Wie stark trafen Sie als Band die Lockdowns?

Garvey: 2018 habe ich mehr als 60 Konzerte gespielt. Zählt man Promoauftritte dazu, waren es rund 100. Und das war dann komplett weg. Wir machen aktuell die "Yellow Jacket Sessions" auf YouTube, jeden Donnerstag. Die Sessions sind super, viele Leute schalten sich dazu, aber sie sind kein Ersatz für ein Livekonzert.

DFB.de: Sie gehören seit einem Jahr dem Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger an. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?

Garvey: Ich fühle mich sehr wohl und habe mich total geehrt gefühlt, als Michael Herberger und Stiftungsgeschäftsführer Tobias Wrzesinski sich bei mir gemeldet haben. Wir tauschen uns sehr gut aus. Michael Herberger respektiere ich immer schon als Musiker. Und seine Familie erfährt hohe Anerkennung in der Welt des Fußballs. Sepp Herberger ist schließlich einer der Säulenheiligen des deutschen Fußballs.

DFB.de: Worum geht es bei Ihrem ersten Stiftungsprojekt?

Garvey: Um den Plan B. Den man haben muss, als Sportler*in wie auch als Musiker*in. Es geht um Selbstbewusstsein, um den Glauben an den eigenen Weg. Wenn der erste Plan nicht aufgeht, braucht es auch Flexibilität. Beim Streben nach Erfolg müssen wir verstehen, dass wir uns auch verändern müssen. Es geht um die Kraft, Hindernisse zu überwinden, um die Kraft, Enttäuschungen zu verarbeiten. Man darf einfach nie aufgeben. Das betrifft Musiker*innen und Sportler*innen. Wir wollen junge Musiker*innen und Sportler*innen zusammenbringen. Ich habe mehrere starke Partner an Bord.

DFB.de: Wann startet dieses Projekt?

Garvey: Wenn wir ehrlich sind, gibt es momentan für nichts ein Datum. Man plant Konzerte und dann verschiebt man sie. Aber wir planen Richtung Sommer 2021. Ich bin sehr begeistert. Wir haben einige sehr namhafte Sportler*innen und Musiker*innen an Bord, die ihre Erfahrungen an junge Talente aus beiden Wettbewerbsarenen – Musik und Sport – weitergeben wollen.

DFB.de: Mit 25 Jahren haben Sie Irland verlassen und sind nach Deutschland gekommen. Anfangs haben Sie T-Shirts auf Festivals verkauft. Wie hart waren die ersten Jahre?

Garvey: Damals war ich total überzeugt von dem, was ich machte. Ich hatte einen Traum und durfte dem jeden Tag hinterherrennen. Ich habe nicht viel nachgedacht. Meine Mutter sagte immer: "Nicht grübeln, machen." Also habe ich meine Sachen gepackt und bin nach Deutschland gegangen. Ich kannte das Land, weil ich hier schon einmal mit einer irischen Band getourt hatte. Hier muss ich hin, so war mein Gefühl. Naja, und ich habe den Schritt nie bereut.

DFB.de: Wie verrückt war dann die Zeit nach dem Megahit "Supergirl"?

Garvey: Völlig crazy. Als wir mit dem Song rauskamen, stand die Welt plötzlich auf dem Kopf. Oder drehte sich doppelt so schnell. Keine Ahnung. Wir waren total ausgebucht und es gab keine freie Minute mehr. Wir waren überall auf der Welt. Aus der heutigen Sicht: Ich bin froh, dass wir das erlebt haben. Und dass wir es überlebt haben. Ich wollte immer wissen, wie es ist, als Rockstar zu leben.

DFB.de: Gerade hat die neue Staffel von "The Masked Singer" angefangen und Sie gehören, genauso wie bei "The Voice", der Jury an. Wie lief der Auftakt?

Garvey: Wir hatten tatsächlich jüngst die erste Show. Ich war sehr skeptisch anfangs, aber das hat sich geändert. Du schaust Menschen an, die du genau kennst, und du hast wirklich oft keine Ahnung, wer da drinsteckt. Die Kostüme sind total irre. Es ist ein sehr spannendes Format.

DFB.de: Haben Musikcastings wie "DSDS", "The Voice" oder auch "The Masked Singer" traditionellen Acts nicht auch geschadet, weil sich die Leute ihre Dosis Musik eben jetzt bei der Castingshow abholen?

Garvey: Wir brauchen so viel Musik wie irgend möglich in der Welt. Der klassische Weg für Musiker*innen ist durch die Castingshow nicht verschwunden. Und wer erst mal im Pub spielt, dann in kleinen Hallen...klar, wenn ich ehrlich bin, hat das mehr Substanz. Aber für manche ist die Castingshow genau der richtige Weg. Max Giesinger, Michael Schulte oder Wincent Weiss – die haben die Erfahrung mitgenommen und sind dann wieder ganz klassisch aufgetreten. Casting ist nicht mal neu. Troubadoure haben sich schon vor ein paar hundert Jahren gebattelt. Bevor "The Voice" startete, war das Format Castingshow schon tot. Aber dann kamen wir. Und alles ging wieder los.

[dfb]

Rea Garvey ist einer der erfolgreichsten Künstler in Deutschland. Seine Beliebtheit wirkt jenseits von musikalischen Genres oder Generationen. Seit einem Jahr ist Garvey, der aus der irischen Kleinstadt Tralee stammt, Kuratoriumsmitglied in der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Heute feiert der Musiker seinen 48. Geburtstag und spricht mit DFB.de über sein erstes Stiftungsprojekt.

DFB.de: Rea, in Ihrem neuen Song "The One" geht es um einen Ratschlag an Ihre Tochter. Schon die Art des Videos ist ungewöhnlich. Wie sind Sie darauf gekommen?

Rea Garvey: Man sieht eine junge Schauspielerin, nicht meine Tochter, im Auto, im Club. Das Mädchen bewegt die Lippen, aber man hört meine Stimme, ich singe den Song also aus dem Off. Im Song geht es um diese ganz klassische Vater-Tochter-Unterhaltung. Wie soll die junge Frau erkennen, ob ihr neuer Freund der Richtige ist? Worauf kommt es an? Meine Tochter und ich können sehr ehrlich miteinander sprechen. Wie man weiß, komme ich aus dem ländlichen Irland. Da haben wir jedenfalls zu meiner Jugendzeit nicht über alle Themen so offen gesprochen.

DFB.de: Wie alt ist Ihre Tochter?

Garvey: 15. In einem Interview vor Kurzem auch zu dem Song habe ich gesagt, sie wäre 14. Das war nicht lustig. Da habe ich ganz schön Ärger bekommen. (lacht)

DFB.de: Ist sie im Homeschooling?

Garvey: Ja, sie macht das super. Ich habe soviel Respekt vor allen Teenagern momentan. Man lernt in der Schule mehr als das Wissen aus den Büchern. Schon so lange findet keine Begegnung, keine lebendige Interaktion mehr statt. Ich bin stolz auf alle Teenager.

DFB.de: Künstler haben es auch nicht leicht in Zeiten von Corona. Wie erleben Sie als Sänger und Musiker die Pandemie?

Garvey: Naja, ganz einfach, das ganze Business, die gesamte Musikbranche ist arbeitslos. Wie wenn man das Licht ausknipst, so war das vor einem Jahr. Ich hatte ja über eine lange Strecke Erfolg und wir werden das schon schaffen. Als Familie versuchen wir jetzt, das Beste aus der Situation zu machen. Aber junge Musiker, für die ist es schon sehr hart. Auch meine Crew musste sich neu orientieren. Es ist schwer. Mein Lichtmann ist momentan als Elektriker tätig, mein Bühnenbauer arbeitet auf einer Baustelle. Jeder erlebt derzeit Prüfungen. Nicht nur physisch, auch mental. Wichtig finde ich, dass sich niemand alleine fühlen muss. Gerade jetzt sollten wir aufeinander aufpassen. Wir als Land und Gesellschaft spüren gerade sehr deutlich eine gemeinsame Verantwortung.

DFB.de: Wie stark trafen Sie als Band die Lockdowns?

Garvey: 2018 habe ich mehr als 60 Konzerte gespielt. Zählt man Promoauftritte dazu, waren es rund 100. Und das war dann komplett weg. Wir machen aktuell die "Yellow Jacket Sessions" auf YouTube, jeden Donnerstag. Die Sessions sind super, viele Leute schalten sich dazu, aber sie sind kein Ersatz für ein Livekonzert.

DFB.de: Sie gehören seit einem Jahr dem Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger an. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?

Garvey: Ich fühle mich sehr wohl und habe mich total geehrt gefühlt, als Michael Herberger und Stiftungsgeschäftsführer Tobias Wrzesinski sich bei mir gemeldet haben. Wir tauschen uns sehr gut aus. Michael Herberger respektiere ich immer schon als Musiker. Und seine Familie erfährt hohe Anerkennung in der Welt des Fußballs. Sepp Herberger ist schließlich einer der Säulenheiligen des deutschen Fußballs.

DFB.de: Worum geht es bei Ihrem ersten Stiftungsprojekt?

Garvey: Um den Plan B. Den man haben muss, als Sportler*in wie auch als Musiker*in. Es geht um Selbstbewusstsein, um den Glauben an den eigenen Weg. Wenn der erste Plan nicht aufgeht, braucht es auch Flexibilität. Beim Streben nach Erfolg müssen wir verstehen, dass wir uns auch verändern müssen. Es geht um die Kraft, Hindernisse zu überwinden, um die Kraft, Enttäuschungen zu verarbeiten. Man darf einfach nie aufgeben. Das betrifft Musiker*innen und Sportler*innen. Wir wollen junge Musiker*innen und Sportler*innen zusammenbringen. Ich habe mehrere starke Partner an Bord.

DFB.de: Wann startet dieses Projekt?

Garvey: Wenn wir ehrlich sind, gibt es momentan für nichts ein Datum. Man plant Konzerte und dann verschiebt man sie. Aber wir planen Richtung Sommer 2021. Ich bin sehr begeistert. Wir haben einige sehr namhafte Sportler*innen und Musiker*innen an Bord, die ihre Erfahrungen an junge Talente aus beiden Wettbewerbsarenen – Musik und Sport – weitergeben wollen.

DFB.de: Mit 25 Jahren haben Sie Irland verlassen und sind nach Deutschland gekommen. Anfangs haben Sie T-Shirts auf Festivals verkauft. Wie hart waren die ersten Jahre?

Garvey: Damals war ich total überzeugt von dem, was ich machte. Ich hatte einen Traum und durfte dem jeden Tag hinterherrennen. Ich habe nicht viel nachgedacht. Meine Mutter sagte immer: "Nicht grübeln, machen." Also habe ich meine Sachen gepackt und bin nach Deutschland gegangen. Ich kannte das Land, weil ich hier schon einmal mit einer irischen Band getourt hatte. Hier muss ich hin, so war mein Gefühl. Naja, und ich habe den Schritt nie bereut.

DFB.de: Wie verrückt war dann die Zeit nach dem Megahit "Supergirl"?

Garvey: Völlig crazy. Als wir mit dem Song rauskamen, stand die Welt plötzlich auf dem Kopf. Oder drehte sich doppelt so schnell. Keine Ahnung. Wir waren total ausgebucht und es gab keine freie Minute mehr. Wir waren überall auf der Welt. Aus der heutigen Sicht: Ich bin froh, dass wir das erlebt haben. Und dass wir es überlebt haben. Ich wollte immer wissen, wie es ist, als Rockstar zu leben.

DFB.de: Gerade hat die neue Staffel von "The Masked Singer" angefangen und Sie gehören, genauso wie bei "The Voice", der Jury an. Wie lief der Auftakt?

Garvey: Wir hatten tatsächlich jüngst die erste Show. Ich war sehr skeptisch anfangs, aber das hat sich geändert. Du schaust Menschen an, die du genau kennst, und du hast wirklich oft keine Ahnung, wer da drinsteckt. Die Kostüme sind total irre. Es ist ein sehr spannendes Format.

DFB.de: Haben Musikcastings wie "DSDS", "The Voice" oder auch "The Masked Singer" traditionellen Acts nicht auch geschadet, weil sich die Leute ihre Dosis Musik eben jetzt bei der Castingshow abholen?

Garvey: Wir brauchen so viel Musik wie irgend möglich in der Welt. Der klassische Weg für Musiker*innen ist durch die Castingshow nicht verschwunden. Und wer erst mal im Pub spielt, dann in kleinen Hallen...klar, wenn ich ehrlich bin, hat das mehr Substanz. Aber für manche ist die Castingshow genau der richtige Weg. Max Giesinger, Michael Schulte oder Wincent Weiss – die haben die Erfahrung mitgenommen und sind dann wieder ganz klassisch aufgetreten. Casting ist nicht mal neu. Troubadoure haben sich schon vor ein paar hundert Jahren gebattelt. Bevor "The Voice" startete, war das Format Castingshow schon tot. Aber dann kamen wir. Und alles ging wieder los.

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