Pfeilschnell unterwegs: Timo macht Tempo

Leipzigs Hoffnungen im Finale von Berlin ruhen auch auf Mittelstürmer Timo Werner. Der pfeilschnelle Nationalspieler will seinen ersten Vereinstitel gewinnen – und hat gegen die Bayern noch eine Pokalrechnung offen. Das Porträt eines Hochbegabten.

Timo Werner und die Bayern im DFB-Pokal. Das war doch was. 25. Oktober 2017, Pokal-Drama in der brodelnden Red-Bull-Arena. Der FC Bayern? Feiert den Einzug ins Achtelfinale. Nach Elfmeterschießen. Gegen ein früh dezimiertes Leipzig. RB Leipzig? Macht sich an diesem mitreißenden Abend viele Freunde. Mit jeder Menge Leidenschaft. Zu zehnt, auf den Felgen fahrend. Timo Werner? Leipzigs Tormaschine scheitert mit seinem, dem schlussendlich letzten Elfer an Sven Ulreich. Die Sport Bild titelt: "Werner verschießt Bayern weiter!" Vorm Wiedersehen mit den Bayern im Finale sagt Werner: "Das war damals sehr bitter, ich war mir sicher, dass ich das Ding reinmache." Und er sagt auch: "Lichtjahre her. Wir haben uns nach Berlin gekämpft, wollen den Pott jetzt auch holen. Das würde unsere Saison krönen." Die zweite Champions-League-Teilnahme nach dem erst dritten Bundesliga-Jahr ist schon länger perfekt.

Timo Werner und die Bayern. Da ist doch was. Heiß diskutiert seit vielen Wochen: Schlüpft er in Lederhosen? Und wenn ja: wann? Werners Vertrag läuft 2020 aus. Er sagt zum Thema Gehen oder Bleiben einstweilen: nichts. Ralf Rangnick freut sich über die zurückgewonnene Topform seines schnellsten Mannes. "Das ist im Moment alles, was zählt." Über den Moment und das Finale hinaus, kann der Trainer/Sportdirektor der Rasenballer einen ablösefreien Wechsel 2020 "nicht zu 100 Prozent ausschließen. Aber das ist nicht gerade unser Wunschszenario. Ich fände es fair und korrekt – und da mögen mich einige für einen Fußball-Romantiker halten –, dass wir an einem Wechsel partizipieren. Wir werden in der Sommerpause sehen, ob er schon im Sommer wechselt oder uns im nächsten Jahr in die Champions League schießt.” Unter Julian Nagelsmann. Der Noch-Hoffenheimer übernimmt im Sommer Rangnicks Staffelstab, tritt in große Fußstapfen.

Dichtung und Wahrheit

Als Ralf Rangnick 2016 Timo Werner vom just abgestiegenen VfB Stuttgart holt und ihm damit den Verbleib in der Bundesliga mitermöglicht, irrlichtert Boshaftes durchs World Wide Web. Beispielsweise: "Timo Werner macht den Lichtschalter im Schlafzimmer aus und liegt schon im Bett, wenn das Licht ausgeht. Wenn der auch noch kicken könnte..." In Leipzig bezieht das blitzschnelle Eigengewächs des VfB seine erste eigene Wohnung, lernt seine Paula kennen und lieben, wird Nationalspieler, schießt beim 3:1 in Mainz sein 50. Bundesligator für RB. Rangnick über Dichtung, Wahrheit und Nestwärme: "Timo konnte auch schon in Stuttgart kicken, war schnell und gut vor dem Tor. Hier in Leipzig kam auch noch die große Wertschätzung für ihn dazu. Er hat sich, wie viele andere auch, bei uns fantastisch entwickelt."

Timo Werner war in allen Jugendmannschaften der Beste unter vielen Guten, schneller und meist torgefährlicher als alle anderen. Der frühere VfB-Cheftrainer Bruno Labbadia sagt: "Ich hätte Timo gerne schon mit 16 aufgestellt, aber das haben die Statuten nicht erlaubt." Am 1. August 2013 verhilft Labbadia dem just 17 gewordenen A-Jugendlichen zu seinem ersten Profieinsatz – gegen Botew Plowdiw. Am 26. August trennt sich Stuttgart von Labbadia, am 22. September 2013 schießt Werner gegen Frankfurt sein erstes Bundesliga-Tor, erlebt "das beste Gefühl, das ich bis dato hatte. Der VfB feierte sein 120-jähriges Jubiläum, wir spielten in Retro-Trikots. Und ich als Stuttgarter Bub schieße mit 17 mein erstes Tor. Wahnsinn!"

Dem Wahnsinn folgt die öffentliche Erwartungshaltung. Und eine Krise des VfB Stuttgart. Die Schwaben verlieren Spiel um Spiel, Trainer kommen und gehen, Werner wird hin- und hergeschoben. Zentraler Stürmer, Linksaußen, Bank. Dann der Wechsel nach Leipzig. Aus Klein-Timo ist ein selbstbewusster 23-jähriger Mann geworden. Einer, der einsteckt, austeilt, Grenzen auslotet. Beim RB-Wintercamp in Portugal grätscht er einen Kollegen um. Mündet in einen Gesprächstermin bei Ralf Rangnick. Werner holt 2016 gegen Schalke einen Elfmeter raus, der keiner ist. Fußball-Deutschland schubbert sich wochenlang an einem Elfmeter. Alles abgehakt, aber Teil von Werners Entwicklung.

Nur auf dem Platz auffällig

Timo Werner hat keine Tätowierungen und seit Jahren die gleiche Frisur. "Auffallen sollten wir auf dem Platz, nicht daneben", erinnert er an seine frühkindliche Prägung unter Frieder Schrof und Thomas Albeck, den Superhirnen im Nachwuchsfußball. "Ich habe damals gelernt, was wichtig ist und was ablenkt von der Hauptsache", sagt er. Er hat seit ewigen Zeiten dieselbe Handynummer, was untypisch ist fürs Hochglanz-Business. Man kann ihn anrufen kann und er antwortet auf SMS. Wie war das eigentlich, als das Handy klingelte und der Bundestrainer dran war? "Ich bin drangegangen und Herr Löw hat sich mit 'Löw' gemeldet. Was soll er auch anderes sagen?" Jünger, schneller, weiter: Werner ist der jüngste Spieler aller Zeiten, der 100 Bundesligaspiele gespielt hat, er war beim Confederations Cup Torschützenkönig und bei der verunglückten WM in Russland noch einer der Besten, aktuell kämpft er mit Assen wie Serge Gnabry und Leroy Sané um Löws Gunst.

Der 23-Jährige hat sich einen Namen gemacht, den hat sein Berater schon lange: Der Name Karlheinz Förster treibt den Stürmern der 80er-Jahre heute noch Schweiß auf die Stirn. Der Vorstopper des VfB Stuttgart und der Nationalmannschaft hat sich eine Weltkarriere erarbeitet. Das Wissen darum gibt der 60-Jährige gebetsmühlenartig an Werner weiter. "Ich kann mir keinen besseren Freund und Berater wünschen", sagt der. Und mit Blick auf Waden und Schienbeine: "Ich bin froh, dass Karlheinz nicht mehr spielt."

Jüngste Spieler mit 100 Bundesligaeinsätzen

Platz
Spieler
Jahre
Monate
Tage
1.
Timo Werner
20
6
19
2.
Julian Draxler
20
7
13
3.
Karl-Heinz Körbel
20
11
28
4.
Max Meyer
21
0
7
5.
Olaf Thon
21
1
12
6.
Werner Schneider
21
2
1
7.
Eike Immel
21
2
17
8.
Rüdiger Abramczik
21
2
19
9.
Ralf Falkenmayer
21
3
15
10.
Julian Brandt
21
3
24

[dfb]

Leipzigs Hoffnungen im Finale von Berlin ruhen auch auf Mittelstürmer Timo Werner. Der pfeilschnelle Nationalspieler will seinen ersten Vereinstitel gewinnen – und hat gegen die Bayern noch eine Pokalrechnung offen. Das Porträt eines Hochbegabten.

Timo Werner und die Bayern im DFB-Pokal. Das war doch was. 25. Oktober 2017, Pokal-Drama in der brodelnden Red-Bull-Arena. Der FC Bayern? Feiert den Einzug ins Achtelfinale. Nach Elfmeterschießen. Gegen ein früh dezimiertes Leipzig. RB Leipzig? Macht sich an diesem mitreißenden Abend viele Freunde. Mit jeder Menge Leidenschaft. Zu zehnt, auf den Felgen fahrend. Timo Werner? Leipzigs Tormaschine scheitert mit seinem, dem schlussendlich letzten Elfer an Sven Ulreich. Die Sport Bild titelt: "Werner verschießt Bayern weiter!" Vorm Wiedersehen mit den Bayern im Finale sagt Werner: "Das war damals sehr bitter, ich war mir sicher, dass ich das Ding reinmache." Und er sagt auch: "Lichtjahre her. Wir haben uns nach Berlin gekämpft, wollen den Pott jetzt auch holen. Das würde unsere Saison krönen." Die zweite Champions-League-Teilnahme nach dem erst dritten Bundesliga-Jahr ist schon länger perfekt.

Timo Werner und die Bayern. Da ist doch was. Heiß diskutiert seit vielen Wochen: Schlüpft er in Lederhosen? Und wenn ja: wann? Werners Vertrag läuft 2020 aus. Er sagt zum Thema Gehen oder Bleiben einstweilen: nichts. Ralf Rangnick freut sich über die zurückgewonnene Topform seines schnellsten Mannes. "Das ist im Moment alles, was zählt." Über den Moment und das Finale hinaus, kann der Trainer/Sportdirektor der Rasenballer einen ablösefreien Wechsel 2020 "nicht zu 100 Prozent ausschließen. Aber das ist nicht gerade unser Wunschszenario. Ich fände es fair und korrekt – und da mögen mich einige für einen Fußball-Romantiker halten –, dass wir an einem Wechsel partizipieren. Wir werden in der Sommerpause sehen, ob er schon im Sommer wechselt oder uns im nächsten Jahr in die Champions League schießt.” Unter Julian Nagelsmann. Der Noch-Hoffenheimer übernimmt im Sommer Rangnicks Staffelstab, tritt in große Fußstapfen.

Dichtung und Wahrheit

Als Ralf Rangnick 2016 Timo Werner vom just abgestiegenen VfB Stuttgart holt und ihm damit den Verbleib in der Bundesliga mitermöglicht, irrlichtert Boshaftes durchs World Wide Web. Beispielsweise: "Timo Werner macht den Lichtschalter im Schlafzimmer aus und liegt schon im Bett, wenn das Licht ausgeht. Wenn der auch noch kicken könnte..." In Leipzig bezieht das blitzschnelle Eigengewächs des VfB seine erste eigene Wohnung, lernt seine Paula kennen und lieben, wird Nationalspieler, schießt beim 3:1 in Mainz sein 50. Bundesligator für RB. Rangnick über Dichtung, Wahrheit und Nestwärme: "Timo konnte auch schon in Stuttgart kicken, war schnell und gut vor dem Tor. Hier in Leipzig kam auch noch die große Wertschätzung für ihn dazu. Er hat sich, wie viele andere auch, bei uns fantastisch entwickelt."

Timo Werner war in allen Jugendmannschaften der Beste unter vielen Guten, schneller und meist torgefährlicher als alle anderen. Der frühere VfB-Cheftrainer Bruno Labbadia sagt: "Ich hätte Timo gerne schon mit 16 aufgestellt, aber das haben die Statuten nicht erlaubt." Am 1. August 2013 verhilft Labbadia dem just 17 gewordenen A-Jugendlichen zu seinem ersten Profieinsatz – gegen Botew Plowdiw. Am 26. August trennt sich Stuttgart von Labbadia, am 22. September 2013 schießt Werner gegen Frankfurt sein erstes Bundesliga-Tor, erlebt "das beste Gefühl, das ich bis dato hatte. Der VfB feierte sein 120-jähriges Jubiläum, wir spielten in Retro-Trikots. Und ich als Stuttgarter Bub schieße mit 17 mein erstes Tor. Wahnsinn!"

Dem Wahnsinn folgt die öffentliche Erwartungshaltung. Und eine Krise des VfB Stuttgart. Die Schwaben verlieren Spiel um Spiel, Trainer kommen und gehen, Werner wird hin- und hergeschoben. Zentraler Stürmer, Linksaußen, Bank. Dann der Wechsel nach Leipzig. Aus Klein-Timo ist ein selbstbewusster 23-jähriger Mann geworden. Einer, der einsteckt, austeilt, Grenzen auslotet. Beim RB-Wintercamp in Portugal grätscht er einen Kollegen um. Mündet in einen Gesprächstermin bei Ralf Rangnick. Werner holt 2016 gegen Schalke einen Elfmeter raus, der keiner ist. Fußball-Deutschland schubbert sich wochenlang an einem Elfmeter. Alles abgehakt, aber Teil von Werners Entwicklung.

Nur auf dem Platz auffällig

Timo Werner hat keine Tätowierungen und seit Jahren die gleiche Frisur. "Auffallen sollten wir auf dem Platz, nicht daneben", erinnert er an seine frühkindliche Prägung unter Frieder Schrof und Thomas Albeck, den Superhirnen im Nachwuchsfußball. "Ich habe damals gelernt, was wichtig ist und was ablenkt von der Hauptsache", sagt er. Er hat seit ewigen Zeiten dieselbe Handynummer, was untypisch ist fürs Hochglanz-Business. Man kann ihn anrufen kann und er antwortet auf SMS. Wie war das eigentlich, als das Handy klingelte und der Bundestrainer dran war? "Ich bin drangegangen und Herr Löw hat sich mit 'Löw' gemeldet. Was soll er auch anderes sagen?" Jünger, schneller, weiter: Werner ist der jüngste Spieler aller Zeiten, der 100 Bundesligaspiele gespielt hat, er war beim Confederations Cup Torschützenkönig und bei der verunglückten WM in Russland noch einer der Besten, aktuell kämpft er mit Assen wie Serge Gnabry und Leroy Sané um Löws Gunst.

Der 23-Jährige hat sich einen Namen gemacht, den hat sein Berater schon lange: Der Name Karlheinz Förster treibt den Stürmern der 80er-Jahre heute noch Schweiß auf die Stirn. Der Vorstopper des VfB Stuttgart und der Nationalmannschaft hat sich eine Weltkarriere erarbeitet. Das Wissen darum gibt der 60-Jährige gebetsmühlenartig an Werner weiter. "Ich kann mir keinen besseren Freund und Berater wünschen", sagt der. Und mit Blick auf Waden und Schienbeine: "Ich bin froh, dass Karlheinz nicht mehr spielt."

Jüngste Spieler mit 100 Bundesligaeinsätzen

Platz
Spieler
Jahre
Monate
Tage
1.
Timo Werner
20
6
19
2.
Julian Draxler
20
7
13
3.
Karl-Heinz Körbel
20
11
28
4.
Max Meyer
21
0
7
5.
Olaf Thon
21
1
12
6.
Werner Schneider
21
2
1
7.
Eike Immel
21
2
17
8.
Rüdiger Abramczik
21
2
19
9.
Ralf Falkenmayer
21
3
15
10.
Julian Brandt
21
3
24

###more###