Pauli-Trainer Hoose: "Scheitern bedeutet nie das Ende der Welt"

Schon seit der U 15 begleitet Benny Hoose den 2005er-Jahrgang des FC St. Pauli auf dem Weg zum Profi. Als U 19 ist das Team im DFB-Pokal der Junioren und in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga in dieser Saison äußerst erfolgreich. Heute (ab 13 Uhr, live auf DFB-TV) geht es in der Liga zum SV Werder Bremen. Im DFB.de-Interview spricht der 33 Jahre alte Trainer über die positive Entwicklung.

DFB.de: Während sich die Profiligen wegen der WM in Katar bereits in die Winterpause verabschiedet haben, geht es in der A-Junioren Bundesliga im Jahresendspurt noch um wichtige Zähler. Wie sehr freuen Sie sich, weiterhin auf dem Platz stehen zu dürfen, Herr Hoose?

Benny Hoose: Es ist extrem wertvoll, dass wir weiterhin im Wettkampfmodus bleiben können. Wir nutzen auch die Zeit im Winter zur optimalen Ausbildung der Spieler. Die beiden ausstehenden Spiele in der A-Junioren-Bundesliga bieten außerdem die Gelegenheit, im Wettkampf unsere Spieler- und Trainingsprinzipien anzuwenden.

DFB.de: Mit dem Gastspiel beim SV Werder Bremen am Samstag und der folgenden Partie vor heimischer Kulisse am 4. Dezember gegen Holstein Kiel stehen für Ihre Mannschaft in diesem Jahr noch zwei Ligaspiele auf dem Programm. Wie lautet die Marschroute?

Hoose: Wir freuen uns auf zwei hochklassige Partien, in denen wir versuchen, unser gesamtes Potential auszuschöpfen. Ziel ist es, den positiven Flow der zurückliegenden Partien mitzunehmen und als Gemeinschaft mit unserem Spiel zu überzeugen. Im besten Fall haben wir nach dem Jahresabschluss mit guten Ergebnissen sechs weitere Zähler auf dem Konto, wollen aber die Resultate immer in einen ehrlicheren Kontext einbetten. Häufig spiegeln Ergebnisse die eigenen Leistungen wider, in einigen Fällen aber auch nicht. Für uns Coaches sind deshalb auch Daten - wie zum Beispiel die Anzahl der Torchancen für und gegen uns oder die Häufigkeit der abgefangenen Bälle in der defensiven Phase - ebenso wichtig für die Bewertung unserer Leistung.

DFB.de: Wenn wir schon bei Daten sind: Was sagen Sie zu den 17 Zählern, die Ihre Mannschaft in neun Partien bislang eingefahren hat, und zum dritten Tabellenplatz?

Hoose: Damit sind wir glücklich, der Schein kann aber trügen. Bei sechs Absteigern aus unserer Staffel und nur sieben Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz sind wir nicht über den Berg. Innerhalb weniger Spiele kann sich das Tabellenbild komplett ändern. Besonders unser Verlauf in dieser Saison war abwechslungsreich mit schönen Momenten, aber auch Herausforderungen. Wichtig war, dass wir es geschafft haben, mit der Zeit unsere Defensive zu stabilisieren und zugleich nicht an Torgefahr zu verlieren. Das waren echte Lernschritte.

DFB.de: Noch in der vergangenen Saison hatte die U 19 erst am letzten Spieltag den Klassenverbleib fix gemacht. Wie gut sind noch Ihre Erinnerungen an den Endspurt der abgelaufenen Spielzeit?

Hoose: Ich denke, die Situation zum Ende der Vorsaison hat einigen Jungs auf ihrem Weg eines lehren können: Scheitern bedeutet nie das Ende der Welt. Es gibt schlimmere Dinge, als ein Fußballspiel unbedingt gewinnen zu müssen. Um ein Scheitern allerdings erträglicher zu machen, muss ich alles investieren, was ich habe. Dazu gehört auch, mit Mut nach vorne zu gehen. Dieses Erlebnis hat den einen oder anderen Nachwuchsspieler eventuell einen Schritt in der Entwicklung machen lassen.

DFB.de: Warum läuft es jetzt im Vergleich zur zurückliegenden Saison von Beginn an besser?

Hoose: Im Jugendbereich ist eine Vergleichbarkeit schwer herzustellen. Der Kader ist ein anderer und in diesem Fall ist auch das Trainerteam ein komplett anderes. Zusätzlich haben wir im Sommer die Ausbildung im Verein stark verändert und konnten zum Start in diese Saison intensiv und kontinuierlich die Spieler auf die U 19-Saison vorbereiten. Ich kann dazu sagen, dass der Staff um diese Mannschaft herum eine tolle Einheit bildet und die Qualität der Trainingseinheiten extrem hoch ist.

DFB.de: Sie waren mit Ihrer Mannschaft mit zwei Siegen in die Saison gestartet. Wie groß war vielleicht dieser psychologische Vorteil?

Hoose: Ich beobachte, dass das Tempo fußballerischer Entwicklung besonders durch positive Erlebnisse größer wird. Dazu gehören natürlich auch positive Spielausgänge. Was in der langfristigen Entwicklung aber hervorgehoben werden muss, ist das Gefühl und der Fakt, dass beharrliches und intensives Training Erfolgserlebnisse wahrscheinlicher machen. Die beiden Siege zu Beginn haben deshalb sicherlich keine negativen Auswirkungen gehabt.

DFB.de: Seit 2019 sind Sie im Nachwuchsbereich des FC St. Pauli tätig und begleiten seitdem den 2005er-Jahrgang von der U 15 bis in die A-Junioren Bundesliga. Sehen wir Sie dann bald auch bei der U 23 oder gar bei den Profis?

Hoose: Daran denke ich nicht. Ich bin glücklich darüber, mit jungen Spielern arbeiten zu können, die wollen und bereit sind, Beharrlichkeit für den Erfolg zu zeigen. Besonders die aktuelle Tätigkeit beim Übergang in den Seniorenfußball mit jungen Erwachsenen hat seinen Reiz, sie hören gut zu. Von daher könnte ich mir durchaus vorstellen, noch einige Jahre im NLZ zu verbleiben. Mir macht es Spaß, in der Altersklasse zu arbeiten - und für die jungen Spieler ist es nach der U 19 vielleicht auch mal an der Zeit, einen anderen Trainer zu Gesicht zu bekommen. (lacht)

DFB.de: Wie läuft die Kommunikation mit dem U 23-Trainer Elard Ostermann und der Lizenzabteilung um Cheftrainer Timo Schultz?

Hoose: Mit allen Trainern des FC St. Pauli habe ich regelmäßig Kontakt. Durch die direkte Schnittstelle zur U 23 ist der Kontakt mit Elard Ostermann regelmäßig. Es muss unser Anliegen sein, im neuen Jahr vermehrt den einen oder anderen Spieler ins Training der U 23 zu geben, um sie mit einem anderen Spieltempo und einer stärkeren Körperlichkeit zu konfrontieren.

DFB.de: Auch im DFB-Pokal der Junioren steht der FC St. Pauli nach den beiden 2:1-Auswärtssiegen bei Kickers Offenbach und beim aktuellen Deutschen Meister Borussia Dortmund im Viertelfinale. Wie weit kann es im Pokal gehen?

Hoose: Der DFB-Pokal ist ein natürlich ein reizvoller Wettbewerb. Jetzt steht uns in der nächsten Runde mit dem 1. FSV Mainz 05 nach dem BVB und den Kickers ein weiterer Brocken bevor, der über einen extrem starken Doppeljahrgang verfügt und die Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga souverän anführt. Im Endeffekt ist es für uns natürlich ein Duell, auf das wir uns freuen. Dabei wollen wir möglichst minütlich den Glauben auf ein Weiterkommen steigern und unsere eigene Leistungsgrenze ausreizen - darum geht es in solchen Spielen.

DFB.de: Auch das Spiel gegen Mainz 05 findet am Sonntag, 11. Dezember, wie in den beiden Runden zuvor ebenfalls auswärts statt. Hätten Sie sich zur Abwechslung nicht auch mal ein Heimspiel gewünscht?

Hoose: Ganz im Gegenteil. Ich finde es spannend, die Atmosphäre der verschiedenen Vereine und ihrer Plätze kennenzulernen. Außerdem verbringen wir bei den Auswärtsfahrten viel Zeit mit der Mannschaft. Die Jungs und wir Coaches sind ja gern zusammen.

DFB.de: Aktuell sind Sie im Besitz der Trainer-A-Lizenz. Ist in den kommenden Jahren der Erwerb der Pro-Lizenz geplant?

Hoose: Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die richtigen Türen zum richtigen Zeitpunkt öffnen werden. Außerdem habe ich aktuell genug mit meinen Jungs um die Ohren. Wir wollen erfolgreich sein.

[mspw]

Schon seit der U 15 begleitet Benny Hoose den 2005er-Jahrgang des FC St. Pauli auf dem Weg zum Profi. Als U 19 ist das Team im DFB-Pokal der Junioren und in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga in dieser Saison äußerst erfolgreich. Heute (ab 13 Uhr, live auf DFB-TV) geht es in der Liga zum SV Werder Bremen. Im DFB.de-Interview spricht der 33 Jahre alte Trainer über die positive Entwicklung.

DFB.de: Während sich die Profiligen wegen der WM in Katar bereits in die Winterpause verabschiedet haben, geht es in der A-Junioren Bundesliga im Jahresendspurt noch um wichtige Zähler. Wie sehr freuen Sie sich, weiterhin auf dem Platz stehen zu dürfen, Herr Hoose?

Benny Hoose: Es ist extrem wertvoll, dass wir weiterhin im Wettkampfmodus bleiben können. Wir nutzen auch die Zeit im Winter zur optimalen Ausbildung der Spieler. Die beiden ausstehenden Spiele in der A-Junioren-Bundesliga bieten außerdem die Gelegenheit, im Wettkampf unsere Spieler- und Trainingsprinzipien anzuwenden.

DFB.de: Mit dem Gastspiel beim SV Werder Bremen am Samstag und der folgenden Partie vor heimischer Kulisse am 4. Dezember gegen Holstein Kiel stehen für Ihre Mannschaft in diesem Jahr noch zwei Ligaspiele auf dem Programm. Wie lautet die Marschroute?

Hoose: Wir freuen uns auf zwei hochklassige Partien, in denen wir versuchen, unser gesamtes Potential auszuschöpfen. Ziel ist es, den positiven Flow der zurückliegenden Partien mitzunehmen und als Gemeinschaft mit unserem Spiel zu überzeugen. Im besten Fall haben wir nach dem Jahresabschluss mit guten Ergebnissen sechs weitere Zähler auf dem Konto, wollen aber die Resultate immer in einen ehrlicheren Kontext einbetten. Häufig spiegeln Ergebnisse die eigenen Leistungen wider, in einigen Fällen aber auch nicht. Für uns Coaches sind deshalb auch Daten - wie zum Beispiel die Anzahl der Torchancen für und gegen uns oder die Häufigkeit der abgefangenen Bälle in der defensiven Phase - ebenso wichtig für die Bewertung unserer Leistung.

DFB.de: Wenn wir schon bei Daten sind: Was sagen Sie zu den 17 Zählern, die Ihre Mannschaft in neun Partien bislang eingefahren hat, und zum dritten Tabellenplatz?

Hoose: Damit sind wir glücklich, der Schein kann aber trügen. Bei sechs Absteigern aus unserer Staffel und nur sieben Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz sind wir nicht über den Berg. Innerhalb weniger Spiele kann sich das Tabellenbild komplett ändern. Besonders unser Verlauf in dieser Saison war abwechslungsreich mit schönen Momenten, aber auch Herausforderungen. Wichtig war, dass wir es geschafft haben, mit der Zeit unsere Defensive zu stabilisieren und zugleich nicht an Torgefahr zu verlieren. Das waren echte Lernschritte.

DFB.de: Noch in der vergangenen Saison hatte die U 19 erst am letzten Spieltag den Klassenverbleib fix gemacht. Wie gut sind noch Ihre Erinnerungen an den Endspurt der abgelaufenen Spielzeit?

Hoose: Ich denke, die Situation zum Ende der Vorsaison hat einigen Jungs auf ihrem Weg eines lehren können: Scheitern bedeutet nie das Ende der Welt. Es gibt schlimmere Dinge, als ein Fußballspiel unbedingt gewinnen zu müssen. Um ein Scheitern allerdings erträglicher zu machen, muss ich alles investieren, was ich habe. Dazu gehört auch, mit Mut nach vorne zu gehen. Dieses Erlebnis hat den einen oder anderen Nachwuchsspieler eventuell einen Schritt in der Entwicklung machen lassen.

DFB.de: Warum läuft es jetzt im Vergleich zur zurückliegenden Saison von Beginn an besser?

Hoose: Im Jugendbereich ist eine Vergleichbarkeit schwer herzustellen. Der Kader ist ein anderer und in diesem Fall ist auch das Trainerteam ein komplett anderes. Zusätzlich haben wir im Sommer die Ausbildung im Verein stark verändert und konnten zum Start in diese Saison intensiv und kontinuierlich die Spieler auf die U 19-Saison vorbereiten. Ich kann dazu sagen, dass der Staff um diese Mannschaft herum eine tolle Einheit bildet und die Qualität der Trainingseinheiten extrem hoch ist.

DFB.de: Sie waren mit Ihrer Mannschaft mit zwei Siegen in die Saison gestartet. Wie groß war vielleicht dieser psychologische Vorteil?

Hoose: Ich beobachte, dass das Tempo fußballerischer Entwicklung besonders durch positive Erlebnisse größer wird. Dazu gehören natürlich auch positive Spielausgänge. Was in der langfristigen Entwicklung aber hervorgehoben werden muss, ist das Gefühl und der Fakt, dass beharrliches und intensives Training Erfolgserlebnisse wahrscheinlicher machen. Die beiden Siege zu Beginn haben deshalb sicherlich keine negativen Auswirkungen gehabt.

DFB.de: Seit 2019 sind Sie im Nachwuchsbereich des FC St. Pauli tätig und begleiten seitdem den 2005er-Jahrgang von der U 15 bis in die A-Junioren Bundesliga. Sehen wir Sie dann bald auch bei der U 23 oder gar bei den Profis?

Hoose: Daran denke ich nicht. Ich bin glücklich darüber, mit jungen Spielern arbeiten zu können, die wollen und bereit sind, Beharrlichkeit für den Erfolg zu zeigen. Besonders die aktuelle Tätigkeit beim Übergang in den Seniorenfußball mit jungen Erwachsenen hat seinen Reiz, sie hören gut zu. Von daher könnte ich mir durchaus vorstellen, noch einige Jahre im NLZ zu verbleiben. Mir macht es Spaß, in der Altersklasse zu arbeiten - und für die jungen Spieler ist es nach der U 19 vielleicht auch mal an der Zeit, einen anderen Trainer zu Gesicht zu bekommen. (lacht)

DFB.de: Wie läuft die Kommunikation mit dem U 23-Trainer Elard Ostermann und der Lizenzabteilung um Cheftrainer Timo Schultz?

Hoose: Mit allen Trainern des FC St. Pauli habe ich regelmäßig Kontakt. Durch die direkte Schnittstelle zur U 23 ist der Kontakt mit Elard Ostermann regelmäßig. Es muss unser Anliegen sein, im neuen Jahr vermehrt den einen oder anderen Spieler ins Training der U 23 zu geben, um sie mit einem anderen Spieltempo und einer stärkeren Körperlichkeit zu konfrontieren.

DFB.de: Auch im DFB-Pokal der Junioren steht der FC St. Pauli nach den beiden 2:1-Auswärtssiegen bei Kickers Offenbach und beim aktuellen Deutschen Meister Borussia Dortmund im Viertelfinale. Wie weit kann es im Pokal gehen?

Hoose: Der DFB-Pokal ist ein natürlich ein reizvoller Wettbewerb. Jetzt steht uns in der nächsten Runde mit dem 1. FSV Mainz 05 nach dem BVB und den Kickers ein weiterer Brocken bevor, der über einen extrem starken Doppeljahrgang verfügt und die Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga souverän anführt. Im Endeffekt ist es für uns natürlich ein Duell, auf das wir uns freuen. Dabei wollen wir möglichst minütlich den Glauben auf ein Weiterkommen steigern und unsere eigene Leistungsgrenze ausreizen - darum geht es in solchen Spielen.

DFB.de: Auch das Spiel gegen Mainz 05 findet am Sonntag, 11. Dezember, wie in den beiden Runden zuvor ebenfalls auswärts statt. Hätten Sie sich zur Abwechslung nicht auch mal ein Heimspiel gewünscht?

Hoose: Ganz im Gegenteil. Ich finde es spannend, die Atmosphäre der verschiedenen Vereine und ihrer Plätze kennenzulernen. Außerdem verbringen wir bei den Auswärtsfahrten viel Zeit mit der Mannschaft. Die Jungs und wir Coaches sind ja gern zusammen.

DFB.de: Aktuell sind Sie im Besitz der Trainer-A-Lizenz. Ist in den kommenden Jahren der Erwerb der Pro-Lizenz geplant?

Hoose: Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die richtigen Türen zum richtigen Zeitpunkt öffnen werden. Außerdem habe ich aktuell genug mit meinen Jungs um die Ohren. Wir wollen erfolgreich sein.

###more###