Pieckenhagen: "Setzen Hansa-Zukunft nicht aufs Spiel"

Als Spieler stand Martin Pieckenhagen zwischen 1996 und 2001 in 110 Bundesligaspielen für den F.C. Hansa Rostock zwischen den Pfosten. Seit Januar 2019 ist der ehemalige Torhüter beim heutigen Drittligisten als Vorstand Sport tätig. Im DFB.de-Interview spricht der 48-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die zurückliegende Saison und die Kaderplanung in der Corona-Zeit.

DFB.de: Am 38. Spieltag war für den F.C. Hansa Rostock noch die Teilnahme an der Relegation möglich. Hat sich der Ärger über die vergebene Möglichkeit mittlerweile gelegt, Herr Pieckenhagen?

Martin Pieckenhagen: Wir hätten uns tatsächlich vorher in eine noch bessere Position bringen können. Ich denke da vor allem an das 1:3 beim späteren Aufsteiger Würzburger Kickers, das 0:0 beim MSV Duisburg oder das 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Allerdings hatten wir erstmals seit Jahren am 38. Spieltag noch die Chance auf den Relegationsplatz. Und das in einer Spielzeit, die wegen der Corona-Pandemie außergewöhnlich war.

DFB.de: Was hat im Saisonfinale mit nur fünf Punkten aus fünf Spielen zu einer besseren Ausbeute gefehlt?

Pieckenhagen: Wir hatten in jeder der Partien die Möglichkeit, dem Spiel mit einem Treffer von uns eine andere Richtung zu geben. Um aufzusteigen, muss man solche Schlüsselmomente dann aber auch nutzen. Die Effektivität hat den Ausschlag gegeben. Und am Ende einer Saison steht in der Regel der Platz zu Buche, den man verdient hat.

DFB.de: Der F.C. Hansa Rostock hat zum dritten Mal in Folge die Saison auf dem sechsten Rang beendet. Das spricht auch für eine gewisse Konstanz, oder?

Pieckenhagen: Definitiv. Die 3. Liga ist sehr ausgeglichen, was für einen schmalen Grat zwischen berechtigten Aufstiegsambitionen und Rennen um den Klassenverbleib sorgt. Einzelne Spiele können schon den Ausschlag geben, in welcher Tabellenregion man sich wiederfindet. Wir haben uns punktetechnisch im Vergleich zur Vorsaison verbessert. Diesen Trend wollen wir möglichst fortsetzen.

DFB.de: Sie sind nun seit eineinhalb Jahren Vorstand Sport. Wie bewerten Sie rückblickend die Zeit?

Pieckenhagen: Die Anfrage von Hansa Rostock war für mich eine Riesenchance, die ich mit beiden Händen ergreifen musste. Es ging für mich auch direkt ans Eingemachte. Nachdem sich der Verein von Pavel Dotchev getrennt hatte, war ich schon schnell auf der Suche nach einem neuen Trainer, der zur Vereinsphilosophie passt. Jens Härtel verkörpert das, was ich mir von einem Trainer vorstelle. Er ist von morgens bis abends ein akribischer Arbeiter. Jens gibt sich nie mit dem Erreichten zufrieden und will immer noch einen Schritt weitergehen. In den eineinhalb Jahren haben wir die Mannschaft nun kontinuierlich weiterentwickelt. Und wir sind noch lange nicht am Ende.

DFB.de: Für die neue Spielzeit wurden bislang drei Spieler verpflichtet. Worauf haben Sie bei den Zugängen besonderen Wert gelegt?

Pieckenhagen: Die Jungs sollen uns selbstverständlich sportlich voranbringen. Ein extremer Schwerpunkt lag aber auch auf dem persönlichen Eindruck. Die Spieler müssen Bock darauf haben, das Hansa-Trikot zu tragen. Dass Björn Rother und Manuel Farrona Pulido bereits mit Jens Härtel beim 1. FC Magdeburg zusammengearbeitet haben, ist mit Sicherheit kein Nachteil. Der Trainer weiß, welche Mosaiksteinchen er für das Gesamtbild bekommt. Und den Spielern fällt es einfacher, sich schnell einzubringen. Offensivspieler Luca Schulz vom Nordost-Regionalligisten FSV Union Luckenwalde passt ebenfalls voll in unsere Vereinsphilosophie.

DFB.de: In der zurückliegenden Saison waren fünf Spieler ausgeliehen. Wie ist da der Stand der Dinge?

Pieckenhagen: Rasmus Pedersen ist endgültig zu seinem Stammverein Aalborg BK nach Dänemark zurückgekehrt. Bei den anderen vier Spielern ist eine Weiterverpflichtung denkbar. Wobei Nico Granatowski beim VfL Osnabrück und Aaron Opoku beim Hamburger SV jeweils auf einen neuen Trainer treffen. Die Chancen für eine Weiterverpflichtung sind sicherlich nicht groß, aber wir warten die Vorbereitung ab, ob sich vielleicht eine Gelegenheit ergibt.

DFB.de: Inwiefern macht sich die Corona-Krise auf dem Transfermarkt bemerkbar?

Pieckenhagen: Es herrscht noch recht wenig Bewegung. Alle Vereine haben ursprünglich auf einem anderen finanziellen Niveau geplant und sind nun dabei, sich mit dem verringerten Budget neu aufzustellen. Ich bin überzeugt: Sobald bei den Bundesligisten Klarheit beim Kader herrscht, werden auch in den unteren Ligen einige Transfers mehr über die Bühne gehen. In der aktuellen Zeit geht es mehr denn je darum, jeden Euro effektiv einzusetzen. Klar ist: Wir werden nicht die Zukunft des Vereins für eine vermeintlich bessere Chance auf den Aufstieg aufs Spiel setzen. Wir wollen beim F.C. Hansa Rostock auch noch in fünf Jahren Fußball spielen.

DFB.de: Auf welchen Positionen sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Pieckenhagen: Wir schließen nichts aus. Es kann auf einigen Position noch etwas passieren. Wir schauen uns in allen Bereichen um. Um sich stetig weiterzuentwickeln, darf niemals Stillstand herrschen.

DFB.de: Wie schon während der Corona-Unterbrechung befinden sich Spieler und Trainer der Profis wieder in Kurzarbeit. Warum dieser Schritt?

Pieckenhagen: Durch die Corona-Pandemie hat sich der Saisonablauf erheblich verschoben. Anstatt am nächsten Wochenende schon wieder in der 3. Liga am Ball und voll in der Vorbereitung zu sein, befinden wir uns noch nicht im Training. Wir sind mit der finanziellen Situation des Vereins gegenüber den Spielern immer offen umgegangen. Die Jungs haben bei jeder Maßnahme voll mitgezogen. Am 27. Juli steigen unsere Zugänge und die Spieler, die zuletzt eher weniger zum Einsatz kamen, in die Vorbereitung ein. Zwei Tage später sind dann alle Spieler im Training.

DFB.de: Am 15. und 16. August steigen die Halbfinals im Verbandspokal. Ist die Teilnahme am DFB-Pokal in diesen Zeiten wichtiger denn je?

Pieckenhagen: Den Verbandspokal zu gewinnen, ist elementar. Ich sehe uns dazu auch absolut in der Lage. Die Auslosung der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal werde ich mir am Sonntag ganz entspannt anschauen. Ansonsten liegt unser Fokus komplett auf dem Verbandspokal. Das gebührt allein auch der Respekt vor den anderen Mannschaften im Wettbewerb.

[mspw]

Als Spieler stand Martin Pieckenhagen zwischen 1996 und 2001 in 110 Bundesligaspielen für den F.C. Hansa Rostock zwischen den Pfosten. Seit Januar 2019 ist der ehemalige Torhüter beim heutigen Drittligisten als Vorstand Sport tätig. Im DFB.de-Interview spricht der 48-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die zurückliegende Saison und die Kaderplanung in der Corona-Zeit.

DFB.de: Am 38. Spieltag war für den F.C. Hansa Rostock noch die Teilnahme an der Relegation möglich. Hat sich der Ärger über die vergebene Möglichkeit mittlerweile gelegt, Herr Pieckenhagen?

Martin Pieckenhagen: Wir hätten uns tatsächlich vorher in eine noch bessere Position bringen können. Ich denke da vor allem an das 1:3 beim späteren Aufsteiger Würzburger Kickers, das 0:0 beim MSV Duisburg oder das 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Allerdings hatten wir erstmals seit Jahren am 38. Spieltag noch die Chance auf den Relegationsplatz. Und das in einer Spielzeit, die wegen der Corona-Pandemie außergewöhnlich war.

DFB.de: Was hat im Saisonfinale mit nur fünf Punkten aus fünf Spielen zu einer besseren Ausbeute gefehlt?

Pieckenhagen: Wir hatten in jeder der Partien die Möglichkeit, dem Spiel mit einem Treffer von uns eine andere Richtung zu geben. Um aufzusteigen, muss man solche Schlüsselmomente dann aber auch nutzen. Die Effektivität hat den Ausschlag gegeben. Und am Ende einer Saison steht in der Regel der Platz zu Buche, den man verdient hat.

DFB.de: Der F.C. Hansa Rostock hat zum dritten Mal in Folge die Saison auf dem sechsten Rang beendet. Das spricht auch für eine gewisse Konstanz, oder?

Pieckenhagen: Definitiv. Die 3. Liga ist sehr ausgeglichen, was für einen schmalen Grat zwischen berechtigten Aufstiegsambitionen und Rennen um den Klassenverbleib sorgt. Einzelne Spiele können schon den Ausschlag geben, in welcher Tabellenregion man sich wiederfindet. Wir haben uns punktetechnisch im Vergleich zur Vorsaison verbessert. Diesen Trend wollen wir möglichst fortsetzen.

DFB.de: Sie sind nun seit eineinhalb Jahren Vorstand Sport. Wie bewerten Sie rückblickend die Zeit?

Pieckenhagen: Die Anfrage von Hansa Rostock war für mich eine Riesenchance, die ich mit beiden Händen ergreifen musste. Es ging für mich auch direkt ans Eingemachte. Nachdem sich der Verein von Pavel Dotchev getrennt hatte, war ich schon schnell auf der Suche nach einem neuen Trainer, der zur Vereinsphilosophie passt. Jens Härtel verkörpert das, was ich mir von einem Trainer vorstelle. Er ist von morgens bis abends ein akribischer Arbeiter. Jens gibt sich nie mit dem Erreichten zufrieden und will immer noch einen Schritt weitergehen. In den eineinhalb Jahren haben wir die Mannschaft nun kontinuierlich weiterentwickelt. Und wir sind noch lange nicht am Ende.

DFB.de: Für die neue Spielzeit wurden bislang drei Spieler verpflichtet. Worauf haben Sie bei den Zugängen besonderen Wert gelegt?

Pieckenhagen: Die Jungs sollen uns selbstverständlich sportlich voranbringen. Ein extremer Schwerpunkt lag aber auch auf dem persönlichen Eindruck. Die Spieler müssen Bock darauf haben, das Hansa-Trikot zu tragen. Dass Björn Rother und Manuel Farrona Pulido bereits mit Jens Härtel beim 1. FC Magdeburg zusammengearbeitet haben, ist mit Sicherheit kein Nachteil. Der Trainer weiß, welche Mosaiksteinchen er für das Gesamtbild bekommt. Und den Spielern fällt es einfacher, sich schnell einzubringen. Offensivspieler Luca Schulz vom Nordost-Regionalligisten FSV Union Luckenwalde passt ebenfalls voll in unsere Vereinsphilosophie.

DFB.de: In der zurückliegenden Saison waren fünf Spieler ausgeliehen. Wie ist da der Stand der Dinge?

Pieckenhagen: Rasmus Pedersen ist endgültig zu seinem Stammverein Aalborg BK nach Dänemark zurückgekehrt. Bei den anderen vier Spielern ist eine Weiterverpflichtung denkbar. Wobei Nico Granatowski beim VfL Osnabrück und Aaron Opoku beim Hamburger SV jeweils auf einen neuen Trainer treffen. Die Chancen für eine Weiterverpflichtung sind sicherlich nicht groß, aber wir warten die Vorbereitung ab, ob sich vielleicht eine Gelegenheit ergibt.

DFB.de: Inwiefern macht sich die Corona-Krise auf dem Transfermarkt bemerkbar?

Pieckenhagen: Es herrscht noch recht wenig Bewegung. Alle Vereine haben ursprünglich auf einem anderen finanziellen Niveau geplant und sind nun dabei, sich mit dem verringerten Budget neu aufzustellen. Ich bin überzeugt: Sobald bei den Bundesligisten Klarheit beim Kader herrscht, werden auch in den unteren Ligen einige Transfers mehr über die Bühne gehen. In der aktuellen Zeit geht es mehr denn je darum, jeden Euro effektiv einzusetzen. Klar ist: Wir werden nicht die Zukunft des Vereins für eine vermeintlich bessere Chance auf den Aufstieg aufs Spiel setzen. Wir wollen beim F.C. Hansa Rostock auch noch in fünf Jahren Fußball spielen.

DFB.de: Auf welchen Positionen sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Pieckenhagen: Wir schließen nichts aus. Es kann auf einigen Position noch etwas passieren. Wir schauen uns in allen Bereichen um. Um sich stetig weiterzuentwickeln, darf niemals Stillstand herrschen.

DFB.de: Wie schon während der Corona-Unterbrechung befinden sich Spieler und Trainer der Profis wieder in Kurzarbeit. Warum dieser Schritt?

Pieckenhagen: Durch die Corona-Pandemie hat sich der Saisonablauf erheblich verschoben. Anstatt am nächsten Wochenende schon wieder in der 3. Liga am Ball und voll in der Vorbereitung zu sein, befinden wir uns noch nicht im Training. Wir sind mit der finanziellen Situation des Vereins gegenüber den Spielern immer offen umgegangen. Die Jungs haben bei jeder Maßnahme voll mitgezogen. Am 27. Juli steigen unsere Zugänge und die Spieler, die zuletzt eher weniger zum Einsatz kamen, in die Vorbereitung ein. Zwei Tage später sind dann alle Spieler im Training.

DFB.de: Am 15. und 16. August steigen die Halbfinals im Verbandspokal. Ist die Teilnahme am DFB-Pokal in diesen Zeiten wichtiger denn je?

Pieckenhagen: Den Verbandspokal zu gewinnen, ist elementar. Ich sehe uns dazu auch absolut in der Lage. Die Auslosung der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal werde ich mir am Sonntag ganz entspannt anschauen. Ansonsten liegt unser Fokus komplett auf dem Verbandspokal. Das gebührt allein auch der Respekt vor den anderen Mannschaften im Wettbewerb.

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