Podolski: "Die Türkei kann gern jedes Spiel gewinnen, außer..."

Deutschland spielt in Köln gegen die Türkei, eine Konstellation, die nach einem Namen schreit: Lukas Podolski. Im Herbst seiner Karriere spielt der 130-malige Nationalspieler für Antalyaspor in der Türkei, es ist bereits seine zweite Station in der türkischen Süper Lig nach seiner Zeit bei Galatasaray Istanbul von 2015 bis 2017. Im DFB.de-Interview spricht der 35-Jährige über die Ziele mit Antalyaspor, die Stationen seiner Laufbahn, über seine Pläne für die Karriere nach der Karriere und über die Qualität der türkischen Nationalmannschaft.

DFB.de: Die Saison in der Türkei hat begonnen, Sie spielen seit einem halben Jahr bei Antalyaspor. Mit welchen Ambitionen ist Ihre Mannschaft in die neue Spielzeit gegangen?

Lukas Podolski: In der Rückrunde der vergangenen Saison waren wir die drittbeste Mannschaft der Liga. Wir müssen dennoch realistisch sein und dürfen nicht irgendwelchen Hirngespinsten hinterherjagen. Ganz oben mitzuspielen ist für uns in diesem Jahr noch nicht drin. Wir wollen uns verbessern, wollen uns entwickeln, wollen wieder die eine oder andere Überraschung schaffen.

DFB.de: Mit welchem Tabellenplatz wären Sie am Ende der Saison zufrieden?

Podolski: Einstellig sollte es auf jeden Fall sein. Ein bisschen schielen wir in Richtung der internationalen Ränge. Mal schauen, wie die Saison läuft. Wenn ein paar andere Mannschaften schwächeln, werden wir da sein.

DFB.de: Antalyaspor hat prominente Verstärkung geholt, die Sie aus Deutschland kennen: Sidney Sam und Nuri Sahin. Sie sollen bei den Transfers Überzeugungsarbeit geleistet haben. Mit welchen Argumenten haben Sie für Antalyaspor geworben?

Podolski: Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass Antalya eine großartige Stadt ist und Antalyaspor ein toller Verein mit großem Potential und großen Ambitionen. Außerdem ist die Türkei ein sehr schönes und interessantes Land, die Liga hat ein ordentliches Niveau. Ich finde, dass es wenig Gründe gibt, weswegen man nicht hierherkommen sollte. Ich habe aber niemanden überredet. Letztendlich müssen die Spieler vom Projekt Antalyaspor überzeugt sein, und ich glaube das sind die beiden.

DFB.de: Die Bedingungen vor Ort sollen überragend sein. Das Trainingsgelände gilt als eines der besten der Türkei.

Podolski: Mehr als das. Ich habe im Laufe meiner Karriere einiges gesehen und würde sagen, dass das hier in Europa auf jeden Fall zu den top drei gehört. Die Bedingungen sind phantastisch, es gibt nur ganz wenig Vereine, die vergleichbare Möglichkeiten haben. Für mich war dies ein entscheidender Grund, hierher zu wechseln.

DFB.de: Sam und Sahin werden von Antalyaspor profitieren, wie sehr wird der Verein von den Spielern profitieren?

Podolski: Beide bringen große Erfahrung mit, beide wurden in Deutschland ausgebildet, beide verfügen sportlich über eine gewisse Klasse, beides sind Typen, die gut zu uns passen. Ich freue mich, dass sie hier sind und bin sehr sicher, dass sie für Antalyaspor eine Bereicherung darstellen werden.

DFB.de: Auch in der Türkei muss wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer gespielt werden. Wie viel Spaß macht Ihnen Fußball ohne Fans?

Podolski: Die Fans fehlen uns allen, mir vielleicht noch mehr als anderen. Ich bin jemand, der den Kontakt gesucht hat, den Austausch mit den Fans, zu meinem Spiel gehören Emotionen und die Wechselwirkung mit den Zuschauern. An Geisterspiele will und werde ich mich nie gewöhnen. Fußball ist mit Fans ein sehr viel geileres Spiel, aber die Situation ist, wie sie ist. Es ist außerdem so, dass die Situation nicht überraschend kommt. Wenn wir morgen ins Stadion fahren, wissen wir heute schon, was uns dort erwartet. Vom Kopf her kann man sich auf diese Situation ganz gut einstellen.

DFB.de: Und vom Herzen her?

Podolski: Geht das natürlich nicht. Diese leeren Ränge, diese unwirkliche Kulisse, das tut schon weh. Ich finde nur, dass man aus der Situation das Beste machen sollte. Immerhin können wir überhaupt wieder Fußball spielen, das ist ein großer Fortschritt.

DFB.de: Vor dem Wechsel zu Antalyaspor haben Sie zwei Jahre in Japan gespielt. Wie blicken Sie heute auf die Zeit bei Vissel Kobe?

Podolski: Es war eine geile Zeit. Es war die richtige Entscheidung, dorthin zu gehen, die Menschen, die Kultur und die Liga kennenzulernen. Als Familie haben wir dort sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt, hatten Begegnungen und Einblicke, die wir nicht missen wollen. Auch als Fußballer habe ich mich in Japan sehr wohlgefühlt. Ich bin dort angetreten, um den Verein ein Stück weit zu entwickeln. Natürlich in erster Linie sportlich, aber auch außerhalb des Platzes. Ich glaube, dass mir dies gelungen ist. Ich weiß, dass ich jederzeit dorthin zurückkehren kann und mit offenen Armen empfangen würde. Ich habe den Verein auf die Landkarte des Fußballs gesetzt.

DFB.de: Was haben Sie dort hinterlassen?

Podolski: Ich glaube einiges. Ich erinnere mich noch gut daran, wie eine Delegation des Klubs mal bei mir in Köln war, der Pressesprecher und ein paar hochrangige Funktionäre. Es wurden ein paar Fotos gemacht, ich habe dann angeregt, dass wir das doch bei Instagram posten können. Und das kannten sie nicht, beziehungsweise kannten sie die Möglichkeiten nicht, die sich durch Social Media bieten. Ich habe dann auf deren Profil geschaut, sie hatten nur ein Handvoll Follower. Heute haben etwa 220.000 oder so. Aber das mit Social Media ist natürlich nur ein Beispiel. Ich glaube, dass ich insgesamt sagen kann, dass ich meinen Teil dazu geleistet habe, dass sich der Verein in gewissen Bereichen professionalisiert.

DFB.de: Zum Beispiel?

Podolski: Das fängt beim Thema Ernährung, wo ich dafür gesorgt habe, dass es morgens immer frische Früchte gab. In der Kabine habe ich ein paar bauliche Änderungen veranlasst, sogar auch beim Stadion. Viele Dinge, die ich dort angeregt habe, sind von außen nicht so zu sehen, aber ich kann sagen, dass bei Vissel Kobe meine Gedanken auch künftig Einfluss haben werden.

DFB.de: Sie sind auch geholt worden, der Mannschaft einen neuen Spirit einzuimpfen. Siegeshungriger, emotionaler. Haben Sie dem Verein einen Mentalitätswandel verpasst?

Podolski: Das wäre zu viel gesagt und das war auch nicht die Absicht. Man kann auch nicht dorthin kommen und alles umkrempeln, schon gar keine Menschen. Für mich gehören Emotionen auf dem Platz dazu, bei vielen Japanern ist die Emotionalität eher weniger ausgeprägt. Aber das ist deren Mentalität, sie werden so erzogen, und das muss man respektieren. Es bringt auch nichts, Emotionalität erzwingen zu wollen. Die Japaner sind, wie sie sind, wenn man sich als Gast dort aufhält, muss man das hinnehmen. Außerdem ist es auch in Japan so - wie auf der ganzen Welt -, dass die Menschen unterschiedlich sind. Es gibt in Japan sehr emotionale Menschen, und es gibt auch bei uns in Europa Menschen, die eher zurückhaltend sind.

DFB.de: Was waren sonst Ihre prägendsten Erfahrungen in Japan und mit den Japanern?

Podolski: Es wird ja immer gesagt, dass die Japaner ruhiger und zurückhaltender sind, und das ist nicht falsch. Respekt ist dort ein großes Thema, insbesondere der Jüngeren gegenüber den Älteren. Ich finde, dass auch wir Deutschen uns da von den Japanern einiges zum Vorbild nehmen könnten. Mir jedenfalls hat es imponiert, wie dort die Alten geachtet werden. Die Japaner sind sehr freundlich, sehr hilfsbereit, es ist sehr sauber dort, alles ist geordnet. Mir hat das imponiert. Wie gesagt: wir haben uns in Japan sehr wohlgefühlt, die Zeit bei Vissel Kobe war für uns wirklich bereichernd. Das gilt für alle meine Stationen im Ausland, ich bin froh, dass ich den Schritt weg aus Deutschland gewagt habe.

DFB.de: In Ihrer Vita stehen neben Köln und Bayern die Stationen Arsenal, Mailand, Galatasaray, Vissel Kobe und Antalyaspor. Welche Station ist für Sie die entbehrlichste?

Podolski: Ich würde mich nicht mehr verleihen lassen, wie damals zu Inter Mailand. Ansonsten gibt es nichts, was ich nicht noch einmal so machen würde. Überhaupt bin ich sehr einverstanden mit dem, was ich als Fußballer bisher erlebt habe. Mit der Nationalmannschaft habe ich die ganze Welt bereist, bei meinen Stationen im Ausland habe ich spannende Länder näher kennen gelernt. Wertvoll finde ich auch die Erfahrung, dass wir uns als Familie auf so unterschiedliche Länder gut einstellen, dass wir uns an vielen Orten der Welt wohlfühlen können. Die Länder haben alle ihre Schattenseiten und ihre Vorzüge, und ich bin immer ganz gut damit gefahren, mich auf die Vorzüge zu konzentrieren.

DFB.de: Haben Sie eine Lieblingsstation, also nach dem 1. FC Köln natürlich?

Podolski: Schwer zu sagen. Unsere gesamte Reise als Familie finde ich spannendend und schön. Es gibt Fußballer, die ihre Karriere bei einem Verein und am selben Ort verbringen. Und daran ist nichts falsch, im Gegenteil, wenn es für denjenigen so passt. Ich kann für mich sagen, dass ich froh bin, diese vielen Erfahrungen gemacht zu haben. Mir bedeutet das viel, mir gibt es viel, mehr als den einen oder anderen Titel mehr, den ich möglicherweise gewinnen hätte können, wenn ich weniger gewechselt wäre.

DFB.de: Erfahrungen sind wichtiger als Titel - können Sie dies leichter sagen, weil Sie mit dem WM-Pokal den größten aller Titel gewonnen haben?

Podolski: Vielleicht. Jedenfalls gibt es kaum etwas, gegen das ich den WM-Pokal eintauschen würde. Die Erfahrung, Weltmeister zu sein, gibt Ruhe und Zufriedenheit. Dieser Titel steht einfach sehr weit über allen anderen. Was ich meine: Wenn ich auf der Domplatte mit Leuten ins Quatschen komme, dann erzähle ich nicht davon, dass ich in jedem Land, in dem ich gespielt habe, einen Titel gewonnen habe. Ich erzähle davon, wie es in den Ländern ist, welche Menschen ich kennen gelernt und welche Erfahrungen ich gesammelt habe, wie die Mentalitäten und Kulturen sind. Aber natürlich sind die sportlichen Erfolge schön, sie bedeuten ja auch, dass ich die sportlichen Erwartungen der Vereine erfüllt habe.

DFB.de: Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren zwei Jahren bei Galatasaray Istanbul gesammelt und wie unterscheiden sich diese von dem, was Sie jetzt bei Antalyaspor erleben?

Podolski: Die Städte sind schon sehr verschieden. Alleine das Wetter – in Antalya scheint zwölf Monate lang die Sonne. Hier ist alles ein wenig überschaubarer, vor allem der Verkehr. Ist ja auch klar, Istanbul ist eine Riesenmetropole mit 20 Millionen Einwohnern, im Vergleich dazu ist Antalya mit seinen zwei Millionen eine Kleinstadt.

DFB.de: Wo schmeckt der Döner besser, in Istanbul oder Antalya?

Podolski: In Köln. Den besten Döner gibt's bei mir, das ist doch klar. (lacht) Es steckt ja auch ein bisschen Istanbul und ein bisschen Antalya drin. Das gilt nicht nur für den Döner. Meine vielen unterschiedlichen Erfahrungen fließen selbstverständlich in das ein, was ich mir neben dem Sport aufgebaut habe. Das sind ja nicht nur meine Dönerläden, das gilt genauso für meine Eisläden, das Brauhaus und die Soccerhalle. Wenn ich irgendwo in der Welt etwas sehe, das mir gefällt, etwas, von dem ich glaube, dass es für meine Läden eine Bereicherung wäre, dann versuche ich das umzusetzen.

DFB.de: Deutschland spielt in Köln gegen die Türkei, ein Lukas-Podolski-Spiel. Wie stark schätzen Sie die Türkei ein?

Podolski: Die letzten beiden Spiele in der Nations League habe ich gesehen. Gegen Ungarn war es nicht gut, im zweiten Spiel gegen Serbien war es dann besser. Ich glaube, dass sich die Türken gegen kleine Mannschaften ein bisschen schwertun, dass sie es umgekehrt den großen Nationen aber sehr schwer machen können. Ich bin gespannt. Viele Nationalspieler spielen nicht mehr in der Türkei, viele sind im Ausland beschäftigt, spielen bei guten Klubs in Europa und sind dort Stammspieler. Es wird auf jeden Fall ein interessantes Spiel. Natürlich ist es schade, dass die Partie ohne Zuschauer stattfinden muss, wobei dies für die Türken noch problematischer ist als für die deutsche Mannschaft, weil sie noch mehr von Emotionen leben.

DFB.de: Auch schon vor Ihrem Wechsel zu Galatasaray Istanbul hatten Sie Bezug zur Türkei, viele Ihrer Freunde sind Türken oder haben türkische Wurzeln. Durch Ihre Erfahrungen als Spieler in der Süper Lig dürfte Ihre Sympathie für das Land weiter gestiegen sein. Ist es schon so, dass in Ihrer Brust zwei Herzen schlagen, wenn Deutschland gegen die Türkei spielt?

Podolski: Ich bin Deutscher. Ich war zwölf Jahre lang deutscher Nationalspieler. Ich drücke unserer deutschen Nationalmannschaft die Daumen, egal gegen wen sie spielt, auch wenn sie gegen Polen spielt. Ich bin Deutschland-Fan und will, dass meine Nationalmannschaft gewinnt. Dass ich einen besonderen Bezug zu Polen habe, weiß jeder, und natürlich gibt es bei mir auch große Sympathien für die Türkei. Aber im Wettbewerb dieser drei Nationen, wird mein Herz immer für Deutschland schlagen. Die Türkei kann gerne jedes Spiel gewinnen. Außer wenn es gegen Deutschland geht. Oder gegen Polen.

DFB.de: Zucken Ihre Füße noch, wie viel Wehmut schwingt mit, wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt?

Podolski: Zucken? Eigentlich nicht. Ich hatte eine überragende Zeit in der Nationalmannschaft, ich will nichts missen. Ich hatte einen tollen Abschied mit meinem Treffer in Dortmund gegen England. Jetzt habe ich mehr als drei Jahre Abstand, die Zeit der Wehmut ist vorbei. Meine Karriere in der Nationalmannschaft ist Vergangenheit, andere sind nun am Zug. Und das kann ich gut akzeptieren.

DFB.de: Haben Sie noch Verbindungen in die Nationalmannschaft?

Podolski: Ja, aber sie sind nicht sehr eng und nicht sehr intensiv. Ich wollte die Jungs immer mal besuchen, vielleicht klappt es jetzt in Köln, wobei ich wegen der Corona-Regeln skeptisch bin. Aber es wäre schon schön, den Jungs, den Trainern und den Betreuern mal Hallo zu sagen.

DFB.de: André Schürrle und Benedikt Höwedes, zwei Weltmeisterkollegen von Ihnen, haben Ihre Karrieren vor Kurzem beendet. Beide sind nicht unerheblich jünger als Sie. Waren Sie überrascht, als Sie von deren Entscheidungen gehört haben?

Podolski: Sie haben sich für einen anderen Lebensweg entschieden, ich habe das regestiert, aber ich habe es nicht zu kommentieren. Sie haben ihre Gründe, und diese Entscheidung ist für sie die richtige. Ich finde: Jeder muss im Leben das tun, was ihn glücklich macht. Und bei diesen beiden war es nicht mehr der Fußball. Bei mir ist es anders. Mich macht das Fußballspielen nach wie vor glücklich – und deswegen spiele ich noch Fußball.

DFB.de: Wie lange glauben Sie, wird das bei Ihnen noch sein?

Podolski: Keine Ahnung. Ich habe bei Antalyaspor noch für ein Jahr Vertrag und freue mich auf die Saison. Was danach kommt – mal schauen. Ich bin für vieles offen und kann heute nicht sagen, wohin mich mein Weg führt und wie lange ich noch Fußball spielen will.

DFB.de: Sie haben mal von dem Plan gesprochen, Ihre Karriere bei Gornik Zabrze, Ihrem Heimatverein in Polen zu beenden. Ist dies noch aktuell?

Podolski: Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Mit den Verantwortlichen des Vereins bin ich nach wie vor in guten Kontakten. Für mich wäre es schön, bei meinem Verein, dort, wo ich meine ersten Schritte gesetzt und das Fußballspielen gelernt habe, meine Karriere zu beenden. Wichtig ist mir aber, dass es keine Show sein soll. Ich will noch fit sein und der Mannschaft, dem Verein, der Jugend und der Region etwas geben können.

DFB.de: Im weiteren Werdegang winkt Ihnen ein Job beim FC. Sind die Pläne in diese Richtung konkreter?

Podolski: Wir haben das vorbesprochen, und es ist ja klar, dass ich mir künftig eine Rolle beim FC gut vorstellen kann. Es darf aber kein Selbstzweck sein. Wir müssen eine Rolle finden, die zu mir passt, die mich erfüllt, die mir Spaß macht und in der ich mich sinnvoll einbringen kann. Heute kann ich noch nicht sagen, was das genau sein wird. Ich sehe das auch entspannt. Es wird auf keinen Fall so sein, dass ich mit dem Fußball aufhöre und dann am nächsten Tag beim FC am Schreibtisch sitze.

DFB.de: Sie habe kürzlich als Rennfahrer auf dem Nürnburgring für Aufsehen gesorgt. Mit einem Mercedes-AMG GT3 des Rennsport-Teams GetSpeed sind Sie 30 Runde gefahren und sollen dabei ziemlich schnell unterwegs gewesen sein. Winkt da eine Karriere nach der Karriere?

Podolski: Rennsport habe ich schon immer gemocht, auch schon zu Schumacher-Zeiten. Ich sehe das aber eher als Hobby. Es gibt verschiedene Wettbewerbe im Motorsport, ich kann mir auch vorstellen, mal eine Saison bei einem Team mitzufahren. Das aber maximal semiprofessionell. Rennen fahren, Motorsport – das gehört zu den Dingen, die ich intensiver betreiben werde, wenn ich nicht mehr aktiver Fußballer bin. Was meine Zukunft angeht, will ich einfach nichts ausschließen. Vielleicht stelle ich fest, dass es mir Spaß bringt, Jugendmannschaften zu trainieren, dann werde ich Jugendtrainer, vielleicht intensivere ich meine geschäftlichen Aktivitäten und werde Vollzeitgeschäftsmann. Sehr am Herzen liegt mir auch meine Stiftung, ich würde auch nicht ausschließen, dass ich künftig meine ganze Kraft in die Stiftung stecke. Ich denke, dass ich viele Optionen haben werde, dass mir viele Türen offenstehen werden, wenn ich mal kein Fußballer mehr bin – und das ist eine Basis, auf der man gut aufbauen kann.

[sl]

Deutschland spielt in Köln gegen die Türkei, eine Konstellation, die nach einem Namen schreit: Lukas Podolski. Im Herbst seiner Karriere spielt der 130-malige Nationalspieler für Antalyaspor in der Türkei, es ist bereits seine zweite Station in der türkischen Süper Lig nach seiner Zeit bei Galatasaray Istanbul von 2015 bis 2017. Im DFB.de-Interview spricht der 35-Jährige über die Ziele mit Antalyaspor, die Stationen seiner Laufbahn, über seine Pläne für die Karriere nach der Karriere und über die Qualität der türkischen Nationalmannschaft.

DFB.de: Die Saison in der Türkei hat begonnen, Sie spielen seit einem halben Jahr bei Antalyaspor. Mit welchen Ambitionen ist Ihre Mannschaft in die neue Spielzeit gegangen?

Lukas Podolski: In der Rückrunde der vergangenen Saison waren wir die drittbeste Mannschaft der Liga. Wir müssen dennoch realistisch sein und dürfen nicht irgendwelchen Hirngespinsten hinterherjagen. Ganz oben mitzuspielen ist für uns in diesem Jahr noch nicht drin. Wir wollen uns verbessern, wollen uns entwickeln, wollen wieder die eine oder andere Überraschung schaffen.

DFB.de: Mit welchem Tabellenplatz wären Sie am Ende der Saison zufrieden?

Podolski: Einstellig sollte es auf jeden Fall sein. Ein bisschen schielen wir in Richtung der internationalen Ränge. Mal schauen, wie die Saison läuft. Wenn ein paar andere Mannschaften schwächeln, werden wir da sein.

DFB.de: Antalyaspor hat prominente Verstärkung geholt, die Sie aus Deutschland kennen: Sidney Sam und Nuri Sahin. Sie sollen bei den Transfers Überzeugungsarbeit geleistet haben. Mit welchen Argumenten haben Sie für Antalyaspor geworben?

Podolski: Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass Antalya eine großartige Stadt ist und Antalyaspor ein toller Verein mit großem Potential und großen Ambitionen. Außerdem ist die Türkei ein sehr schönes und interessantes Land, die Liga hat ein ordentliches Niveau. Ich finde, dass es wenig Gründe gibt, weswegen man nicht hierherkommen sollte. Ich habe aber niemanden überredet. Letztendlich müssen die Spieler vom Projekt Antalyaspor überzeugt sein, und ich glaube das sind die beiden.

DFB.de: Die Bedingungen vor Ort sollen überragend sein. Das Trainingsgelände gilt als eines der besten der Türkei.

Podolski: Mehr als das. Ich habe im Laufe meiner Karriere einiges gesehen und würde sagen, dass das hier in Europa auf jeden Fall zu den top drei gehört. Die Bedingungen sind phantastisch, es gibt nur ganz wenig Vereine, die vergleichbare Möglichkeiten haben. Für mich war dies ein entscheidender Grund, hierher zu wechseln.

DFB.de: Sam und Sahin werden von Antalyaspor profitieren, wie sehr wird der Verein von den Spielern profitieren?

Podolski: Beide bringen große Erfahrung mit, beide wurden in Deutschland ausgebildet, beide verfügen sportlich über eine gewisse Klasse, beides sind Typen, die gut zu uns passen. Ich freue mich, dass sie hier sind und bin sehr sicher, dass sie für Antalyaspor eine Bereicherung darstellen werden.

DFB.de: Auch in der Türkei muss wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer gespielt werden. Wie viel Spaß macht Ihnen Fußball ohne Fans?

Podolski: Die Fans fehlen uns allen, mir vielleicht noch mehr als anderen. Ich bin jemand, der den Kontakt gesucht hat, den Austausch mit den Fans, zu meinem Spiel gehören Emotionen und die Wechselwirkung mit den Zuschauern. An Geisterspiele will und werde ich mich nie gewöhnen. Fußball ist mit Fans ein sehr viel geileres Spiel, aber die Situation ist, wie sie ist. Es ist außerdem so, dass die Situation nicht überraschend kommt. Wenn wir morgen ins Stadion fahren, wissen wir heute schon, was uns dort erwartet. Vom Kopf her kann man sich auf diese Situation ganz gut einstellen.

DFB.de: Und vom Herzen her?

Podolski: Geht das natürlich nicht. Diese leeren Ränge, diese unwirkliche Kulisse, das tut schon weh. Ich finde nur, dass man aus der Situation das Beste machen sollte. Immerhin können wir überhaupt wieder Fußball spielen, das ist ein großer Fortschritt.

DFB.de: Vor dem Wechsel zu Antalyaspor haben Sie zwei Jahre in Japan gespielt. Wie blicken Sie heute auf die Zeit bei Vissel Kobe?

Podolski: Es war eine geile Zeit. Es war die richtige Entscheidung, dorthin zu gehen, die Menschen, die Kultur und die Liga kennenzulernen. Als Familie haben wir dort sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt, hatten Begegnungen und Einblicke, die wir nicht missen wollen. Auch als Fußballer habe ich mich in Japan sehr wohlgefühlt. Ich bin dort angetreten, um den Verein ein Stück weit zu entwickeln. Natürlich in erster Linie sportlich, aber auch außerhalb des Platzes. Ich glaube, dass mir dies gelungen ist. Ich weiß, dass ich jederzeit dorthin zurückkehren kann und mit offenen Armen empfangen würde. Ich habe den Verein auf die Landkarte des Fußballs gesetzt.

DFB.de: Was haben Sie dort hinterlassen?

Podolski: Ich glaube einiges. Ich erinnere mich noch gut daran, wie eine Delegation des Klubs mal bei mir in Köln war, der Pressesprecher und ein paar hochrangige Funktionäre. Es wurden ein paar Fotos gemacht, ich habe dann angeregt, dass wir das doch bei Instagram posten können. Und das kannten sie nicht, beziehungsweise kannten sie die Möglichkeiten nicht, die sich durch Social Media bieten. Ich habe dann auf deren Profil geschaut, sie hatten nur ein Handvoll Follower. Heute haben etwa 220.000 oder so. Aber das mit Social Media ist natürlich nur ein Beispiel. Ich glaube, dass ich insgesamt sagen kann, dass ich meinen Teil dazu geleistet habe, dass sich der Verein in gewissen Bereichen professionalisiert.

DFB.de: Zum Beispiel?

Podolski: Das fängt beim Thema Ernährung, wo ich dafür gesorgt habe, dass es morgens immer frische Früchte gab. In der Kabine habe ich ein paar bauliche Änderungen veranlasst, sogar auch beim Stadion. Viele Dinge, die ich dort angeregt habe, sind von außen nicht so zu sehen, aber ich kann sagen, dass bei Vissel Kobe meine Gedanken auch künftig Einfluss haben werden.

DFB.de: Sie sind auch geholt worden, der Mannschaft einen neuen Spirit einzuimpfen. Siegeshungriger, emotionaler. Haben Sie dem Verein einen Mentalitätswandel verpasst?

Podolski: Das wäre zu viel gesagt und das war auch nicht die Absicht. Man kann auch nicht dorthin kommen und alles umkrempeln, schon gar keine Menschen. Für mich gehören Emotionen auf dem Platz dazu, bei vielen Japanern ist die Emotionalität eher weniger ausgeprägt. Aber das ist deren Mentalität, sie werden so erzogen, und das muss man respektieren. Es bringt auch nichts, Emotionalität erzwingen zu wollen. Die Japaner sind, wie sie sind, wenn man sich als Gast dort aufhält, muss man das hinnehmen. Außerdem ist es auch in Japan so - wie auf der ganzen Welt -, dass die Menschen unterschiedlich sind. Es gibt in Japan sehr emotionale Menschen, und es gibt auch bei uns in Europa Menschen, die eher zurückhaltend sind.

DFB.de: Was waren sonst Ihre prägendsten Erfahrungen in Japan und mit den Japanern?

Podolski: Es wird ja immer gesagt, dass die Japaner ruhiger und zurückhaltender sind, und das ist nicht falsch. Respekt ist dort ein großes Thema, insbesondere der Jüngeren gegenüber den Älteren. Ich finde, dass auch wir Deutschen uns da von den Japanern einiges zum Vorbild nehmen könnten. Mir jedenfalls hat es imponiert, wie dort die Alten geachtet werden. Die Japaner sind sehr freundlich, sehr hilfsbereit, es ist sehr sauber dort, alles ist geordnet. Mir hat das imponiert. Wie gesagt: wir haben uns in Japan sehr wohlgefühlt, die Zeit bei Vissel Kobe war für uns wirklich bereichernd. Das gilt für alle meine Stationen im Ausland, ich bin froh, dass ich den Schritt weg aus Deutschland gewagt habe.

DFB.de: In Ihrer Vita stehen neben Köln und Bayern die Stationen Arsenal, Mailand, Galatasaray, Vissel Kobe und Antalyaspor. Welche Station ist für Sie die entbehrlichste?

Podolski: Ich würde mich nicht mehr verleihen lassen, wie damals zu Inter Mailand. Ansonsten gibt es nichts, was ich nicht noch einmal so machen würde. Überhaupt bin ich sehr einverstanden mit dem, was ich als Fußballer bisher erlebt habe. Mit der Nationalmannschaft habe ich die ganze Welt bereist, bei meinen Stationen im Ausland habe ich spannende Länder näher kennen gelernt. Wertvoll finde ich auch die Erfahrung, dass wir uns als Familie auf so unterschiedliche Länder gut einstellen, dass wir uns an vielen Orten der Welt wohlfühlen können. Die Länder haben alle ihre Schattenseiten und ihre Vorzüge, und ich bin immer ganz gut damit gefahren, mich auf die Vorzüge zu konzentrieren.

DFB.de: Haben Sie eine Lieblingsstation, also nach dem 1. FC Köln natürlich?

Podolski: Schwer zu sagen. Unsere gesamte Reise als Familie finde ich spannendend und schön. Es gibt Fußballer, die ihre Karriere bei einem Verein und am selben Ort verbringen. Und daran ist nichts falsch, im Gegenteil, wenn es für denjenigen so passt. Ich kann für mich sagen, dass ich froh bin, diese vielen Erfahrungen gemacht zu haben. Mir bedeutet das viel, mir gibt es viel, mehr als den einen oder anderen Titel mehr, den ich möglicherweise gewinnen hätte können, wenn ich weniger gewechselt wäre.

DFB.de: Erfahrungen sind wichtiger als Titel - können Sie dies leichter sagen, weil Sie mit dem WM-Pokal den größten aller Titel gewonnen haben?

Podolski: Vielleicht. Jedenfalls gibt es kaum etwas, gegen das ich den WM-Pokal eintauschen würde. Die Erfahrung, Weltmeister zu sein, gibt Ruhe und Zufriedenheit. Dieser Titel steht einfach sehr weit über allen anderen. Was ich meine: Wenn ich auf der Domplatte mit Leuten ins Quatschen komme, dann erzähle ich nicht davon, dass ich in jedem Land, in dem ich gespielt habe, einen Titel gewonnen habe. Ich erzähle davon, wie es in den Ländern ist, welche Menschen ich kennen gelernt und welche Erfahrungen ich gesammelt habe, wie die Mentalitäten und Kulturen sind. Aber natürlich sind die sportlichen Erfolge schön, sie bedeuten ja auch, dass ich die sportlichen Erwartungen der Vereine erfüllt habe.

DFB.de: Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren zwei Jahren bei Galatasaray Istanbul gesammelt und wie unterscheiden sich diese von dem, was Sie jetzt bei Antalyaspor erleben?

Podolski: Die Städte sind schon sehr verschieden. Alleine das Wetter – in Antalya scheint zwölf Monate lang die Sonne. Hier ist alles ein wenig überschaubarer, vor allem der Verkehr. Ist ja auch klar, Istanbul ist eine Riesenmetropole mit 20 Millionen Einwohnern, im Vergleich dazu ist Antalya mit seinen zwei Millionen eine Kleinstadt.

DFB.de: Wo schmeckt der Döner besser, in Istanbul oder Antalya?

Podolski: In Köln. Den besten Döner gibt's bei mir, das ist doch klar. (lacht) Es steckt ja auch ein bisschen Istanbul und ein bisschen Antalya drin. Das gilt nicht nur für den Döner. Meine vielen unterschiedlichen Erfahrungen fließen selbstverständlich in das ein, was ich mir neben dem Sport aufgebaut habe. Das sind ja nicht nur meine Dönerläden, das gilt genauso für meine Eisläden, das Brauhaus und die Soccerhalle. Wenn ich irgendwo in der Welt etwas sehe, das mir gefällt, etwas, von dem ich glaube, dass es für meine Läden eine Bereicherung wäre, dann versuche ich das umzusetzen.

DFB.de: Deutschland spielt in Köln gegen die Türkei, ein Lukas-Podolski-Spiel. Wie stark schätzen Sie die Türkei ein?

Podolski: Die letzten beiden Spiele in der Nations League habe ich gesehen. Gegen Ungarn war es nicht gut, im zweiten Spiel gegen Serbien war es dann besser. Ich glaube, dass sich die Türken gegen kleine Mannschaften ein bisschen schwertun, dass sie es umgekehrt den großen Nationen aber sehr schwer machen können. Ich bin gespannt. Viele Nationalspieler spielen nicht mehr in der Türkei, viele sind im Ausland beschäftigt, spielen bei guten Klubs in Europa und sind dort Stammspieler. Es wird auf jeden Fall ein interessantes Spiel. Natürlich ist es schade, dass die Partie ohne Zuschauer stattfinden muss, wobei dies für die Türken noch problematischer ist als für die deutsche Mannschaft, weil sie noch mehr von Emotionen leben.

DFB.de: Auch schon vor Ihrem Wechsel zu Galatasaray Istanbul hatten Sie Bezug zur Türkei, viele Ihrer Freunde sind Türken oder haben türkische Wurzeln. Durch Ihre Erfahrungen als Spieler in der Süper Lig dürfte Ihre Sympathie für das Land weiter gestiegen sein. Ist es schon so, dass in Ihrer Brust zwei Herzen schlagen, wenn Deutschland gegen die Türkei spielt?

Podolski: Ich bin Deutscher. Ich war zwölf Jahre lang deutscher Nationalspieler. Ich drücke unserer deutschen Nationalmannschaft die Daumen, egal gegen wen sie spielt, auch wenn sie gegen Polen spielt. Ich bin Deutschland-Fan und will, dass meine Nationalmannschaft gewinnt. Dass ich einen besonderen Bezug zu Polen habe, weiß jeder, und natürlich gibt es bei mir auch große Sympathien für die Türkei. Aber im Wettbewerb dieser drei Nationen, wird mein Herz immer für Deutschland schlagen. Die Türkei kann gerne jedes Spiel gewinnen. Außer wenn es gegen Deutschland geht. Oder gegen Polen.

DFB.de: Zucken Ihre Füße noch, wie viel Wehmut schwingt mit, wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt?

Podolski: Zucken? Eigentlich nicht. Ich hatte eine überragende Zeit in der Nationalmannschaft, ich will nichts missen. Ich hatte einen tollen Abschied mit meinem Treffer in Dortmund gegen England. Jetzt habe ich mehr als drei Jahre Abstand, die Zeit der Wehmut ist vorbei. Meine Karriere in der Nationalmannschaft ist Vergangenheit, andere sind nun am Zug. Und das kann ich gut akzeptieren.

DFB.de: Haben Sie noch Verbindungen in die Nationalmannschaft?

Podolski: Ja, aber sie sind nicht sehr eng und nicht sehr intensiv. Ich wollte die Jungs immer mal besuchen, vielleicht klappt es jetzt in Köln, wobei ich wegen der Corona-Regeln skeptisch bin. Aber es wäre schon schön, den Jungs, den Trainern und den Betreuern mal Hallo zu sagen.

DFB.de: André Schürrle und Benedikt Höwedes, zwei Weltmeisterkollegen von Ihnen, haben Ihre Karrieren vor Kurzem beendet. Beide sind nicht unerheblich jünger als Sie. Waren Sie überrascht, als Sie von deren Entscheidungen gehört haben?

Podolski: Sie haben sich für einen anderen Lebensweg entschieden, ich habe das regestiert, aber ich habe es nicht zu kommentieren. Sie haben ihre Gründe, und diese Entscheidung ist für sie die richtige. Ich finde: Jeder muss im Leben das tun, was ihn glücklich macht. Und bei diesen beiden war es nicht mehr der Fußball. Bei mir ist es anders. Mich macht das Fußballspielen nach wie vor glücklich – und deswegen spiele ich noch Fußball.

DFB.de: Wie lange glauben Sie, wird das bei Ihnen noch sein?

Podolski: Keine Ahnung. Ich habe bei Antalyaspor noch für ein Jahr Vertrag und freue mich auf die Saison. Was danach kommt – mal schauen. Ich bin für vieles offen und kann heute nicht sagen, wohin mich mein Weg führt und wie lange ich noch Fußball spielen will.

DFB.de: Sie haben mal von dem Plan gesprochen, Ihre Karriere bei Gornik Zabrze, Ihrem Heimatverein in Polen zu beenden. Ist dies noch aktuell?

Podolski: Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Mit den Verantwortlichen des Vereins bin ich nach wie vor in guten Kontakten. Für mich wäre es schön, bei meinem Verein, dort, wo ich meine ersten Schritte gesetzt und das Fußballspielen gelernt habe, meine Karriere zu beenden. Wichtig ist mir aber, dass es keine Show sein soll. Ich will noch fit sein und der Mannschaft, dem Verein, der Jugend und der Region etwas geben können.

DFB.de: Im weiteren Werdegang winkt Ihnen ein Job beim FC. Sind die Pläne in diese Richtung konkreter?

Podolski: Wir haben das vorbesprochen, und es ist ja klar, dass ich mir künftig eine Rolle beim FC gut vorstellen kann. Es darf aber kein Selbstzweck sein. Wir müssen eine Rolle finden, die zu mir passt, die mich erfüllt, die mir Spaß macht und in der ich mich sinnvoll einbringen kann. Heute kann ich noch nicht sagen, was das genau sein wird. Ich sehe das auch entspannt. Es wird auf keinen Fall so sein, dass ich mit dem Fußball aufhöre und dann am nächsten Tag beim FC am Schreibtisch sitze.

DFB.de: Sie habe kürzlich als Rennfahrer auf dem Nürnburgring für Aufsehen gesorgt. Mit einem Mercedes-AMG GT3 des Rennsport-Teams GetSpeed sind Sie 30 Runde gefahren und sollen dabei ziemlich schnell unterwegs gewesen sein. Winkt da eine Karriere nach der Karriere?

Podolski: Rennsport habe ich schon immer gemocht, auch schon zu Schumacher-Zeiten. Ich sehe das aber eher als Hobby. Es gibt verschiedene Wettbewerbe im Motorsport, ich kann mir auch vorstellen, mal eine Saison bei einem Team mitzufahren. Das aber maximal semiprofessionell. Rennen fahren, Motorsport – das gehört zu den Dingen, die ich intensiver betreiben werde, wenn ich nicht mehr aktiver Fußballer bin. Was meine Zukunft angeht, will ich einfach nichts ausschließen. Vielleicht stelle ich fest, dass es mir Spaß bringt, Jugendmannschaften zu trainieren, dann werde ich Jugendtrainer, vielleicht intensivere ich meine geschäftlichen Aktivitäten und werde Vollzeitgeschäftsmann. Sehr am Herzen liegt mir auch meine Stiftung, ich würde auch nicht ausschließen, dass ich künftig meine ganze Kraft in die Stiftung stecke. Ich denke, dass ich viele Optionen haben werde, dass mir viele Türen offenstehen werden, wenn ich mal kein Fußballer mehr bin – und das ist eine Basis, auf der man gut aufbauen kann.

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