Philippe Coutinho: Träume auf Beton

Im Schatten Neymars hat der brasilianische Fußball einige vielversprechende Spieler an die internationale Spitze gebracht. Philippe Coutinho ist einer von ihnen: schnell, spielstark, eine Attraktion. Und seit einigen Wochen die Nummer drei unter den teuersten Spielern aller Zeiten. DFB.de stellt den trickreichen Kicker des FC Barcelona vor dem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Selecao am Dienstagabend (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Berlin vor.

Philippe Coutinho kommt aus Rio de Janeiro und wuchs mit dem Sound des großen Fußballs auf. Sein Elternhaus lag in direkter Umgebung des mythischen Maracanã-Stadions. Wo die deutsche Nationalmannschaft vor vier Jahren die Weltmeisterschaft gewann, schließen sich einfache Stadtviertel an. Dort begann auf einem Betonplatz eine Karriere, die schon früh Großes versprach.

Bald kickte Coutinho bei Vasco da Gama, einem der Prestigeklubs in Rio, und als er erstmals in die brasilianische U 14-Auswahl berufen wurde, war ihm klar: Er kann die Leidenschaft zum Beruf machen. Coutinho durchlief alle Jugendteams und debütierte bereits mit 18 in der A-Nationalmannschaft. Im selben Jahr wurde sein Wechsel zu Inter Mailand vollzogen. Gekauft hatten ihn die Italiener schon kurz nach seinem 16. Geburtstag.

Coutinho eifert Vorbild Ronaldinho nach

Die Chronik eines angekündigten Stars also, und was schon damals alle Scouts sahen, ist im Prinzip das, was man auch heute sieht: einen kompletten Offensivspieler brasilianischer Schule, kreativ, torgefährlich und von keiner Herausforderung mit Ball irgendwie nervös zu machen. Ronaldinho nennt er als sein Vorbild, und manchmal kommt er dem zweifachen Weltfußballer zumindest nahe. Der FC Barcelona machte ihn daher im Januar mit der Zahlung von 120 Millionen Euro (plus 40 Millionen möglicher Boni) nach Liverpool zu einem der drei teuersten Fußballer aller Zeiten.

Für Coutinho bedeutete es den Umzug an einen Sehnsuchtsort, schon weil bei Barça ja einst auch Ronaldinho spielte. Gleichzeitig war es die Rückkehr in die Stadt, in der seine Europakarriere so richtig begann. Bei aller Frühreife – ganz nach Drehbuch lief nämlich auch nicht alles für den heute 25-Jährigen.

In Mailand jedenfalls fand er nie sein Glück. Die taktische Strenge des italienischen Fußballs, eine chaotische Phase des Vereins mit mehrfachen Trainerwechseln pro Saison, nur unregelmäßige Einsatzzeiten – was auch immer der Hauptgrund war, Coutinho wurde im Winter 2012 zu Espanyol Barcelona ausgeliehen. Dort reüssierte er auf Anhieb, erzielte in einer halben Saison fünf Tore, schoss sogar wie sein Idol einen Freistoß unter der Mauer hindurch. Als er bei der Rückkehr zu Inter wieder die gleichen Probleme vorfand, hatte er sich schon ausreichend bewiesen, um vom Traditionsklub Liverpool als Leader eines neuen Projekts eingekauft zu werden.

100 Scorerpunkte für den FC Liverpool

Im Winter 2013 schlug er an der Anfield Road auf. "Sofort machte er uns zu einer anderen Mannschaft", erinnerte sich sein damaliger (und jetzt wieder aktueller) Mitspieler Luis Suárez. Coutinhos Klasse und Ballsicherheit hätten den anderen Spielern das Selbstvertrauen gegeben, sich als dominantes Team zu definieren. 54 Tore und 46 Torvorlagen in 201 Partien später wollte ihn niemand gehen lassen. Doch Coutinho bettelte so lange für seinen "Traum", dass man ihn schließlich ziehen ließ.

Zur Vertragsunterschrift in Barcelona holte ihn Suárez am Flughafen ab, und der alte Kollege war es auch, der ihm ein Haus in derselben Strandenklave besorgte, wo Messi und er residieren. Die fußballerische Eingewöhnung bei Barça verläuft bisher dennoch etwas schleppend. Zu Beginn setzte ihn eine Verletzung außer Gefecht, in der Champions League darf er diese Saison nicht mehr eingesetzt werden und im Ligaalltag sucht er noch nach seiner idealen Rolle. Noch macht das in Katalonien allerdings keinen nervös, dort sehen sie ihn als Langzeitprojekt, irgendwo zwischen dem neuen Iniesta – der Kapitän ist auf der Zielgeraden seiner Karriere – und dem neuem Neymar – dem nach Paris abgewanderten Star der Brasilianer.

Weil der momentan verletzt ist, muss Coutinho ihn jetzt auch beim Test in Deutschland vertreten. Normalerweise spielen die beiden zusammen als Halbstürmer hinter Gabriel Jesus: die Erfindung dieses Angriffsdreiecks gehört zu den Schlüsselerrungenschaften, mit denen Nationaltrainer Tite ein Krisenteam in einen Favoriten für die WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) verwandelte. Philippe Coutinho wird dort, nachdem er 2014 – für viele Kritiker unverständlicherweise – außen vor blieb, sein erstes Weltturnier spielen. Fast schon spät für eine Karriere, die so früh begann.

[dfb]

Im Schatten Neymars hat der brasilianische Fußball einige vielversprechende Spieler an die internationale Spitze gebracht. Philippe Coutinho ist einer von ihnen: schnell, spielstark, eine Attraktion. Und seit einigen Wochen die Nummer drei unter den teuersten Spielern aller Zeiten. DFB.de stellt den trickreichen Kicker des FC Barcelona vor dem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Selecao am Dienstagabend (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Berlin vor.

Philippe Coutinho kommt aus Rio de Janeiro und wuchs mit dem Sound des großen Fußballs auf. Sein Elternhaus lag in direkter Umgebung des mythischen Maracanã-Stadions. Wo die deutsche Nationalmannschaft vor vier Jahren die Weltmeisterschaft gewann, schließen sich einfache Stadtviertel an. Dort begann auf einem Betonplatz eine Karriere, die schon früh Großes versprach.

Bald kickte Coutinho bei Vasco da Gama, einem der Prestigeklubs in Rio, und als er erstmals in die brasilianische U 14-Auswahl berufen wurde, war ihm klar: Er kann die Leidenschaft zum Beruf machen. Coutinho durchlief alle Jugendteams und debütierte bereits mit 18 in der A-Nationalmannschaft. Im selben Jahr wurde sein Wechsel zu Inter Mailand vollzogen. Gekauft hatten ihn die Italiener schon kurz nach seinem 16. Geburtstag.

Coutinho eifert Vorbild Ronaldinho nach

Die Chronik eines angekündigten Stars also, und was schon damals alle Scouts sahen, ist im Prinzip das, was man auch heute sieht: einen kompletten Offensivspieler brasilianischer Schule, kreativ, torgefährlich und von keiner Herausforderung mit Ball irgendwie nervös zu machen. Ronaldinho nennt er als sein Vorbild, und manchmal kommt er dem zweifachen Weltfußballer zumindest nahe. Der FC Barcelona machte ihn daher im Januar mit der Zahlung von 120 Millionen Euro (plus 40 Millionen möglicher Boni) nach Liverpool zu einem der drei teuersten Fußballer aller Zeiten.

Für Coutinho bedeutete es den Umzug an einen Sehnsuchtsort, schon weil bei Barça ja einst auch Ronaldinho spielte. Gleichzeitig war es die Rückkehr in die Stadt, in der seine Europakarriere so richtig begann. Bei aller Frühreife – ganz nach Drehbuch lief nämlich auch nicht alles für den heute 25-Jährigen.

In Mailand jedenfalls fand er nie sein Glück. Die taktische Strenge des italienischen Fußballs, eine chaotische Phase des Vereins mit mehrfachen Trainerwechseln pro Saison, nur unregelmäßige Einsatzzeiten – was auch immer der Hauptgrund war, Coutinho wurde im Winter 2012 zu Espanyol Barcelona ausgeliehen. Dort reüssierte er auf Anhieb, erzielte in einer halben Saison fünf Tore, schoss sogar wie sein Idol einen Freistoß unter der Mauer hindurch. Als er bei der Rückkehr zu Inter wieder die gleichen Probleme vorfand, hatte er sich schon ausreichend bewiesen, um vom Traditionsklub Liverpool als Leader eines neuen Projekts eingekauft zu werden.

100 Scorerpunkte für den FC Liverpool

Im Winter 2013 schlug er an der Anfield Road auf. "Sofort machte er uns zu einer anderen Mannschaft", erinnerte sich sein damaliger (und jetzt wieder aktueller) Mitspieler Luis Suárez. Coutinhos Klasse und Ballsicherheit hätten den anderen Spielern das Selbstvertrauen gegeben, sich als dominantes Team zu definieren. 54 Tore und 46 Torvorlagen in 201 Partien später wollte ihn niemand gehen lassen. Doch Coutinho bettelte so lange für seinen "Traum", dass man ihn schließlich ziehen ließ.

Zur Vertragsunterschrift in Barcelona holte ihn Suárez am Flughafen ab, und der alte Kollege war es auch, der ihm ein Haus in derselben Strandenklave besorgte, wo Messi und er residieren. Die fußballerische Eingewöhnung bei Barça verläuft bisher dennoch etwas schleppend. Zu Beginn setzte ihn eine Verletzung außer Gefecht, in der Champions League darf er diese Saison nicht mehr eingesetzt werden und im Ligaalltag sucht er noch nach seiner idealen Rolle. Noch macht das in Katalonien allerdings keinen nervös, dort sehen sie ihn als Langzeitprojekt, irgendwo zwischen dem neuen Iniesta – der Kapitän ist auf der Zielgeraden seiner Karriere – und dem neuem Neymar – dem nach Paris abgewanderten Star der Brasilianer.

Weil der momentan verletzt ist, muss Coutinho ihn jetzt auch beim Test in Deutschland vertreten. Normalerweise spielen die beiden zusammen als Halbstürmer hinter Gabriel Jesus: die Erfindung dieses Angriffsdreiecks gehört zu den Schlüsselerrungenschaften, mit denen Nationaltrainer Tite ein Krisenteam in einen Favoriten für die WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) verwandelte. Philippe Coutinho wird dort, nachdem er 2014 – für viele Kritiker unverständlicherweise – außen vor blieb, sein erstes Weltturnier spielen. Fast schon spät für eine Karriere, die so früh begann.

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