Pokalheld 1992: Als Uwe Kamps Rekordelfmeterkiller wurde

Er war vor allem für seine schrillbunten Trikots und kecken Frisuren bekannt und dafür, für einen Torwart ziemlich klein (1,80 Meter) zu sein. 1988 stand er im Tor der Olympiaauswahl, die in Seoul die Bronzemedaille gewann, da wurde er etwas bekannter. Bis zu jenem 7. April 1992 war das der größte Moment seiner Laufbahn, die sich zu jenem Zeitpunkt schon auf zehn Profijahre erstreckte. Immer nur für einen Verein: Borussia Mönchengladbach. Spätestens jetzt dürfte jeder Fußballfan, der alt genug ist, wissen, wer gemeint ist: Uwe Kamps, der ewige Borusse, der seine Karriere 2004 natürlich auch in Mönchengladbach mit fast 40 Jahren beendete. Und der doch nie weg war, noch immer ist er Torwarttrainer bei der Borussia. Dass Marc-André ter Stegen heute in Barcelona im Tor steht und festes Mitglied der Nationalmannschaft ist, das ist auch sein Verdienst. Er selbst hat es nie zum A-Nationalspieler gebracht, aber er hält einen Rekord, an den kürzlich wieder einmal erinnert wurde.

Als Saarbrückens Daniel Batz im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Fortuna Düsseldorf vier Elfmeter hielt, musste den Fans erklärt werden, dass diese herausragende Leistung trotz allem kein Rekord war. Batz hielt vier von zehn Schüssen, da war der Nürnberger Daniel Klewer 2006 gegen Unterhaching relativ schon besser (vier von fünf). Aber unerreicht bleibt Uwe Kamps: Er wurde im Halbfinale 1992 gegen Bayer Leverkusen zum Mister Hundertprozent und hielt alle vier Schüsse der Bayer-Profis Jorginho, Heiko Herrlich, Ioan Lupescu und Martin Kree. Einmalig! Dramatischer Höhepunkt eines schon dramatisch verlaufenen Spiels, in dem Bayers DDR-Importe Ulf Kirsten (51.) und Andreas Thom (119.) wenigstens aus dem Spiel heraus in der Lage waren, Kamps zu bezwingen.

Tipp beim Jorginho-Elfer, "bei den anderen war's Gefühlssache"

Da dessen Kollegen Thomas Kastenmaier (60.) und Hans-Jörg Criens (95.) auch trafen, musste es zum Elfmeterschießen kommen. Das war denkwürdig, da 75 Prozent aller Schüsse nicht verwandelt wurden, Auch Kollege Rüdiger Vollborn hielt einen Elfmeter (von Horst Steffen), Jörg Neun schoss neben das Tor. Kamps aber bekam alle vier Schüsse zu fassen, weshalb es keinen fünften mehr geben musste. Er hatte zwar keinen Zettel im Schuh, war aber gegenüber Vollborn im Vorteil dadurch, dass Borussias noch neuer Trainer Jürgen Gelsdorf zuvor in Leverkusen gearbeitet hatte und Kamps Tipps geben konnte. Man sah sie gleich nach der Verlängerung die Köpfe zusammenstecken und schon bei Jorginhos Elfmeter zahlte sich das aus.

"Da lag der Trainer genau richtig. Bei den anderen war's Gefühlssache", berichtete Kamps, als er endlich wieder zu Wort kommen durfte. Das war das Schwierigste an seinem größten Karriereabend, denn als das Drama vom Kreidepunkt beendet war, stürmten die Fans den Platz. Kamps lag platt auf dem Boden, alle Viere von sich gestreckt und wollte eigentlich nur genießen. Doch die Mitspieler und einige Fans stürzten sich auf ihn. "Zum Glück hat man sie dann weggezogen. Noch ein Stückchen länger und die Lichter wären ausgegangen", sagte er später. Auch ein Interview mit ZDF-Reporter Rolf Töpperwien war nicht möglich. "Töppi" kam einfach nicht durch – selten genug für den klassischen Fieldreporter jener Jahre. Kamps war von Hunderten euphorischer Fans umzingelt, unentwegt skandierten sie ihr "Uwe, Uwe“. Es war fast wie zu Uwe Seelers Zeiten in Hamburg.

Auch Hannover siegt im Elfmeterschießen

Das Chaos nach dem Spiel forderte seinen Tribut. Kamps wurde die kleine Torwarttasche entwendet, in der sich Handschuhe und ein Talisman befanden, Reporter Töpperwien verlor sein allzu prall gefülltes Portemonnaie (mit angeblich 1300 DM). Als sich der Trubel legte, blühte der Flachs in den Katakomben des alten Bökelbergs. "So viele Elfmeter hast Du doch in Deiner ganzen Laufbahn nicht gehalten. Am besten machst Du jetzt Schluss", witzelte der kürzlich verstorbene Borussen-Stürmer Criens. Daran war natürlich nicht zu denken. Zum einen war Kamps erst 27, zum anderen ging es nun zum Finale nach Berlin. Wo man gegen Zweitligist Hannover 96 hoher Favorit war.

Hannover kam auf dem gleichen Weg ins Finale, bloß dass am 8. April 1992 in den 120 Minuten gegen Werder Bremen nur zwei Tore fielen. Auch hier also Elfmeterschießen, auch hier avancierte ein Torwart zum Helden. Zunächst lag Hannover nach Carsten Surmanns Fehlschuss zurück, doch danach verfehlte Rune Bratseth das Tor. Alle anderen trafen. Als sechster Hannoveraner trat überraschend Torwart Jörg Sievers an, der das 7:6 selbst erzielte – und dann den entscheidenden Schuss von Marco Bode hielt. Kleine Ausrede für die Rehhagel-Elf: Werder war durch einen Magen-Darm-Virus geschwächt und beklagte drei Ausfälle.

Beinahe logisch, dass auch das Finale zwischen der Borussia und Hannover ins Elfmeterschießen musste. Sievers hielt diesmal zwei Bälle, Kamps einen – und Borussia verlor. Drei Jahre später gewann Kamps den Pokal dann doch noch. Es war sein einziger Vereinstitel in 518 Pflichtspielen. Aber selbst das 3:0 gegen den VfL Wolfsburg änderte nichts daran, das Kamps noch heute sagt: "Das war das außergewöhnlichste Spiel meiner Karriere."

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Er war vor allem für seine schrillbunten Trikots und kecken Frisuren bekannt und dafür, für einen Torwart ziemlich klein (1,80 Meter) zu sein. 1988 stand er im Tor der Olympiaauswahl, die in Seoul die Bronzemedaille gewann, da wurde er etwas bekannter. Bis zu jenem 7. April 1992 war das der größte Moment seiner Laufbahn, die sich zu jenem Zeitpunkt schon auf zehn Profijahre erstreckte. Immer nur für einen Verein: Borussia Mönchengladbach. Spätestens jetzt dürfte jeder Fußballfan, der alt genug ist, wissen, wer gemeint ist: Uwe Kamps, der ewige Borusse, der seine Karriere 2004 natürlich auch in Mönchengladbach mit fast 40 Jahren beendete. Und der doch nie weg war, noch immer ist er Torwarttrainer bei der Borussia. Dass Marc-André ter Stegen heute in Barcelona im Tor steht und festes Mitglied der Nationalmannschaft ist, das ist auch sein Verdienst. Er selbst hat es nie zum A-Nationalspieler gebracht, aber er hält einen Rekord, an den kürzlich wieder einmal erinnert wurde.

Als Saarbrückens Daniel Batz im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Fortuna Düsseldorf vier Elfmeter hielt, musste den Fans erklärt werden, dass diese herausragende Leistung trotz allem kein Rekord war. Batz hielt vier von zehn Schüssen, da war der Nürnberger Daniel Klewer 2006 gegen Unterhaching relativ schon besser (vier von fünf). Aber unerreicht bleibt Uwe Kamps: Er wurde im Halbfinale 1992 gegen Bayer Leverkusen zum Mister Hundertprozent und hielt alle vier Schüsse der Bayer-Profis Jorginho, Heiko Herrlich, Ioan Lupescu und Martin Kree. Einmalig! Dramatischer Höhepunkt eines schon dramatisch verlaufenen Spiels, in dem Bayers DDR-Importe Ulf Kirsten (51.) und Andreas Thom (119.) wenigstens aus dem Spiel heraus in der Lage waren, Kamps zu bezwingen.

Tipp beim Jorginho-Elfer, "bei den anderen war's Gefühlssache"

Da dessen Kollegen Thomas Kastenmaier (60.) und Hans-Jörg Criens (95.) auch trafen, musste es zum Elfmeterschießen kommen. Das war denkwürdig, da 75 Prozent aller Schüsse nicht verwandelt wurden, Auch Kollege Rüdiger Vollborn hielt einen Elfmeter (von Horst Steffen), Jörg Neun schoss neben das Tor. Kamps aber bekam alle vier Schüsse zu fassen, weshalb es keinen fünften mehr geben musste. Er hatte zwar keinen Zettel im Schuh, war aber gegenüber Vollborn im Vorteil dadurch, dass Borussias noch neuer Trainer Jürgen Gelsdorf zuvor in Leverkusen gearbeitet hatte und Kamps Tipps geben konnte. Man sah sie gleich nach der Verlängerung die Köpfe zusammenstecken und schon bei Jorginhos Elfmeter zahlte sich das aus.

"Da lag der Trainer genau richtig. Bei den anderen war's Gefühlssache", berichtete Kamps, als er endlich wieder zu Wort kommen durfte. Das war das Schwierigste an seinem größten Karriereabend, denn als das Drama vom Kreidepunkt beendet war, stürmten die Fans den Platz. Kamps lag platt auf dem Boden, alle Viere von sich gestreckt und wollte eigentlich nur genießen. Doch die Mitspieler und einige Fans stürzten sich auf ihn. "Zum Glück hat man sie dann weggezogen. Noch ein Stückchen länger und die Lichter wären ausgegangen", sagte er später. Auch ein Interview mit ZDF-Reporter Rolf Töpperwien war nicht möglich. "Töppi" kam einfach nicht durch – selten genug für den klassischen Fieldreporter jener Jahre. Kamps war von Hunderten euphorischer Fans umzingelt, unentwegt skandierten sie ihr "Uwe, Uwe“. Es war fast wie zu Uwe Seelers Zeiten in Hamburg.

Auch Hannover siegt im Elfmeterschießen

Das Chaos nach dem Spiel forderte seinen Tribut. Kamps wurde die kleine Torwarttasche entwendet, in der sich Handschuhe und ein Talisman befanden, Reporter Töpperwien verlor sein allzu prall gefülltes Portemonnaie (mit angeblich 1300 DM). Als sich der Trubel legte, blühte der Flachs in den Katakomben des alten Bökelbergs. "So viele Elfmeter hast Du doch in Deiner ganzen Laufbahn nicht gehalten. Am besten machst Du jetzt Schluss", witzelte der kürzlich verstorbene Borussen-Stürmer Criens. Daran war natürlich nicht zu denken. Zum einen war Kamps erst 27, zum anderen ging es nun zum Finale nach Berlin. Wo man gegen Zweitligist Hannover 96 hoher Favorit war.

Hannover kam auf dem gleichen Weg ins Finale, bloß dass am 8. April 1992 in den 120 Minuten gegen Werder Bremen nur zwei Tore fielen. Auch hier also Elfmeterschießen, auch hier avancierte ein Torwart zum Helden. Zunächst lag Hannover nach Carsten Surmanns Fehlschuss zurück, doch danach verfehlte Rune Bratseth das Tor. Alle anderen trafen. Als sechster Hannoveraner trat überraschend Torwart Jörg Sievers an, der das 7:6 selbst erzielte – und dann den entscheidenden Schuss von Marco Bode hielt. Kleine Ausrede für die Rehhagel-Elf: Werder war durch einen Magen-Darm-Virus geschwächt und beklagte drei Ausfälle.

Beinahe logisch, dass auch das Finale zwischen der Borussia und Hannover ins Elfmeterschießen musste. Sievers hielt diesmal zwei Bälle, Kamps einen – und Borussia verlor. Drei Jahre später gewann Kamps den Pokal dann doch noch. Es war sein einziger Vereinstitel in 518 Pflichtspielen. Aber selbst das 3:0 gegen den VfL Wolfsburg änderte nichts daran, das Kamps noch heute sagt: "Das war das außergewöhnlichste Spiel meiner Karriere."

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