RB Leipzig vs. Bayern: Duell auf Augenhöhe

RB Leipzig hofft auf den ersten Titel der Vereinsgeschichte, der FC Bayern München auf den 19. Sieg im DFB-Pokal (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky). Doch die Kräfteverhältnisse sind bei weitem nicht so klar, wie es der Blick in die Trophäenschränke vermuten lässt.

Auf dieses Spiel schaut ganz Deutschland – und die ganze Welt. In jedem Land der Erde können Fußball-Fans das DFB-Pokalfinale zwischen RB Leipzig und Bayern München live verfolgen. Mehr als 74.000 werden im Stadion sein, vermutlich zehn Millionen plus X in Deutschland vor den Fernsehern. Das DFB-Pokalfinale ist der krönende Abschluss der nationalen Saison. Nach Berlin wollen sie alle, schon ganz zu Anfang einer jeden Spielzeit. Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung, mag diese Spiele zu Saisonbeginn ganz besonders. "Für mich ist die erste Runde ein emotionaler Höhepunkt, wenn man weiß, dass über ganz Deutschland verteilt viele kleine Vereine sich auf ihr Spiel vorbereiten. Diese Begeisterung mitzuerleben, das macht den großen Reiz des Pokals aus", sagt Frymuth. Und wenn es dann sogar noch weitergeht, steigen Vorfreude und Anspannung noch einmal.

Michael Müller hatte in diesem Mai prominenten Besuch. Erst kam Prinz Charles in die deutsche Hauptstadt, dann kam der DFB-Pokal, der wie üblich vor dem Finale im Roten Rathaus ausgestellt wurde. "Prinz Charles begeistert, aber der Pokal kann mithalten", sagte Berlins Regierender Bürgermeister beim traditionellen Cup Handover. Vor der Vitrine mit dem Pokal bildeten sich immer wieder Schlangen, Berlinerinnen und Berliner kamen, auch Touristen. Das Finale und Berlin – bei der inzwischen 35. Austragung hintereinander ist das eine echte Einheit geworden. Und ein Highlight für jeden Fußballer.

Abschied der Bayern-Legenden

Darüber hinaus ist die letzte Partie der Saison immer auch ein Abschiedsspiel. Nie bleibt ein Kader in Gänze über den Sommer hinaus beisammen, irgendwer geht ja immer. So lapidar ist diese Tatsache insbesondere beim FC Bayern allerdings diesmal nicht. Nach acht Jahren verlässt der verdiente und hochdekorierte brasilianische Außenverteidiger Rafinha (33) die Säbener Straße. Und dann geht mit dem Spiel in Berlin eine Ära zu Ende. Zwei Spieler nehmen Abschied, die dem deutschen Fußball im zurückliegenden Jahrzehnt sehr viel gegeben haben. Einen FC Bayern ohne Franck Ribéry (36) und Arjen Robben (35) kennen die jüngeren Fans gar nicht. Ribéry spielt seit 2007 für die Bayern, Robben seit 2009 – und beide waren sie maßgeblich an einem enorm erfolgreichen Abschnitt der Münchner Vereinsgeschichte beteiligt.

Ribéry ist mit jetzt neun Meistertiteln sogar Rekordmeister beim Rekordmeister, 2013 war er "Europas Fußballer des Jahres" – der bislang letzte aus der Bundesliga. Überhaupt: 2013. Es war das Jahr des bayerischen Triples aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Arjen Robben legte im "deutschen Finale" gegen Borussia Dortmund Mario Mandzukic das erste Tor auf und erzielte auf Zuspiel von Ribéry in der 89. Minute den Siegtreffer. Und bei den Bayern führte anschließend ein Song die inoffiziellen Fan-Charts an, der von Matthias Reim stammt und in dem es, umgedichtet, um einen Traum geht, um eine Wembley-Nacht und ein entscheidendes Tor: "Der Arjen hat’s gemacht."

Diese beiden Größen des Fußballs also, der eine Franzose, der andere Niederländer, sagen Servus – auf den Tag genau sechs Jahre nach dem Gewinn der Königsklasse. Wie gemalt, endete bereits vor einer Woche ihr letztes Bundesligaspiel. Bayern gewann 5:1, holte den Titel. Und beide alten Meister trafen. "Was wir miteinander erlebt haben, das ist etwas ganz Besonderes", sagt Robben. "Es hat so unglaublich viel Spaß gemacht auf dem Platz mit ihm." Ribéry spricht von einer "wunderbaren Geschichte", die die beiden miteinander erlebt hätten: "Dafür bin ich unheimlich dankbar." Das sind sie beim ganzen Klub. "Sie haben die erfolgreichste Dekade des FC Bayern mit fantastischem Fußball mitgeprägt", sagt der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Deshalb sollen die beiden im nächsten Jahr auch mit einem eigenen Spiel offiziell verabschiedet werden.

Starke Entwicklung

Die Personalie "Robbery" ist die prominenteste von vielen Geschichten rund um das DFB-Pokalfinale, das für die Bayern bereits das 23. ist. Für RB Leipzig, den jungen Verein aus Sachsen, ist die Teilnahme am großen Finale eine Premiere, als 36. Finalteilnehmer bewerben sie sich um ihren ersten Titel.

RB Leipzig gibt es erst seit zehn Jahren, seit 2016 sind die "Roten Bullen" erstklassig. RB ist der erste sächsische Verein im deutschen Pokalfinale seit dem Dresdner SC 1941 (und bislang gewannen die Sachsen bei drei Finalteilnahmen immer, jedes Mal mit 2:1). Der Klub aus Leipzig wächst schnell, aber mit Bedacht. Aus der Mannschaft, die es 2016 in die Bundesliga schaffte, sind noch zehn Spieler im Aufgebot. Yussuf Poulsen und Diego Demme trugen sogar schon in der 3. Liga das RB-Trikot.

Bei RB ist nicht nur die finale Reise nach Berlin bislang einmalig, schon die Qualifikation für das Viertel- und das Halbfinale gelang den Leipzigern zum ersten Mal. Überraschend ist die Siegesserie der jungen Mannschaft deshalb nicht. In der Bundesliga lief Leipzig als Dritter hinter den Bayern und Borussia Dortmund ins Ziel, qualifizierte sich damit direkt für die Champions League. Und geht es nach der Rückrundentabelle der Bundesliga, spielt im Pokalfinale der Erste (Bayern) gegen den Zweiten (Leipzig). In beiden Begegnungen in der gerade zu Ende gegangenen Bundesliga-Saison war RB ebenbürtig: Das erste Treffen entschieden die Bayern in der 83. Minute durch einen Treffer von Franck Ribéry für sich, das Rückspiel vor zwei Wochen endete torlos.

Beste Abwehr gegen besten Angriff

Die beste Abwehr der Liga (Leipzig, 29 Gegentore) trifft in Berlin auf den besten Angriff (Bayern, 88 Tore). Und RB hat in diesem Jahr erst zweimal verloren. Der Anspruch, das Finale für sich zu entscheiden und den ersten Titel für den Verein zu holen, speist sich daher nicht aus Zweckoptimismus oder einem "Jedes-Spiel-fängt-bei-0:0-an"-Glauben. Klein gegen Groß, David gegen Goliath – die vielzitierte Pokalkonstellation trifft auf das Finale nicht zu. Es treffen sich zwei Riesen auf Augenhöhe, zumindest fast. "Wir haben Spaß zusammen, wir wissen, was wir machen müssen, um zu gewinnen", erklärt Spielmacher Emil Forsberg. "Wir trainieren jeden Tag hart und geben immer 100 Prozent." Und, selbstredend: "Jetzt sind wir im Pokalfinale, jetzt wollen wir auch den Titel."

Und der FC Bayern? Hat immer die Ambition zu gewinnen, egal was, egal wo, egal wann. Nachdem die siebte Meisterschaft in Folge durch das 5:1 gegen Eintracht Frankfurt klargemacht wurde, soll es nun das Double werden. Es wäre das erste seit 2016 und das zwölfte insgesamt. Ein Blick in die Statistik zeigt das sicherste Rezept: Thomas Müller in Abschlusssituationen bringen! Denn wenn Müller im Pokal trifft, gewinnen die Bayern immer. So war es jedenfalls bisher – und das schon 21-mal.

[dfb]

RB Leipzig hofft auf den ersten Titel der Vereinsgeschichte, der FC Bayern München auf den 19. Sieg im DFB-Pokal (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky). Doch die Kräfteverhältnisse sind bei weitem nicht so klar, wie es der Blick in die Trophäenschränke vermuten lässt.

Auf dieses Spiel schaut ganz Deutschland – und die ganze Welt. In jedem Land der Erde können Fußball-Fans das DFB-Pokalfinale zwischen RB Leipzig und Bayern München live verfolgen. Mehr als 74.000 werden im Stadion sein, vermutlich zehn Millionen plus X in Deutschland vor den Fernsehern. Das DFB-Pokalfinale ist der krönende Abschluss der nationalen Saison. Nach Berlin wollen sie alle, schon ganz zu Anfang einer jeden Spielzeit. Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung, mag diese Spiele zu Saisonbeginn ganz besonders. "Für mich ist die erste Runde ein emotionaler Höhepunkt, wenn man weiß, dass über ganz Deutschland verteilt viele kleine Vereine sich auf ihr Spiel vorbereiten. Diese Begeisterung mitzuerleben, das macht den großen Reiz des Pokals aus", sagt Frymuth. Und wenn es dann sogar noch weitergeht, steigen Vorfreude und Anspannung noch einmal.

Michael Müller hatte in diesem Mai prominenten Besuch. Erst kam Prinz Charles in die deutsche Hauptstadt, dann kam der DFB-Pokal, der wie üblich vor dem Finale im Roten Rathaus ausgestellt wurde. "Prinz Charles begeistert, aber der Pokal kann mithalten", sagte Berlins Regierender Bürgermeister beim traditionellen Cup Handover. Vor der Vitrine mit dem Pokal bildeten sich immer wieder Schlangen, Berlinerinnen und Berliner kamen, auch Touristen. Das Finale und Berlin – bei der inzwischen 35. Austragung hintereinander ist das eine echte Einheit geworden. Und ein Highlight für jeden Fußballer.

Abschied der Bayern-Legenden

Darüber hinaus ist die letzte Partie der Saison immer auch ein Abschiedsspiel. Nie bleibt ein Kader in Gänze über den Sommer hinaus beisammen, irgendwer geht ja immer. So lapidar ist diese Tatsache insbesondere beim FC Bayern allerdings diesmal nicht. Nach acht Jahren verlässt der verdiente und hochdekorierte brasilianische Außenverteidiger Rafinha (33) die Säbener Straße. Und dann geht mit dem Spiel in Berlin eine Ära zu Ende. Zwei Spieler nehmen Abschied, die dem deutschen Fußball im zurückliegenden Jahrzehnt sehr viel gegeben haben. Einen FC Bayern ohne Franck Ribéry (36) und Arjen Robben (35) kennen die jüngeren Fans gar nicht. Ribéry spielt seit 2007 für die Bayern, Robben seit 2009 – und beide waren sie maßgeblich an einem enorm erfolgreichen Abschnitt der Münchner Vereinsgeschichte beteiligt.

Ribéry ist mit jetzt neun Meistertiteln sogar Rekordmeister beim Rekordmeister, 2013 war er "Europas Fußballer des Jahres" – der bislang letzte aus der Bundesliga. Überhaupt: 2013. Es war das Jahr des bayerischen Triples aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Arjen Robben legte im "deutschen Finale" gegen Borussia Dortmund Mario Mandzukic das erste Tor auf und erzielte auf Zuspiel von Ribéry in der 89. Minute den Siegtreffer. Und bei den Bayern führte anschließend ein Song die inoffiziellen Fan-Charts an, der von Matthias Reim stammt und in dem es, umgedichtet, um einen Traum geht, um eine Wembley-Nacht und ein entscheidendes Tor: "Der Arjen hat’s gemacht."

Diese beiden Größen des Fußballs also, der eine Franzose, der andere Niederländer, sagen Servus – auf den Tag genau sechs Jahre nach dem Gewinn der Königsklasse. Wie gemalt, endete bereits vor einer Woche ihr letztes Bundesligaspiel. Bayern gewann 5:1, holte den Titel. Und beide alten Meister trafen. "Was wir miteinander erlebt haben, das ist etwas ganz Besonderes", sagt Robben. "Es hat so unglaublich viel Spaß gemacht auf dem Platz mit ihm." Ribéry spricht von einer "wunderbaren Geschichte", die die beiden miteinander erlebt hätten: "Dafür bin ich unheimlich dankbar." Das sind sie beim ganzen Klub. "Sie haben die erfolgreichste Dekade des FC Bayern mit fantastischem Fußball mitgeprägt", sagt der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Deshalb sollen die beiden im nächsten Jahr auch mit einem eigenen Spiel offiziell verabschiedet werden.

Starke Entwicklung

Die Personalie "Robbery" ist die prominenteste von vielen Geschichten rund um das DFB-Pokalfinale, das für die Bayern bereits das 23. ist. Für RB Leipzig, den jungen Verein aus Sachsen, ist die Teilnahme am großen Finale eine Premiere, als 36. Finalteilnehmer bewerben sie sich um ihren ersten Titel.

RB Leipzig gibt es erst seit zehn Jahren, seit 2016 sind die "Roten Bullen" erstklassig. RB ist der erste sächsische Verein im deutschen Pokalfinale seit dem Dresdner SC 1941 (und bislang gewannen die Sachsen bei drei Finalteilnahmen immer, jedes Mal mit 2:1). Der Klub aus Leipzig wächst schnell, aber mit Bedacht. Aus der Mannschaft, die es 2016 in die Bundesliga schaffte, sind noch zehn Spieler im Aufgebot. Yussuf Poulsen und Diego Demme trugen sogar schon in der 3. Liga das RB-Trikot.

Bei RB ist nicht nur die finale Reise nach Berlin bislang einmalig, schon die Qualifikation für das Viertel- und das Halbfinale gelang den Leipzigern zum ersten Mal. Überraschend ist die Siegesserie der jungen Mannschaft deshalb nicht. In der Bundesliga lief Leipzig als Dritter hinter den Bayern und Borussia Dortmund ins Ziel, qualifizierte sich damit direkt für die Champions League. Und geht es nach der Rückrundentabelle der Bundesliga, spielt im Pokalfinale der Erste (Bayern) gegen den Zweiten (Leipzig). In beiden Begegnungen in der gerade zu Ende gegangenen Bundesliga-Saison war RB ebenbürtig: Das erste Treffen entschieden die Bayern in der 83. Minute durch einen Treffer von Franck Ribéry für sich, das Rückspiel vor zwei Wochen endete torlos.

Beste Abwehr gegen besten Angriff

Die beste Abwehr der Liga (Leipzig, 29 Gegentore) trifft in Berlin auf den besten Angriff (Bayern, 88 Tore). Und RB hat in diesem Jahr erst zweimal verloren. Der Anspruch, das Finale für sich zu entscheiden und den ersten Titel für den Verein zu holen, speist sich daher nicht aus Zweckoptimismus oder einem "Jedes-Spiel-fängt-bei-0:0-an"-Glauben. Klein gegen Groß, David gegen Goliath – die vielzitierte Pokalkonstellation trifft auf das Finale nicht zu. Es treffen sich zwei Riesen auf Augenhöhe, zumindest fast. "Wir haben Spaß zusammen, wir wissen, was wir machen müssen, um zu gewinnen", erklärt Spielmacher Emil Forsberg. "Wir trainieren jeden Tag hart und geben immer 100 Prozent." Und, selbstredend: "Jetzt sind wir im Pokalfinale, jetzt wollen wir auch den Titel."

Und der FC Bayern? Hat immer die Ambition zu gewinnen, egal was, egal wo, egal wann. Nachdem die siebte Meisterschaft in Folge durch das 5:1 gegen Eintracht Frankfurt klargemacht wurde, soll es nun das Double werden. Es wäre das erste seit 2016 und das zwölfte insgesamt. Ein Blick in die Statistik zeigt das sicherste Rezept: Thomas Müller in Abschlusssituationen bringen! Denn wenn Müller im Pokal trifft, gewinnen die Bayern immer. So war es jedenfalls bisher – und das schon 21-mal.

###more###