Pokalduell gegen Wölfe: Hannover 96 im großen Taktikcheck

Hannover 96 ist trotz jüngster Negativ-Serie ordentlich in die Saison gestartet. In der zweiten Runde des DFB-Pokals trifft die Mannschaft von André Breitenreiter nun auf den VfL Wolfsburg. Welche Taktik macht die 96er aus? DFB.de beleuchtet nicht nur die Doppelrolle von Waldemar Anton.

Als Vizemeister aufgestiegen, schlug sich Hannover in den ersten Partien der Bundesliga besser als der Meister der vergangenen Zweitligasaison. Der VfB Stuttgart konnte aufgrund der letzten Negativserie der 96er aufschließen, den besseren Start hatte aber der Konkurrent.

Nach zuletzt zwei Niederlagen und zwei Unentschieden ist der Lauf von Hannover etwas ausgebremst worden, noch hält das Team von Breitenreiter aber ein kleines Polster auf die echten Krisenplätze – und befindet sich damit im Soll. Der Kader blieb weitestgehend unverändert. Hinzukommen einige Verstärkungen, die das ohnehin schon gut ausbalancierte Kollektiv bereichern.

Wenig Spektakel in Halbzeit eins

Breitenreiter gab seinem Team für die ersten Spiele in der Bundesliga ein etwas vorsichtigeres System mit an die Hand. Die ersten Punkte sammelte Hannover folglich insbesondere aufgrund einer sehr guten Defensive. Bis zum 8. Spieltag gegen Eintracht Frankfurt blieben die Partien mit Hannover-Beteiligung in der ersten Halbzeit torlos. Nicht ohne Grund. In den ersten 45 Minuten der Partie lässt Breitenreiter seine Spieler defensiver agieren als in der zweiten Hälfte.

Die Hannoveraner lauern zwar auch dort auf ihre Chancen, legen den Fokus jedoch eher auf eine defensive Sicherung. Oftmals spiegelte Breitenreiter die Grundordnung des Gegners und sorgte somit für klare Zuordnungen auf dem Platz. Wer diese Ausrichtung als Passivität deutet, liegt jedoch falsch. Breitenreiters Team störte den Spielaufbau des Gegners oftmals geschickt und presste in verschiedenen Formationen durchaus auch in der gegnerischen Hälfte. Vermehrt setzte der Coach dabei auf Grundordnungen mit fünf Verteidigern, was seine Einzelspieler in der Defensivkette dazu befähigte, aus dieser herauszurücken und den jeweiligen Gegenspieler vorübergehend zu verfolgen.

Doppelrolle für Waldemar Anton

Durch die Fünferkette können die Mitspieler einen derart aufrückenden Verteidiger absichern und garantieren eine ausreichende Stabilität trotz Mannorientierungen in der Defensive.

Waldemar Anton übernimmt in der Defensive den zentralen Part in der Fünferkette. In Ballbesitz schiebt der Verteidiger jedoch ins Mittelfeld, um so für eine Absicherung im Zentrum zu sorgen. .

Oftmals agierte Hannover nur im Spiel gegen den Ball mit einer Fünferkette. Gegen den FC Schalke 04 und Eintracht Frankfurt nutzte Breitenreiter den eigentlichen Innenverteidiger Waldemar Anton in einer interessanten Doppelrolle: Bei gegnerischem Ballbesitz fiel der 21-Jährige zentral in die Fünferkette, bei eigenem Ballbesitz rückte er ins Mittelfeld vor. Somit war er für den Gegner schwer zu greifen und konnte gleichzeitig für eine zusätzliche Absicherung sorgen.

Dieses Defensivkonzept kommt ganz besonders Salif Sane entgegen. Der 27-Jährige hat herausragende Fähigkeiten als Balleroberer und ist mit seiner Physis im Zweikampf nur schwer zu bezwingen. Gleichwohl ist er aber ein Verteidiger, der gerne aktiv nach vorne verteidigt.

Flügelspiel ausdrücklich erwünscht

Breitenreiter hat sich nicht nur in diesem Punkt an das vorhandene Spielermaterial angepasst. Der 44-Jährige sucht mit seinem Team durchaus spielerische Lösungen, meidet dabei allerdings in aller Regel das Zentrum zu Gunsten der Flügel.

Durch das Herstellen einer Viererkette in Ballbesitz kann über die Außenverteidiger wenig risikoreich eröffnet werden. Was andere Trainer verteufeln, ist bei Hannover 96 zur Tugend geworden: Das Spiel der Linie entlang. Die Außenverteidiger dribbeln an, ein Spieler bietet sich auf dem Flügel an und bekommt einen geraden Ball in den Fuß oder noch besser in den Lauf gespielt. So wird das mittlere Drittel oftmals überbrückt und der Ball direkt nach vorne gebracht.

Wenige Kontakte und damit auch wenige Möglichkeiten, den Ball zu verlieren: Breitenreiters Mannschaft ist auch in dieser Phase stets vorbereitet auf einen möglichen Ballverlust. Sollte der Angriff abgefangen werden, kann sich das Team schnell wieder ordnen.

Gelangt der Ball aber gefährlich auf den Flügel, schiebt Hannover nach. Der Strafraum wird meist von drei bis vier Akteuren besetzt, der ballferne Außenverteidiger rutscht etwas höher ins Zentrum und stellt so auch eine gute Tiefenstaffelung her.

Harnik: Effektives Freilaufen

Echte Flanken schlägt Hannover selten, vielmehr brechen die Spieler gerne zur Grundlinie durch und legen von dort aus zurück oder spielen einen scharfen Ball in Richtung Fünfmeterraum. Davon profitiert vor allem Martin Harnik. Der Bundesliga-Routinier erzielte in neun Spielen der laufenden Saison sieben Tore. Eine seiner bewährten Bewegungen ist dabei der Start in den Strafraum, den er plötzlich abbricht. Während die Verteidiger sich am Ball orientieren, schafft sich Harnik mit dem Stopp etwas Freiraum.

Durch die starke Attacke auf den Sechzehnmeterraum fallen so oft die Zuordnungen und Harnik kann sich von seinen Gegenspielern lösen – und das in einer sehr guten Position. Viele seiner Tore erzielt der 30-Jährige ohne allzu großen Gegnerdruck. Diese Taktik findet besonders in der zweiten Halbzeit Anwendung, wenn Hannover sich langsam öffnet. So nutzt der Aufsteiger geschickt die Rolle als Außenseiter – viele der Gegner werden bei einer torlosen Partie gegen Hannover ungeduldig.

Nicht zuletzt funktioniert das Spiel über die Flügel auch aufgrund der dort sehr variantenreichen Möglichkeiten. Mal tauschen Außenverteidiger und Mittelfeldaußen die Bahnen, mal kommt der ballnahe Achter zur Verstärkung im zweiten und letzten Drittel hinzu. Gegen Frankfurt versuchte sich Hannover besonders in der zweiten Hälfe an verschiedenen Rautenbildungen im Halbraum oder am Flügel, blieb damit allerdings relativ ungefährlich.

Das Flügelspiel ist letztlich risikolos und geht schnell von der Hand, birgt aber auch Nachteile. Haben die Gegner das Spiel durchschaut, sind die Angriffe – trotz aller Flexibilität in sich – relativ einfach zu antizipieren und durch entsprechende Anpassungen zu verhindern.

Offensive Standards als Waffe

Nicht zu unterschätzen ist sicherlich auch die Tatsache, dass sich weniger ambitionierte Mannschaften gegen Hannover nicht in die Rolle der aktiven Mannschaft drängen lassen. Müssen sich Hannover und der Gegner die Anteile teilen, geht auch eine der Stärken der Mannschaft verloren. Mit 66 Prozent Ballbesitz brachte Hannover gegen den 1. FC Köln (0:0) einen einzigen Schuss auf das gegnerische Tor. Für diesen Fall hat Breitenreiter durchaus eine Taktik bereitliegen, diese geht aber nicht so konstant auf wie die bevorzugte Strategie gegen favorisierte Teams.

Gute Standards bieten hier eine Lösung, die zweifellos ein Teil der Strategie von Breitenreiter darstellt. Besonders Sane spielt hier eine wichtige Rolle, der bei verschiedenen Varianten freigespielt und gesucht wird. Ist das nicht möglich, geht Hannover auch den Weg über Kopfballverlängerungen. Rund ein Drittel der Saisontore erzielte 96 bisher nach Standards.

Diese Stärke dürfte auch im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg gefragt sein. Bereits am 3. Spieltag trafen die beiden Teams aufeinander und trennten sich 1:1. Zwar wurde das Trainerteam in der Autostadt inzwischen ausgetauscht, die Erkenntnisse aus dem Bundesligaduell kamen vermutlich dennoch bei Martin Schmidt an, der die Partie im DFB-Pokal wohl anders angehen wird als Vorgänger Andries Jonker.

Eine große Herausforderung für Hannover. Schmidt wechselte die Grundordnung des VfL von der Fünferkette zurück zum für ihn typischen 4-2-3-1-System. Diese Änderung beim VfL erfordert wiederum Anpassungen durch Breitenreiter, was das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach zeigte. Auch die Borussia agierte in einer Mischung aus 4-4-2 und 4-2-3-1.

"Keilpressing" auch gegen Wolfsburg

Hannover setzte auf ein 4-1-4-1 bei gegnerischem Ballbesitz, weshalb Gladbach versuchte, einen der beiden Innenverteidiger herauszulocken. Ließ sich einer der 96-Verteidiger dazu verleiten, wurde der Raum in seinem Rücken schnell attackiert und der letzte verbleibende Innenverteidiger spielte in Unterzahl in einem enorm gefährlichen Raum. Ein Argument für die Fünferkette im Duell gegen Wolfsburg.

Die beiden zentral offensiven Mittelfeldspieler schieben gegen den Ball höher als die Flügelspieler im 4-1-4-1-System, wodurch der Gegner in einer Keilform nach außen in ungefährliche Bereiche gelenkt wird.

Im Spiel gegen Gladbach verfolgte Breitenreiter eine interessante Taktik, die auch gegen das neue Wolfsburg Anwendung finden könnte. Dadurch, dass die beiden Achter gegen den Ball höher standen als die Flügelspieler im 4-1-4-1-System wurde der Gegner in einer Keilform nach außen gelenkt. Damit würden die Wölfe in vergleichsweise ungefährliche Zonen gedrängt und die derzeit individuell stärker besetzte Zentralachse etwas aus dem Spiel genommen.

Die verschiedenen Pressingvarianten und anpassbaren Ansätze machen deutlich, was die Zuschauer von der Pokal-Partie erwarten können: Hohe Intensität, wenig Räume und viel Taktieren bei Standardsituationen. Beide Mannschaften sind flexibel in ihren Ansätzen und können verschiedene Matchpläne verfolgen. Es könnte ein langer Abend werden.

[bb]

Hannover 96 ist trotz jüngster Negativ-Serie ordentlich in die Saison gestartet. In der zweiten Runde des DFB-Pokals trifft die Mannschaft von André Breitenreiter nun auf den VfL Wolfsburg. Welche Taktik macht die 96er aus? DFB.de beleuchtet nicht nur die Doppelrolle von Waldemar Anton.

Als Vizemeister aufgestiegen, schlug sich Hannover in den ersten Partien der Bundesliga besser als der Meister der vergangenen Zweitligasaison. Der VfB Stuttgart konnte aufgrund der letzten Negativserie der 96er aufschließen, den besseren Start hatte aber der Konkurrent.

Nach zuletzt zwei Niederlagen und zwei Unentschieden ist der Lauf von Hannover etwas ausgebremst worden, noch hält das Team von Breitenreiter aber ein kleines Polster auf die echten Krisenplätze – und befindet sich damit im Soll. Der Kader blieb weitestgehend unverändert. Hinzukommen einige Verstärkungen, die das ohnehin schon gut ausbalancierte Kollektiv bereichern.

Wenig Spektakel in Halbzeit eins

Breitenreiter gab seinem Team für die ersten Spiele in der Bundesliga ein etwas vorsichtigeres System mit an die Hand. Die ersten Punkte sammelte Hannover folglich insbesondere aufgrund einer sehr guten Defensive. Bis zum 8. Spieltag gegen Eintracht Frankfurt blieben die Partien mit Hannover-Beteiligung in der ersten Halbzeit torlos. Nicht ohne Grund. In den ersten 45 Minuten der Partie lässt Breitenreiter seine Spieler defensiver agieren als in der zweiten Hälfte.

Die Hannoveraner lauern zwar auch dort auf ihre Chancen, legen den Fokus jedoch eher auf eine defensive Sicherung. Oftmals spiegelte Breitenreiter die Grundordnung des Gegners und sorgte somit für klare Zuordnungen auf dem Platz. Wer diese Ausrichtung als Passivität deutet, liegt jedoch falsch. Breitenreiters Team störte den Spielaufbau des Gegners oftmals geschickt und presste in verschiedenen Formationen durchaus auch in der gegnerischen Hälfte. Vermehrt setzte der Coach dabei auf Grundordnungen mit fünf Verteidigern, was seine Einzelspieler in der Defensivkette dazu befähigte, aus dieser herauszurücken und den jeweiligen Gegenspieler vorübergehend zu verfolgen.

Doppelrolle für Waldemar Anton

Durch die Fünferkette können die Mitspieler einen derart aufrückenden Verteidiger absichern und garantieren eine ausreichende Stabilität trotz Mannorientierungen in der Defensive.

Waldemar Anton übernimmt in der Defensive den zentralen Part in der Fünferkette. In Ballbesitz schiebt der Verteidiger jedoch ins Mittelfeld, um so für eine Absicherung im Zentrum zu sorgen. .

Oftmals agierte Hannover nur im Spiel gegen den Ball mit einer Fünferkette. Gegen den FC Schalke 04 und Eintracht Frankfurt nutzte Breitenreiter den eigentlichen Innenverteidiger Waldemar Anton in einer interessanten Doppelrolle: Bei gegnerischem Ballbesitz fiel der 21-Jährige zentral in die Fünferkette, bei eigenem Ballbesitz rückte er ins Mittelfeld vor. Somit war er für den Gegner schwer zu greifen und konnte gleichzeitig für eine zusätzliche Absicherung sorgen.

Dieses Defensivkonzept kommt ganz besonders Salif Sane entgegen. Der 27-Jährige hat herausragende Fähigkeiten als Balleroberer und ist mit seiner Physis im Zweikampf nur schwer zu bezwingen. Gleichwohl ist er aber ein Verteidiger, der gerne aktiv nach vorne verteidigt.

Flügelspiel ausdrücklich erwünscht

Breitenreiter hat sich nicht nur in diesem Punkt an das vorhandene Spielermaterial angepasst. Der 44-Jährige sucht mit seinem Team durchaus spielerische Lösungen, meidet dabei allerdings in aller Regel das Zentrum zu Gunsten der Flügel.

Durch das Herstellen einer Viererkette in Ballbesitz kann über die Außenverteidiger wenig risikoreich eröffnet werden. Was andere Trainer verteufeln, ist bei Hannover 96 zur Tugend geworden: Das Spiel der Linie entlang. Die Außenverteidiger dribbeln an, ein Spieler bietet sich auf dem Flügel an und bekommt einen geraden Ball in den Fuß oder noch besser in den Lauf gespielt. So wird das mittlere Drittel oftmals überbrückt und der Ball direkt nach vorne gebracht.

Wenige Kontakte und damit auch wenige Möglichkeiten, den Ball zu verlieren: Breitenreiters Mannschaft ist auch in dieser Phase stets vorbereitet auf einen möglichen Ballverlust. Sollte der Angriff abgefangen werden, kann sich das Team schnell wieder ordnen.

Gelangt der Ball aber gefährlich auf den Flügel, schiebt Hannover nach. Der Strafraum wird meist von drei bis vier Akteuren besetzt, der ballferne Außenverteidiger rutscht etwas höher ins Zentrum und stellt so auch eine gute Tiefenstaffelung her.

Harnik: Effektives Freilaufen

Echte Flanken schlägt Hannover selten, vielmehr brechen die Spieler gerne zur Grundlinie durch und legen von dort aus zurück oder spielen einen scharfen Ball in Richtung Fünfmeterraum. Davon profitiert vor allem Martin Harnik. Der Bundesliga-Routinier erzielte in neun Spielen der laufenden Saison sieben Tore. Eine seiner bewährten Bewegungen ist dabei der Start in den Strafraum, den er plötzlich abbricht. Während die Verteidiger sich am Ball orientieren, schafft sich Harnik mit dem Stopp etwas Freiraum.

Durch die starke Attacke auf den Sechzehnmeterraum fallen so oft die Zuordnungen und Harnik kann sich von seinen Gegenspielern lösen – und das in einer sehr guten Position. Viele seiner Tore erzielt der 30-Jährige ohne allzu großen Gegnerdruck. Diese Taktik findet besonders in der zweiten Halbzeit Anwendung, wenn Hannover sich langsam öffnet. So nutzt der Aufsteiger geschickt die Rolle als Außenseiter – viele der Gegner werden bei einer torlosen Partie gegen Hannover ungeduldig.

Nicht zuletzt funktioniert das Spiel über die Flügel auch aufgrund der dort sehr variantenreichen Möglichkeiten. Mal tauschen Außenverteidiger und Mittelfeldaußen die Bahnen, mal kommt der ballnahe Achter zur Verstärkung im zweiten und letzten Drittel hinzu. Gegen Frankfurt versuchte sich Hannover besonders in der zweiten Hälfe an verschiedenen Rautenbildungen im Halbraum oder am Flügel, blieb damit allerdings relativ ungefährlich.

Das Flügelspiel ist letztlich risikolos und geht schnell von der Hand, birgt aber auch Nachteile. Haben die Gegner das Spiel durchschaut, sind die Angriffe – trotz aller Flexibilität in sich – relativ einfach zu antizipieren und durch entsprechende Anpassungen zu verhindern.

Offensive Standards als Waffe

Nicht zu unterschätzen ist sicherlich auch die Tatsache, dass sich weniger ambitionierte Mannschaften gegen Hannover nicht in die Rolle der aktiven Mannschaft drängen lassen. Müssen sich Hannover und der Gegner die Anteile teilen, geht auch eine der Stärken der Mannschaft verloren. Mit 66 Prozent Ballbesitz brachte Hannover gegen den 1. FC Köln (0:0) einen einzigen Schuss auf das gegnerische Tor. Für diesen Fall hat Breitenreiter durchaus eine Taktik bereitliegen, diese geht aber nicht so konstant auf wie die bevorzugte Strategie gegen favorisierte Teams.

Gute Standards bieten hier eine Lösung, die zweifellos ein Teil der Strategie von Breitenreiter darstellt. Besonders Sane spielt hier eine wichtige Rolle, der bei verschiedenen Varianten freigespielt und gesucht wird. Ist das nicht möglich, geht Hannover auch den Weg über Kopfballverlängerungen. Rund ein Drittel der Saisontore erzielte 96 bisher nach Standards.

Diese Stärke dürfte auch im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg gefragt sein. Bereits am 3. Spieltag trafen die beiden Teams aufeinander und trennten sich 1:1. Zwar wurde das Trainerteam in der Autostadt inzwischen ausgetauscht, die Erkenntnisse aus dem Bundesligaduell kamen vermutlich dennoch bei Martin Schmidt an, der die Partie im DFB-Pokal wohl anders angehen wird als Vorgänger Andries Jonker.

Eine große Herausforderung für Hannover. Schmidt wechselte die Grundordnung des VfL von der Fünferkette zurück zum für ihn typischen 4-2-3-1-System. Diese Änderung beim VfL erfordert wiederum Anpassungen durch Breitenreiter, was das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach zeigte. Auch die Borussia agierte in einer Mischung aus 4-4-2 und 4-2-3-1.

"Keilpressing" auch gegen Wolfsburg

Hannover setzte auf ein 4-1-4-1 bei gegnerischem Ballbesitz, weshalb Gladbach versuchte, einen der beiden Innenverteidiger herauszulocken. Ließ sich einer der 96-Verteidiger dazu verleiten, wurde der Raum in seinem Rücken schnell attackiert und der letzte verbleibende Innenverteidiger spielte in Unterzahl in einem enorm gefährlichen Raum. Ein Argument für die Fünferkette im Duell gegen Wolfsburg.

Die beiden zentral offensiven Mittelfeldspieler schieben gegen den Ball höher als die Flügelspieler im 4-1-4-1-System, wodurch der Gegner in einer Keilform nach außen in ungefährliche Bereiche gelenkt wird.

Im Spiel gegen Gladbach verfolgte Breitenreiter eine interessante Taktik, die auch gegen das neue Wolfsburg Anwendung finden könnte. Dadurch, dass die beiden Achter gegen den Ball höher standen als die Flügelspieler im 4-1-4-1-System wurde der Gegner in einer Keilform nach außen gelenkt. Damit würden die Wölfe in vergleichsweise ungefährliche Zonen gedrängt und die derzeit individuell stärker besetzte Zentralachse etwas aus dem Spiel genommen.

Die verschiedenen Pressingvarianten und anpassbaren Ansätze machen deutlich, was die Zuschauer von der Pokal-Partie erwarten können: Hohe Intensität, wenig Räume und viel Taktieren bei Standardsituationen. Beide Mannschaften sind flexibel in ihren Ansätzen und können verschiedene Matchpläne verfolgen. Es könnte ein langer Abend werden.