Pionier Max Lorenz: "Das ging nicht nur uns zu schnell"

Am 24. August 1963 rollte erstmals der Ball in der Bundesliga. Sie startete mit 16 Mannschaften und alle Spiele begannen gleichzeitig an jenem Samstag um 17 Uhr. Ex-Nationalspieler Max Lorenz, WM-Teilnehmer von 1966 und 1970, zählt zu den 176 Spielern, die die Bundesliga aus der Taufe hoben. Er traf damals mit Werder Bremen auf Meister Borussia Dortmund. Der 84-Jährige erinnert sich im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Udo Muras an die Anfänge der Bundesliga.

DFB.de: Beginnen wir mit einer kleinen Provokation, Herr Lorenz. Wo waren eigentlich Sie, als das Konietzka-Tor fiel? Sie wissen schon, das erste Tor der Bundesligageschichte…

Max Lorenz: Ich war auf dem Platz, aber das wissen Sie ja selbst. Das Spiel hatte kaum angefangen, da lagen wir schon 0:1 zurück (nach 58 Sekunden; die Red.). Das ging ja nicht nur uns zu schnell, bekanntlich gibt es keine Bilder von dem Tor. Weder Fotografien noch TV-Aufnahmen.

DFB.de: Und dann, habt ihr euch angepflaumt?

Lorenz: Glaube ich nicht. Wir waren so eine tolle Truppe. Wir haben uns kurz geschüttelt und sind zurückgekommen. Bekanntlich haben wir ja noch gewonnen – mit 3:2!

DFB.de: Werder war kein Favorit, weder für dieses Spiel noch auf den Titel. Mit welchen Erwartungen gingen Sie in die Saison?

Lorenz: Wir haben uns einfach riesig gefreut. Es war ja erst mal alles neu für uns. Plötzlich spielten wir nur noch in vollen Stadien, gegen Gegner, die wir nicht kannten. Vorher ging es gegen Heider SV und Itzehoe, nun durften wir plötzlich gegen Schalke und Borussia Dortmund, die ja 1963 Meister waren, spielen. Es brauchte ein Vierteljahr, dann hatten wir uns daran gewöhnt.

DFB.de: Was waren die größten Unterschiede zur Oberliga, die in vier Staffeln von 1946 bis 1963 nach dem Krieg die erste Liga darstellte.

Lorenz: Plötzlich wurde es ernst, von Spiel zu Spiel. Die Bedeutung war eine ganz andere und daran hatten die Journalisten natürlich auch ihren Anteil. Die mediale Aufmerksamkeit war eine ganz andere. Außerdem begann mit der Bundesliga die Trainingslagerzeit. Vorher trafen wir uns am Spieltag, jetzt gingen wir freitags in ein Hotel. Aber für uns junge Kerle war das okay, es war eine richtig tolle Zeit.

DFB.de: Und wie stand es um die Kameradschaft? Die Zeit der elf Freunde war es wohl auch nicht mehr, aber im Vergleich zu heute…

Lorenz: Wir hatten eine Supertruppe, da wiederhole ich mich gern. Für mich als junger Spieler war es toll mit Leuten wie Pico Schütz und Günter Bernard zusammenzuspielen. Wir sind auch immer mal in Gruppen feiern gegangen, wenn auch nie vor dem Spiel. Da haben unsere Trainer schon aufgepasst.

DFB.de: Und wie war es nach dem ersten Sieg in der Bundesligageschichte?

Lorenz: Das ist jetzt 60 Jahre her. Aber mit Sicherheit sind wir noch weggegangen und haben ein paar Bierchen getrunken.

DFB.de: Wenn man hört, was die Profis heute verdienen und das mit Ihrer Zeit vergleicht, muss man sich ernstlich fragen: wie konnten Sie eigentlich davon leben? Es gab doch laut Lizenzspielerstatut nur 500 Deutsche Mark als Maximalgehalt und bis zu 700 an Prämien.

Lorenz: Das ist schon Wahnsinn. Aber für uns damals war es auch gutes Geld und es kam ja obendrauf auf das, was wir sonst noch verdienten. Wir hatten alle noch einen ordentlichen Beruf (wie es das Statut vorsah, die Red.), ich hatte Kaufmann gelernt und war bei Jacobs angestellt. Das ließ sich gut vereinbaren, wir hatten ja nur drei-, viermal die Woche Training.

DFB.de: Es war genug, um 1965 Meister zu werden. Herr Lorenz, wenn es möglich wäre: Würden Sie lieber heute spielen als 1963?

Lorenz: Ich würde heute auch gerne spielen, aber meine Zeit war doch toll und ich freue mich immer noch, wenn ich im Stadion erkannt und angesprochen werde.

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Am 24. August 1963 rollte erstmals der Ball in der Bundesliga. Sie startete mit 16 Mannschaften und alle Spiele begannen gleichzeitig an jenem Samstag um 17 Uhr. Ex-Nationalspieler Max Lorenz, WM-Teilnehmer von 1966 und 1970, zählt zu den 176 Spielern, die die Bundesliga aus der Taufe hoben. Er traf damals mit Werder Bremen auf Meister Borussia Dortmund. Der 84-Jährige erinnert sich im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Udo Muras an die Anfänge der Bundesliga.

DFB.de: Beginnen wir mit einer kleinen Provokation, Herr Lorenz. Wo waren eigentlich Sie, als das Konietzka-Tor fiel? Sie wissen schon, das erste Tor der Bundesligageschichte…

Max Lorenz: Ich war auf dem Platz, aber das wissen Sie ja selbst. Das Spiel hatte kaum angefangen, da lagen wir schon 0:1 zurück (nach 58 Sekunden; die Red.). Das ging ja nicht nur uns zu schnell, bekanntlich gibt es keine Bilder von dem Tor. Weder Fotografien noch TV-Aufnahmen.

DFB.de: Und dann, habt ihr euch angepflaumt?

Lorenz: Glaube ich nicht. Wir waren so eine tolle Truppe. Wir haben uns kurz geschüttelt und sind zurückgekommen. Bekanntlich haben wir ja noch gewonnen – mit 3:2!

DFB.de: Werder war kein Favorit, weder für dieses Spiel noch auf den Titel. Mit welchen Erwartungen gingen Sie in die Saison?

Lorenz: Wir haben uns einfach riesig gefreut. Es war ja erst mal alles neu für uns. Plötzlich spielten wir nur noch in vollen Stadien, gegen Gegner, die wir nicht kannten. Vorher ging es gegen Heider SV und Itzehoe, nun durften wir plötzlich gegen Schalke und Borussia Dortmund, die ja 1963 Meister waren, spielen. Es brauchte ein Vierteljahr, dann hatten wir uns daran gewöhnt.

DFB.de: Was waren die größten Unterschiede zur Oberliga, die in vier Staffeln von 1946 bis 1963 nach dem Krieg die erste Liga darstellte.

Lorenz: Plötzlich wurde es ernst, von Spiel zu Spiel. Die Bedeutung war eine ganz andere und daran hatten die Journalisten natürlich auch ihren Anteil. Die mediale Aufmerksamkeit war eine ganz andere. Außerdem begann mit der Bundesliga die Trainingslagerzeit. Vorher trafen wir uns am Spieltag, jetzt gingen wir freitags in ein Hotel. Aber für uns junge Kerle war das okay, es war eine richtig tolle Zeit.

DFB.de: Und wie stand es um die Kameradschaft? Die Zeit der elf Freunde war es wohl auch nicht mehr, aber im Vergleich zu heute…

Lorenz: Wir hatten eine Supertruppe, da wiederhole ich mich gern. Für mich als junger Spieler war es toll mit Leuten wie Pico Schütz und Günter Bernard zusammenzuspielen. Wir sind auch immer mal in Gruppen feiern gegangen, wenn auch nie vor dem Spiel. Da haben unsere Trainer schon aufgepasst.

DFB.de: Und wie war es nach dem ersten Sieg in der Bundesligageschichte?

Lorenz: Das ist jetzt 60 Jahre her. Aber mit Sicherheit sind wir noch weggegangen und haben ein paar Bierchen getrunken.

DFB.de: Wenn man hört, was die Profis heute verdienen und das mit Ihrer Zeit vergleicht, muss man sich ernstlich fragen: wie konnten Sie eigentlich davon leben? Es gab doch laut Lizenzspielerstatut nur 500 Deutsche Mark als Maximalgehalt und bis zu 700 an Prämien.

Lorenz: Das ist schon Wahnsinn. Aber für uns damals war es auch gutes Geld und es kam ja obendrauf auf das, was wir sonst noch verdienten. Wir hatten alle noch einen ordentlichen Beruf (wie es das Statut vorsah, die Red.), ich hatte Kaufmann gelernt und war bei Jacobs angestellt. Das ließ sich gut vereinbaren, wir hatten ja nur drei-, viermal die Woche Training.

DFB.de: Es war genug, um 1965 Meister zu werden. Herr Lorenz, wenn es möglich wäre: Würden Sie lieber heute spielen als 1963?

Lorenz: Ich würde heute auch gerne spielen, aber meine Zeit war doch toll und ich freue mich immer noch, wenn ich im Stadion erkannt und angesprochen werde.

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