RB-Trainer Rangnick: "Berlin zu erleben, ist etwas Besonderes"

In der zweiten Runde des DFB-Pokals kommt es heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) zum Aufeinandertreffen der beiden Bundesligisten RB Leipzig und TSG Hoffenheim. Für Leipzigs Trainer Ralf Rangnick kein Spiel wie jedes andere, geht es für ihn doch gegen seinen ehemaligen Klub. Viereinhalb Jahre arbeitete er für die Kraichgauer, stieg mit ihnen von der Regionalliga bis in die Bundesliga auf. Im DFB.de-Interview spricht der 60 Jahre alte Rangnick über seine Zeit bei der TSG und das Erlebnis, im Pokalfinale zu stehen.

DFB.de: Sie sind nun bereits seit mehr als sechs Jahren in Leipzig. Vermissen Sie Ihre Heimat in Backnang?

Ralf Rangnick: Ich wohne seit dreieinhalb Jahren in Leipzig und habe hier eine neue Heimat gefunden. Es ist aber nicht so, dass ich überhaupt nicht mehr nach Backnang komme. Ich bin alle zwei bis vier Wochen dort, um meine Freunde, Eltern und weitere Familienmitglieder zu besuchen.

DFB.de: Während Ihrer Zeit bei der TSG Hoffenheim waren Sie Backnang deutlich näher. Wie schwer fiel Ihnen damals der Abschied nach viereinhalb Jahren?

Rangnick: Ich bin damals mit der festen Überzeugung in den Weihnachtsurlaub gegangen, dass wir nicht nur weitermachen, sondern vor der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte stehen. Wir standen im Viertelfinale des DFB-Pokals mit einer lösbaren Aufgabe in Cottbus. Ich bin heute noch überzeugt, dass wir mit großer Wahrscheinlichkeit das Finale erreicht und vielleicht sogar gewonnen hätten.

DFB.de: Auch in der Bundesliga waren Sie auf Tuchfühlung zu den Champions-League-Plätzen.

Rangnick: Die Trennung kam unerwartet. Sie war für mich aber unumgänglich. Nach dem, was passiert war, hatte ich gar keine andere Wahl. Es ist mir damals extrem schwer gefallen, gerade gegenüber den Spielern, die ich alle nach Hoffenheim geholt hatte. Allerdings ist das Ganze inzwischen auch sieben Jahre her und kann getrost abgehakt werden. Mein Verhältnis zu Dietmar Hopp ist inzwischen auch wieder richtig gut.

DFB.de: In Leipzig haben Sie 2012 ein ähnliches Projekt übernommen.

Rangnick: Es gab gewisse Parallelen. Allerdings war ich drei Jahre lang für zwei Vereine zuständig. Als Sportdirektor war ich für Salzburg und Leipzig verantwortlich. Es ging daher viel um Organisation, Aufgaben zu delegieren und Stellen optimal zu besetzen. Das ist insgesamt gut gelungen. Der Erfolg hat sich in beiden Vereinen relativ rasch eingestellt.

DFB.de: Nun treffen Sie im DFB-Pokal ausgerechnet auf Ihren langjährigen Ex-Klub.

Rangnick: Es war schon vor vier Wochen in der Liga ein besonderes Spiel. Diesmal ist es der DFB-Pokal, und auch das Rückspiel in der Bundesliga steht noch an. Es geht gegen meinen Ex-Klub, und dann treffen wir auch noch auf den Verein, bei dem im Moment unser nächstjähriger Trainer tätig ist - Julian Nagelsmann. Natürlich ist es ein besonderes Spiel. Allerdings eher für die Zuschauer, Fans und Medien. Für mich geht es darum, die Mannschaft so einzustellen, damit wir das Spiel gewinnen können.

DFB.de: Welche Bedeutung messen Sie dem DFB-Pokal bei?

Rangnick: Es ist der kürzestmögliche Weg zur Qualifikation für die Europa League und zum Gewinn eines Titels. Wir haben uns in Leipzig noch nicht als großer Pokalschreck erwiesen. Das anstehende Spiel klingt nun auch eher nach Halbfinale als zweite Runde. Aber: Wir nehmen den Wettbewerb sehr ernst, wollen die Hürde Hoffenheim überspringen und deutlich weiterkommen als zuletzt.

DFB.de: Mit Schalke haben Sie 2011 den Titel gewonnen.

Rangnick: Ich glaube nach wie vor, wenn es sich damals in der Winterpause bei Hoffenheim nicht so entwickelt hätte, hätte ich auch im Pokalfinale gestanden. Nicht auf der Bank von Schalke, sondern auf der Bank von Hoffenheim. Eines ist aber völlig klar: Berlin zu erleben, ist etwas Besonderes. Die Atmosphäre in der Stadt und im Stadion ist großartig. Allein dafür lohnt es sich, Vollgas zu geben.

DFB.de: Drei Wettbewerbe bedeuten auch eine hohe Belastung. Wie gehen Sie damit persönlich um? Augsburg-Trainer Manuel Baum rechnete erst kürzlich vor, dass die Vorbereitung auf ein Bundesligaspiel etwa 90 bis 100 Stunden bedeuten würde.

Rangnick: Ich arbeite zumindest nicht 100 Stunden in der direkten Vorbereitung auf das jeweils nächste Spiel. Wenn ich die Arbeitsstunden meiner Mitarbeiter addiere, die dabei eine Rolle spielen, kann es aber schon sein. Aus diesem Grund umgibt man sich mit hochqualifiziertem Personal. Uns als Cheftrainern kommt dann die Aufgabe zu, Entscheidungen zu treffen: zur Grundordnung, dem Matchplan, der Aufstellung. Dazu braucht es vertrauensvolle Gespräche im Trainerstab. Natürlich ist das zeitintensiv, aber am Ende ist es auch das zum Beruf gewordene Hobby, das mir sehr viel Spaß macht.

DFB.de: Sie können also noch abschalten?

Rangnick: Ich habe gelernt, mir immer mal wieder Auszeiten zu nehmen und auch ein Leben außerhalb des Fußballs zuzulassen. Es ist nicht so, dass man sich Tag und Nacht nur noch mit dem nächsten Spiel und dem nächsten Gegner beschäftigen muss.

DFB.de: Ein Spieler, der lange an Ihrer Seite stand, ist Dominik Kaiser, den Sie als "natürlichen Führungsspieler mit einer hohen Sozialkompetenz" bezeichneten. Im Sommer hat er Leipzig verlassen. Fehlt Ihnen dieser Spielertyp im aktuellen Kader?

Rangnick: Dominik war von Anfang an in Leipzig dabei und hat daher eine besondere Rolle im Verein eingenommen. Er hat alle Aufstiege mitgemacht, von der vierten Liga bis in die Champions League. Das wird es so schnell wohl nicht mehr geben. Trotzdem haben wir Spieler im Kader, die absolute Führungsrollen ausüben: Peter Gulacsi, Willi Orban, Kevin Kampl, Diego Demme, Marcel Sabitzer, Yussuf Poulsen, Emil Forsberg, Stefan Ilsanker, Marcel Halstenberg. Die Jungs sind schon lange bei RB, übernehmen Verantwortung und identifizieren sich mit dem Klub. Entscheidend ist aber, dass auch alle anderen Verantwortung übernehmen und wissen, auf was es für unser Team ankommt.

DFB.de: Kam die Niederlage gegen Salzburg in der Europa League also gerade recht?

Rangnick: Das Spiel war ein Hallo-Wach-Effekt und vielleicht notwendig, um allen noch mal klarzumachen, was wir uns erlauben können und was nicht. Nach der Niederlage haben wir einen guten Weg eingeschlagen und uns zu einem verschworenen Haufen entwickelt, gegen den es sehr schwer zu spielen ist.

DFB.de: Ende des vergangenen Jahres hatten Sie noch geklagt, dass die RB-Juniorenteams "seit fünf Jahren hinterherhecheln". Doch zuletzt beim 2:0 gegen Celtic Glasgow kam Erik Majetschak zu seinem Europa-League-Debüt. Dürfen sich die Leipzig-Fans schon bald auf mehr hoffnungsvolle Talente aus dem Nachwuchs freuen?

Rangnick: In Hoffenheim gab es zunächst ähnliche Probleme. Mittlerweile ist die TSG eines der Aushängeschilder für die Nachwuchsentwicklung. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga hat es dort etwa fünf Jahre gedauert, bis sich der erste Spieler in der Profimannschaft durchsetzen konnte. Wir sind mit RB in unserem dritten Bundesligajahr. Unser Anspruch muss es sein, in zwei Jahren Spieler aus unseren eigenen Reihen oben einbauen zu können. Dies zu schaffen, wird in den nächsten Jahren einer meiner Hauptansatzpunkte sein.

DFB.de: Dabei helfen kann ab Sommer 2019 Julian Nagelsmann. Warum wollten Sie ihn unbedingt nach Leipzig holen?

Rangnick: Als ich noch Cheftrainer in Hoffenheim war, hat er die U 16 trainiert. Ich habe einige Spiele selbst gesehen, und einmal hat mich Julian danach auch nach meiner Einschätzung gefragt. Seitdem habe ich seine Entwicklung verfolgt. Als er später die Bundesligamannschaft in akuter Abstiegsgefahr übernahm, hat er Hoffenheim sicher in der Liga gehalten, im nächsten Jahr schon in die Europa League geführt und im darauffolgenden Jahr sogar in die Champions League. Und das, obwohl er wichtige Abgänge zu verkraften hatte.

DFB.de: Sie sehen ihn also als optimale Besetzung?

Rangnick: Für einen jungen Trainer ist er außergewöhnlich. Wenn man sein Alter in Betracht zieht, sehe ich ihn sogar als eines der größten Trainertalente im europäischen Fußball.

DFB.de: Nach seiner Entscheidung wurde Nagelsmann vorgeworfen, durch den Wechsel nach Leipzig keinen Schritt nach vorne zu machen.

Rangnick: Der Standort in Leipzig bietet sicherlich noch mal andere Möglichkeiten, ist eine Nummer größer. Damit meine ich nicht die aktuelle Leistungsstärke, sondern das Potenzial. Ich habe beide Klubs trainiert und kann daher ganz gut beurteilen, dass Leipzig noch mal eine andere Dimension darstellt.

DFB.de: Werden Ihre drei Assistenztrainer Jesse Marsch, Robert Klauß und Lars Kornetka auch unter Julian Nagelsmann zum Trainerstab zählen?

Rangnick: Alle drei sind so kompetent, dass sie sich keine Sorgen um ihre Zukunft machen müssen. Lars Kornetka wird im Verein weiterarbeiten, ob er zu Julians Stab zählen wird, müssen wir nach der Saison zu gegebener Zeit noch mit ihm abstimmen. Dasselbe gilt für Jesse und Robert, die bisher beide immer als Cheftrainer tätig waren. Jetzt ist aber erst mal wichtig, dass wir weiterhin so gut zusammenarbeiten, wie das in den vergangenen Monaten der Fall war. Und allein darauf liegt unser aktueller Fokus.

DFB.de: Bleiben wir bei der Zukunft des Klubs: Mitte November beginnt der Umbau des Stadions. Ein Zeichen für die zunehmende Attraktivität von RB Leipzig?

Rangnick: Das Stadion wurde 2005 fertiggestellt und ausschließlich für die Weltmeisterschaft gebaut. Ein Bundesligist in Leipzig war damals noch nicht in Sicht. Dass nach 13 Jahren Nachrüstungsbedarf besteht, ist doch völlig klar. Hinzu kommt die EM-Vergabe, Leipzig wird bei der Europameisterschaft 2024 ein Austragungsort sein, daher werden wir die Arena entsprechend um- und ausbauen sowie modernisieren.

[dfb]

In der zweiten Runde des DFB-Pokals kommt es heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) zum Aufeinandertreffen der beiden Bundesligisten RB Leipzig und TSG Hoffenheim. Für Leipzigs Trainer Ralf Rangnick kein Spiel wie jedes andere, geht es für ihn doch gegen seinen ehemaligen Klub. Viereinhalb Jahre arbeitete er für die Kraichgauer, stieg mit ihnen von der Regionalliga bis in die Bundesliga auf. Im DFB.de-Interview spricht der 60 Jahre alte Rangnick über seine Zeit bei der TSG und das Erlebnis, im Pokalfinale zu stehen.

DFB.de: Sie sind nun bereits seit mehr als sechs Jahren in Leipzig. Vermissen Sie Ihre Heimat in Backnang?

Ralf Rangnick: Ich wohne seit dreieinhalb Jahren in Leipzig und habe hier eine neue Heimat gefunden. Es ist aber nicht so, dass ich überhaupt nicht mehr nach Backnang komme. Ich bin alle zwei bis vier Wochen dort, um meine Freunde, Eltern und weitere Familienmitglieder zu besuchen.

DFB.de: Während Ihrer Zeit bei der TSG Hoffenheim waren Sie Backnang deutlich näher. Wie schwer fiel Ihnen damals der Abschied nach viereinhalb Jahren?

Rangnick: Ich bin damals mit der festen Überzeugung in den Weihnachtsurlaub gegangen, dass wir nicht nur weitermachen, sondern vor der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte stehen. Wir standen im Viertelfinale des DFB-Pokals mit einer lösbaren Aufgabe in Cottbus. Ich bin heute noch überzeugt, dass wir mit großer Wahrscheinlichkeit das Finale erreicht und vielleicht sogar gewonnen hätten.

DFB.de: Auch in der Bundesliga waren Sie auf Tuchfühlung zu den Champions-League-Plätzen.

Rangnick: Die Trennung kam unerwartet. Sie war für mich aber unumgänglich. Nach dem, was passiert war, hatte ich gar keine andere Wahl. Es ist mir damals extrem schwer gefallen, gerade gegenüber den Spielern, die ich alle nach Hoffenheim geholt hatte. Allerdings ist das Ganze inzwischen auch sieben Jahre her und kann getrost abgehakt werden. Mein Verhältnis zu Dietmar Hopp ist inzwischen auch wieder richtig gut.

DFB.de: In Leipzig haben Sie 2012 ein ähnliches Projekt übernommen.

Rangnick: Es gab gewisse Parallelen. Allerdings war ich drei Jahre lang für zwei Vereine zuständig. Als Sportdirektor war ich für Salzburg und Leipzig verantwortlich. Es ging daher viel um Organisation, Aufgaben zu delegieren und Stellen optimal zu besetzen. Das ist insgesamt gut gelungen. Der Erfolg hat sich in beiden Vereinen relativ rasch eingestellt.

DFB.de: Nun treffen Sie im DFB-Pokal ausgerechnet auf Ihren langjährigen Ex-Klub.

Rangnick: Es war schon vor vier Wochen in der Liga ein besonderes Spiel. Diesmal ist es der DFB-Pokal, und auch das Rückspiel in der Bundesliga steht noch an. Es geht gegen meinen Ex-Klub, und dann treffen wir auch noch auf den Verein, bei dem im Moment unser nächstjähriger Trainer tätig ist - Julian Nagelsmann. Natürlich ist es ein besonderes Spiel. Allerdings eher für die Zuschauer, Fans und Medien. Für mich geht es darum, die Mannschaft so einzustellen, damit wir das Spiel gewinnen können.

DFB.de: Welche Bedeutung messen Sie dem DFB-Pokal bei?

Rangnick: Es ist der kürzestmögliche Weg zur Qualifikation für die Europa League und zum Gewinn eines Titels. Wir haben uns in Leipzig noch nicht als großer Pokalschreck erwiesen. Das anstehende Spiel klingt nun auch eher nach Halbfinale als zweite Runde. Aber: Wir nehmen den Wettbewerb sehr ernst, wollen die Hürde Hoffenheim überspringen und deutlich weiterkommen als zuletzt.

DFB.de: Mit Schalke haben Sie 2011 den Titel gewonnen.

Rangnick: Ich glaube nach wie vor, wenn es sich damals in der Winterpause bei Hoffenheim nicht so entwickelt hätte, hätte ich auch im Pokalfinale gestanden. Nicht auf der Bank von Schalke, sondern auf der Bank von Hoffenheim. Eines ist aber völlig klar: Berlin zu erleben, ist etwas Besonderes. Die Atmosphäre in der Stadt und im Stadion ist großartig. Allein dafür lohnt es sich, Vollgas zu geben.

DFB.de: Drei Wettbewerbe bedeuten auch eine hohe Belastung. Wie gehen Sie damit persönlich um? Augsburg-Trainer Manuel Baum rechnete erst kürzlich vor, dass die Vorbereitung auf ein Bundesligaspiel etwa 90 bis 100 Stunden bedeuten würde.

Rangnick: Ich arbeite zumindest nicht 100 Stunden in der direkten Vorbereitung auf das jeweils nächste Spiel. Wenn ich die Arbeitsstunden meiner Mitarbeiter addiere, die dabei eine Rolle spielen, kann es aber schon sein. Aus diesem Grund umgibt man sich mit hochqualifiziertem Personal. Uns als Cheftrainern kommt dann die Aufgabe zu, Entscheidungen zu treffen: zur Grundordnung, dem Matchplan, der Aufstellung. Dazu braucht es vertrauensvolle Gespräche im Trainerstab. Natürlich ist das zeitintensiv, aber am Ende ist es auch das zum Beruf gewordene Hobby, das mir sehr viel Spaß macht.

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DFB.de: Sie können also noch abschalten?

Rangnick: Ich habe gelernt, mir immer mal wieder Auszeiten zu nehmen und auch ein Leben außerhalb des Fußballs zuzulassen. Es ist nicht so, dass man sich Tag und Nacht nur noch mit dem nächsten Spiel und dem nächsten Gegner beschäftigen muss.

DFB.de: Ein Spieler, der lange an Ihrer Seite stand, ist Dominik Kaiser, den Sie als "natürlichen Führungsspieler mit einer hohen Sozialkompetenz" bezeichneten. Im Sommer hat er Leipzig verlassen. Fehlt Ihnen dieser Spielertyp im aktuellen Kader?

Rangnick: Dominik war von Anfang an in Leipzig dabei und hat daher eine besondere Rolle im Verein eingenommen. Er hat alle Aufstiege mitgemacht, von der vierten Liga bis in die Champions League. Das wird es so schnell wohl nicht mehr geben. Trotzdem haben wir Spieler im Kader, die absolute Führungsrollen ausüben: Peter Gulacsi, Willi Orban, Kevin Kampl, Diego Demme, Marcel Sabitzer, Yussuf Poulsen, Emil Forsberg, Stefan Ilsanker, Marcel Halstenberg. Die Jungs sind schon lange bei RB, übernehmen Verantwortung und identifizieren sich mit dem Klub. Entscheidend ist aber, dass auch alle anderen Verantwortung übernehmen und wissen, auf was es für unser Team ankommt.

DFB.de: Kam die Niederlage gegen Salzburg in der Europa League also gerade recht?

Rangnick: Das Spiel war ein Hallo-Wach-Effekt und vielleicht notwendig, um allen noch mal klarzumachen, was wir uns erlauben können und was nicht. Nach der Niederlage haben wir einen guten Weg eingeschlagen und uns zu einem verschworenen Haufen entwickelt, gegen den es sehr schwer zu spielen ist.

DFB.de: Ende des vergangenen Jahres hatten Sie noch geklagt, dass die RB-Juniorenteams "seit fünf Jahren hinterherhecheln". Doch zuletzt beim 2:0 gegen Celtic Glasgow kam Erik Majetschak zu seinem Europa-League-Debüt. Dürfen sich die Leipzig-Fans schon bald auf mehr hoffnungsvolle Talente aus dem Nachwuchs freuen?

Rangnick: In Hoffenheim gab es zunächst ähnliche Probleme. Mittlerweile ist die TSG eines der Aushängeschilder für die Nachwuchsentwicklung. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga hat es dort etwa fünf Jahre gedauert, bis sich der erste Spieler in der Profimannschaft durchsetzen konnte. Wir sind mit RB in unserem dritten Bundesligajahr. Unser Anspruch muss es sein, in zwei Jahren Spieler aus unseren eigenen Reihen oben einbauen zu können. Dies zu schaffen, wird in den nächsten Jahren einer meiner Hauptansatzpunkte sein.

DFB.de: Dabei helfen kann ab Sommer 2019 Julian Nagelsmann. Warum wollten Sie ihn unbedingt nach Leipzig holen?

Rangnick: Als ich noch Cheftrainer in Hoffenheim war, hat er die U 16 trainiert. Ich habe einige Spiele selbst gesehen, und einmal hat mich Julian danach auch nach meiner Einschätzung gefragt. Seitdem habe ich seine Entwicklung verfolgt. Als er später die Bundesligamannschaft in akuter Abstiegsgefahr übernahm, hat er Hoffenheim sicher in der Liga gehalten, im nächsten Jahr schon in die Europa League geführt und im darauffolgenden Jahr sogar in die Champions League. Und das, obwohl er wichtige Abgänge zu verkraften hatte.

DFB.de: Sie sehen ihn also als optimale Besetzung?

Rangnick: Für einen jungen Trainer ist er außergewöhnlich. Wenn man sein Alter in Betracht zieht, sehe ich ihn sogar als eines der größten Trainertalente im europäischen Fußball.

DFB.de: Nach seiner Entscheidung wurde Nagelsmann vorgeworfen, durch den Wechsel nach Leipzig keinen Schritt nach vorne zu machen.

Rangnick: Der Standort in Leipzig bietet sicherlich noch mal andere Möglichkeiten, ist eine Nummer größer. Damit meine ich nicht die aktuelle Leistungsstärke, sondern das Potenzial. Ich habe beide Klubs trainiert und kann daher ganz gut beurteilen, dass Leipzig noch mal eine andere Dimension darstellt.

DFB.de: Werden Ihre drei Assistenztrainer Jesse Marsch, Robert Klauß und Lars Kornetka auch unter Julian Nagelsmann zum Trainerstab zählen?

Rangnick: Alle drei sind so kompetent, dass sie sich keine Sorgen um ihre Zukunft machen müssen. Lars Kornetka wird im Verein weiterarbeiten, ob er zu Julians Stab zählen wird, müssen wir nach der Saison zu gegebener Zeit noch mit ihm abstimmen. Dasselbe gilt für Jesse und Robert, die bisher beide immer als Cheftrainer tätig waren. Jetzt ist aber erst mal wichtig, dass wir weiterhin so gut zusammenarbeiten, wie das in den vergangenen Monaten der Fall war. Und allein darauf liegt unser aktueller Fokus.

DFB.de: Bleiben wir bei der Zukunft des Klubs: Mitte November beginnt der Umbau des Stadions. Ein Zeichen für die zunehmende Attraktivität von RB Leipzig?

Rangnick: Das Stadion wurde 2005 fertiggestellt und ausschließlich für die Weltmeisterschaft gebaut. Ein Bundesligist in Leipzig war damals noch nicht in Sicht. Dass nach 13 Jahren Nachrüstungsbedarf besteht, ist doch völlig klar. Hinzu kommt die EM-Vergabe, Leipzig wird bei der Europameisterschaft 2024 ein Austragungsort sein, daher werden wir die Arena entsprechend um- und ausbauen sowie modernisieren.

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