"Perfekt so": Leupolz ist Mutter, Profi und wieder Nationalspielerin

Melanie Leupolz ist im September des vergangenen Jahres zum ersten Mal Mutter geworden. Ende Januar hat sie für den FC Chelsea erstmals wieder in einem Pflichtspiel auf dem Rasen gestanden. Nun hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die 28 Jahre alte Mittelfelspielerin für die Länderspiele in Sittard gegen Gastgeber Niederlande am 7. April (ab 20 Uhr, live ei sportstudio.de) und in Nürnberg gegen Brasilien am 11. April (ab 18 Uhr, live in der ARD) nominiert. Im DFB.de-Interview verrät die Leupolz, wie sie ihr Leben als Mutter und Profifußballerin zusammenbringt, wie sie so schnell wieder fit geworden ist und was es ihr bedeutet, in Kürze wieder bei den DFB-Frauen dabei zu sein.

DFB.de: Melanie Leupolz, wie haben Sie es geschafft, so schnell zurückzukommen?

Melanie Leupolz: Ganz wichtig war rückblickend, dass ich bis kurz vor der Geburt relativ viel Sport gemacht habe - natürlich immer in Abstimmung mit den Ärzten. Ich bin beim FC Chelsea in der ganzen Zeit hervorragend betreut worden. Alle zwei Wochen hatten ich einen Zoom-Call mit Experten auf diesem Gebiet, mit denen ich die Übungen durchgesprochen habe, die ich problemlos machen kann. Dadurch war meine Ausfallzeit recht kurz, und ich musste nicht so viel wieder aufholen. Mein Körper hat sich sehr schnell und gut erholt. Ich bin selbst etwas erstaunt, dass es so schnell geklappt hat. Zuletzt in der Champions League bei Olympique Lyon habe ich wieder 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Ich freue mich total darüber, dass ich jetzt wieder da bin.

DFB.de: Hatten Sie während der Schwangerschaft auch mal die Sorge, dass es nicht so gut funktionieren könnte?

Leupolz: Nein, eigentlich nicht. Wichtig war für mich, dass mich niemand zeitlich unter Druck setzt. Ich war die ganze Zeit davon überzeugt, dass ich irgendwann wieder Fußball spielen werde. Das war für mich entscheidend. Dass das jetzt so schnell geklappt hat, ist einfach nur toll.

DFB.de: Wie ist das neue Leben mit Ihrem kleinen Sohn als Profifußballerin und als Mutter?

Leupolz: Es ist sehr anstrengend, daraus muss man kein Geheimnis machen. Die Nächte sind kürzer als früher. Aber auch hier bin ich in der glücklichen Position, dass ich viel Unterstützung von allen Seiten bekomme. Vor allem vor den Spielen werde ich etwas entlastet, damit ich ausgeruht in die Partien gehen kann. Grundsätzlich sieht mein Alltag so aus, dass ich von morgens bis nachmittags beim Training bin und dann auch zu 100 Prozent Fußballerin bin. Umso mehr freue ich mich, wenn ich dann nach Hause komme und den Kleinen sehe. Früher habe ich die Beine auf dem Sofa hochgelegt. Heute verbringe ich den restlichen Tag mit meinem Sohn. Das ist total schön und gibt mir enorm viel Energie. Wenn er lächelt, weiß ich, wofür man das alles macht. Ich würde meine aktuelle Situation niemals eintauschen wollen gegen andere Voraussetzungen. Es ist perfekt so.

DFB.de: Beschreiben Sie doch bitte mal, wie die Organisation zum Beispiel im Rahmen eines Champions-League-Spiels an einem Mittwochabend in Lyon aussieht?

Leupolz: Wir sind am Tag vorher nach Frankreich gereist und in der Nacht nach dem Spiel wieder nach Hause geflogen. Während dieser Zeit ist der Kleine in London geblieben und dort versorgt worden. Die Tour wäre zu anstrengend für ihn gewesen.

DFB.de: England gilt inzwischen im Frauenfußball in vielerlei Hinsicht als Vorreiter. Wie werden Sie in Ihrer Situation konkret durch den FC Chelsea unterstützt?

Leupolz: Das ist wirklich großartig. Es ist aber nicht so, dass es in England generell alles super läuft. Auch hier hört man leider immer noch viele negative Geschichten in diesem Zusammenhang. Ich habe das Glück, mit Emma Hayes eine Trainerin zu haben, die sich super in meine Situation versetzen kann. Sie hat unter anderem in den USA gearbeitet, wo das Thema schon längst Normalität ist. Außerdem hat sie einen Sohn im Kindergartenalter. Deshalb weiß sie, was es bedeutet, im Profifußball zu arbeiten und gleichzeitig eine Familie zu haben. Dementsprechend hat sie mir die komplette Unterstützung angeboten und ein Verständnis dafür, was gerade wichtig ist und was ich brauche. Es ist sehr schön, dass ich mit ihr auch mal über Mami-Themen reden kann. (lacht)

DFB.de: Und generell?

Leupolz: Ich kann mich in keiner Weise beschweren, weder in finanzieller noch in organisatorischer Hinsicht. Die Akzeptanz ist absolut da. Emma sagt auch immer, dass ich den Kleinen gerne mit auf die Anlage bringen kann. Er sei keine Ablenkung für die Mannschaft oder für sie. Da bin ich eher diejenige, die versucht, die beiden Welten etwas zu trennen. Aber grundsätzlich ist mein Sohn immer herzlich willkommen. Und das gibt mir natürlich ein sehr gutes Gefühl. Die Verantwortlichen in Chelsea haben mir gesagt, dass sie mich so unterstützen, dass ich gesund und glücklich auf dem Platz zurückkehren kann - weil sie wissen, was sie sportlich an mir haben. Was will man mehr?

DFB.de: Sind Sie also das beste Beispiel dafür, dass es geht, gleichzeitig Mutter und Profifußballerin zu sein? Oder muss man dafür dann doch bei einem Verein wie dem FC Chelsea spielen?

Leupolz: Natürlich brauchen die Vereine gewisse Ressourcen dafür, um die Spielerinnen zu unterstützen. Entscheidend ist meiner Meinung nach, dass ein grundsätzliches Verständnis da ist. Wenn die Verantwortlichen offen sind für Gespräche und wenn sie mit der Spielerin gemeinsam Lösungen suchen und finden, ist alles möglich. Es ist einfach so, dass es noch ein neues Thema im Profifußball bei den Frauen ist. Deshalb steckt es noch in den Kinderschuhen - im wahrsten Sinne des Wortes. (lacht) Zum Glück gibt es inzwischen immer mehr Fußballerinnen, die diesen Weg gehen. Das hilft einfach enorm. Natürlich ist man erst mal für ein paar Monate raus. Aber wenn man zurück ist, kann man der Mannschaft wieder helfen - und ist dann vielleicht sogar besser als vor der Schwangerschaft.

DFB.de: Sehen Sie es als Wertschätzung, dass Chelsea Ihren Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert hat?

Leupolz: Ja, absolut. Manchmal weiß ich selbst nicht, was ich gemacht habe, dass ich so eine Wertschätzung entgegengebracht bekomme. Es fühlt sich unheimlich schön an. Ich habe das Vertragsangebot bekommen zu einem Zeitpunkt, an dem ich noch nicht mal zurück auf dem Platz war. Ich hatte gerade angefangen, wieder mit der Mannschaft zu trainieren. Sie hätten ja auch bis zum Sommer warten und schauen können, wie sich die Situation entwickelt und wie ich zurückkomme. Aber hier arbeiten gute Menschen in den richtigen Positionen. Deshalb hat sich für mich auch gar nicht die Frage gestellt, ob ich verlängern sollte.

DFB.de: Sehen Sie sich auch in der Verantwortung, dass Thema öffentlich zu machen und anderen Spielerinnen zu ermöglichen, diesen Weg ebenfalls zu gehen?

Leupolz: Ich versuche schon, etwas Aufklärungsarbeit zu machen. Ich habe mich zunächst bewusst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, weil ich persönlich erst mal den Weg zurückfinden und mir selbst beweisen wollte, dass es möglich ist. Sprechen kann man über vieles, aber man muss es auch in die Tat umsetzen. Nachdem mir das nun gelungen ist, teile ich gerne meine Erfahrungen. Ich möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen und Frauen zeigen, dass es möglich ist, Karriere und Familie vereinen zu können - natürlich immer mit der richtigen Unterstützung. Deshalb spreche ich offen über alle Themen und stehe gerne als Beispiel dafür. Denn als ich damals schwanger wurde, konnte ich mich an kaum einer Spielerin orientieren. Eine Ausnahme war Alex Morgan. Ich habe auf Social Media verfolgt, wie sie das alles gemacht hat. Sie wirkt sehr glücklich mit ihrer kleinen Tochter und hat Fußball und Familie immer gut unter einen Hut gebracht. Da habe ich gesehen, dass es möglich ist.

DFB.de: Wo stehen Sie nun sportlich so kurz nach Schwangerschaft, Geburt und Comeback?

Leupolz: Ich fühle mich echt gut. Meine Trainerin ist mit meinen Leistungen auch sehr zufrieden. Ich weiß nicht, ob ich es vorher besser hätte machen können. Wahrscheinlich nicht. Trotzdem muss ich immer noch auf meinen Körper achten und an manchen Tagen vielleicht etwas länger regenerieren, als es früher der Fall gewesen wäre. Aber ich habe zum Glück gar keine Probleme. Manchmal bin ich darüber selbst etwas verwundert. Alles steht und fällt mir der richtigen Trainings- und Spielsteuerung.

DFB.de: Sportlich läuft es sehr gut mit der Mannschaft. Sie spielen um die Meisterschaft in England, und auch der Einzug ins Halbfinale der Champions League ist möglich.

Leupolz: Wir haben leider ein Pokalendspiel verloren. Ansonsten sind wir sehr gut dabei. Jetzt beginnt die heiße Phase der Saison.

DFB.de: Martina Voss-Tecklenburg hat sie nun erstmals wieder in den Kader der Nationalmannschaft berufen. Am 7. April steht die Partie in den Niederlanden auf dem Programm, am 11. April treffen Sie in Nürnberg auf Brasilien.

Leupolz: Ich habe mich sehr gefreut, als Martina angerufen und mich eingeladen hat. Sie möchte sich persönlich ein Bild davon machen, wie weit ich schon wieder bin. Ich freue mich sehr darüber, auch in diesem Kreis nun wieder dabei sein zu können. Es macht mich stolz, das geschafft zu haben. Ich werde mich dort präsentieren, und dann werden wir besprechen, wie wir weiter vorgehen werden.

DFB.de: Im Sommer steht die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland auf dem Programm. Ist das Turnier das nächste große Ziel für Sie?

Leupolz: Ja, natürlich. Ich war immer stolz, das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen und mein Land zu repräsentieren. Diese große Turniere sind natürlich Höhepunkte in einer Karriere. Ich wäre gerne dabei. Der Kleine würde dann mitkommen und vor Ort betreut werden. Mit der richtigen Unterstützung durch den DFB ist das möglich. Auch hier hat Chelsea gezeigt, wie es geht. Wir waren im Januar im Trainingslager in Marbella. Da war mein Sohn ebenfalls dabei. Auch eine Nanny konnte mitreisen und mich bei der Betreuung etwas entlasten. Die Kosten und die Organisation hat komplett der Verein übernommen. Es erfordert alles etwas mehr Planung. Aber grundsätzlich ist es möglich.

DFB.de: Also ist es möglich, Profifußballerin und Mutter zu sein?

Leupolz: Ja, das würde ich so unterschreiben - wenn beide Seiten ihren Beitrag leisten. Der Verein muss das akzeptieren, und die Mutter muss in der Lage sein, das Kind auch mal in die Verantwortung anderer Personen geben zu können. Sei es eine Erzieherin, ein Erzieher oder Familienangehörige. Wenn man das kann, ist es auf jeden Fall möglich.

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Melanie Leupolz ist im September des vergangenen Jahres zum ersten Mal Mutter geworden. Ende Januar hat sie für den FC Chelsea erstmals wieder in einem Pflichtspiel auf dem Rasen gestanden. Nun hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die 28 Jahre alte Mittelfelspielerin für die Länderspiele in Sittard gegen Gastgeber Niederlande am 7. April (ab 20 Uhr, live ei sportstudio.de) und in Nürnberg gegen Brasilien am 11. April (ab 18 Uhr, live in der ARD) nominiert. Im DFB.de-Interview verrät die Leupolz, wie sie ihr Leben als Mutter und Profifußballerin zusammenbringt, wie sie so schnell wieder fit geworden ist und was es ihr bedeutet, in Kürze wieder bei den DFB-Frauen dabei zu sein.

DFB.de: Melanie Leupolz, wie haben Sie es geschafft, so schnell zurückzukommen?

Melanie Leupolz: Ganz wichtig war rückblickend, dass ich bis kurz vor der Geburt relativ viel Sport gemacht habe - natürlich immer in Abstimmung mit den Ärzten. Ich bin beim FC Chelsea in der ganzen Zeit hervorragend betreut worden. Alle zwei Wochen hatten ich einen Zoom-Call mit Experten auf diesem Gebiet, mit denen ich die Übungen durchgesprochen habe, die ich problemlos machen kann. Dadurch war meine Ausfallzeit recht kurz, und ich musste nicht so viel wieder aufholen. Mein Körper hat sich sehr schnell und gut erholt. Ich bin selbst etwas erstaunt, dass es so schnell geklappt hat. Zuletzt in der Champions League bei Olympique Lyon habe ich wieder 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Ich freue mich total darüber, dass ich jetzt wieder da bin.

DFB.de: Hatten Sie während der Schwangerschaft auch mal die Sorge, dass es nicht so gut funktionieren könnte?

Leupolz: Nein, eigentlich nicht. Wichtig war für mich, dass mich niemand zeitlich unter Druck setzt. Ich war die ganze Zeit davon überzeugt, dass ich irgendwann wieder Fußball spielen werde. Das war für mich entscheidend. Dass das jetzt so schnell geklappt hat, ist einfach nur toll.

DFB.de: Wie ist das neue Leben mit Ihrem kleinen Sohn als Profifußballerin und als Mutter?

Leupolz: Es ist sehr anstrengend, daraus muss man kein Geheimnis machen. Die Nächte sind kürzer als früher. Aber auch hier bin ich in der glücklichen Position, dass ich viel Unterstützung von allen Seiten bekomme. Vor allem vor den Spielen werde ich etwas entlastet, damit ich ausgeruht in die Partien gehen kann. Grundsätzlich sieht mein Alltag so aus, dass ich von morgens bis nachmittags beim Training bin und dann auch zu 100 Prozent Fußballerin bin. Umso mehr freue ich mich, wenn ich dann nach Hause komme und den Kleinen sehe. Früher habe ich die Beine auf dem Sofa hochgelegt. Heute verbringe ich den restlichen Tag mit meinem Sohn. Das ist total schön und gibt mir enorm viel Energie. Wenn er lächelt, weiß ich, wofür man das alles macht. Ich würde meine aktuelle Situation niemals eintauschen wollen gegen andere Voraussetzungen. Es ist perfekt so.

DFB.de: Beschreiben Sie doch bitte mal, wie die Organisation zum Beispiel im Rahmen eines Champions-League-Spiels an einem Mittwochabend in Lyon aussieht?

Leupolz: Wir sind am Tag vorher nach Frankreich gereist und in der Nacht nach dem Spiel wieder nach Hause geflogen. Während dieser Zeit ist der Kleine in London geblieben und dort versorgt worden. Die Tour wäre zu anstrengend für ihn gewesen.

DFB.de: England gilt inzwischen im Frauenfußball in vielerlei Hinsicht als Vorreiter. Wie werden Sie in Ihrer Situation konkret durch den FC Chelsea unterstützt?

Leupolz: Das ist wirklich großartig. Es ist aber nicht so, dass es in England generell alles super läuft. Auch hier hört man leider immer noch viele negative Geschichten in diesem Zusammenhang. Ich habe das Glück, mit Emma Hayes eine Trainerin zu haben, die sich super in meine Situation versetzen kann. Sie hat unter anderem in den USA gearbeitet, wo das Thema schon längst Normalität ist. Außerdem hat sie einen Sohn im Kindergartenalter. Deshalb weiß sie, was es bedeutet, im Profifußball zu arbeiten und gleichzeitig eine Familie zu haben. Dementsprechend hat sie mir die komplette Unterstützung angeboten und ein Verständnis dafür, was gerade wichtig ist und was ich brauche. Es ist sehr schön, dass ich mit ihr auch mal über Mami-Themen reden kann. (lacht)

DFB.de: Und generell?

Leupolz: Ich kann mich in keiner Weise beschweren, weder in finanzieller noch in organisatorischer Hinsicht. Die Akzeptanz ist absolut da. Emma sagt auch immer, dass ich den Kleinen gerne mit auf die Anlage bringen kann. Er sei keine Ablenkung für die Mannschaft oder für sie. Da bin ich eher diejenige, die versucht, die beiden Welten etwas zu trennen. Aber grundsätzlich ist mein Sohn immer herzlich willkommen. Und das gibt mir natürlich ein sehr gutes Gefühl. Die Verantwortlichen in Chelsea haben mir gesagt, dass sie mich so unterstützen, dass ich gesund und glücklich auf dem Platz zurückkehren kann - weil sie wissen, was sie sportlich an mir haben. Was will man mehr?

DFB.de: Sind Sie also das beste Beispiel dafür, dass es geht, gleichzeitig Mutter und Profifußballerin zu sein? Oder muss man dafür dann doch bei einem Verein wie dem FC Chelsea spielen?

Leupolz: Natürlich brauchen die Vereine gewisse Ressourcen dafür, um die Spielerinnen zu unterstützen. Entscheidend ist meiner Meinung nach, dass ein grundsätzliches Verständnis da ist. Wenn die Verantwortlichen offen sind für Gespräche und wenn sie mit der Spielerin gemeinsam Lösungen suchen und finden, ist alles möglich. Es ist einfach so, dass es noch ein neues Thema im Profifußball bei den Frauen ist. Deshalb steckt es noch in den Kinderschuhen - im wahrsten Sinne des Wortes. (lacht) Zum Glück gibt es inzwischen immer mehr Fußballerinnen, die diesen Weg gehen. Das hilft einfach enorm. Natürlich ist man erst mal für ein paar Monate raus. Aber wenn man zurück ist, kann man der Mannschaft wieder helfen - und ist dann vielleicht sogar besser als vor der Schwangerschaft.

DFB.de: Sehen Sie es als Wertschätzung, dass Chelsea Ihren Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert hat?

Leupolz: Ja, absolut. Manchmal weiß ich selbst nicht, was ich gemacht habe, dass ich so eine Wertschätzung entgegengebracht bekomme. Es fühlt sich unheimlich schön an. Ich habe das Vertragsangebot bekommen zu einem Zeitpunkt, an dem ich noch nicht mal zurück auf dem Platz war. Ich hatte gerade angefangen, wieder mit der Mannschaft zu trainieren. Sie hätten ja auch bis zum Sommer warten und schauen können, wie sich die Situation entwickelt und wie ich zurückkomme. Aber hier arbeiten gute Menschen in den richtigen Positionen. Deshalb hat sich für mich auch gar nicht die Frage gestellt, ob ich verlängern sollte.

DFB.de: Sehen Sie sich auch in der Verantwortung, dass Thema öffentlich zu machen und anderen Spielerinnen zu ermöglichen, diesen Weg ebenfalls zu gehen?

Leupolz: Ich versuche schon, etwas Aufklärungsarbeit zu machen. Ich habe mich zunächst bewusst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, weil ich persönlich erst mal den Weg zurückfinden und mir selbst beweisen wollte, dass es möglich ist. Sprechen kann man über vieles, aber man muss es auch in die Tat umsetzen. Nachdem mir das nun gelungen ist, teile ich gerne meine Erfahrungen. Ich möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen und Frauen zeigen, dass es möglich ist, Karriere und Familie vereinen zu können - natürlich immer mit der richtigen Unterstützung. Deshalb spreche ich offen über alle Themen und stehe gerne als Beispiel dafür. Denn als ich damals schwanger wurde, konnte ich mich an kaum einer Spielerin orientieren. Eine Ausnahme war Alex Morgan. Ich habe auf Social Media verfolgt, wie sie das alles gemacht hat. Sie wirkt sehr glücklich mit ihrer kleinen Tochter und hat Fußball und Familie immer gut unter einen Hut gebracht. Da habe ich gesehen, dass es möglich ist.

DFB.de: Wo stehen Sie nun sportlich so kurz nach Schwangerschaft, Geburt und Comeback?

Leupolz: Ich fühle mich echt gut. Meine Trainerin ist mit meinen Leistungen auch sehr zufrieden. Ich weiß nicht, ob ich es vorher besser hätte machen können. Wahrscheinlich nicht. Trotzdem muss ich immer noch auf meinen Körper achten und an manchen Tagen vielleicht etwas länger regenerieren, als es früher der Fall gewesen wäre. Aber ich habe zum Glück gar keine Probleme. Manchmal bin ich darüber selbst etwas verwundert. Alles steht und fällt mir der richtigen Trainings- und Spielsteuerung.

DFB.de: Sportlich läuft es sehr gut mit der Mannschaft. Sie spielen um die Meisterschaft in England, und auch der Einzug ins Halbfinale der Champions League ist möglich.

Leupolz: Wir haben leider ein Pokalendspiel verloren. Ansonsten sind wir sehr gut dabei. Jetzt beginnt die heiße Phase der Saison.

DFB.de: Martina Voss-Tecklenburg hat sie nun erstmals wieder in den Kader der Nationalmannschaft berufen. Am 7. April steht die Partie in den Niederlanden auf dem Programm, am 11. April treffen Sie in Nürnberg auf Brasilien.

Leupolz: Ich habe mich sehr gefreut, als Martina angerufen und mich eingeladen hat. Sie möchte sich persönlich ein Bild davon machen, wie weit ich schon wieder bin. Ich freue mich sehr darüber, auch in diesem Kreis nun wieder dabei sein zu können. Es macht mich stolz, das geschafft zu haben. Ich werde mich dort präsentieren, und dann werden wir besprechen, wie wir weiter vorgehen werden.

DFB.de: Im Sommer steht die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland auf dem Programm. Ist das Turnier das nächste große Ziel für Sie?

Leupolz: Ja, natürlich. Ich war immer stolz, das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen und mein Land zu repräsentieren. Diese große Turniere sind natürlich Höhepunkte in einer Karriere. Ich wäre gerne dabei. Der Kleine würde dann mitkommen und vor Ort betreut werden. Mit der richtigen Unterstützung durch den DFB ist das möglich. Auch hier hat Chelsea gezeigt, wie es geht. Wir waren im Januar im Trainingslager in Marbella. Da war mein Sohn ebenfalls dabei. Auch eine Nanny konnte mitreisen und mich bei der Betreuung etwas entlasten. Die Kosten und die Organisation hat komplett der Verein übernommen. Es erfordert alles etwas mehr Planung. Aber grundsätzlich ist es möglich.

DFB.de: Also ist es möglich, Profifußballerin und Mutter zu sein?

Leupolz: Ja, das würde ich so unterschreiben - wenn beide Seiten ihren Beitrag leisten. Der Verein muss das akzeptieren, und die Mutter muss in der Lage sein, das Kind auch mal in die Verantwortung anderer Personen geben zu können. Sei es eine Erzieherin, ein Erzieher oder Familienangehörige. Wenn man das kann, ist es auf jeden Fall möglich.

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