RB-Trainer Saban Uzun: "Der Vision sind keine Grenzen gesetzt"

Fünf Punkte Vorsprung auf Verfolger SG 99 Andernach, sogar acht Zähler Abstand bis zum ersten Nichtaufstiegsplatz: RB Leipzig ist als "Wintermeister" der 2. Frauen-Bundesliga auf bestem Wege, im dritten Anlauf den erstmaligen Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga zu schaffen. Im DFB.de-Interview spricht Trainer Saban Uzun (35) mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Zwischenbilanz.

DFB.de: Das Frauenteam von RB Leipzig überwintert als Tabellenführer. Wie genießen Sie die fußballfreie Zeit, Herr Uzun?

Saban Uzun: Auch wenn unser abschließendes Spiel beim FSV Gütersloh witterungsbedingt ausgefallen war, ging es für uns nicht direkt in die Winterpause. Wir waren zunächst noch einige Tage mit der Aufarbeitung der bisherigen Saison beschäftigt. Die Weihnachtsfeiertage habe ich bei meiner Familie in der Stuttgarter Gegend verbracht. Bis zum Trainingsstart am 9. Januar werde ich mir auch in Leipzig noch ein paar schöne Tage machen.

DFB.de: Sie hatten die Mannschaft erst im Sommer übernommen. Hätten Sie gedacht, dass sich der Erfolg so schnell einstellt?

Uzun: Das wünscht man sich natürlich. Allerdings weiß man im Vorfeld nie genau, wie sich einige Dinge entwickeln werden. Die Mädels und der gesamte Staff haben sehr gut gearbeitet und in jedem Spiel alles gegeben. Daher sind wir auch verdient Tabellenführer.

DFB.de: Was zeichnet Ihr Team vor allem aus?

Uzun: Wir können eine hohe Intensität an den Tag legen. Das macht es für jedes Team anstrengend, gegen uns zu spielen. Außerdem sind wir flexibel. Unabhängig davon, ob wir früh unter Druck gesetzt werden oder der Gegner zurückhaltender agiert: Wir sind in der Lage, Lösungen zu finden. Von allen Zweitligisten haben wir nicht nur die meisten Tore erzielt, sondern auch die wenigsten Gegentreffer kassiert. Bei uns stimmt bisher die Balance.

DFB.de: Die Ausgangslage wäre sogar noch besser, wenn es die einzige Niederlage nicht im Topspiel gegen die SG 99 Andernach gegeben hätte. Was hatte beim 2:3 gegen den Verfolger nicht gepasst?

Uzun: Die SG 99 Andernach hat uns mit einer körperlich robusten Spielweise das Leben sehr schwer gemacht. Hinzu kommt noch, dass die Partie der Abschluss einer englischen Woche war. Rückblickend kam die Niederlage aber vielleicht zur richtigen Zeit. Dadurch wurden unsere Sinne geschärft, wir konnten viel aus dem Spiel lernen.

DFB.de: Sticht ein Moment der Saison besonders heraus?

Uzun: In der Liga war jedes Spiel auf seine Art und Weise besonders. Dazu gehört das 10:2 gegen die U 20 des 1. FC Köln genauso wie die knappen Partien gegen den 1. FC Nürnberg oder beim FC Ingolstadt 04. Über alle Pflichtspiele betrachtet, war das 2:1 im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Eintracht Frankfurt sicherlich das größte Highlight.

DFB.de: Wie war der Erfolg gegen ein Spitzenteam aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga möglich?

Uzun: Wir waren vom ersten Moment an gut im Spiel. Die Frankfurterinnen hatten zwar mehr Ballbesitz. Allerdings haben wir das bewusst in Kauf genommen, um die starken Umschaltmomente der Eintracht nicht zuzulassen. Durch die erste richtige Möglichkeit sind wir in Rückstand geraten. Wir sind aber gefestigt genug, dass uns auch so etwas nicht umwirft. Wir haben die passende Reaktion gezeigt und unsere Chancen an dem Tag gut genutzt. Das Drehbuch war mit dem späten Siegtor durch Marlene Müller gigantisch.

DFB.de: Was trauen Sie Ihren Spielerinnen im Viertelfinale gegen die SGS Essen zu?

Uzun: Als Bundesligist ist die SGS Essen natürlich in der Favoritenrolle. Wir haben mit unseren Leistungen aber auch unter Beweis gestellt, dass wir uns vor keinem Gegner verstecken müssen.

DFB.de: Die Männermannschaft von RB Leipzig hat sich schon kurz nach dem Aufstieg in die Bundesliga auch in der höchsten deutschen Spielklasse zu einem Spitzenteam entwickelt. Sehen Sie im Frauenfußball ähnliches Potential?

Uzun: Definitiv. Wenn der Verein etwas anpackt, dann richtig. Wir wollen uns stetig und nachhaltig entwickeln. Zunächst geht es darum, alles für den Aufstieg zu geben. Danach ist es wichtig, sich in der Bundesliga zu etablieren. Nach ein paar Jahren sind sicherlich auch die vorderen Tabellenplätze möglich. Der Vision sind keine Grenzen gesetzt.

DFB.de: Als damals jüngster Trainer haben Sie in Ihrer Laufbahn bereits den VfL Sindelfingen in der Frauen-Bundesliga betreut. Wie sehr hat Sie diese Zeit geprägt?

Uzun: Der Frauenfußball hat sich seitdem stark weiterentwickelt und professionalisiert. Beim VfL Sindelfingen haben sich zahlreiche Ehrenamtliche engagiert, um den sportlichen Erfolg zu ermöglichen. Ich war damals beispielsweise nicht nur Trainer, sondern gleichzeitig auch noch Scout und Analyst. Durch die vielseitigen Tätigkeiten konnte ich verschiedene Eindrücke sammeln, die für mich auch heute noch nützlich sind. Da wir damals quasi mit einem U 17-Team angetreten waren, mussten wir in den Spielen teilweise viel Lehrgeld bezahlen. Als Trainer konnte ich dabei aber auch einiges ausprobieren, was mir bei meiner Entwicklung geholfen hat.

DFB.de: Was schätzen Sie daran, als Trainer im Frauenfußball tätig zu sein?

Uzun: Die Mädels sind mit voller Hingabe dabei. In der täglichen Arbeit muss man noch besser vorbereitet sein, als es im Herren- oder Jugendbereich der Fall ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Spielerinnen die Trainingsinhalte stärker hinterfragen und immer genau wissen wollen, warum wir bestimmte Dinge auf diese Art und Weise machen. Darauf muss man sich als Trainer in der Kommunikation einstellen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um sich nach der Winterpause den erstmaligen Aufstieg in die Frauen-Bundesliga nicht mehr nehmen zu lassen?

Uzun: Wir werden von der gesamten Liga gejagt und müssen daher unsere Leistung in jedem Spiel aufs Neue bestätigen, um die noch nötigen Punkte einzufahren. Mit den Qualitäten, die wir in 99 Prozent unserer Partien abrufen konnten, bin ich zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Die Spielerinnen wissen es richtig einzuordnen, dass wir noch nicht am Ende des Weges sind. 

[mspw]

Fünf Punkte Vorsprung auf Verfolger SG 99 Andernach, sogar acht Zähler Abstand bis zum ersten Nichtaufstiegsplatz: RB Leipzig ist als "Wintermeister" der 2. Frauen-Bundesliga auf bestem Wege, im dritten Anlauf den erstmaligen Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga zu schaffen. Im DFB.de-Interview spricht Trainer Saban Uzun (35) mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Zwischenbilanz.

DFB.de: Das Frauenteam von RB Leipzig überwintert als Tabellenführer. Wie genießen Sie die fußballfreie Zeit, Herr Uzun?

Saban Uzun: Auch wenn unser abschließendes Spiel beim FSV Gütersloh witterungsbedingt ausgefallen war, ging es für uns nicht direkt in die Winterpause. Wir waren zunächst noch einige Tage mit der Aufarbeitung der bisherigen Saison beschäftigt. Die Weihnachtsfeiertage habe ich bei meiner Familie in der Stuttgarter Gegend verbracht. Bis zum Trainingsstart am 9. Januar werde ich mir auch in Leipzig noch ein paar schöne Tage machen.

DFB.de: Sie hatten die Mannschaft erst im Sommer übernommen. Hätten Sie gedacht, dass sich der Erfolg so schnell einstellt?

Uzun: Das wünscht man sich natürlich. Allerdings weiß man im Vorfeld nie genau, wie sich einige Dinge entwickeln werden. Die Mädels und der gesamte Staff haben sehr gut gearbeitet und in jedem Spiel alles gegeben. Daher sind wir auch verdient Tabellenführer.

DFB.de: Was zeichnet Ihr Team vor allem aus?

Uzun: Wir können eine hohe Intensität an den Tag legen. Das macht es für jedes Team anstrengend, gegen uns zu spielen. Außerdem sind wir flexibel. Unabhängig davon, ob wir früh unter Druck gesetzt werden oder der Gegner zurückhaltender agiert: Wir sind in der Lage, Lösungen zu finden. Von allen Zweitligisten haben wir nicht nur die meisten Tore erzielt, sondern auch die wenigsten Gegentreffer kassiert. Bei uns stimmt bisher die Balance.

DFB.de: Die Ausgangslage wäre sogar noch besser, wenn es die einzige Niederlage nicht im Topspiel gegen die SG 99 Andernach gegeben hätte. Was hatte beim 2:3 gegen den Verfolger nicht gepasst?

Uzun: Die SG 99 Andernach hat uns mit einer körperlich robusten Spielweise das Leben sehr schwer gemacht. Hinzu kommt noch, dass die Partie der Abschluss einer englischen Woche war. Rückblickend kam die Niederlage aber vielleicht zur richtigen Zeit. Dadurch wurden unsere Sinne geschärft, wir konnten viel aus dem Spiel lernen.

DFB.de: Sticht ein Moment der Saison besonders heraus?

Uzun: In der Liga war jedes Spiel auf seine Art und Weise besonders. Dazu gehört das 10:2 gegen die U 20 des 1. FC Köln genauso wie die knappen Partien gegen den 1. FC Nürnberg oder beim FC Ingolstadt 04. Über alle Pflichtspiele betrachtet, war das 2:1 im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Eintracht Frankfurt sicherlich das größte Highlight.

DFB.de: Wie war der Erfolg gegen ein Spitzenteam aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga möglich?

Uzun: Wir waren vom ersten Moment an gut im Spiel. Die Frankfurterinnen hatten zwar mehr Ballbesitz. Allerdings haben wir das bewusst in Kauf genommen, um die starken Umschaltmomente der Eintracht nicht zuzulassen. Durch die erste richtige Möglichkeit sind wir in Rückstand geraten. Wir sind aber gefestigt genug, dass uns auch so etwas nicht umwirft. Wir haben die passende Reaktion gezeigt und unsere Chancen an dem Tag gut genutzt. Das Drehbuch war mit dem späten Siegtor durch Marlene Müller gigantisch.

DFB.de: Was trauen Sie Ihren Spielerinnen im Viertelfinale gegen die SGS Essen zu?

Uzun: Als Bundesligist ist die SGS Essen natürlich in der Favoritenrolle. Wir haben mit unseren Leistungen aber auch unter Beweis gestellt, dass wir uns vor keinem Gegner verstecken müssen.

DFB.de: Die Männermannschaft von RB Leipzig hat sich schon kurz nach dem Aufstieg in die Bundesliga auch in der höchsten deutschen Spielklasse zu einem Spitzenteam entwickelt. Sehen Sie im Frauenfußball ähnliches Potential?

Uzun: Definitiv. Wenn der Verein etwas anpackt, dann richtig. Wir wollen uns stetig und nachhaltig entwickeln. Zunächst geht es darum, alles für den Aufstieg zu geben. Danach ist es wichtig, sich in der Bundesliga zu etablieren. Nach ein paar Jahren sind sicherlich auch die vorderen Tabellenplätze möglich. Der Vision sind keine Grenzen gesetzt.

DFB.de: Als damals jüngster Trainer haben Sie in Ihrer Laufbahn bereits den VfL Sindelfingen in der Frauen-Bundesliga betreut. Wie sehr hat Sie diese Zeit geprägt?

Uzun: Der Frauenfußball hat sich seitdem stark weiterentwickelt und professionalisiert. Beim VfL Sindelfingen haben sich zahlreiche Ehrenamtliche engagiert, um den sportlichen Erfolg zu ermöglichen. Ich war damals beispielsweise nicht nur Trainer, sondern gleichzeitig auch noch Scout und Analyst. Durch die vielseitigen Tätigkeiten konnte ich verschiedene Eindrücke sammeln, die für mich auch heute noch nützlich sind. Da wir damals quasi mit einem U 17-Team angetreten waren, mussten wir in den Spielen teilweise viel Lehrgeld bezahlen. Als Trainer konnte ich dabei aber auch einiges ausprobieren, was mir bei meiner Entwicklung geholfen hat.

DFB.de: Was schätzen Sie daran, als Trainer im Frauenfußball tätig zu sein?

Uzun: Die Mädels sind mit voller Hingabe dabei. In der täglichen Arbeit muss man noch besser vorbereitet sein, als es im Herren- oder Jugendbereich der Fall ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Spielerinnen die Trainingsinhalte stärker hinterfragen und immer genau wissen wollen, warum wir bestimmte Dinge auf diese Art und Weise machen. Darauf muss man sich als Trainer in der Kommunikation einstellen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um sich nach der Winterpause den erstmaligen Aufstieg in die Frauen-Bundesliga nicht mehr nehmen zu lassen?

Uzun: Wir werden von der gesamten Liga gejagt und müssen daher unsere Leistung in jedem Spiel aufs Neue bestätigen, um die noch nötigen Punkte einzufahren. Mit den Qualitäten, die wir in 99 Prozent unserer Partien abrufen konnten, bin ich zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Die Spielerinnen wissen es richtig einzuordnen, dass wir noch nicht am Ende des Weges sind. 

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