Rafalski: "Die WM war eine emotionale Achterbahnfahrt"

Rekorde, Fans und erstklassiger Fußball: Die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland war ein voller Erfolg - und für Katrin Rafalski ein ganz besonderer Abschied auf Turnierebene. Nach den Weltmeisterschaftem 2011 in Deutschland, 2015 in Kanada und 2019 in Frankreich war der Auftritt bei der diesjährigen WM ihr letzter - und einer, den sie so niemals vergessen wird: Insgesamt sieben Einsätze durfte Rafalski verbuchen, dreimal auf dem Feld im Schiedsrichterinnen-Team mit Esther Staubli und Susann Küng, zweimal als Videoassistentin und zweimal in der Support Area als Timekeeperin. Im DFB.de-Interview spricht die Schiedsrichterin des Jahres 2014/2015 und 2021/2022 über ihr letztes großes Turnier, die Stimmung im Land und den erstmaligen Einsatz der VAR-Durchsagen im Stadion.

DFB.de: Frau Rafalski, die Zahlen verdeutlichen: Das war eine ganz besondere Weltmeisterschaft. Besser hätte es für ihr letztes Turnier nicht kommen können, oder?

Katrin Rafalski: Das war wirklich unglaublich. Der Zuschauerzuspruch war immens hoch. Alle drei Spiele, in denen wir zum Einsatz kamen, waren ausverkauft. Die Euphorie war im gesamten Land spürbar, die Einschaltquoten waren hoch und die Stimmung sehr positiv. Dieses Turnier hat, egal wo man hingekommen ist, großen Spaß gemacht. Natürlich wusste ich aber auch, dass es mein letztes Turnier ist - da habe ich jedem Einsatz auf dem Feld entgegengefiebert und natürlich gehofft, so viele Einsätze wie möglich zu bekommen. Dieses Turnier war eine emotionale Achterbahnfahrt.

DFB.de: Haben Sie diese positive Stimmung im Stadion auf dem Platz wahrgenommen?

Rafalski: Während des Spiels bekomme ich das immer nicht so mit, weil ich da den Fokus auf das Spiel lege und sehr konzentriert bin. Als wir uns als Zuschauerinnen die Spiele im Stadion angeschaut haben, war aber schon spürbar, wie diese positive Stimmung und diese Freude, sich im Stadion auch auf das Feld übertragen hat. Da hast du im Stadion Gänsehaut gehabt. Du sitzt in diesem Moment zwar als Unparteiische dort, aber du wirst so mitgerissen, dass du bei einer Laola mit aufstehst, wir sind ja schließlich auch Fußballfans - auch wenn wir natürlich kein Team angefeuert haben. (lacht) Aber die Stimmung war einfach so gut, dass jeder mit Freude mit dabei war.

DFB.de: Sind Sie trotz den Erfahrungen, die Sie im Laufe Ihrer Karriere gesammelt haben, vor Spielen dann noch nervös? Gerade auf dieser besonderen Bühne?

Rafalski: Total. Wenn ich vor solchen Spielen nicht mehr nervös bin, dann kann ich aufhören. (lacht) Ich bin dann schon auch angespannt, aber das hilft, weil ich dann konzentrierter in ein Spiel gehe. Ich höre vor dem Spiel meistens Musik und quatsche nicht so viel. Mit meinen Kolleginnen und der Schweizer-Deutsch-Musik hat es nicht ganz harmoniert, aber zum Glück gibt es auch Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung. (lacht) Von daher hat mich das nicht in meinem Ablauf gestört.

DFB.de: Dafür hat es auf Platz mit den Schweizer Schiedsrichterkolleginnen Esther Staubli und Susann Küng besonders gut harmoniert?

Rafalski: Auf jeden Fall, wir haben nach der Nominierung schon die gesamte Vorbereitung gemeinsam im Team gemacht. Die Zusammenarbeit und die Stimmung waren super, weil wir so schon gut aufeinander abgestimmt waren. Es hat menschlich sehr gut gepasst, was es dann auf dem Platz oder in den Trainingseinheiten auch einfach macht. Aber auch außerhalb des Trainings sind wir losgezogen und haben unsere Freizeit zusammen verbracht. Es war einfach klasse. Ich habe so ein, zwei Tage vor dem Heimflug festgestellt, dass wir bei 42 Trainingstagen sind. Da war ich überrascht, weil ich mich keine einzige Sekunde in diesem Turnier gelangweilt habe.

DFB.de: Was sicher auch an der Anzahl der Einsätze lag?

Rafalski: Das stimmt. Ich war gut frequentiert mit Einsätzen. Wir haben dreimal gewunken, dann war ich zweimal Videoassistentin als Offside-VAR und zweimal in der Support Area Timekeeperin. So hatte ich mit sieben Einsätzen einen guten Rhythmus und war eigentlich jeden Spieltag eingesetzt. Und wenn ich mal keinen Einsatz hatte, dann war ich auf dem Weg zu einem Spiel. Ich bin mit keinen Erwartungen hingefahren und bin mit überaus positiven Erlebnissen nach Hause gekommen.

DFB.de: Wir hatten bei dieser WM eine Neuheit, die besonders die Schiedsrichterinnen betroffen hat. Zum ersten Mal wurden nach der Überprüfung des Videobeweis die Entscheidungen laut im Stadion durchgesagt. Wie haben Sie das als Fan im Stadion wahrgenommen?

Rafalski: Ich finde das klasse. Wenn die Schiedsrichterin zum Monitor geht und sich die Szene nochmal anschaut, herrscht im Stadion immer eine gewisse Ungewissheit. Die Durchsagen waren für die Fans dann auch transparent und kamen wirklich super an, da gab es nicht einmal irgendeinen Buh-Ruf. Das war von der FIFA sehr gut organisiert, da diese Ansagen in jedem Training geübt wurden. Vor Beginn der Übungseinheiten mussten die Schiedsrichterinnen eine Durchsage machen, sodass wir für den Ernstfall vorbereitet waren.

DFB.de: Selbst im Finale zwischen England und Spanien kam diese Neuheit zum Einsatz. Wie haben Sie die Partie verfolgt?

Rafalski: Von meiner Couch aus. (lacht)

DFB.de: Und zufrieden mit dem Ergebnis?

Rafalski: Ich bin mit allem happy. Das Turnier ist sehr gut verlaufen und auch die Leistungen der Schiedsrichterinnen waren sehr gut. Abschließend gab es keinen schöneren Zeitpunkt auf Turnierebene aufzuhören, wie nach einer WM in Australien und Neuseeland, bei der alles gut lief. Auch der Einsatz des VAR hat super funktioniert und es gab keine Entscheidung, die unterm Strich falsch getroffen wurde. Überspitzt gesagt, war es mir vollkommen egal, ob Spanien oder England Weltmeister wird. Am Ende soll die bessere Mannschaft gewinnen und es ist natürlich besonders schön, wenn die Schiedsrichterinnen umjubelt werden, weil sie eine gute Leistung gebracht haben. Das freut mich am meisten.  

DFB.de: Zum Abschluss: Gab es eine Situation, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?

Rafalski: Es gab viele schöne Momente. Insgesamt bleibt jedes Spiel im Stadion, bei dem wir auf der Tribüne zugeschaut haben oder selbst auf dem Platz standen in Erinnerung. Damit war und bin ich sehr glücklich. Bei der Verabschiedung der FIFA wurde unserem Team nochmal gespiegelt, dass es ein fehlerfreies Turnier war und wir jederzeit, egal in welcher Funktion, willkommen sind. Irgendwie war ich gerührt, sehr stolz und auch ein bisschen traurig, dass es jetzt vorbei ist. Am Ende ist es einfach super, dass ich sagen kann: Ich hatte eine wirklich tolle Zeit. 

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Rekorde, Fans und erstklassiger Fußball: Die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland war ein voller Erfolg - und für Katrin Rafalski ein ganz besonderer Abschied auf Turnierebene. Nach den Weltmeisterschaftem 2011 in Deutschland, 2015 in Kanada und 2019 in Frankreich war der Auftritt bei der diesjährigen WM ihr letzter - und einer, den sie so niemals vergessen wird: Insgesamt sieben Einsätze durfte Rafalski verbuchen, dreimal auf dem Feld im Schiedsrichterinnen-Team mit Esther Staubli und Susann Küng, zweimal als Videoassistentin und zweimal in der Support Area als Timekeeperin. Im DFB.de-Interview spricht die Schiedsrichterin des Jahres 2014/2015 und 2021/2022 über ihr letztes großes Turnier, die Stimmung im Land und den erstmaligen Einsatz der VAR-Durchsagen im Stadion.

DFB.de: Frau Rafalski, die Zahlen verdeutlichen: Das war eine ganz besondere Weltmeisterschaft. Besser hätte es für ihr letztes Turnier nicht kommen können, oder?

Katrin Rafalski: Das war wirklich unglaublich. Der Zuschauerzuspruch war immens hoch. Alle drei Spiele, in denen wir zum Einsatz kamen, waren ausverkauft. Die Euphorie war im gesamten Land spürbar, die Einschaltquoten waren hoch und die Stimmung sehr positiv. Dieses Turnier hat, egal wo man hingekommen ist, großen Spaß gemacht. Natürlich wusste ich aber auch, dass es mein letztes Turnier ist - da habe ich jedem Einsatz auf dem Feld entgegengefiebert und natürlich gehofft, so viele Einsätze wie möglich zu bekommen. Dieses Turnier war eine emotionale Achterbahnfahrt.

DFB.de: Haben Sie diese positive Stimmung im Stadion auf dem Platz wahrgenommen?

Rafalski: Während des Spiels bekomme ich das immer nicht so mit, weil ich da den Fokus auf das Spiel lege und sehr konzentriert bin. Als wir uns als Zuschauerinnen die Spiele im Stadion angeschaut haben, war aber schon spürbar, wie diese positive Stimmung und diese Freude, sich im Stadion auch auf das Feld übertragen hat. Da hast du im Stadion Gänsehaut gehabt. Du sitzt in diesem Moment zwar als Unparteiische dort, aber du wirst so mitgerissen, dass du bei einer Laola mit aufstehst, wir sind ja schließlich auch Fußballfans - auch wenn wir natürlich kein Team angefeuert haben. (lacht) Aber die Stimmung war einfach so gut, dass jeder mit Freude mit dabei war.

DFB.de: Sind Sie trotz den Erfahrungen, die Sie im Laufe Ihrer Karriere gesammelt haben, vor Spielen dann noch nervös? Gerade auf dieser besonderen Bühne?

Rafalski: Total. Wenn ich vor solchen Spielen nicht mehr nervös bin, dann kann ich aufhören. (lacht) Ich bin dann schon auch angespannt, aber das hilft, weil ich dann konzentrierter in ein Spiel gehe. Ich höre vor dem Spiel meistens Musik und quatsche nicht so viel. Mit meinen Kolleginnen und der Schweizer-Deutsch-Musik hat es nicht ganz harmoniert, aber zum Glück gibt es auch Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung. (lacht) Von daher hat mich das nicht in meinem Ablauf gestört.

DFB.de: Dafür hat es auf Platz mit den Schweizer Schiedsrichterkolleginnen Esther Staubli und Susann Küng besonders gut harmoniert?

Rafalski: Auf jeden Fall, wir haben nach der Nominierung schon die gesamte Vorbereitung gemeinsam im Team gemacht. Die Zusammenarbeit und die Stimmung waren super, weil wir so schon gut aufeinander abgestimmt waren. Es hat menschlich sehr gut gepasst, was es dann auf dem Platz oder in den Trainingseinheiten auch einfach macht. Aber auch außerhalb des Trainings sind wir losgezogen und haben unsere Freizeit zusammen verbracht. Es war einfach klasse. Ich habe so ein, zwei Tage vor dem Heimflug festgestellt, dass wir bei 42 Trainingstagen sind. Da war ich überrascht, weil ich mich keine einzige Sekunde in diesem Turnier gelangweilt habe.

DFB.de: Was sicher auch an der Anzahl der Einsätze lag?

Rafalski: Das stimmt. Ich war gut frequentiert mit Einsätzen. Wir haben dreimal gewunken, dann war ich zweimal Videoassistentin als Offside-VAR und zweimal in der Support Area Timekeeperin. So hatte ich mit sieben Einsätzen einen guten Rhythmus und war eigentlich jeden Spieltag eingesetzt. Und wenn ich mal keinen Einsatz hatte, dann war ich auf dem Weg zu einem Spiel. Ich bin mit keinen Erwartungen hingefahren und bin mit überaus positiven Erlebnissen nach Hause gekommen.

DFB.de: Wir hatten bei dieser WM eine Neuheit, die besonders die Schiedsrichterinnen betroffen hat. Zum ersten Mal wurden nach der Überprüfung des Videobeweis die Entscheidungen laut im Stadion durchgesagt. Wie haben Sie das als Fan im Stadion wahrgenommen?

Rafalski: Ich finde das klasse. Wenn die Schiedsrichterin zum Monitor geht und sich die Szene nochmal anschaut, herrscht im Stadion immer eine gewisse Ungewissheit. Die Durchsagen waren für die Fans dann auch transparent und kamen wirklich super an, da gab es nicht einmal irgendeinen Buh-Ruf. Das war von der FIFA sehr gut organisiert, da diese Ansagen in jedem Training geübt wurden. Vor Beginn der Übungseinheiten mussten die Schiedsrichterinnen eine Durchsage machen, sodass wir für den Ernstfall vorbereitet waren.

DFB.de: Selbst im Finale zwischen England und Spanien kam diese Neuheit zum Einsatz. Wie haben Sie die Partie verfolgt?

Rafalski: Von meiner Couch aus. (lacht)

DFB.de: Und zufrieden mit dem Ergebnis?

Rafalski: Ich bin mit allem happy. Das Turnier ist sehr gut verlaufen und auch die Leistungen der Schiedsrichterinnen waren sehr gut. Abschließend gab es keinen schöneren Zeitpunkt auf Turnierebene aufzuhören, wie nach einer WM in Australien und Neuseeland, bei der alles gut lief. Auch der Einsatz des VAR hat super funktioniert und es gab keine Entscheidung, die unterm Strich falsch getroffen wurde. Überspitzt gesagt, war es mir vollkommen egal, ob Spanien oder England Weltmeister wird. Am Ende soll die bessere Mannschaft gewinnen und es ist natürlich besonders schön, wenn die Schiedsrichterinnen umjubelt werden, weil sie eine gute Leistung gebracht haben. Das freut mich am meisten.  

DFB.de: Zum Abschluss: Gab es eine Situation, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?

Rafalski: Es gab viele schöne Momente. Insgesamt bleibt jedes Spiel im Stadion, bei dem wir auf der Tribüne zugeschaut haben oder selbst auf dem Platz standen in Erinnerung. Damit war und bin ich sehr glücklich. Bei der Verabschiedung der FIFA wurde unserem Team nochmal gespiegelt, dass es ein fehlerfreies Turnier war und wir jederzeit, egal in welcher Funktion, willkommen sind. Irgendwie war ich gerührt, sehr stolz und auch ein bisschen traurig, dass es jetzt vorbei ist. Am Ende ist es einfach super, dass ich sagen kann: Ich hatte eine wirklich tolle Zeit. 

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