Rauch: "Große Spiele zu gutem Zeitpunkt"

Der VfL Wolfsburg trifft in der UEFA Women's Champions League heute (ab 17 Uhr live auf Sport1) im Viertelfinalhinspiel auf den englischen Spitzenreiter FC Chelsea. Im DFB.de-Interview spricht Wolfsburgs Felicitas Rauch (24) über die Chancen aufs Weiterkommen, den Hype um den englischen Frauenfußball und das Wiedersehen mit den Nationalmannschaftskolleginnen Ann-Kathrin Berger und Melanie Leupolz sowie der ehemaligen Wolfsburgerin Pernille Harder.

DFB.de: Felicitas, ist dieses Duell aus Ihrer Sicht ein ganz großes Spiel?

Felicitas Rauch: Ja, absolut. Das Viertelfinale der Champions League ist in diesem Jahr fast ausschließlich mit hochkarätigen Vereinen besetzt. Da sind jede Menge klanghafte Namen dabei. Uns würde ich selbstverständlich in diese Reihe einordnen. Die beiden Partien mit Chelsea werden jeweils ein spannendes Kräftemessen. Ich freue mich ganz besonders darauf. Das werden große Spiele zu einem guten Zeitpunkt für uns. Wir sind gerade richtig gut drauf und bereit für diese Begegnung.

DFB.de: Könnte diese Partie aus Ihrer Sicht auch ein Endspiel sein?

Rauch: Natürlich. Dafür reicht ja ein Blick rüber nach England und die Entwicklung der Women's Super League. Chelsea ist dort Tabellenführer vor Manchester City und Arsenal London. Wir hätten auch nichts dagegen gehabt, Chelsea erst in einem möglichen Finale zu treffen. Aber wir nehmen die Herausforderung gerne an und wollen den nächsten Schritt machen und ins Halbfinale einziehen.

DFB.de: Was ist dafür nötig?

Rauch: Wir brauchen zwei richtig gute Leistungen, um gegen Chelsea bestehen zu können. Beide Mannschaften haben tolle Spielerinnen im Kader. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, wer wir sind. Wir standen in der vergangenen Saison im Endspiel der Champions League und müssen uns sicher nicht verstecken. Wir haben in der Vergangenheit große Erfolge gefeiert. Deshalb halte ich es für sinnvoll, wenn wir in erster Linie auf uns schauen und nicht zu sehr auf den Gegner. Natürlich hat Chelsea eine beeindruckende Offensive. Aber wir haben trotzdem die Möglichkeit, eine Runde weiterzukommen. Wir sind dafür stark genug.

DFB.de: Haben Sie das Gefühl, dass um den englischen Frauenfußball gerade ein Hype entsteht?

Rauch: Es ist vielleicht gerade der Trend, dass es einige Außenstehende so wahrnehmen, dass sich in England im Moment viel tut und wir in Deutschland gefühlt auf dem Standstreifen stehen. Insbesondere im Bereich Vermarktung nimmt der Frauenfußball dort gerade eine Vorreiterrolle ein, was die Wahrnehmung nochmal schärft. Fußballerisch haben wir jedoch ebenfalls zahlreiche nationale und internationale Nationalspielerinnen in unseren Reihen. Diese Qualitäten wollen wir einsetzen, um wieder ins Finale zu kommen.

DFB.de: Ist das Spiel gegen Chelsea vielleicht auch eine Chance, um ein Zeichen für den deutschen Frauenfußball zu setzen?

Rauch: Natürlich. Jede Spielerin bei uns hat ihren eigenen Stolz und will zeigen, dass wir uns vor niemandem zu verstecken brauchen - auch nicht vor den englischen Teams. Wichtig ist es, dass wir diesen eigenen Ansprüchen auch Taten folgen lassen und unsere Leistung in den beiden Spielen auf den Platz bringen. Wir haben es selbst in der Hand. Wir werden unser Bestmögliches geben - gerne auch für den deutschen Frauenfußball.

DFB.de: Wann haben Sie zuletzt gegen eine englische Mannschaft gespielt?

Rauch: Das muss in einem Testspiel mit dem VfL Wolfsburg gegen den FC Arsenal gewesen sein. Da dies jedoch mittlerweile fast zwei Jahre her ist, ist dies aber ganz sicher nicht mehr aussagekräftig. Auch deshalb bin ich sehr gespannt auf die Partie gegen Chelsea, um persönlich einschätzen zu können, ob der Hype gerechtfertigt ist oder eventuell auch nicht.

DFB.de: Mit Ann-Kathrin Berger und Melanie Leupolz stehen zwei deutsche Nationalspielerinnen in Chelsea unter Vertrag, außerdem die ehemalige Wolfsburgerin Pernille Harder.

Rauch: Das ist natürlich eine besondere Konstellation. Mit Melli und Ann-Kathrin tausche ich mich bei der Natio regelmäßig aus, um zu erfahren, wie es in der Liga und im Verein läuft. Es ist schön zu sehen, dass sie dort ihren Weg gehen und sich auf hohem Niveau durchgesetzt haben. Aber während der 90 Minuten hat diese Konstellation keine Bedeutung mehr. Da wollen wir gewinnen.

DFB.de: Und Pernille Harder?

Rauch: Sie hat während ihrer Zeit in Wolfsburg gezeigt, dass sie eine überragende Stürmerin ist, die den Unterschied ausmachen kann. Wir haben ihren Weggang aus Wolfsburg als Chance gesehen, um als Team weniger abhängig von einer Spielerin zu sein. Ich finde, dass wir das bis jetzt ganz gut gemacht haben. Gegen Chelsea wird es wichtig sein, dass wir uns gemeinsam als Mannschaft gegen ihre individuelle Klasse stellen. Ich gehe von einem Duell auf Augenhöhe aus. Und deshalb glaube ich, dass am Ende das stärkere Kollektiv ins Halbfinale einziehen wird. Hier sehe ich unsere große Chance. Gute Einzelspielerinnen, die im Team funktionieren, haben wir auch.

DFB.de: Am Sonntag sind Sie ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga liegen sie als Zweiter noch aussichtreich im Rennen und auch in der Champions League ist alles möglich. Läuft alles nach Plan bislang?

Rauch: Weitestgehend. Man darf nicht vergessen, was für ein Pensum wir in den vergangenen Monaten zu erfüllen hatten. Vor diesem Hintergrund kann ich der Mannschaft nur ein Kompliment machen, dass wir momentan Woche für Woche die Siege holen. Das mag manchmal einfach aussehen, aber das ist es auf keinen Fall. Auch wenn es viele denken: Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich werte es als sehr gutes Zeichen, dass wir uns in der Defensive wieder stabilisiert und zuletzt nichts zugelassen haben. Das war vorher nicht immer so. Natürlich ärgern uns im Rückblick die Niederlage gegen Bayern München und vor allem das Unentschieden beim SC Freiburg. Dadurch haben wir es in der Bundesliga leider nicht mehr in den eigenen Händen. Das ist bitter. Hier müssen wir auf einen Ausrutscher der Bayern hoffen und gleichzeitig unsere Hausaufgaben erledigen. Dann werden wir sehen, was am Ende rauskommt.

DFB.de: Lebt also der Traum vom Triple noch?

Rauch: Wir haben den Geist und den Willen, das Maximale zu erreichen. Wir müssen weiterhin Spiel für Spiel abliefern. Und natürlich lebt bei uns der Traum vom Triple. Wir sind Profisportlerinnen und haben den Glauben daran. Wenn das nicht der Fall wäre, dann wären wir im Leistungssport wahrscheinlich nicht richtig aufgehoben. Wir werden alles geben, was in unserer Macht steht. Mehr geht nicht.

DFB.de: Sie sind im zweiten Jahr in Wolfsburg und unumstrittene Stammspielerin. Alles gut also?

Rauch: Im Moment läuft es wirklich super für mich. Ich bin fit und genieße das sehr professionelle Umfeld in Wolfsburg. Ich fühle mich in besten Händen hier. So kann ich mich auf und neben dem Platz optimal entfalten. Ich möchte mich persönlich und die Mannschaft voranbringen. Dafür sind Spiele wie gegen Chelsea optimal.

DFB.de: Wikipedia schreibt bei Ihrer Position "Angriff, Mittelfeld, Abwehr". Wann wird dort die Torhüterin ergänzt?

Rauch: Gar nicht. (lacht) Ich fühle mich als linke Außenverteidigerin gerade sehr, sehr wohl. Die Position des Torhüters habe ich meinem Bruder jahrelang überlassen. Das sollte auch so bleiben.

DFB.de: Wie ist denn die Tendenz bei Ihnen zu erklären, dass Sie aus der Offensive Schritt für Schritt in die Defensive zurückgegangen sind?

Rauch: Ich sehe mich als sehr offensive Außenverteidigerin. Ich möchte das Spiel von meiner Position aus nach vorne unterstützen. Außerdem laufe ich gerne viel die Linie rauf und runter. Zudem liebe ich es, wenn ich den Ball am Fuß habe und am Spielaufbau beteiligt bin. Deshalb ist die Position der linken Außenverteidigerin wie für mich gemacht. Ich genieße es gerade, dass ich dort spielen kann.

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Der VfL Wolfsburg trifft in der UEFA Women's Champions League heute (ab 17 Uhr live auf Sport1) im Viertelfinalhinspiel auf den englischen Spitzenreiter FC Chelsea. Im DFB.de-Interview spricht Wolfsburgs Felicitas Rauch (24) über die Chancen aufs Weiterkommen, den Hype um den englischen Frauenfußball und das Wiedersehen mit den Nationalmannschaftskolleginnen Ann-Kathrin Berger und Melanie Leupolz sowie der ehemaligen Wolfsburgerin Pernille Harder.

DFB.de: Felicitas, ist dieses Duell aus Ihrer Sicht ein ganz großes Spiel?

Felicitas Rauch: Ja, absolut. Das Viertelfinale der Champions League ist in diesem Jahr fast ausschließlich mit hochkarätigen Vereinen besetzt. Da sind jede Menge klanghafte Namen dabei. Uns würde ich selbstverständlich in diese Reihe einordnen. Die beiden Partien mit Chelsea werden jeweils ein spannendes Kräftemessen. Ich freue mich ganz besonders darauf. Das werden große Spiele zu einem guten Zeitpunkt für uns. Wir sind gerade richtig gut drauf und bereit für diese Begegnung.

DFB.de: Könnte diese Partie aus Ihrer Sicht auch ein Endspiel sein?

Rauch: Natürlich. Dafür reicht ja ein Blick rüber nach England und die Entwicklung der Women's Super League. Chelsea ist dort Tabellenführer vor Manchester City und Arsenal London. Wir hätten auch nichts dagegen gehabt, Chelsea erst in einem möglichen Finale zu treffen. Aber wir nehmen die Herausforderung gerne an und wollen den nächsten Schritt machen und ins Halbfinale einziehen.

DFB.de: Was ist dafür nötig?

Rauch: Wir brauchen zwei richtig gute Leistungen, um gegen Chelsea bestehen zu können. Beide Mannschaften haben tolle Spielerinnen im Kader. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, wer wir sind. Wir standen in der vergangenen Saison im Endspiel der Champions League und müssen uns sicher nicht verstecken. Wir haben in der Vergangenheit große Erfolge gefeiert. Deshalb halte ich es für sinnvoll, wenn wir in erster Linie auf uns schauen und nicht zu sehr auf den Gegner. Natürlich hat Chelsea eine beeindruckende Offensive. Aber wir haben trotzdem die Möglichkeit, eine Runde weiterzukommen. Wir sind dafür stark genug.

DFB.de: Haben Sie das Gefühl, dass um den englischen Frauenfußball gerade ein Hype entsteht?

Rauch: Es ist vielleicht gerade der Trend, dass es einige Außenstehende so wahrnehmen, dass sich in England im Moment viel tut und wir in Deutschland gefühlt auf dem Standstreifen stehen. Insbesondere im Bereich Vermarktung nimmt der Frauenfußball dort gerade eine Vorreiterrolle ein, was die Wahrnehmung nochmal schärft. Fußballerisch haben wir jedoch ebenfalls zahlreiche nationale und internationale Nationalspielerinnen in unseren Reihen. Diese Qualitäten wollen wir einsetzen, um wieder ins Finale zu kommen.

DFB.de: Ist das Spiel gegen Chelsea vielleicht auch eine Chance, um ein Zeichen für den deutschen Frauenfußball zu setzen?

Rauch: Natürlich. Jede Spielerin bei uns hat ihren eigenen Stolz und will zeigen, dass wir uns vor niemandem zu verstecken brauchen - auch nicht vor den englischen Teams. Wichtig ist es, dass wir diesen eigenen Ansprüchen auch Taten folgen lassen und unsere Leistung in den beiden Spielen auf den Platz bringen. Wir haben es selbst in der Hand. Wir werden unser Bestmögliches geben - gerne auch für den deutschen Frauenfußball.

DFB.de: Wann haben Sie zuletzt gegen eine englische Mannschaft gespielt?

Rauch: Das muss in einem Testspiel mit dem VfL Wolfsburg gegen den FC Arsenal gewesen sein. Da dies jedoch mittlerweile fast zwei Jahre her ist, ist dies aber ganz sicher nicht mehr aussagekräftig. Auch deshalb bin ich sehr gespannt auf die Partie gegen Chelsea, um persönlich einschätzen zu können, ob der Hype gerechtfertigt ist oder eventuell auch nicht.

DFB.de: Mit Ann-Kathrin Berger und Melanie Leupolz stehen zwei deutsche Nationalspielerinnen in Chelsea unter Vertrag, außerdem die ehemalige Wolfsburgerin Pernille Harder.

Rauch: Das ist natürlich eine besondere Konstellation. Mit Melli und Ann-Kathrin tausche ich mich bei der Natio regelmäßig aus, um zu erfahren, wie es in der Liga und im Verein läuft. Es ist schön zu sehen, dass sie dort ihren Weg gehen und sich auf hohem Niveau durchgesetzt haben. Aber während der 90 Minuten hat diese Konstellation keine Bedeutung mehr. Da wollen wir gewinnen.

DFB.de: Und Pernille Harder?

Rauch: Sie hat während ihrer Zeit in Wolfsburg gezeigt, dass sie eine überragende Stürmerin ist, die den Unterschied ausmachen kann. Wir haben ihren Weggang aus Wolfsburg als Chance gesehen, um als Team weniger abhängig von einer Spielerin zu sein. Ich finde, dass wir das bis jetzt ganz gut gemacht haben. Gegen Chelsea wird es wichtig sein, dass wir uns gemeinsam als Mannschaft gegen ihre individuelle Klasse stellen. Ich gehe von einem Duell auf Augenhöhe aus. Und deshalb glaube ich, dass am Ende das stärkere Kollektiv ins Halbfinale einziehen wird. Hier sehe ich unsere große Chance. Gute Einzelspielerinnen, die im Team funktionieren, haben wir auch.

DFB.de: Am Sonntag sind Sie ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga liegen sie als Zweiter noch aussichtreich im Rennen und auch in der Champions League ist alles möglich. Läuft alles nach Plan bislang?

Rauch: Weitestgehend. Man darf nicht vergessen, was für ein Pensum wir in den vergangenen Monaten zu erfüllen hatten. Vor diesem Hintergrund kann ich der Mannschaft nur ein Kompliment machen, dass wir momentan Woche für Woche die Siege holen. Das mag manchmal einfach aussehen, aber das ist es auf keinen Fall. Auch wenn es viele denken: Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich werte es als sehr gutes Zeichen, dass wir uns in der Defensive wieder stabilisiert und zuletzt nichts zugelassen haben. Das war vorher nicht immer so. Natürlich ärgern uns im Rückblick die Niederlage gegen Bayern München und vor allem das Unentschieden beim SC Freiburg. Dadurch haben wir es in der Bundesliga leider nicht mehr in den eigenen Händen. Das ist bitter. Hier müssen wir auf einen Ausrutscher der Bayern hoffen und gleichzeitig unsere Hausaufgaben erledigen. Dann werden wir sehen, was am Ende rauskommt.

DFB.de: Lebt also der Traum vom Triple noch?

Rauch: Wir haben den Geist und den Willen, das Maximale zu erreichen. Wir müssen weiterhin Spiel für Spiel abliefern. Und natürlich lebt bei uns der Traum vom Triple. Wir sind Profisportlerinnen und haben den Glauben daran. Wenn das nicht der Fall wäre, dann wären wir im Leistungssport wahrscheinlich nicht richtig aufgehoben. Wir werden alles geben, was in unserer Macht steht. Mehr geht nicht.

DFB.de: Sie sind im zweiten Jahr in Wolfsburg und unumstrittene Stammspielerin. Alles gut also?

Rauch: Im Moment läuft es wirklich super für mich. Ich bin fit und genieße das sehr professionelle Umfeld in Wolfsburg. Ich fühle mich in besten Händen hier. So kann ich mich auf und neben dem Platz optimal entfalten. Ich möchte mich persönlich und die Mannschaft voranbringen. Dafür sind Spiele wie gegen Chelsea optimal.

DFB.de: Wikipedia schreibt bei Ihrer Position "Angriff, Mittelfeld, Abwehr". Wann wird dort die Torhüterin ergänzt?

Rauch: Gar nicht. (lacht) Ich fühle mich als linke Außenverteidigerin gerade sehr, sehr wohl. Die Position des Torhüters habe ich meinem Bruder jahrelang überlassen. Das sollte auch so bleiben.

DFB.de: Wie ist denn die Tendenz bei Ihnen zu erklären, dass Sie aus der Offensive Schritt für Schritt in die Defensive zurückgegangen sind?

Rauch: Ich sehe mich als sehr offensive Außenverteidigerin. Ich möchte das Spiel von meiner Position aus nach vorne unterstützen. Außerdem laufe ich gerne viel die Linie rauf und runter. Zudem liebe ich es, wenn ich den Ball am Fuß habe und am Spielaufbau beteiligt bin. Deshalb ist die Position der linken Außenverteidigerin wie für mich gemacht. Ich genieße es gerade, dass ich dort spielen kann.

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