Pochert und Jena: "Wir müssen in Schlagdistanz bleiben"

Der FC Carl Zeiss Jena droht den Anschluss an die Nichtabstiegsränge in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zu verlieren. Bis Weihnachten stehen noch zwei Begegnungen auf dem Programm. Heute (ab 16 Uhr, live auf MagentaSport) trifft die Mannschaft von Trainerin Anne Pochert auf die SGS Essen. Im DFB.de-Interview ordnet die 35-Jährige die Chancen ein und erklärt, was ihr Hoffnung macht, den Abstieg zu vermeiden.

DFB.de: Frau Pochert, wie schwierig ist die Situation gerade für Sie und die Mannschaft?

Anne Pochert: Es ist nicht einfach. Aber es kommt ja auch nicht völlig überraschend. Wir hatten uns natürlich erhofft, ein paar mehr Punkte auf dem Konto zu haben. Aber leider haben wir in den Duellen gegen direkte Konkurrenten wie Sand oder Bremen nicht gewonnen, obwohl wir einen Erfolg womöglich verdient gehabt hätten. Wir haben teilweise zu offensiv gespielt und dabei etwas die Defensive vernachlässigt. Daran haben wir gearbeitet und es ganz gut in den Griff bekommen. Wichtig ist, dass wir ruhig bleiben, denn wir wissen, wo wir herkommen. Wir sind Aufsteiger und wollen junge Spielerinnen entwickeln. Wir werden nicht nervös, weil wir auf einem Abstiegsplatz stehen. Aber man kann schon sagen, dass es Pflicht ist, dass wir in den beiden ausstehenden Begegnungen bis Weihnachten gegen Essen und Leverkusen Punkte holen.

DFB.de: Um den Anschluss nicht endgültig zu verlieren?

Pochert: Genau darum geht es jetzt. Wir müssen in Schlagdistanz bleiben. Derzeit ist Bremen sechs Zähler vor uns. Das ist noch nicht die Welt. Nach Weihnachten wollen wir noch mal richtig angreifen.

DFB.de: Zunächst ist die SGS Essen in Jena zu Gast. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Pochert: Sie haben genau wie wir eine sehr junge Mannschaft. Aber Essen hat auch einige Spielerinnen in den Reihen, die bereits über mehrere Jahre Erfahrung in der Bundesliga verfügen. Ich erwarte einen Gegner, der tief stehen und schnell umschalten wird. Wir müssen deren Konter in den Griff bekommen. Ich gehe davon aus, dass es ein offenes Spiel wird. Vielleicht ist das Quäntchen Glück heute mal auf unserer Seite.

DFB.de: Im letzten Spiel vor Weihnachten geht es dann noch zu Bayer Leverkusen, die zuletzt viermal hintereinander verloren haben. Ist das Ihre Chance?

Pochert: Das ist ja schon die erste Begegnung der Rückserie. Das Hinspiel gegen Leverkusen haben wir 0:3 verloren. Das Ergebnis klingt klarer als der Spielverlauf war. Wir haben dort gemerkt, dass was möglich ist. Wir haben noch eine kleine Rechnung offen und wollen entsprechend mutig in die Partie gehen. Ab heute haben wir noch zwölf Spiele Zeit, um den Klassenverbleib zu schaffen. Wir brauchen jetzt endlich mal den ersten Sieg, um den Knoten zu lösen.

DFB.de: Sie haben im Sommer ganz bewusst die Entscheidung getroffen, mit den Spielerinnen in die Frauen-Bundesliga zu gehen, mit denen Sie aufgestiegen sind.

Pochert: Es war die richtige Entscheidung und wir würden es wieder so machen. Aber wir brauchen jetzt einfach mal ein Erfolgserlebnis. Wir müssen uns für unseren Aufwand belohnen. Die Stimmung ist trotz der vielen Rückschläge nach wie vor erstaunlich gut. Das liegt auch daran, dass wir Woche für Woche merken, dass wir mithalten können. Natürlich gab es Begegnungen, in denen wir chancenlos waren. So ehrlich muss man sein. Aber es gab auch Spiele, da haben wir nicht den Ertrag erzielt, der verdient gewesen wäre. Es geht einzig und alleine darum, dass wir zwei Teams hinter uns lassen. Im Moment ist das nur beim SC Sand der Fall. Wir müssen also noch eine weitere Mannschaft überholen. Das wird schwer, aber es ist möglich.

DFB.de: Der Glaube an den Klassenverbleib ist also noch wie vor vorhanden?

Pochert: Natürlich. Wir sind nicht abgeschlagen. Selbstverständlich brauchen wir jetzt Punkte, am besten schon gegen Essen und Leverkusen. Und dann werden wir in der Winterpause nochmal schauen, ob wir an der einen oder anderen Stelle personell nachbessern können. Aber eines ist mir ganz wichtig zu betonen: Wir werden keine verrückten Dinge tun. Wir sind ein Ausbildungsverein und das bleibt auch so.

DFB.de: Was würde ein Abstieg bedeuten?

Pochert: So weit denken wir noch nicht. Natürlich wäre ein Abstieg sportlich eine Enttäuschung. Aber der Verein ist so stabil aufgestellt, dass es auch danach weitergehen wird. Unser Ziel ist der Klassenverbleib. Dafür werden wir alles tun, was möglich ist. Aber wir werden dafür nicht unsere Philosophie über den Haufen werfen. Unser Anspruch ist es, unsere Talente an die erste Mannschaft heranzuführen.

DFB.de: Man muss fairerweise sagen, dass Sie für viele relativ überraschend aufgestiegen sind.

Pochert: Als ich hier vor anderthalb Jahren angetreten bin, war die Mannschaft nach einer desolaten Saison in der Bundesliga am Boden, damals noch als FF USV Jena. Wir wollten bei Carl Zeiss gemeinsam etwas Neues aufbauen und in zwei oder drei Jahren die Rückkehr in die Bundesliga schaffen. Dass wir es direkt in der ersten Saison erreicht haben, hatte niemand erwartet. Aber die Mannschaft hat es sich verdient, weil sie am Ende ganz oben stand. Wir haben den Aufstieg nicht geschenkt bekommen. Weil unsere Planung aber etwas anders aussah, sind wir gerade nach wie vor in einer Entwicklungsphase - aber eben nicht in der 2. Bundesliga, wo das gut möglich ist, sondern ganz oben, wo jeder Fehler direkt bestraft wird. Aber wir ziehen es durch. Wir werden unseren Weg nicht verlassen. Der Weg ist hart und manchmal auch steinig. Aber wir sind überzeugt davon, dass wir den Abstieg mit eigenen Kräften vermeiden können.

[sw]

Der FC Carl Zeiss Jena droht den Anschluss an die Nichtabstiegsränge in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zu verlieren. Bis Weihnachten stehen noch zwei Begegnungen auf dem Programm. Heute (ab 16 Uhr, live auf MagentaSport) trifft die Mannschaft von Trainerin Anne Pochert auf die SGS Essen. Im DFB.de-Interview ordnet die 35-Jährige die Chancen ein und erklärt, was ihr Hoffnung macht, den Abstieg zu vermeiden.

DFB.de: Frau Pochert, wie schwierig ist die Situation gerade für Sie und die Mannschaft?

Anne Pochert: Es ist nicht einfach. Aber es kommt ja auch nicht völlig überraschend. Wir hatten uns natürlich erhofft, ein paar mehr Punkte auf dem Konto zu haben. Aber leider haben wir in den Duellen gegen direkte Konkurrenten wie Sand oder Bremen nicht gewonnen, obwohl wir einen Erfolg womöglich verdient gehabt hätten. Wir haben teilweise zu offensiv gespielt und dabei etwas die Defensive vernachlässigt. Daran haben wir gearbeitet und es ganz gut in den Griff bekommen. Wichtig ist, dass wir ruhig bleiben, denn wir wissen, wo wir herkommen. Wir sind Aufsteiger und wollen junge Spielerinnen entwickeln. Wir werden nicht nervös, weil wir auf einem Abstiegsplatz stehen. Aber man kann schon sagen, dass es Pflicht ist, dass wir in den beiden ausstehenden Begegnungen bis Weihnachten gegen Essen und Leverkusen Punkte holen.

DFB.de: Um den Anschluss nicht endgültig zu verlieren?

Pochert: Genau darum geht es jetzt. Wir müssen in Schlagdistanz bleiben. Derzeit ist Bremen sechs Zähler vor uns. Das ist noch nicht die Welt. Nach Weihnachten wollen wir noch mal richtig angreifen.

DFB.de: Zunächst ist die SGS Essen in Jena zu Gast. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Pochert: Sie haben genau wie wir eine sehr junge Mannschaft. Aber Essen hat auch einige Spielerinnen in den Reihen, die bereits über mehrere Jahre Erfahrung in der Bundesliga verfügen. Ich erwarte einen Gegner, der tief stehen und schnell umschalten wird. Wir müssen deren Konter in den Griff bekommen. Ich gehe davon aus, dass es ein offenes Spiel wird. Vielleicht ist das Quäntchen Glück heute mal auf unserer Seite.

DFB.de: Im letzten Spiel vor Weihnachten geht es dann noch zu Bayer Leverkusen, die zuletzt viermal hintereinander verloren haben. Ist das Ihre Chance?

Pochert: Das ist ja schon die erste Begegnung der Rückserie. Das Hinspiel gegen Leverkusen haben wir 0:3 verloren. Das Ergebnis klingt klarer als der Spielverlauf war. Wir haben dort gemerkt, dass was möglich ist. Wir haben noch eine kleine Rechnung offen und wollen entsprechend mutig in die Partie gehen. Ab heute haben wir noch zwölf Spiele Zeit, um den Klassenverbleib zu schaffen. Wir brauchen jetzt endlich mal den ersten Sieg, um den Knoten zu lösen.

DFB.de: Sie haben im Sommer ganz bewusst die Entscheidung getroffen, mit den Spielerinnen in die Frauen-Bundesliga zu gehen, mit denen Sie aufgestiegen sind.

Pochert: Es war die richtige Entscheidung und wir würden es wieder so machen. Aber wir brauchen jetzt einfach mal ein Erfolgserlebnis. Wir müssen uns für unseren Aufwand belohnen. Die Stimmung ist trotz der vielen Rückschläge nach wie vor erstaunlich gut. Das liegt auch daran, dass wir Woche für Woche merken, dass wir mithalten können. Natürlich gab es Begegnungen, in denen wir chancenlos waren. So ehrlich muss man sein. Aber es gab auch Spiele, da haben wir nicht den Ertrag erzielt, der verdient gewesen wäre. Es geht einzig und alleine darum, dass wir zwei Teams hinter uns lassen. Im Moment ist das nur beim SC Sand der Fall. Wir müssen also noch eine weitere Mannschaft überholen. Das wird schwer, aber es ist möglich.

DFB.de: Der Glaube an den Klassenverbleib ist also noch wie vor vorhanden?

Pochert: Natürlich. Wir sind nicht abgeschlagen. Selbstverständlich brauchen wir jetzt Punkte, am besten schon gegen Essen und Leverkusen. Und dann werden wir in der Winterpause nochmal schauen, ob wir an der einen oder anderen Stelle personell nachbessern können. Aber eines ist mir ganz wichtig zu betonen: Wir werden keine verrückten Dinge tun. Wir sind ein Ausbildungsverein und das bleibt auch so.

DFB.de: Was würde ein Abstieg bedeuten?

Pochert: So weit denken wir noch nicht. Natürlich wäre ein Abstieg sportlich eine Enttäuschung. Aber der Verein ist so stabil aufgestellt, dass es auch danach weitergehen wird. Unser Ziel ist der Klassenverbleib. Dafür werden wir alles tun, was möglich ist. Aber wir werden dafür nicht unsere Philosophie über den Haufen werfen. Unser Anspruch ist es, unsere Talente an die erste Mannschaft heranzuführen.

DFB.de: Man muss fairerweise sagen, dass Sie für viele relativ überraschend aufgestiegen sind.

Pochert: Als ich hier vor anderthalb Jahren angetreten bin, war die Mannschaft nach einer desolaten Saison in der Bundesliga am Boden, damals noch als FF USV Jena. Wir wollten bei Carl Zeiss gemeinsam etwas Neues aufbauen und in zwei oder drei Jahren die Rückkehr in die Bundesliga schaffen. Dass wir es direkt in der ersten Saison erreicht haben, hatte niemand erwartet. Aber die Mannschaft hat es sich verdient, weil sie am Ende ganz oben stand. Wir haben den Aufstieg nicht geschenkt bekommen. Weil unsere Planung aber etwas anders aussah, sind wir gerade nach wie vor in einer Entwicklungsphase - aber eben nicht in der 2. Bundesliga, wo das gut möglich ist, sondern ganz oben, wo jeder Fehler direkt bestraft wird. Aber wir ziehen es durch. Wir werden unseren Weg nicht verlassen. Der Weg ist hart und manchmal auch steinig. Aber wir sind überzeugt davon, dass wir den Abstieg mit eigenen Kräften vermeiden können.

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