Petersen und Stegemann: "Ich erklär's mal..."

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der neuen Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern die DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 29. Spieltag geben Sascha Stegemann, der am Bundesliga-Wochenende als Schiedsrichter im Einsatz war, und Martin Petersen, der als Video-Assistent im Kölner Video-Assist-Center gefragt war, exklusive Einblicke.

DFB.de: Herr Stegemann, bei der Begegnung Freiburg gegen Wolfsburg bekam die Heimmannschaft nach einem Wolfsburger Handspiel im eigenen Strafraum kurz vor Schluss einen Elfmeter zugesprochen. Wie lief die Kommunikation mit Video-Assistent Bastian Dankert ab? Und wie haben Sie die Situation vor und nach Ansicht der Bilder in der Review-Area wahrgenommen?

Sascha Stegemann: Ich erklär's mal. In dieser Situation habe ich auf dem Spielfeld zwar wahrgenommen, dass der Wolfsburger Verteidiger den Ball mit seinem vom Körper weggestreckten Arm berührt hat, allerdings konnte ich aus meinem Blickwinkel keine aktive Bewegung dieses Arms zum Spielgerät erkennen. Demnach habe ich mich - auch in Anbetracht der kurzen Distanz und der Blickrichtung des Verteidigers - dazu entschlossen, das Spiel weiterlaufen zu lassen. In der nächsten Spielunterbrechung habe ich Bastian dann meine Eindrücke geschildert, woraufhin er mir mitteilte, dass sich meine Wahrnehmung und die vorliegenden Bilder nicht decken würden und daher ein Review sinnvoll sei. Am Monitor habe ich dann auf einer der mir vorgespielten Sequenzen eine kurze, aktive Bewegung des weit ausgestreckten Arms in die Flugbahn des Balles sehen können, so dass ich aufgrund dieses Umstandes zu der Bewertung "strafbares Handspiel" gekommen bin. Meine Entscheidung habe ich daraufhin geändert. Natürlich hat dieser Prozess etwas Zeit in Anspruch genommen, aber am Ende des Tages hat nun mal die richtige Entscheidung oberste Priorität. Da geht Sicherheit vor Schnelligkeit.

DFB.de: Herr Petersen, Sie waren beim Spiel Mönchengladbach gegen Berlin als Video-Assistent im Einsatz. Ihr korrekter Eingriff in der 78. Spielminute hatte einen Strafstoß für Borussia Mönchengladbach zur Folge. Wie haben Sie die Situation - angefangen bei der Aktion von Fabian Lustenberger im Strafraum gegen Nico Elvedi sowie die Kommunikation mit Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus bis zur endgültigen Entscheidung - erlebt?

Martin Petersen: Ich erklär's mal. Nach einer Grätsche von Lustenberger an Elvedi im Strafraum von Hertha BSC sagte ich zu meinem Assistenten Robert Schröder: "Schaue du das Spiel weiter, ich checke die Situation."  Das war ein übliches Vorgehen, denn wir überprüfen im Kölner Video-Assist-Center jede Situation im Strafraum, die einen Strafstoß zur Folge haben könnte. Während ich mit der Prüfung begann, kam von Bibiana die Aufforderung, mir den Vorgang anzusehen. Der Operator, der für das technische Bereitstellen der Bilder zuständig ist, spielte mir die Situation aus unterschiedlichen Perspektiven parallel ein. Ich suchte auf einem der Bildschirme die beste Perspektive heraus und schaute mir den Vorgang in Zeitlupe an. "Das ist ein Strafstoß", sagte ich zu Robert. Um ganz sicher zu sein, dass Lustenberger nicht auch den Ball gespielt hatte, forderte ich den Operator dazu auf, mir die Szene aus der Perspektive der Hintertorkamera erneut einzuspielen. Nun konnte ich deutlich erkennen, dass der Ball nicht gespielt wurde, und hatte ein zweifelsfreies Ergebnis. Im selben Augenblick unterbrach Bibiana das Spiel wegen eines anderen Foulspiels. Sie fragte "Martin, was ist?" Ich antwortete: "Das war ein klares Foulspiel im Strafraum, schau' dir die Szene selbst noch einmal an." Während sich Bibiana auf den Weg in die Review-Area machte, sagte ich dem Operator, welche Kameraeinstellung er ihr im Stadion zeigen soll. Dort angekommen, begutachtete sie die Situation und entschied auf Strafstoß.

[ar]

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der neuen Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern die DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 29. Spieltag geben Sascha Stegemann, der am Bundesliga-Wochenende als Schiedsrichter im Einsatz war, und Martin Petersen, der als Video-Assistent im Kölner Video-Assist-Center gefragt war, exklusive Einblicke.

DFB.de: Herr Stegemann, bei der Begegnung Freiburg gegen Wolfsburg bekam die Heimmannschaft nach einem Wolfsburger Handspiel im eigenen Strafraum kurz vor Schluss einen Elfmeter zugesprochen. Wie lief die Kommunikation mit Video-Assistent Bastian Dankert ab? Und wie haben Sie die Situation vor und nach Ansicht der Bilder in der Review-Area wahrgenommen?

Sascha Stegemann: Ich erklär's mal. In dieser Situation habe ich auf dem Spielfeld zwar wahrgenommen, dass der Wolfsburger Verteidiger den Ball mit seinem vom Körper weggestreckten Arm berührt hat, allerdings konnte ich aus meinem Blickwinkel keine aktive Bewegung dieses Arms zum Spielgerät erkennen. Demnach habe ich mich - auch in Anbetracht der kurzen Distanz und der Blickrichtung des Verteidigers - dazu entschlossen, das Spiel weiterlaufen zu lassen. In der nächsten Spielunterbrechung habe ich Bastian dann meine Eindrücke geschildert, woraufhin er mir mitteilte, dass sich meine Wahrnehmung und die vorliegenden Bilder nicht decken würden und daher ein Review sinnvoll sei. Am Monitor habe ich dann auf einer der mir vorgespielten Sequenzen eine kurze, aktive Bewegung des weit ausgestreckten Arms in die Flugbahn des Balles sehen können, so dass ich aufgrund dieses Umstandes zu der Bewertung "strafbares Handspiel" gekommen bin. Meine Entscheidung habe ich daraufhin geändert. Natürlich hat dieser Prozess etwas Zeit in Anspruch genommen, aber am Ende des Tages hat nun mal die richtige Entscheidung oberste Priorität. Da geht Sicherheit vor Schnelligkeit.

DFB.de: Herr Petersen, Sie waren beim Spiel Mönchengladbach gegen Berlin als Video-Assistent im Einsatz. Ihr korrekter Eingriff in der 78. Spielminute hatte einen Strafstoß für Borussia Mönchengladbach zur Folge. Wie haben Sie die Situation - angefangen bei der Aktion von Fabian Lustenberger im Strafraum gegen Nico Elvedi sowie die Kommunikation mit Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus bis zur endgültigen Entscheidung - erlebt?

Martin Petersen: Ich erklär's mal. Nach einer Grätsche von Lustenberger an Elvedi im Strafraum von Hertha BSC sagte ich zu meinem Assistenten Robert Schröder: "Schaue du das Spiel weiter, ich checke die Situation."  Das war ein übliches Vorgehen, denn wir überprüfen im Kölner Video-Assist-Center jede Situation im Strafraum, die einen Strafstoß zur Folge haben könnte. Während ich mit der Prüfung begann, kam von Bibiana die Aufforderung, mir den Vorgang anzusehen. Der Operator, der für das technische Bereitstellen der Bilder zuständig ist, spielte mir die Situation aus unterschiedlichen Perspektiven parallel ein. Ich suchte auf einem der Bildschirme die beste Perspektive heraus und schaute mir den Vorgang in Zeitlupe an. "Das ist ein Strafstoß", sagte ich zu Robert. Um ganz sicher zu sein, dass Lustenberger nicht auch den Ball gespielt hatte, forderte ich den Operator dazu auf, mir die Szene aus der Perspektive der Hintertorkamera erneut einzuspielen. Nun konnte ich deutlich erkennen, dass der Ball nicht gespielt wurde, und hatte ein zweifelsfreies Ergebnis. Im selben Augenblick unterbrach Bibiana das Spiel wegen eines anderen Foulspiels. Sie fragte "Martin, was ist?" Ich antwortete: "Das war ein klares Foulspiel im Strafraum, schau' dir die Szene selbst noch einmal an." Während sich Bibiana auf den Weg in die Review-Area machte, sagte ich dem Operator, welche Kameraeinstellung er ihr im Stadion zeigen soll. Dort angekommen, begutachtete sie die Situation und entschied auf Strafstoß.

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