Pokalfinalisten auf Augenhöhe: Ein Spiel, ein Elfmeterschießen

Am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) trifft RB Leipzig im DFB-Pokalfinale auf Rekordsieger FC Bayern München. Schon in der vergangenen Saison gab es das Duell im DFB-Pokal, damals in der zweiten Runde. Die Premiere vom 25. Oktober 2017 ist ein gutes Omen für ein spannendes Spiel: Die Entscheidung fiel erst im Elfmeterschießen.

Was Erfahrung anging, trennten sie noch Welten, in der Tabelle der Saison 2017/2018 war es Ende Oktober aber nur ein Punkt. Und da sich Rekordmeister FC Bayern München gerade eine Krise und in Folge dessen einen neuen (und altbekannten) Trainer geholt hatte, war er keineswegs der haushohe Favorit vor dem Zweitrundenspiel bei RB Leipzig, dem furiosen Newcomer. Die Sachsen absolvierten erst ihre zweite Bundesligasaison, waren schon Champions League-Teilnehmer undmitten in einer Siegesserie von vier Spielen.

Das Los hätte es also besser meinen können mit den Bayern, bei denen elf Tage zuvor die vierte Amtszeit von Jupp Heynckes, standesgemäß mit zwei Siegen, begonnen hatte. RB-Sportdirektor Ralf Rangnick kommentierte selbstbewusst: "Ich gehe davon aus, dass sich die Bayern auch einen anderen Gegner gewünscht haben." Sie sahen sich als Herausforderer, der nichts zu verlieren hatte. RB-Trainer Ralph Hasenhüttl: "Die Bayern sind eine Klassemannschaft, wir sind auf dem Weg dahin." Timo Werner fragte keck: "Warum nicht auch die Bayern schlagen?"

"Ein richtig geiles Fußballspiel"

Unmittelbar nach der Heynckes-Verpflichtung trauten aber schon wieder 61,5 Prozent der Teilnehmer an einer Kicker-Umfrage dem Meister den Sieg zu. Bayern-Abwehrchef Mats Hummels versprach: "Es wird ein richtig geiles Fußballspiel, da bin ich mir ganz sicher." Davon ging auch die ARD aus, die an jenem Mittwochabend live übertrug. Beim Anpfiff fehlte den Bayern Nationaltorwart Manuel Neuer (Mittelfußbruch), Kultdribbler Franck Ribéry (Knieverletzung) und Thomas Müller (Muskelfaserriss). RB dagegen meldete volle Besetzung.

42.558 Zuschauer sorgten für eine ausverkaufte Leipziger Arena. Der in der Bundesliga gerade eingeführte Video-Assistent durfte noch nicht zu Rate gezogen werden, das war erst ab dem Viertelfinale gestattet. Man hätte ihn gut gebrauchen können, aber in der 34. Minute hätte er wohl auch keine Klarheit schaffen können. Wann genau Arturo Vidals Foul an Emil Forsberg begann, das Schiedsrichter Felix Zwayer mit Gelb, aber nicht mit Elfmeter bestrafte, weil ihm sein Assistent zu einer anderen Ansicht verhalf, konnte auch die Zeitlupe "kaum zweifelsfrei auflösen", wie der Kicker anmerkte.

Tor in Unterzahl

Leipzig spielte unverdrossen weiter und beschäftigte Neuer-Vertreter Sven Ulreich häufiger als die Bayern Peter Gulasci im RB-Tor. Emil Forsberg und Jean-Kevin Augustin hatten das 1:0 auf dem Fuß, doch das fiel erst nach der Pause. Damit rechneten nur noch wenige, da Naby Keita in der 54. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden war. Statt geschockt zu sein, löste das eine Trotzreaktion bei den Leipzigern aus, und als Yussuf Poulsen nach 67 Minuten in den Strafraum eindrang und von Jerome Boateng zu Fall gebracht wurde, gab Zwayer einen Elfmeter, den Forsberg zum 1:0 nutzte.

Es sprach für die Reife der Bayern, dass sie nicht resignierten und fast umgehend durch Thiago zurückschlugen - 1:1 nach 73 Minuten. Mit diesem Stand ging es in die Verlängerung, in der die Bayern ihre Überzahl nicht ausnutzen konnten, der eingewechselte U 23-Spieler Kwasi Okyere Wriedt köpfte noch an die Latte, und Gulacsi hielt herausragend

Nur ein Fehlschuss durch Werner

Nach 120 Minuten beendete Zwayer diesen packenden Pokalfight und bat zum Elfmeterschießen. In dem zeigten die ersten neun Schützen keine Nerven. Fünfmal legte Bayern vor, viermal glich RB aus, dann legte sich Timo Werner den Ball zurecht. Er musste treffen, sonst hätte RB verloren. Werner schoss durchaus platziert, aber Ulreich hatte die Ecke, parierte und verhalf seinem Team so in die nächste Runde.

"Wir haben viele brandgefährliche Konter zugelassen, heute haben wir in einigen Situationen das nötige Glück gehabt", gestand Hummels. Hasenhüttl berichtete aus dem Seelenleben der unglücklichen Leipziger: "Die Spieler sitzen in der Kabine und wissen nicht, warum sie verloren haben. Was für ein heroischer Kampf, den wir geliefert haben." Zugabe, bitte, am Samstag in Berlin!

Das Spielschema

RB Leipzig – Bayern München 1:1 (1:1, 0:0) n.V., 4:5 i.E.

Leipzig: Gulácsi – Bernardo, Orban, Upamecano, Halstenberg – Kampl, Keïta – Sabitzer (101. Laimer), Forsberg (109. Klostermann) – Poulsen (81. Werner), Augustin (57. Demme)

München: Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Alaba – Tolisso (88. Rafinha), Vidal (57. Rudy) – Robben, Thiago (101. Wriedt), Coman (60. Martínez) – Lewandowski

Tore: 1:0 Forsberg (68., Foulelfmeter), 1:1 Thiago (73.)

Elfmeterschießen: 0:1 Lewandowski, 1:1 Bernardo, 1:2 Alaba, 2:2 Kampl, 2:3 Hummels, 3:3 Halstenberg, 3:4 Rudy, 4:4 Orban, 4:5 Robben, Ulreich hält gegen Werner

Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)

Gelb-Rote Karte: Keïta (54.)

Gelbe Karten: Boateng, Vidal, Kimmich, Thiago

Zuschauer: 42.558

[um]

Am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) trifft RB Leipzig im DFB-Pokalfinale auf Rekordsieger FC Bayern München. Schon in der vergangenen Saison gab es das Duell im DFB-Pokal, damals in der zweiten Runde. Die Premiere vom 25. Oktober 2017 ist ein gutes Omen für ein spannendes Spiel: Die Entscheidung fiel erst im Elfmeterschießen.

Was Erfahrung anging, trennten sie noch Welten, in der Tabelle der Saison 2017/2018 war es Ende Oktober aber nur ein Punkt. Und da sich Rekordmeister FC Bayern München gerade eine Krise und in Folge dessen einen neuen (und altbekannten) Trainer geholt hatte, war er keineswegs der haushohe Favorit vor dem Zweitrundenspiel bei RB Leipzig, dem furiosen Newcomer. Die Sachsen absolvierten erst ihre zweite Bundesligasaison, waren schon Champions League-Teilnehmer undmitten in einer Siegesserie von vier Spielen.

Das Los hätte es also besser meinen können mit den Bayern, bei denen elf Tage zuvor die vierte Amtszeit von Jupp Heynckes, standesgemäß mit zwei Siegen, begonnen hatte. RB-Sportdirektor Ralf Rangnick kommentierte selbstbewusst: "Ich gehe davon aus, dass sich die Bayern auch einen anderen Gegner gewünscht haben." Sie sahen sich als Herausforderer, der nichts zu verlieren hatte. RB-Trainer Ralph Hasenhüttl: "Die Bayern sind eine Klassemannschaft, wir sind auf dem Weg dahin." Timo Werner fragte keck: "Warum nicht auch die Bayern schlagen?"

"Ein richtig geiles Fußballspiel"

Unmittelbar nach der Heynckes-Verpflichtung trauten aber schon wieder 61,5 Prozent der Teilnehmer an einer Kicker-Umfrage dem Meister den Sieg zu. Bayern-Abwehrchef Mats Hummels versprach: "Es wird ein richtig geiles Fußballspiel, da bin ich mir ganz sicher." Davon ging auch die ARD aus, die an jenem Mittwochabend live übertrug. Beim Anpfiff fehlte den Bayern Nationaltorwart Manuel Neuer (Mittelfußbruch), Kultdribbler Franck Ribéry (Knieverletzung) und Thomas Müller (Muskelfaserriss). RB dagegen meldete volle Besetzung.

42.558 Zuschauer sorgten für eine ausverkaufte Leipziger Arena. Der in der Bundesliga gerade eingeführte Video-Assistent durfte noch nicht zu Rate gezogen werden, das war erst ab dem Viertelfinale gestattet. Man hätte ihn gut gebrauchen können, aber in der 34. Minute hätte er wohl auch keine Klarheit schaffen können. Wann genau Arturo Vidals Foul an Emil Forsberg begann, das Schiedsrichter Felix Zwayer mit Gelb, aber nicht mit Elfmeter bestrafte, weil ihm sein Assistent zu einer anderen Ansicht verhalf, konnte auch die Zeitlupe "kaum zweifelsfrei auflösen", wie der Kicker anmerkte.

Tor in Unterzahl

Leipzig spielte unverdrossen weiter und beschäftigte Neuer-Vertreter Sven Ulreich häufiger als die Bayern Peter Gulasci im RB-Tor. Emil Forsberg und Jean-Kevin Augustin hatten das 1:0 auf dem Fuß, doch das fiel erst nach der Pause. Damit rechneten nur noch wenige, da Naby Keita in der 54. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden war. Statt geschockt zu sein, löste das eine Trotzreaktion bei den Leipzigern aus, und als Yussuf Poulsen nach 67 Minuten in den Strafraum eindrang und von Jerome Boateng zu Fall gebracht wurde, gab Zwayer einen Elfmeter, den Forsberg zum 1:0 nutzte.

Es sprach für die Reife der Bayern, dass sie nicht resignierten und fast umgehend durch Thiago zurückschlugen - 1:1 nach 73 Minuten. Mit diesem Stand ging es in die Verlängerung, in der die Bayern ihre Überzahl nicht ausnutzen konnten, der eingewechselte U 23-Spieler Kwasi Okyere Wriedt köpfte noch an die Latte, und Gulacsi hielt herausragend

Nur ein Fehlschuss durch Werner

Nach 120 Minuten beendete Zwayer diesen packenden Pokalfight und bat zum Elfmeterschießen. In dem zeigten die ersten neun Schützen keine Nerven. Fünfmal legte Bayern vor, viermal glich RB aus, dann legte sich Timo Werner den Ball zurecht. Er musste treffen, sonst hätte RB verloren. Werner schoss durchaus platziert, aber Ulreich hatte die Ecke, parierte und verhalf seinem Team so in die nächste Runde.

"Wir haben viele brandgefährliche Konter zugelassen, heute haben wir in einigen Situationen das nötige Glück gehabt", gestand Hummels. Hasenhüttl berichtete aus dem Seelenleben der unglücklichen Leipziger: "Die Spieler sitzen in der Kabine und wissen nicht, warum sie verloren haben. Was für ein heroischer Kampf, den wir geliefert haben." Zugabe, bitte, am Samstag in Berlin!

Das Spielschema

RB Leipzig – Bayern München 1:1 (1:1, 0:0) n.V., 4:5 i.E.

Leipzig: Gulácsi – Bernardo, Orban, Upamecano, Halstenberg – Kampl, Keïta – Sabitzer (101. Laimer), Forsberg (109. Klostermann) – Poulsen (81. Werner), Augustin (57. Demme)

München: Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Alaba – Tolisso (88. Rafinha), Vidal (57. Rudy) – Robben, Thiago (101. Wriedt), Coman (60. Martínez) – Lewandowski

Tore: 1:0 Forsberg (68., Foulelfmeter), 1:1 Thiago (73.)

Elfmeterschießen: 0:1 Lewandowski, 1:1 Bernardo, 1:2 Alaba, 2:2 Kampl, 2:3 Hummels, 3:3 Halstenberg, 3:4 Rudy, 4:4 Orban, 4:5 Robben, Ulreich hält gegen Werner

Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)

Gelb-Rote Karte: Keïta (54.)

Gelbe Karten: Boateng, Vidal, Kimmich, Thiago

Zuschauer: 42.558

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