Patrik Grolimund zur Belastungssteuerung: "Erholt euch"

Im letzten Spiel vor der Sommerpause trifft die A-Nationalmannschaft der Frauen am Dienstag in Offenbach auf Chile (ab 15 Uhr, live im ZDF). Nach einer langen und intensiven Saison lag der Fokus in den vergangenen Tagen auf der Regeneration. Patrik Grolimund, Co-Trainer und in der DFB-Akademie verantwortlich für den Bereich "Performance und Athletik" der Nationalmannschaft, erklärt, wie das im konkreten Fall aussieht.

Die Saison war hart – physisch wie psychisch. Viele Begegnungen, ein straffer Zeitplan, die besonderen Voraussetzungen wegen der Pandemie. Die Fußballerinnen, besonders die Nationalspielerinnen, mussten ein straffes Pensum absolvieren, das einige an ihre körperlichen Grenzen gebracht hat. Und jetzt durften sie, nachdem die Entscheidungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League gefallen waren, noch zwei Begegnungen mit der DFB-Auswahl spielen. Am Donnerstagabend gab es in Straßburg ein 0:1 gegen Frankreich. Am Dienstag steht noch die Partie gegen Chile auf dem Programm. Beides sind Testspiele, aber beide Aufeinandertreffen sind wichtige Schritte im Hinblick auf die Europameisterschaft im kommenden Jahr in England.

Wenn Körper und Geist müde sind, ist eine strukturierte Regeneration entscheidend. Umso wichtiger ist der Input der DFB-Akademie rund um die Belastungssteuerung. Deshalb hat Patrik Grolimund in den vergangenen Tagen eine besonders wichtige Rolle eingenommen. Der Co-Trainer mit Schwerpunkt Athletik hat das Regenerationsprogramm nach der Niederlage gegen Frankreich gesteuert und gleichzeitig dafür gesorgt, dass die Spielerinnen noch einmal möglichst frisch in die letzte Begegnung vor der verdienten Sommerpause gehen. Aber wie sieht eine sinnvolle Regenerationsphase aus?

"Wir teilen die Mannschaft in zwei Gruppen"

"Wir teilen die Mannschaft nach Begegnungen in zwei Gruppen", sagt Grolimund. "Bei der einen Hälfte, die mindestens 45 Minuten auf dem Platz stand, geht es in erster Linie um Pflege und Behandlung mit einer lockeren Aktivität - zum Beispiel im Wasser, das ist für viele angenehm. Denjenigen, die nicht viel oder gar nicht gespielt haben, bieten wir am Tag nach der Partie normalerweise eine attraktive Trainingseinheit an, damit sie sich entwickeln können."

Nach dem Frankreich-Spiel war dies nicht der Fall, da der DFB-Tross erst weit nach Mitternacht zurück im Teamquartier war. "Aufgrund dieser besonderen Konstellation haben wir auf die Einheit auf dem Platz verzichtet", sagt Grolimund. "Stattdessen haben unsere Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten viel zu tun gehabt, weil zahlreiche Spielerinnen das Bedürfnis hatten, sich pflegen zu lassen. Gerade nach einer Niederlage ist es wichtig, für gute Stimmung zu sorgen. Das stand für uns diesmal im Mittelpunkt unserer Planungen. Wir haben den Spielerinnen sozusagen einen Wohlfühltag organisiert."

Grolimund betont außerdem, dass die Kunst grundsätzlich darin liege, die richtige Mischung zu finden: "Die einen brauchen nochmal einen Push, die anderen müssen eher gebremst werden, damit sie die Belastung nicht zu hochfahren." Zur zweiten Gruppe gehört beispielsweise Jana Feldkamp. Die Abwehrspielerin, die im Sommer von der SGS Essen zur TSG Hoffenheim wechselt, hat gerade ihr drittes Länderspiel bestritten. Die 23-Jährige sagt: "Ich bin voller Adrenalin und kann gar nicht erwarten, dass es weitergeht. Müdigkeit spüre ich im Moment überhaupt nicht. Das wird erst später kommen."

"Das Thema ist sehr komplex"

Grolimund stellt zudem klar, dass die Balance zwischen Be- und Entlastung in enger Abstimmung mit den Heimatvereinen der jeweiligen Spielerinnen erfolge: "Manche haben viel gespielt, eventuell sogar in der Champions League. Andere waren weniger im Einsatz, vielleicht weil sie verletzt waren. Das Thema ist zu komplex, um das allgemeingültig zu beschreiben. Es kommt immer auf ganz viele verschiedene Aspekte an, die Einfluss auf unsere Planungen haben. Für uns ist es eigentlich die beste Rückmeldung, wenn es nicht zu muskulären Problemen oder zur Überbelastung kommt. Unser Hauptauftrag ist es, dass sich die Spielerinnen bei uns wohlfühlen und dass sie sich zu 100 Prozent auf die sportliche Aufgabe konzentrieren können."

Und auch für die Zeit nach dem Chile-Spiel geben Grolimund und das Trainerteam ein Programm mit, das die Nationalspielerinnen möglichst befolgen sollten, damit sie frisch und mit neuen Kräften in die kommende Saison starten können. "Unser einziger Ratschlag lautet: Erholt euch! Legt euch auf die Sonnenliege und entspannt euch! Genießt möglichst viel Zeit mit der Familie! Mehr sollen sie nicht machen. Die neue Saison kommt schneller, als wir es uns gerade vorstellen können", sagt der 40-Jährige.

Grolimund hat darüber hinaus über einen neuen Trainerinnen-Lehrgang berichtet, der explizit für aktive Nationalspielerinnen eingerichtet wurde und während der aktiven Laufbahn durchgeführt werden kann. "Wir wollen es erreichen, dass unsere Topspielerinnen uns nach der aktiven Karriere nicht verloren gehen, sondern dass sie bereits während der Karriere die Perspektive haben, später als Trainerin zu arbeiten. Die Lizenz, die sie jetzt machen können, befähigt sie beispielsweise dazu, im Jugendbereich jede beliebige Mannschaft zu trainieren", erklärt Grolimund. "Und selbst wenn die Teilnehmerinnen später gar nicht Trainerin werden wollen, erweitert dieser Kurs trotzdem schon jetzt ihre fußballerische Kompetenz, weil sie das Spiel vielleicht aus einer ganz anderen Perspektive sehen und wie Trainerinnen denken." Dabei sind unter anderem Alexandra Popp, Lina Magull, Merle Frohms, Laura Benkarth, Marina Hegering, Sara Däbritz, Sandra Starke, Linda Dallmann und Almuth Schult.

[sw]

Im letzten Spiel vor der Sommerpause trifft die A-Nationalmannschaft der Frauen am Dienstag in Offenbach auf Chile (ab 15 Uhr, live im ZDF). Nach einer langen und intensiven Saison lag der Fokus in den vergangenen Tagen auf der Regeneration. Patrik Grolimund, Co-Trainer und in der DFB-Akademie verantwortlich für den Bereich "Performance und Athletik" der Nationalmannschaft, erklärt, wie das im konkreten Fall aussieht.

Die Saison war hart – physisch wie psychisch. Viele Begegnungen, ein straffer Zeitplan, die besonderen Voraussetzungen wegen der Pandemie. Die Fußballerinnen, besonders die Nationalspielerinnen, mussten ein straffes Pensum absolvieren, das einige an ihre körperlichen Grenzen gebracht hat. Und jetzt durften sie, nachdem die Entscheidungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League gefallen waren, noch zwei Begegnungen mit der DFB-Auswahl spielen. Am Donnerstagabend gab es in Straßburg ein 0:1 gegen Frankreich. Am Dienstag steht noch die Partie gegen Chile auf dem Programm. Beides sind Testspiele, aber beide Aufeinandertreffen sind wichtige Schritte im Hinblick auf die Europameisterschaft im kommenden Jahr in England.

Wenn Körper und Geist müde sind, ist eine strukturierte Regeneration entscheidend. Umso wichtiger ist der Input der DFB-Akademie rund um die Belastungssteuerung. Deshalb hat Patrik Grolimund in den vergangenen Tagen eine besonders wichtige Rolle eingenommen. Der Co-Trainer mit Schwerpunkt Athletik hat das Regenerationsprogramm nach der Niederlage gegen Frankreich gesteuert und gleichzeitig dafür gesorgt, dass die Spielerinnen noch einmal möglichst frisch in die letzte Begegnung vor der verdienten Sommerpause gehen. Aber wie sieht eine sinnvolle Regenerationsphase aus?

"Wir teilen die Mannschaft in zwei Gruppen"

"Wir teilen die Mannschaft nach Begegnungen in zwei Gruppen", sagt Grolimund. "Bei der einen Hälfte, die mindestens 45 Minuten auf dem Platz stand, geht es in erster Linie um Pflege und Behandlung mit einer lockeren Aktivität - zum Beispiel im Wasser, das ist für viele angenehm. Denjenigen, die nicht viel oder gar nicht gespielt haben, bieten wir am Tag nach der Partie normalerweise eine attraktive Trainingseinheit an, damit sie sich entwickeln können."

Nach dem Frankreich-Spiel war dies nicht der Fall, da der DFB-Tross erst weit nach Mitternacht zurück im Teamquartier war. "Aufgrund dieser besonderen Konstellation haben wir auf die Einheit auf dem Platz verzichtet", sagt Grolimund. "Stattdessen haben unsere Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten viel zu tun gehabt, weil zahlreiche Spielerinnen das Bedürfnis hatten, sich pflegen zu lassen. Gerade nach einer Niederlage ist es wichtig, für gute Stimmung zu sorgen. Das stand für uns diesmal im Mittelpunkt unserer Planungen. Wir haben den Spielerinnen sozusagen einen Wohlfühltag organisiert."

Grolimund betont außerdem, dass die Kunst grundsätzlich darin liege, die richtige Mischung zu finden: "Die einen brauchen nochmal einen Push, die anderen müssen eher gebremst werden, damit sie die Belastung nicht zu hochfahren." Zur zweiten Gruppe gehört beispielsweise Jana Feldkamp. Die Abwehrspielerin, die im Sommer von der SGS Essen zur TSG Hoffenheim wechselt, hat gerade ihr drittes Länderspiel bestritten. Die 23-Jährige sagt: "Ich bin voller Adrenalin und kann gar nicht erwarten, dass es weitergeht. Müdigkeit spüre ich im Moment überhaupt nicht. Das wird erst später kommen."

"Das Thema ist sehr komplex"

Grolimund stellt zudem klar, dass die Balance zwischen Be- und Entlastung in enger Abstimmung mit den Heimatvereinen der jeweiligen Spielerinnen erfolge: "Manche haben viel gespielt, eventuell sogar in der Champions League. Andere waren weniger im Einsatz, vielleicht weil sie verletzt waren. Das Thema ist zu komplex, um das allgemeingültig zu beschreiben. Es kommt immer auf ganz viele verschiedene Aspekte an, die Einfluss auf unsere Planungen haben. Für uns ist es eigentlich die beste Rückmeldung, wenn es nicht zu muskulären Problemen oder zur Überbelastung kommt. Unser Hauptauftrag ist es, dass sich die Spielerinnen bei uns wohlfühlen und dass sie sich zu 100 Prozent auf die sportliche Aufgabe konzentrieren können."

Und auch für die Zeit nach dem Chile-Spiel geben Grolimund und das Trainerteam ein Programm mit, das die Nationalspielerinnen möglichst befolgen sollten, damit sie frisch und mit neuen Kräften in die kommende Saison starten können. "Unser einziger Ratschlag lautet: Erholt euch! Legt euch auf die Sonnenliege und entspannt euch! Genießt möglichst viel Zeit mit der Familie! Mehr sollen sie nicht machen. Die neue Saison kommt schneller, als wir es uns gerade vorstellen können", sagt der 40-Jährige.

Grolimund hat darüber hinaus über einen neuen Trainerinnen-Lehrgang berichtet, der explizit für aktive Nationalspielerinnen eingerichtet wurde und während der aktiven Laufbahn durchgeführt werden kann. "Wir wollen es erreichen, dass unsere Topspielerinnen uns nach der aktiven Karriere nicht verloren gehen, sondern dass sie bereits während der Karriere die Perspektive haben, später als Trainerin zu arbeiten. Die Lizenz, die sie jetzt machen können, befähigt sie beispielsweise dazu, im Jugendbereich jede beliebige Mannschaft zu trainieren", erklärt Grolimund. "Und selbst wenn die Teilnehmerinnen später gar nicht Trainerin werden wollen, erweitert dieser Kurs trotzdem schon jetzt ihre fußballerische Kompetenz, weil sie das Spiel vielleicht aus einer ganz anderen Perspektive sehen und wie Trainerinnen denken." Dabei sind unter anderem Alexandra Popp, Lina Magull, Merle Frohms, Laura Benkarth, Marina Hegering, Sara Däbritz, Sandra Starke, Linda Dallmann und Almuth Schult.

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