Potsdams Elsig: "Das Potenzial ist da"

Zwölf Vereine, ein Ziel: der Saisonstart in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Am 4. September (ab 19.15 Uhr, live auf Eurosport) geht es mit dem Topspiel von Titelverteidiger VfL Wolfsburg gegen die SGS Essen wieder los. In einer Serie stellt DFB.de bis dahin eine Protagonistin jeder Mannschaft vor. Heute: die 27 Jahre alte Nationalspielerin Johanna Elsig von Turbine Potsdam.

DFB.de: Frau Elsig, bald startet die neue Saison. Turbine empfängt zum Auftakt die TSG Hoffenheim. Die Sommerpause fiel in diesem Jahr etwas kürzer aus. Haben Sie nach dem besonderen Ende der vergangenen Spielzeit Ihre freie Zeit genießen können?

Johanna Elsig: Es war schade, dass man nicht in den Sommerurlaub fahren konnte. Das wäre ein schöner Cut von der letzten zur neuen Saison gewesen. Dadurch hatte ich mehr Zeit für die Familie und konnte auch so abschalten. Die Vorfreude auf die neue Saison ist groß, weil wir mit Sofian Chahed einen neuen Trainer bekommen haben, deswegen kann es eigentlich gar nicht früh genug losgehen.

DFB.de: Wie sind Ihre Eindrücke von Sofian Chahed?

Elsig: Sehr gut. Er weiß, was er möchte und hat eine Philosophie, die er durchzieht. Natürlich brauchen wir ein bisschen Zeit, um uns zu finden. Wir haben schließlich einige neue Spielerinnen und Sofian als neuen Trainer. Er ist sehr kommunikativ, fügt sich gut in die Mannschaft ein und spielt auch gerne beim Training mit. Es ist einfach ein lockerer Umgang, wobei aber jeder weiß, wann volle Konzentration angesagt ist. Das ist ein guter Mix, den wir haben.

DFB.de: Chahed trainiert erstmals eine Frauen-Mannschaft. Bislang hatte er ausschließlich Jugend-Teams bei Hertha BSC betreut. Merkt man ihm noch an, dass er sich umgewöhnen muss?

Elsig: Da gibt es keine großen Unterschiede. Fußball ist Fußball. Klar, er muss uns nicht mehr erziehen wie die Jungs bei Hertha. Bei uns sind dann andere Prioritäten gesetzt. Für ihn ist es lediglich eine Umstellung mit Frauen zu trainieren, weil wir einfach anders ticken als Männer. Aber er war da auch überrascht, wie gut vieles bei uns im Training schon klappt.

DFB.de: Der angesprochene Trainerwechsel kam vor allem auch dadurch zustande, weil Matthias Rudolph nicht hauptamtlich tätig sein konnte. Haben sich durch den nun hauptamtlichen Trainer die Bedingungen schon weiter professionalisiert?

Elsig: An den Bedingungen arbeitet der Verein sowieso. Dadurch, dass wir am Olympiastützpunkt sind, haben wir sowieso ziemlich gute Bedingungen. Grundsätzlich ist die Organisation einfacher für jemanden, der das hauptamtlich macht, weil er nicht auf andere Sachen schauen muss. Man merkt in kleinen Dingen auf jeden Fall schon Veränderungen. Noch mehr zum Tragen wird es wahrscheinlich während der Saison kommen.

DFB.de: Turbine musste einige Abgänge hinnehmen. Verstärkt wurde sich vornehmlich mit jungen Spielerinnen aus Leverkusen und Bremen. Reicht das, um wieder oben mitzuspielen?

Elsig: Wir müssen einfach zeigen, dass wir ein Team auf dem Platz sind. Wir haben gute Spielerinnen, sicherlich sind da auch viele unerfahrene dabei, aber manchmal sind junge Wilde auch gar nicht so schlecht. Wir haben schon die Ambitionen wieder oben mitzuspielen. Aber wir müssen uns jetzt erst mal als Team finden, bevor wir genau sagen können, in welche Richtung es gehen soll.

DFB.de: Nach der SGS Essen hat Potsdam das zweitjüngste Team der Liga. Ist das eher ein Vorteil oder Nachteil?

Elsig: In der vergangenen Saison waren wir das jüngste Team und sind Vierter geworden. Das hatte uns nach dem schlechten Saisonstart auch niemand mehr zugetraut. Deswegen bin ich gespannt, denn das Potenzial ist da. Von den jungen Spielerinnen müssen auch welche Verantwortung übernehmen. Da arbeiten wir gerade dran.

DFB.de: Sie spielen nun schon seit 2012 bei Turbine Potsdam. Was macht für Sie der Verein aus?

Elsig: Potsdam ist ein Verein, auf den man sich verlassen kann. Ich weiß, was ich hier habe. Natürlich sind das nicht die Bedingungen wie beim VfL Wolfsburg oder Bayern München, vielleicht auch nicht die gleichen finanziellen Strukturen. Aber wenn es Probleme gibt, weiß man, zu wem man gehen muss, um das Problem aus dem Weg zu schaffen. Es ist familiär, das mag ich einfach. Die Wege sind kurz. Das schätze ich an Turbine.

DFB.de: Immer mehr Frauenteams schließen sich den großen Profiteams der Männer an. Kann Turbine Potsdam in seiner jetzigen Form da auch künftig noch wettbewerbsfähig sein?

Elsig: Turbine ist es wichtig, weiterhin ein eigenständiger Verein zu bleiben. Darauf sind wir sehr stolz. Durch die Kooperation mit Hertha BSC hat sich schon etwas geändert. Das ist erstmal eine Win-win-Situation für beide und kann eventuell auch eine langfristige Lösung sein. Da Hertha noch keine Frauenabteilung hat, kam ihnen die Kooperation entgegen. Der Druck auf die großen Vereine auch Frauenmannschaften zu haben wird immer größer. So sind aktuell zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

DFB.de: Wie verfolgen Sie die Diskussion um die Rückkehr der Zuschauer ins Stadion? Haben Sie sich schon an die Stille im Stadion gewöhnt?

Elsig: Daran gewöhnt habe ich mich nicht. Während dem Spiel merkt man es eigentlich nur in gewissen Situationen. Mir fällt es eher beim Warmmachen auf. Potsdam hat eine relativ große Fankultur und es wäre dementsprechend schön, wenn unsere Anhänger wieder ins Stadion kommen könnten. Die Fans sind die zwölfte Frau für uns. Gerade bei uns im Karl-Liebknecht-Stadion spielen die Gegner nicht gerne. Das soll auch so bleiben.

DFB.de: Im September stehen auch wieder die ersten Länderspiele an. Das letzte Länderspiel war Anfang März das 4:0 im Algarve Cup gegen Norwegen. Wie sehr freuen Sie sich auf die anstehenden Länderspiele nach der langen Pause?

Elsig: Die Vorfreude ist schon sehr groß. Wir haben uns alle lange nicht gesehen. Wir wollen die EM-Qualifikation ohne Punktverlust abschließen. Das erste Spiel findet nun in Essen statt. Dort hatten wir vor zwei Jahren ein tolles Länderspiel gegen Österreich, das gut besucht war. Ich hoffe, dass Fans bis dahin möglich sein werden. Dann wollen wir gemeinsam mit unseren Fans den nächsten Schritt machen.

DFB.de: Die erste Partie gegen Irland ist das Spitzenspiel in der Qualifikationsgruppe. Die Irinnen stehen mit einem Punkt vor dem DFB-Team, haben aber ein Spiel mehr. Ist da die Weiße Weste in Gefahr?

Elsig: Es sollte auf jeden Fall unser Ziel sein, weiterhin die Null zu halten. Wir spielen für Deutschland, wir haben einen guten Frauenfußball. Die Teams, die wir in der Gruppe haben, sind alle schlagbar. Ich weiß, dass eine Defensive auch Turniere gewinnen kann, deswegen sollten wir auch schon in der Qualifikation das Ziel haben, jedes Spiel zu Null zu spielen.

[tb]

Zwölf Vereine, ein Ziel: der Saisonstart in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Am 4. September (ab 19.15 Uhr, live auf Eurosport) geht es mit dem Topspiel von Titelverteidiger VfL Wolfsburg gegen die SGS Essen wieder los. In einer Serie stellt DFB.de bis dahin eine Protagonistin jeder Mannschaft vor. Heute: die 27 Jahre alte Nationalspielerin Johanna Elsig von Turbine Potsdam.

DFB.de: Frau Elsig, bald startet die neue Saison. Turbine empfängt zum Auftakt die TSG Hoffenheim. Die Sommerpause fiel in diesem Jahr etwas kürzer aus. Haben Sie nach dem besonderen Ende der vergangenen Spielzeit Ihre freie Zeit genießen können?

Johanna Elsig: Es war schade, dass man nicht in den Sommerurlaub fahren konnte. Das wäre ein schöner Cut von der letzten zur neuen Saison gewesen. Dadurch hatte ich mehr Zeit für die Familie und konnte auch so abschalten. Die Vorfreude auf die neue Saison ist groß, weil wir mit Sofian Chahed einen neuen Trainer bekommen haben, deswegen kann es eigentlich gar nicht früh genug losgehen.

DFB.de: Wie sind Ihre Eindrücke von Sofian Chahed?

Elsig: Sehr gut. Er weiß, was er möchte und hat eine Philosophie, die er durchzieht. Natürlich brauchen wir ein bisschen Zeit, um uns zu finden. Wir haben schließlich einige neue Spielerinnen und Sofian als neuen Trainer. Er ist sehr kommunikativ, fügt sich gut in die Mannschaft ein und spielt auch gerne beim Training mit. Es ist einfach ein lockerer Umgang, wobei aber jeder weiß, wann volle Konzentration angesagt ist. Das ist ein guter Mix, den wir haben.

DFB.de: Chahed trainiert erstmals eine Frauen-Mannschaft. Bislang hatte er ausschließlich Jugend-Teams bei Hertha BSC betreut. Merkt man ihm noch an, dass er sich umgewöhnen muss?

Elsig: Da gibt es keine großen Unterschiede. Fußball ist Fußball. Klar, er muss uns nicht mehr erziehen wie die Jungs bei Hertha. Bei uns sind dann andere Prioritäten gesetzt. Für ihn ist es lediglich eine Umstellung mit Frauen zu trainieren, weil wir einfach anders ticken als Männer. Aber er war da auch überrascht, wie gut vieles bei uns im Training schon klappt.

DFB.de: Der angesprochene Trainerwechsel kam vor allem auch dadurch zustande, weil Matthias Rudolph nicht hauptamtlich tätig sein konnte. Haben sich durch den nun hauptamtlichen Trainer die Bedingungen schon weiter professionalisiert?

Elsig: An den Bedingungen arbeitet der Verein sowieso. Dadurch, dass wir am Olympiastützpunkt sind, haben wir sowieso ziemlich gute Bedingungen. Grundsätzlich ist die Organisation einfacher für jemanden, der das hauptamtlich macht, weil er nicht auf andere Sachen schauen muss. Man merkt in kleinen Dingen auf jeden Fall schon Veränderungen. Noch mehr zum Tragen wird es wahrscheinlich während der Saison kommen.

DFB.de: Turbine musste einige Abgänge hinnehmen. Verstärkt wurde sich vornehmlich mit jungen Spielerinnen aus Leverkusen und Bremen. Reicht das, um wieder oben mitzuspielen?

Elsig: Wir müssen einfach zeigen, dass wir ein Team auf dem Platz sind. Wir haben gute Spielerinnen, sicherlich sind da auch viele unerfahrene dabei, aber manchmal sind junge Wilde auch gar nicht so schlecht. Wir haben schon die Ambitionen wieder oben mitzuspielen. Aber wir müssen uns jetzt erst mal als Team finden, bevor wir genau sagen können, in welche Richtung es gehen soll.

DFB.de: Nach der SGS Essen hat Potsdam das zweitjüngste Team der Liga. Ist das eher ein Vorteil oder Nachteil?

Elsig: In der vergangenen Saison waren wir das jüngste Team und sind Vierter geworden. Das hatte uns nach dem schlechten Saisonstart auch niemand mehr zugetraut. Deswegen bin ich gespannt, denn das Potenzial ist da. Von den jungen Spielerinnen müssen auch welche Verantwortung übernehmen. Da arbeiten wir gerade dran.

DFB.de: Sie spielen nun schon seit 2012 bei Turbine Potsdam. Was macht für Sie der Verein aus?

Elsig: Potsdam ist ein Verein, auf den man sich verlassen kann. Ich weiß, was ich hier habe. Natürlich sind das nicht die Bedingungen wie beim VfL Wolfsburg oder Bayern München, vielleicht auch nicht die gleichen finanziellen Strukturen. Aber wenn es Probleme gibt, weiß man, zu wem man gehen muss, um das Problem aus dem Weg zu schaffen. Es ist familiär, das mag ich einfach. Die Wege sind kurz. Das schätze ich an Turbine.

DFB.de: Immer mehr Frauenteams schließen sich den großen Profiteams der Männer an. Kann Turbine Potsdam in seiner jetzigen Form da auch künftig noch wettbewerbsfähig sein?

Elsig: Turbine ist es wichtig, weiterhin ein eigenständiger Verein zu bleiben. Darauf sind wir sehr stolz. Durch die Kooperation mit Hertha BSC hat sich schon etwas geändert. Das ist erstmal eine Win-win-Situation für beide und kann eventuell auch eine langfristige Lösung sein. Da Hertha noch keine Frauenabteilung hat, kam ihnen die Kooperation entgegen. Der Druck auf die großen Vereine auch Frauenmannschaften zu haben wird immer größer. So sind aktuell zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

DFB.de: Wie verfolgen Sie die Diskussion um die Rückkehr der Zuschauer ins Stadion? Haben Sie sich schon an die Stille im Stadion gewöhnt?

Elsig: Daran gewöhnt habe ich mich nicht. Während dem Spiel merkt man es eigentlich nur in gewissen Situationen. Mir fällt es eher beim Warmmachen auf. Potsdam hat eine relativ große Fankultur und es wäre dementsprechend schön, wenn unsere Anhänger wieder ins Stadion kommen könnten. Die Fans sind die zwölfte Frau für uns. Gerade bei uns im Karl-Liebknecht-Stadion spielen die Gegner nicht gerne. Das soll auch so bleiben.

DFB.de: Im September stehen auch wieder die ersten Länderspiele an. Das letzte Länderspiel war Anfang März das 4:0 im Algarve Cup gegen Norwegen. Wie sehr freuen Sie sich auf die anstehenden Länderspiele nach der langen Pause?

Elsig: Die Vorfreude ist schon sehr groß. Wir haben uns alle lange nicht gesehen. Wir wollen die EM-Qualifikation ohne Punktverlust abschließen. Das erste Spiel findet nun in Essen statt. Dort hatten wir vor zwei Jahren ein tolles Länderspiel gegen Österreich, das gut besucht war. Ich hoffe, dass Fans bis dahin möglich sein werden. Dann wollen wir gemeinsam mit unseren Fans den nächsten Schritt machen.

DFB.de: Die erste Partie gegen Irland ist das Spitzenspiel in der Qualifikationsgruppe. Die Irinnen stehen mit einem Punkt vor dem DFB-Team, haben aber ein Spiel mehr. Ist da die Weiße Weste in Gefahr?

Elsig: Es sollte auf jeden Fall unser Ziel sein, weiterhin die Null zu halten. Wir spielen für Deutschland, wir haben einen guten Frauenfußball. Die Teams, die wir in der Gruppe haben, sind alle schlagbar. Ich weiß, dass eine Defensive auch Turniere gewinnen kann, deswegen sollten wir auch schon in der Qualifikation das Ziel haben, jedes Spiel zu Null zu spielen.

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