Pokalduelle mit Frankfurt: Immer kam Gladbach weiter

21. November 1984: 2. DFB-Pokalrunde

Am 21. November 1984 wollte Eintracht-Trainer Dietrich Weise eigentlich seinen 50. Geburtstag feiern, doch der Terminplan nahm darauf keine Rücksicht. So saß er an diesem Mittwochabend im Dauerregen am Gladbacher Bökelberg. Und mit dem Geschenk seiner Spieler wurde es auch nichts, wenngleich sie sich regelrecht zerrissen bei den seit 29 Heimspielen unbesiegten Borussen. Nur nicht von Beginn an, sonst hätte Hans-Jörg Criens nicht schon nach 23 Sekunden treffen können. Eine halbe Stunde liefen die Hessen dem Rückstand nach, dann landete ein abgefälschter Schuss von Karl-Heinz "Charly" Körbel im Gladbacher Tor (34.).

Jungnationalspieler Uwe Rahn, zuvor schon durch einen Pfostentreffer auffällig geworden, brachte Borussia vor 20.000 Zuschauern per Elfmeter wieder in Führung (64.). Den gab es, weil sich Frankfurts Jan Svensson nicht an die alte Weisheit hielt, dass Stürmer dem eigenen Strafraum möglichst fern bleiben sollten. Er brachte Criens zu Fall, und Schiedsrichter Heitmann zeigte auf den Punkt.

Und wieder rannten die Frankfurter auf immer tiefer werdendem Boden an. Weise brachte den mehrfach erprobten Joker Uwe Müller in der 76. Minute, und der belohnte das Vertrauen und glich tatsächlich zum 2:2 (86.) aus - Verlängerung. In der hatte die Mannschaft von Borussia-Coach Jupp Heynckes den längeren Atem. Bernd Krauss krönte seine Leistung mit dem 3:2 nach Herlovsens Flanke (102.), Ewald Lienen schloss ein Solo an drei Gegnern mit dem 4:2 (105.) ab. So endete das zweite Pokalduell zwischen Borussia und der Eintracht am Bökelberg wie das erste - wenn auch mit Verlängerung. Für viele Borussen-Fans war es eine späte Genugtuung für die Enttäuschung im UEFA-Pokalfinale 1980, das die Eintracht in einem reinen Bundesligaduell nach einem 2:3 im Hinspiel zu Hause 1:0 gewonnen hatte. Hier hatten die Auswärtstore die entscheidende Rolle gespielt.

29. Oktober 2014: 2. DFB-Pokalrunde

Das bis dato letzte Pokaltreffen stieg in der Frankfurter Commerzbank-Arena, und wieder feierten die Borussen. Man schrieb den 29. Oktober 2014, erneut wies die Tabelle die Westdeutschen als Favoriten aus. Hatten sie doch drei Tage zuvor dem ungeschlagenen Spitzenreiter FC Bayern ein 0:0 abgetrotzt und Platz zwei verteidigt. Der Eintracht steckte noch das denkwürdige 4:5 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart in den Knochen.

46.500 Zuschauer hofften in der 2. Pokalrunde auf ein ähnliches Spektakel, denn Tore waren in der Saison unter Trainer Thomas Schaaf garantiert. Kollege Lucien Favre wiederum garantierte in jenen Tagen Unschlagbarkeit. Keines der ersten 15 Pflichtspiele der Saison hatte Borussia verloren, es war die längste Ära seit 1970/1971 unter Hennes Weisweiler - und das 16. folgte auf dem Fuße. Die Gäste übernahmen sofort das Kommando, erspielten sich Chancen und - viel zu wenig - Tore. Thorgan Hazard (17.) sorgte für den einzigen Treffer vor der Pause, für den kicker war der Ball für Torwart Felix Wiedwald "nicht ganz unhaltbar". Der heutige Eintracht-Stürmer Branimir Hrgota vergab zwei weitere Großchancen, das Pausenergebnis von 0:1 schmeichelte den Hessen.

Die mussten vor vorneherein auf Torjäger Alexander Meier verzichten, dann schied auch noch der an der Schulter verletzte Haris Seferovic aus (48.). Als Ibrahima Traoré eine Flanke von José Dominguez volley einschoss (67.), schien alles gelaufen zu sein. Aber torlos geht niemand aus diesem Pokalduell, dieses Gesetz hielt auch im vierten Spiel. Seferovic-Ersatz Vaclav Kadlec verkürzte zum 1:2 (89.) und schenkte dem Publikum noch ein paar spannende Minuten. Doch als Stefan Aigners Kopfball in der dritten Minute der Nachspielzeit am Tor vorbeiflog, hatten es die Borussen wieder einmal geschafft. Und das verdient, wie alle statistischen Werte untermauerten. Im Pokal, diesen Schluss erlaubt die Bilanz, sind sie ein Angstgegner der Frankfurter Eintracht.

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Pokalspiele zwischen Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt hat es, gemessen an der Tradition der Klubs, gar nicht so häufig gegeben. Am Dienstagabend (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) treffen sich die beiden Klubs im Halbfinale erst zum fünften Mal - wobei es bei der Premiere auch noch ein Rückspiel gab, also wurden sie erst viermal einander zugelost. Für DFB.de blickt der Historiker Udo Muras auf die bisherigen Duelle im DFB-Pokal zurück.

12. Februar 1972 und 22. Februar 1972: DFB-Pokalachtelfinale

Von 1971 bis 1973 wurde der Pokal, vom Finale abgesehen, in Hin- und Rückspielen ausgetragen. So trafen sich die Borussia und die Eintracht, die sich in den ersten 36 Pokaljahren aus dem Weg gegangen waren, im Februar 1972 gleich zweimal binnen zehn Tagen. Das Achtelfinalhinspiel fand am Bökelberg statt, als amtierender Meister war Borussia natürlich Favorit an diesem 12. Februar. Eintracht-Trainer Erich Ribbeck wollte nur "möglichst niedrig verlieren, damit wir im Rückspiel noch eine Chance haben". Seine Demut war auch dem Umstand geschuldet, dass Topstar Jürgen Grabowski fehlte. Borussia wiederum musste Kapitän Berti Vogts (Netzer: "Er ist unser moralischer Halt") und Abwehrchef Luggi Müller ersetzen.

Der Termin am Karnevalssamstag und der ungewohnte Modus dürften an der schwachen Kulisse (6000 Zuschauer) schuld gewesen sein. Wer aber kam, sah ein torreiches Spiel voller Wendungen. Ulrik Le Fevre schoss Borussia in Führung (18.), die noch bis zum Pausenpfiff hielt - trotz acht weiterer Borussen-Chancen. Kaum bat Schiedsrichter Ferdinand Biwersi zur zweiten Hälfte, kam eine andere Eintracht aufs Feld. Bernd Nickel überwand Wolfgang Kleff mit einem seiner gefürchteten Hammerschüsse aus 25 Metern (47.), der Türke Ender Konca staubte gleich danach zum 1:2 (49.) ab.

Überragender Netzer führt Gladbach zum Sieg

Angetrieben vom überragenden Günter Netzer, der am Vortag mit seinem Wagen noch gegen einen Baum gefahren war - man hatte ihm die Vorfahrt genommen -, fand Borussia wieder auf die Siegerstraße. Binnen 13 Minuten fielen drei Tore: durch Rainer Bonhof (62.), Hans-Jürgen Wittkamp (69.) und Bernd Nickel (75.), dem nun ein Eigentor unterlief. Wofür er herzlich wenig konnte, Mitspieler Friedel Lutz schoss ihm den Ball ans Knie.

Es blieb beim 4:2, und Borussen-Trainer Hennes Weisweiler fand lobende Worte: "War dieser Kampfgeist meiner Mannschaft nicht großartig?" Kollege Ribbeck schüttelte nur den Kopf, als er in die Kabine schlurfte, und sagte: "Eine so einmalige Chance im Pokal darf man doch nach 2:1-Führung nicht mehr so hoch vergeben."

"Grabi und Holz" treffen, Netzer aber auch

In das Rückspiel am Dienstag, 22. Februar, gingen beide Teams mit breiter Brust. Siege am Wochenende in der Bundesliga hatten für Zuversicht gesorgt, bei der Eintracht lief zudem, nach zehn Wochen Pause, Grabowski wieder auf. Nun stimmte auch die Kulisse (37.000), die ebenso wie die Fachleute überrascht zur Kenntnis nahm, dass Eintracht-Linksaußen Bernd Hölzenbein Außenverteidiger spielte. In ungewohnter Rolle verletzte er Borussias Wittkamp, der mit Gehirnerschütterung schon nach zwölf Minuten ausschied. Nach 31 Minuten landete ein abgefälschter Schuss von Roland Weidle im Gästetor, doch Borussia reagierte promp: Jupp Heynckes glich aus zum 1:1-Pausenstand (35.).

Die Eintracht brauchte nun mindestens zwei Tore - und bekam sie: "Grabi und Holz, Frankfurts Stolz" (wie die Fans dichteten) schossen sie (61., 75.). Nun herrschte Gleichstand, Auswärtstore zählten nicht doppelt. Da riss Günter Netzer das Ruder herum und traf "nach einer grandiosen Einzelleistung" (kicker) unter den Augen von Bundestrainer Helmut Schön zum 3:2. Die Borussen feierten die Niederlage wie einen Sieg, denn sie erreichten das Viertelfinale.

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21. November 1984: 2. DFB-Pokalrunde

Am 21. November 1984 wollte Eintracht-Trainer Dietrich Weise eigentlich seinen 50. Geburtstag feiern, doch der Terminplan nahm darauf keine Rücksicht. So saß er an diesem Mittwochabend im Dauerregen am Gladbacher Bökelberg. Und mit dem Geschenk seiner Spieler wurde es auch nichts, wenngleich sie sich regelrecht zerrissen bei den seit 29 Heimspielen unbesiegten Borussen. Nur nicht von Beginn an, sonst hätte Hans-Jörg Criens nicht schon nach 23 Sekunden treffen können. Eine halbe Stunde liefen die Hessen dem Rückstand nach, dann landete ein abgefälschter Schuss von Karl-Heinz "Charly" Körbel im Gladbacher Tor (34.).

Jungnationalspieler Uwe Rahn, zuvor schon durch einen Pfostentreffer auffällig geworden, brachte Borussia vor 20.000 Zuschauern per Elfmeter wieder in Führung (64.). Den gab es, weil sich Frankfurts Jan Svensson nicht an die alte Weisheit hielt, dass Stürmer dem eigenen Strafraum möglichst fern bleiben sollten. Er brachte Criens zu Fall, und Schiedsrichter Heitmann zeigte auf den Punkt.

Und wieder rannten die Frankfurter auf immer tiefer werdendem Boden an. Weise brachte den mehrfach erprobten Joker Uwe Müller in der 76. Minute, und der belohnte das Vertrauen und glich tatsächlich zum 2:2 (86.) aus - Verlängerung. In der hatte die Mannschaft von Borussia-Coach Jupp Heynckes den längeren Atem. Bernd Krauss krönte seine Leistung mit dem 3:2 nach Herlovsens Flanke (102.), Ewald Lienen schloss ein Solo an drei Gegnern mit dem 4:2 (105.) ab. So endete das zweite Pokalduell zwischen Borussia und der Eintracht am Bökelberg wie das erste - wenn auch mit Verlängerung. Für viele Borussen-Fans war es eine späte Genugtuung für die Enttäuschung im UEFA-Pokalfinale 1980, das die Eintracht in einem reinen Bundesligaduell nach einem 2:3 im Hinspiel zu Hause 1:0 gewonnen hatte. Hier hatten die Auswärtstore die entscheidende Rolle gespielt.

29. Oktober 2014: 2. DFB-Pokalrunde

Das bis dato letzte Pokaltreffen stieg in der Frankfurter Commerzbank-Arena, und wieder feierten die Borussen. Man schrieb den 29. Oktober 2014, erneut wies die Tabelle die Westdeutschen als Favoriten aus. Hatten sie doch drei Tage zuvor dem ungeschlagenen Spitzenreiter FC Bayern ein 0:0 abgetrotzt und Platz zwei verteidigt. Der Eintracht steckte noch das denkwürdige 4:5 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart in den Knochen.

46.500 Zuschauer hofften in der 2. Pokalrunde auf ein ähnliches Spektakel, denn Tore waren in der Saison unter Trainer Thomas Schaaf garantiert. Kollege Lucien Favre wiederum garantierte in jenen Tagen Unschlagbarkeit. Keines der ersten 15 Pflichtspiele der Saison hatte Borussia verloren, es war die längste Ära seit 1970/1971 unter Hennes Weisweiler - und das 16. folgte auf dem Fuße. Die Gäste übernahmen sofort das Kommando, erspielten sich Chancen und - viel zu wenig - Tore. Thorgan Hazard (17.) sorgte für den einzigen Treffer vor der Pause, für den kicker war der Ball für Torwart Felix Wiedwald "nicht ganz unhaltbar". Der heutige Eintracht-Stürmer Branimir Hrgota vergab zwei weitere Großchancen, das Pausenergebnis von 0:1 schmeichelte den Hessen.

Die mussten vor vorneherein auf Torjäger Alexander Meier verzichten, dann schied auch noch der an der Schulter verletzte Haris Seferovic aus (48.). Als Ibrahima Traoré eine Flanke von José Dominguez volley einschoss (67.), schien alles gelaufen zu sein. Aber torlos geht niemand aus diesem Pokalduell, dieses Gesetz hielt auch im vierten Spiel. Seferovic-Ersatz Vaclav Kadlec verkürzte zum 1:2 (89.) und schenkte dem Publikum noch ein paar spannende Minuten. Doch als Stefan Aigners Kopfball in der dritten Minute der Nachspielzeit am Tor vorbeiflog, hatten es die Borussen wieder einmal geschafft. Und das verdient, wie alle statistischen Werte untermauerten. Im Pokal, diesen Schluss erlaubt die Bilanz, sind sie ein Angstgegner der Frankfurter Eintracht.

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