Podolski: "Ich bin noch kein Fußball-Opa"

Nach 129 Spielen für Deutschland hat Lukas Podolski nach der EM in Frankreich seinen Rücktritt aus dem DFB-Team erklärt. Poldi nicht mehr für Deutschland - das ist eine Zäsur im deutschen Fußball. Für ihn, für den DFB, für die Fans. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 31-Jährige über die Gründe für seinen Abschied und die Pläne für seine Zukunft.

DFB.de: Herr Podolski, wie erleichtert sind Sie?

Lukas Podolski: Warum sollte ich erleichtert sein?

DFB.de: Die Entscheidung, sich von der Nationalmannschaft zu verabschieden, ist Ihnen nicht leicht gefallen. Fällt nicht eine Last ab, wenn der Entschluss gefasst und verkündet ist?

Podolski: So würde ich das nicht sagen. Es war nicht so, dass ich mich mit der Entscheidung gequält hätte. Schon während der EM hatte ich ein wenig mit diesem Gedanken gespielt, nach dem Turnier habe ich mich dann mit meiner Familie darüber unterhalten, mit meiner Frau, auch mit meinem Papa. Ich habe diese Entscheidung so getroffen, weil ich sie für gut und richtig halte. Deswegen ist es mir auch nicht sehr schwer gefallen, das Ende meiner Nationalmannschaftskarriere zu verkünden.

DFB.de: Sie haben sich nicht gequält. Aber schwer war es schon, diese Entscheidung zu treffen, oder?

Podolski: Wenn ein Abschnitt endet, ist das einerseits natürlich immer ein wenig traurig. Anderseits sehe ich die Dinge immer positiv. Die vergangenen zwölf Jahre haben mir wahnsinnig viel gegeben, ich habe viel erlebt und viel erreicht. Ich sehe meine Karriere im DFB als vollendet an, nicht als unvollendet. Und nur dann wäre der Abschied richtig schwer. Für mich gibt es keinen Grund für große Trauer, es gibt kein weinendes Auge, nur zwei lachende. Für mich beginnt nun ein neuer Abschnitt - und darauf freue ich mich sehr.

DFB.de: Können Sie den Entscheidungsprozess näher beschreiben? Sie hatten den Gedanken an den Abschied schon während der EM, dann haben Sie mit Ihrer Familie gesprochen, dann sind Sie eines Morgens aufwacht und haben gespürt: Das war's...

Podolski: So ähnlich. Aber das entsteht nach und nach. Die Gründe werden einem schleichend bewusst.

DFB.de: Was war denn ausschlaggebend?

Podolski: Nach allem, was ich erlebt hatte, habe ich mich gefragt, wie groß der Reiz von dem ist, was für mich in der Nationalmannschaft noch kommen könnte. Ich habe sieben Turniere gespielt, darunter die Heim-WM in Deutschland, eine EM in Polen, in Brasilien bin ich Weltmeister geworden. Mehr und besser geht's kaum. Wahrscheinlich hätte ich mit aller Gewalt noch ein, zwei Jahre im DFB-Team vor mir gehabt. Aber ich habe mich gefragt, ob es das wirklich wert ist, die vielen anderen Dinge, die mein Leben ausmachen, weiter ein Stück weit zu vernachlässigen.

DFB.de: Vor allem Ihre Familie.

Podolski: Ja, klar.

DFB.de: Dann ist die Geburt Ihrer Tochter Maya kurz vor der EM ein wesentlicher Grund für Ihren Rücktritt?

Podolski: Ein Grund auf jeden Fall. Ich bin Familienmensch, und bei den Turnieren ist man jeweils sehr lange von zu Hause weg. Die Trennung ist mir schon vorher nie leicht gefallen, aber ich konnte damit umgehen, weil es Teil meines Berufes war. Doch mit den Jahren verschieben sich eben die Prioritäten. Für meine Entscheidung war es zwar nicht ausschlaggebend, aber es ist ein sehr schöner Nebeneffekt, dass ich künftig viel mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann.

DFB.de: Sie haben auf Facebook geschrieben, dass Sie die gewonnene Freizeit natürlich viel Ihrer Familie widmen werden. Aber auch anderen Dingen. Zum Beispiel?

Podolski: Mein Leben besteht ja schon jetzt nicht nur aus Fußball. Ich habe meine Stiftung, das Camp, die Archen, das Label Straßenkicker. All diese Dinge bedeuten mir viel - und mir gefällt die Aussicht sehr, dass ich mich künftig noch intensiver um meine Projekte kümmern kann.

DFB.de: Kurz vor Ihnen hatte Bastian Schweinsteiger seinen Rücktritt aus dem DFB-Team erklärt. Hatte auch das Einfluss auf Ihre Entscheidung?

Podolski: So eine Entscheidung muss jeder für sich treffen. Natürlich habe ich mitbekommen, dass Basti aufhört, aber ich hätte meine Entscheidung nicht anders getroffen, wenn er dabei geblieben wäre. Ich glaube, dass es bei ihm ähnlich wie bei mir ist: Die Prioritäten haben sich verschoben. Das ist doch ganz normal.

DFB.de: Schweinsteiger wird beim Länderspiel gegen Finnland am 31. August mit einem Einsatz verabschiedet. Auch bei Ihnen war das geplant, Sie müssen aber passen.

Podolski: Leider. Meine Verletzung macht das unmöglich.

DFB.de: Sind Sie nicht froh, dass Sie nicht ausgerechnet in Mönchenglabdach verabschiedet werden?

Podolski: Nein. Für mich als Kölner hätte das vielleicht eine spezielle Note gehabt. Aber bei mir war es immer so, dass die Fans überall sehr positiv auf mich reagiert haben. Das war auch bei den Spielen mit der Nationalmannschaft in Mönchengladbach so. So wäre es gegen Finnland auch gewesen. Außerdem hätte ich mit Sicherheit ein paar Kölner nach Gladbach lotsen können und fast ein echtes Heimspiel gehabt. Aber was nicht ist, ist nicht. Ich kann es nicht ändern.

DFB.de: Joachim Löw hat bereits angekündigt, dass Ihre Verabschiedung mit einem letzten Einsatz für Deutschland nachgeholt wird. Wissen Sie schon, wann das sein wird?

Podolski: Nein, das muss noch näher besprochen werden. Mich freut es aber sehr, dass der Bundestrainer das in Aussicht gestellt hat und dass mir der DFB die Möglichkeit geben will, mich noch einmal persönlich von den Fans zu verabschieden.

DFB.de: Ein Spiel folgt also noch, es wird Länderspiel Nummer 130. Wie gut erinnern Sie sich noch an die Anfänge, an Ihren ersten Einsatz für den DFB?

Podolski: Ich werde so etwas häufig gefragt, auch nach meinem schönsten Tor oder dem besten Spiel. So denke ich aber nicht. Ich nehme so viele positive Erfahrungen, Geschichten, Eindrücke und Erlebnisse mit, vor allem menschlich - für mich ist es unmöglich, die Zeit bei der Nationalmannschaft an einem Spiel festzumachen oder auf wenige Momente zu reduzieren. Natürlich war das erste Länderspiel etwas ganz Besonderes, aber das gilt im Grunde für fast alles, was ich beim DFB in mehr als zwölf Jahren erlebt habe. Vor allem die vielen tollen Augenblicke mit vielen tollen Menschen. Ich kann also nicht nur über mein erstes Spiel sprechen, das würde den vielen großartigen Menschen nicht gerecht, die ich kennenlernen durfte. Zu Beginn Oliver Kahn und Michael Ballack, Miroslav Klose. Und viele andere. Auch aus dem Betreuerstab. Mir haben in der Zeit beim DFB sehr viele Menschen sehr viel gegeben, das ist es, was für mich vor allem bleiben wird.

DFB.de: Am meisten vermissen werden Sie die Nähe zu den Fans.

Podolski: Das ist so, ja. Die Fans haben mir immer am meisten bedeutet. Und ich bin sehr dankbar für alles, was ich von ihnen bekommen habe. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich alleine an meine Einwechslung kürzlich bei der EM im Spiel gegen die Slowakei zuletzt denke. Wie sie mich gefeiert haben, wie sie meinen Namen gerufen haben. Wahnsinn. Im Laufe meiner Karriere hatte ich viele solche Erlebnisse. Das ist unbezahlbar.

DFB.de: Sie waren immer und überall Liebling der Fans. Wie wird man das?

Podolski: Man darf sich nicht verstellen, man muss echt sein. Ich denke, dass das bei mir der Hauptgrund ist. Ich bin offen, ich gehe auf die Fans zu. Und ich mache das nicht, weil ich weiß, dass das gut ankommt, sondern weil ich das Bedürfnis habe. Ich habe es immer gern und aus Überzeugung gemacht. Für mich gehört es dazu, sich bei der Kurve zu bedanken, für mich gehört es dazu, Autogramme zu geben, Fotos zu machen, sich Zeit zu nehmen. Ich weiß, wie man sich als Fan fühlt, ich war früher selber in der Südkurve.

DFB.de: Künftig werden Sie wieder Fan der Mannschaft sein. Haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie es sich für Sie anfühlen wird, wenn Sie dem Team zum ersten Mal als Fan die Daumen drücken?

Podolski: Das kann ich schwer einschätzen, aber ich vermute, dass es eher normal sein wird. Ich glaube nicht, dass ich zu Hause auf der Couch sitzen und Tränen vergießen werde. Wahrscheinlich werde ich künftig auch hin und wieder im Stadion sein, wenn die Mannschaft spielt.

DFB.de: Ihre Laufbahn in der Nationalmannschaft ist beendet, Ihre Laufbahn als Fußballer noch nicht. Welche Ziele haben Sie noch?

Podolski: Ich bin noch kein Fußball-Opa. Im Vereinsfußball habe ich noch viele Jahre vor mir und auch große Ambitionen. Ich bin erst 31, ich fühle mich jung und fit. Und ich habe nach wie vor richtig Bock auf diesen Sport. Mein Vertrag bei Galatasaray läuft noch zwei Jahre, in dieser Zeit will ich möglichst viel gewinnen. Und danach wird man sehen, was passiert. Für mich ist es zum Beispiel nach wie vor eine Option, dass ich zum Ende meiner Karriere noch einmal in Polen spiele, bei Gornik Zabrze, "meinem" Verein in Polen.

DFB.de: Haben Sie sich eine Frist gesetzt: Wie lange wollen Sie noch Fußball spielen?

Podolski: Keine Frist. Ich will so lange spielen wie möglich, auf jeden Fall so lange, wie ich Spaß am Fußball habe. Über mein Karriereende habe ich noch nicht nachgedacht, das ist noch ganz weit weg.

[sl]

Nach 129 Spielen für Deutschland hat Lukas Podolski nach der EM in Frankreich seinen Rücktritt aus dem DFB-Team erklärt. Poldi nicht mehr für Deutschland - das ist eine Zäsur im deutschen Fußball. Für ihn, für den DFB, für die Fans. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 31-Jährige über die Gründe für seinen Abschied und die Pläne für seine Zukunft.

DFB.de: Herr Podolski, wie erleichtert sind Sie?

Lukas Podolski: Warum sollte ich erleichtert sein?

DFB.de: Die Entscheidung, sich von der Nationalmannschaft zu verabschieden, ist Ihnen nicht leicht gefallen. Fällt nicht eine Last ab, wenn der Entschluss gefasst und verkündet ist?

Podolski: So würde ich das nicht sagen. Es war nicht so, dass ich mich mit der Entscheidung gequält hätte. Schon während der EM hatte ich ein wenig mit diesem Gedanken gespielt, nach dem Turnier habe ich mich dann mit meiner Familie darüber unterhalten, mit meiner Frau, auch mit meinem Papa. Ich habe diese Entscheidung so getroffen, weil ich sie für gut und richtig halte. Deswegen ist es mir auch nicht sehr schwer gefallen, das Ende meiner Nationalmannschaftskarriere zu verkünden.

DFB.de: Sie haben sich nicht gequält. Aber schwer war es schon, diese Entscheidung zu treffen, oder?

Podolski: Wenn ein Abschnitt endet, ist das einerseits natürlich immer ein wenig traurig. Anderseits sehe ich die Dinge immer positiv. Die vergangenen zwölf Jahre haben mir wahnsinnig viel gegeben, ich habe viel erlebt und viel erreicht. Ich sehe meine Karriere im DFB als vollendet an, nicht als unvollendet. Und nur dann wäre der Abschied richtig schwer. Für mich gibt es keinen Grund für große Trauer, es gibt kein weinendes Auge, nur zwei lachende. Für mich beginnt nun ein neuer Abschnitt - und darauf freue ich mich sehr.

DFB.de: Können Sie den Entscheidungsprozess näher beschreiben? Sie hatten den Gedanken an den Abschied schon während der EM, dann haben Sie mit Ihrer Familie gesprochen, dann sind Sie eines Morgens aufwacht und haben gespürt: Das war's...

Podolski: So ähnlich. Aber das entsteht nach und nach. Die Gründe werden einem schleichend bewusst.

DFB.de: Was war denn ausschlaggebend?

Podolski: Nach allem, was ich erlebt hatte, habe ich mich gefragt, wie groß der Reiz von dem ist, was für mich in der Nationalmannschaft noch kommen könnte. Ich habe sieben Turniere gespielt, darunter die Heim-WM in Deutschland, eine EM in Polen, in Brasilien bin ich Weltmeister geworden. Mehr und besser geht's kaum. Wahrscheinlich hätte ich mit aller Gewalt noch ein, zwei Jahre im DFB-Team vor mir gehabt. Aber ich habe mich gefragt, ob es das wirklich wert ist, die vielen anderen Dinge, die mein Leben ausmachen, weiter ein Stück weit zu vernachlässigen.

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DFB.de: Vor allem Ihre Familie.

Podolski: Ja, klar.

DFB.de: Dann ist die Geburt Ihrer Tochter Maya kurz vor der EM ein wesentlicher Grund für Ihren Rücktritt?

Podolski: Ein Grund auf jeden Fall. Ich bin Familienmensch, und bei den Turnieren ist man jeweils sehr lange von zu Hause weg. Die Trennung ist mir schon vorher nie leicht gefallen, aber ich konnte damit umgehen, weil es Teil meines Berufes war. Doch mit den Jahren verschieben sich eben die Prioritäten. Für meine Entscheidung war es zwar nicht ausschlaggebend, aber es ist ein sehr schöner Nebeneffekt, dass ich künftig viel mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann.

DFB.de: Sie haben auf Facebook geschrieben, dass Sie die gewonnene Freizeit natürlich viel Ihrer Familie widmen werden. Aber auch anderen Dingen. Zum Beispiel?

Podolski: Mein Leben besteht ja schon jetzt nicht nur aus Fußball. Ich habe meine Stiftung, das Camp, die Archen, das Label Straßenkicker. All diese Dinge bedeuten mir viel - und mir gefällt die Aussicht sehr, dass ich mich künftig noch intensiver um meine Projekte kümmern kann.

DFB.de: Kurz vor Ihnen hatte Bastian Schweinsteiger seinen Rücktritt aus dem DFB-Team erklärt. Hatte auch das Einfluss auf Ihre Entscheidung?

Podolski: So eine Entscheidung muss jeder für sich treffen. Natürlich habe ich mitbekommen, dass Basti aufhört, aber ich hätte meine Entscheidung nicht anders getroffen, wenn er dabei geblieben wäre. Ich glaube, dass es bei ihm ähnlich wie bei mir ist: Die Prioritäten haben sich verschoben. Das ist doch ganz normal.

DFB.de: Schweinsteiger wird beim Länderspiel gegen Finnland am 31. August mit einem Einsatz verabschiedet. Auch bei Ihnen war das geplant, Sie müssen aber passen.

Podolski: Leider. Meine Verletzung macht das unmöglich.

DFB.de: Sind Sie nicht froh, dass Sie nicht ausgerechnet in Mönchenglabdach verabschiedet werden?

Podolski: Nein. Für mich als Kölner hätte das vielleicht eine spezielle Note gehabt. Aber bei mir war es immer so, dass die Fans überall sehr positiv auf mich reagiert haben. Das war auch bei den Spielen mit der Nationalmannschaft in Mönchengladbach so. So wäre es gegen Finnland auch gewesen. Außerdem hätte ich mit Sicherheit ein paar Kölner nach Gladbach lotsen können und fast ein echtes Heimspiel gehabt. Aber was nicht ist, ist nicht. Ich kann es nicht ändern.

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DFB.de: Joachim Löw hat bereits angekündigt, dass Ihre Verabschiedung mit einem letzten Einsatz für Deutschland nachgeholt wird. Wissen Sie schon, wann das sein wird?

Podolski: Nein, das muss noch näher besprochen werden. Mich freut es aber sehr, dass der Bundestrainer das in Aussicht gestellt hat und dass mir der DFB die Möglichkeit geben will, mich noch einmal persönlich von den Fans zu verabschieden.

DFB.de: Ein Spiel folgt also noch, es wird Länderspiel Nummer 130. Wie gut erinnern Sie sich noch an die Anfänge, an Ihren ersten Einsatz für den DFB?

Podolski: Ich werde so etwas häufig gefragt, auch nach meinem schönsten Tor oder dem besten Spiel. So denke ich aber nicht. Ich nehme so viele positive Erfahrungen, Geschichten, Eindrücke und Erlebnisse mit, vor allem menschlich - für mich ist es unmöglich, die Zeit bei der Nationalmannschaft an einem Spiel festzumachen oder auf wenige Momente zu reduzieren. Natürlich war das erste Länderspiel etwas ganz Besonderes, aber das gilt im Grunde für fast alles, was ich beim DFB in mehr als zwölf Jahren erlebt habe. Vor allem die vielen tollen Augenblicke mit vielen tollen Menschen. Ich kann also nicht nur über mein erstes Spiel sprechen, das würde den vielen großartigen Menschen nicht gerecht, die ich kennenlernen durfte. Zu Beginn Oliver Kahn und Michael Ballack, Miroslav Klose. Und viele andere. Auch aus dem Betreuerstab. Mir haben in der Zeit beim DFB sehr viele Menschen sehr viel gegeben, das ist es, was für mich vor allem bleiben wird.

DFB.de: Am meisten vermissen werden Sie die Nähe zu den Fans.

Podolski: Das ist so, ja. Die Fans haben mir immer am meisten bedeutet. Und ich bin sehr dankbar für alles, was ich von ihnen bekommen habe. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich alleine an meine Einwechslung kürzlich bei der EM im Spiel gegen die Slowakei zuletzt denke. Wie sie mich gefeiert haben, wie sie meinen Namen gerufen haben. Wahnsinn. Im Laufe meiner Karriere hatte ich viele solche Erlebnisse. Das ist unbezahlbar.

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DFB.de: Sie waren immer und überall Liebling der Fans. Wie wird man das?

Podolski: Man darf sich nicht verstellen, man muss echt sein. Ich denke, dass das bei mir der Hauptgrund ist. Ich bin offen, ich gehe auf die Fans zu. Und ich mache das nicht, weil ich weiß, dass das gut ankommt, sondern weil ich das Bedürfnis habe. Ich habe es immer gern und aus Überzeugung gemacht. Für mich gehört es dazu, sich bei der Kurve zu bedanken, für mich gehört es dazu, Autogramme zu geben, Fotos zu machen, sich Zeit zu nehmen. Ich weiß, wie man sich als Fan fühlt, ich war früher selber in der Südkurve.

DFB.de: Künftig werden Sie wieder Fan der Mannschaft sein. Haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie es sich für Sie anfühlen wird, wenn Sie dem Team zum ersten Mal als Fan die Daumen drücken?

Podolski: Das kann ich schwer einschätzen, aber ich vermute, dass es eher normal sein wird. Ich glaube nicht, dass ich zu Hause auf der Couch sitzen und Tränen vergießen werde. Wahrscheinlich werde ich künftig auch hin und wieder im Stadion sein, wenn die Mannschaft spielt.

DFB.de: Ihre Laufbahn in der Nationalmannschaft ist beendet, Ihre Laufbahn als Fußballer noch nicht. Welche Ziele haben Sie noch?

Podolski: Ich bin noch kein Fußball-Opa. Im Vereinsfußball habe ich noch viele Jahre vor mir und auch große Ambitionen. Ich bin erst 31, ich fühle mich jung und fit. Und ich habe nach wie vor richtig Bock auf diesen Sport. Mein Vertrag bei Galatasaray läuft noch zwei Jahre, in dieser Zeit will ich möglichst viel gewinnen. Und danach wird man sehen, was passiert. Für mich ist es zum Beispiel nach wie vor eine Option, dass ich zum Ende meiner Karriere noch einmal in Polen spiele, bei Gornik Zabrze, "meinem" Verein in Polen.

DFB.de: Haben Sie sich eine Frist gesetzt: Wie lange wollen Sie noch Fußball spielen?

Podolski: Keine Frist. Ich will so lange spielen wie möglich, auf jeden Fall so lange, wie ich Spaß am Fußball habe. Über mein Karriereende habe ich noch nicht nachgedacht, das ist noch ganz weit weg.

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