Patrick Glöckner: "Trainergeschäft wird immer härter"

Patrick Glöckner soll den Aufsteiger Chemnitzer FC in der 3. Liga zum Klassenverbleib führen. Der 42 Jahre alte Fußball-Lehrer trat bei den "Himmelblauen" die Nachfolge von David Bergner an. Im DFB.de-Interview spricht Patrick Glöckner mit Mitarbeiter Ralf Debat über seinen Start beim CFC, zahnlose Tiger und Michael Ballack.

DFB.de: Seit Ihrer Amtsübernahme gab es in der Liga eine Niederlage und einen Sieg. Hinzu kam das Weiterkommen im Sachsenpokal durch ein 3:1 beim Fünftligisten FC Grimma. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus, Herr Glöckner?

Patrick Glöckner: Durchweg positiv. Schon bei meinem Amtsantritt hatte ich erklärt, dass mehr Potenzial in der Mannschaft steckt, als es der aktuelle Tabellenplatz aussagt. Das hat sich in den ersten Partien bestätigt - und daran wollen wir in den nächsten Wochen anknüpfen.

DFB.de: Mit jetzt neun Punkten gelang zumindest der Anschluss an die Konkurrenz. Wie wichtig war es, schnell wieder Land zu sehen?

Glöckner: Psychologisch war das für die Spieler sehr wichtig. Für mich als Trainer eher weniger, ich muss das große Ganze im Blick behalten. Grundsätzlich sind wir gut beraten, uns nicht wöchentlich mit der Tabelle zu beschäftigen, sonst macht man sich nur verrückt.

DFB.de: Nach wie vor steht allerdings der vorletzte Tabellenplatz zu Buche. Geht es für den CFC nach dem missglückten Saisonstart in dieser Saison nur noch um den Klassenverbleib?

Glöckner: Definitiv, aber das ist für einen Aufsteiger auch keine neue Erkenntnis. Wir können unsere Situation sehr gut einschätzen. Das klare Ziel kann es nur sein, die Saison über dem Strich zu beenden und in der 3. Liga zu bleiben.

DFB.de: Wo mussten Sie zuerst den Hebel ansetzen?

Glöckner: Wir haben im psychologischen Bereich und an der Art und Weise der neuen Spielstruktur gearbeitet. Um in dieser starken Liga bestehen zu können, sind Mut und die nötige Aggressivität sowie klare Abläufe und Prinzipien elementar. Ich vergleiche das gerne mit einem "zahnlosen" Tiger, der ohne seine Zähne auf der Jagd auch nur schwer erfolgreich sein kann. Wir müssen im übertragenen Sinne Biss in unseren Handlungen zeigen, um auf Punktejagd gehen zu können. Darauf lege ich großen Wert.

DFB.de: Der CFC befindet sich nicht nur sportlich in einer schwierigen Situation. Es läuft auch nach wie vor ein Insolvenzverfahren. Im Umfeld gab es einige Turbulenzen. Warum hat Sie das nicht abgehalten, das Angebot anzunehmen?

Glöckner: Zum einen befindet sich der Gesamtverein in der Insolvenz, die ausgegliederte Spielbetriebs GmbH ist dagegen in keiner Problemzone. Zum anderen bin ich nur für den sportlichen Bereich zuständig und kann hier in Ruhe arbeiten. Die sportliche Herausforderung, diesen Traditionsverein vor dem Abstieg auf der 3. Liga zu bewahren, hat mich außerdem sehr gereizt.

DFB.de: Welche Rolle hat bei Ihrer Verpflichtung der frühere Chemnitzer und langjährige DFB-Kapitän Michael Ballack gespielt?

Glöckner: Ich kenne Michael schon seit vielen Jahren. Wir sind sehr gut befreundet und vertrauen uns. Er hat natürlich meine Arbeit bei Viktoria Köln verfolgt und kennt meine menschliche Art und Weise wie kaum ein anderer. Er war der Meinung, der CFC und ich könnten gut zusammenpassen. Daher hat er meinen Namen bei den Verantwortlichen ins Gespräch gebracht. Ich habe dann in den Gesprächen mit den Verantwortlichen und der Geschäftsführung meine Ideen vorgestellt, wie der Verein aus dieser sportlich misslichen Lage herauskommen kann. Wir haben dann schnell festgestellt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.

DFB.de: Gibt es weiterhin einen Austausch mit Michael Ballack?

Glöckner: Wir tauschen uns regelmäßig aus. Für Michael ist der Chemnitzer FC nicht nur sein Jugend- und Heimatverein, an dem natürlich auch ein Stück weit sein Herz hängt. Auch seine Familie wohnt nach wie vor hier in Chemnitz und man identifiziert sich teilweise, wie in anderen Städten natürlich auch, über den Fußball. Ich denke, dass der Verein glücklich sein kann, einen solchen Fürsprecher zu haben. Ein offizielles Amt im Verein strebt er aber nicht an.

DFB.de: Nach der Länderspielpause geht es in der 3. Liga weiter. Worauf wird es in den nächsten Wochen ankommen?

Glöckner: Dass wir uns weiterentwickeln, mit viel Selbstvertrauen spielen, keine Angst vor großen Namen zeigen und möglichst immer an unsere Leistungsgrenze kommen.

DFB.de: Wie schätzen Sie die bevorstehende Aufgabe in Ingolstadt ein?

Glöckner: Es wird ein schwieriges Spiel - wie jedes andere auch. In dieser Liga hat jedes Team etwas zu verlieren, einfache Aufgaben gibt es nicht. Auf der anderen Seite ist aber auch jeder Gegner zu besiegen. Das werden wir auch in Ingolstadt versuchen.

DFB.de: Innenverteidiger Kostadin Velkov, der in der vergangenen Saison eine feste Größe im Team war, kehrte beim Pokalspiel in Grimma nach langer Verletzungspause ins Team zurück. Welche Rolle spielt er in Ihren Planungen?

Glöckner: Er hat es im Pokalspiel gut gemacht und gezeigt, dass er wieder eine Alternative ist. Ob das schon für die Partie in Ingolstadt gilt, müssen wir abwarten. Dabei dürfte unter anderem eine Rolle spielen, ob Niklas Hoheneder wieder voll belastbar ist. Er hatte sich bei unserem 3:1-Heimsieg gegen den MSV Duisburg eine Zerrung am hinteren Oberschenkel zugezogen und musste deshalb einige Tage mit dem Training aussetzen.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Haben Sie sich das letzte Wochenende im Januar 2020 schon dick im Kalender angestrichen?

Glöckner: Nein, warum sollte ich?

DFB.de: Dann geht es im ersten Meisterschaftsspiel nach der Winterpause gegen Ihren vorherigen Verein FC Viktoria Köln!

Glöckner: Ach so, das meinen Sie. Das Kapitel ist für mich abgehakt, da habe ich keine negativen Gedanken. Die Zeit in Köln war schließlich äußerst erfolgreich.

DFB.de: Dennoch: Wie sehr hat es geschmerzt, unmittelbar vor dem Saisonfinale beurlaubt zu werden und so am letzten Spieltag nicht mehr die Früchte der eigenen Arbeit ernten zu können?

Glöckner: Auch wenn das Trainergeschäft immer härter wird, ist es sicherlich nicht alltäglich, als Tabellenführer einen Spieltag vor dem Saisonende gehen zu müssen. Da will ich auch gar nicht widersprechen. Am Ende hatte die Viktoria drei Punkte und 15 Tore Vorsprung, wäre also auch bei einer Niederlage im letzten Spiel aufgestiegen. Von daher ist klar, dass mein Trainerteam und ich mit der Mannschaft Meister geworden und aufgestiegen sind. Das konnte ich auch an den Anrufen und Videobotschaften einiger Verantwortlicher und Spieler - direkt nach dem Spiel aus der Kabine oder aus dem VIP-Raum - erfahren und hat mich natürlich sehr gefreut!

DFB.de: Sie hatten in der Vergangenheit bereits das Vergnügen, für eine Parfumkampagne zu werben, so wie es viele erfolgreiche Sportler heute tun. Haben sie denn auch Verständnis dafür, wenn Fußballer vor den Spielen noch einige Zeit vor dem Spiegel verbringen?

Glöckner: Um ganz ehrlich zu sein: Darauf achte ich überhaupt nicht. Mir ist wichtig, dass sich die Jungs auf dem Platz wohl fühlen und dass ihre Leistung stimmt. Ein Cristiano Ronaldo ist ja beispielsweise bekannt dafür, besonders auf sein Aussehen zu achten. Wenn er dann aber nicht nur dadurch glänzt, sondern vor allem ständig Weltklasseleistungen zeigt, wird kein Trainer etwas dagegen haben. 

Patrick Glöckners "Top3"

Auf diese drei Stadien in der 3. Liga freut er sich am meisten:

Platz 1: Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern

Platz 2: Carl-Benz-Stadion in Mannheim

Platz 3: Eintracht-Stadion in Braunschweig

[mspw]

Patrick Glöckner soll den Aufsteiger Chemnitzer FC in der 3. Liga zum Klassenverbleib führen. Der 42 Jahre alte Fußball-Lehrer trat bei den "Himmelblauen" die Nachfolge von David Bergner an. Im DFB.de-Interview spricht Patrick Glöckner mit Mitarbeiter Ralf Debat über seinen Start beim CFC, zahnlose Tiger und Michael Ballack.

DFB.de: Seit Ihrer Amtsübernahme gab es in der Liga eine Niederlage und einen Sieg. Hinzu kam das Weiterkommen im Sachsenpokal durch ein 3:1 beim Fünftligisten FC Grimma. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus, Herr Glöckner?

Patrick Glöckner: Durchweg positiv. Schon bei meinem Amtsantritt hatte ich erklärt, dass mehr Potenzial in der Mannschaft steckt, als es der aktuelle Tabellenplatz aussagt. Das hat sich in den ersten Partien bestätigt - und daran wollen wir in den nächsten Wochen anknüpfen.

DFB.de: Mit jetzt neun Punkten gelang zumindest der Anschluss an die Konkurrenz. Wie wichtig war es, schnell wieder Land zu sehen?

Glöckner: Psychologisch war das für die Spieler sehr wichtig. Für mich als Trainer eher weniger, ich muss das große Ganze im Blick behalten. Grundsätzlich sind wir gut beraten, uns nicht wöchentlich mit der Tabelle zu beschäftigen, sonst macht man sich nur verrückt.

DFB.de: Nach wie vor steht allerdings der vorletzte Tabellenplatz zu Buche. Geht es für den CFC nach dem missglückten Saisonstart in dieser Saison nur noch um den Klassenverbleib?

Glöckner: Definitiv, aber das ist für einen Aufsteiger auch keine neue Erkenntnis. Wir können unsere Situation sehr gut einschätzen. Das klare Ziel kann es nur sein, die Saison über dem Strich zu beenden und in der 3. Liga zu bleiben.

DFB.de: Wo mussten Sie zuerst den Hebel ansetzen?

Glöckner: Wir haben im psychologischen Bereich und an der Art und Weise der neuen Spielstruktur gearbeitet. Um in dieser starken Liga bestehen zu können, sind Mut und die nötige Aggressivität sowie klare Abläufe und Prinzipien elementar. Ich vergleiche das gerne mit einem "zahnlosen" Tiger, der ohne seine Zähne auf der Jagd auch nur schwer erfolgreich sein kann. Wir müssen im übertragenen Sinne Biss in unseren Handlungen zeigen, um auf Punktejagd gehen zu können. Darauf lege ich großen Wert.

DFB.de: Der CFC befindet sich nicht nur sportlich in einer schwierigen Situation. Es läuft auch nach wie vor ein Insolvenzverfahren. Im Umfeld gab es einige Turbulenzen. Warum hat Sie das nicht abgehalten, das Angebot anzunehmen?

Glöckner: Zum einen befindet sich der Gesamtverein in der Insolvenz, die ausgegliederte Spielbetriebs GmbH ist dagegen in keiner Problemzone. Zum anderen bin ich nur für den sportlichen Bereich zuständig und kann hier in Ruhe arbeiten. Die sportliche Herausforderung, diesen Traditionsverein vor dem Abstieg auf der 3. Liga zu bewahren, hat mich außerdem sehr gereizt.

DFB.de: Welche Rolle hat bei Ihrer Verpflichtung der frühere Chemnitzer und langjährige DFB-Kapitän Michael Ballack gespielt?

Glöckner: Ich kenne Michael schon seit vielen Jahren. Wir sind sehr gut befreundet und vertrauen uns. Er hat natürlich meine Arbeit bei Viktoria Köln verfolgt und kennt meine menschliche Art und Weise wie kaum ein anderer. Er war der Meinung, der CFC und ich könnten gut zusammenpassen. Daher hat er meinen Namen bei den Verantwortlichen ins Gespräch gebracht. Ich habe dann in den Gesprächen mit den Verantwortlichen und der Geschäftsführung meine Ideen vorgestellt, wie der Verein aus dieser sportlich misslichen Lage herauskommen kann. Wir haben dann schnell festgestellt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.

DFB.de: Gibt es weiterhin einen Austausch mit Michael Ballack?

Glöckner: Wir tauschen uns regelmäßig aus. Für Michael ist der Chemnitzer FC nicht nur sein Jugend- und Heimatverein, an dem natürlich auch ein Stück weit sein Herz hängt. Auch seine Familie wohnt nach wie vor hier in Chemnitz und man identifiziert sich teilweise, wie in anderen Städten natürlich auch, über den Fußball. Ich denke, dass der Verein glücklich sein kann, einen solchen Fürsprecher zu haben. Ein offizielles Amt im Verein strebt er aber nicht an.

DFB.de: Nach der Länderspielpause geht es in der 3. Liga weiter. Worauf wird es in den nächsten Wochen ankommen?

Glöckner: Dass wir uns weiterentwickeln, mit viel Selbstvertrauen spielen, keine Angst vor großen Namen zeigen und möglichst immer an unsere Leistungsgrenze kommen.

DFB.de: Wie schätzen Sie die bevorstehende Aufgabe in Ingolstadt ein?

Glöckner: Es wird ein schwieriges Spiel - wie jedes andere auch. In dieser Liga hat jedes Team etwas zu verlieren, einfache Aufgaben gibt es nicht. Auf der anderen Seite ist aber auch jeder Gegner zu besiegen. Das werden wir auch in Ingolstadt versuchen.

DFB.de: Innenverteidiger Kostadin Velkov, der in der vergangenen Saison eine feste Größe im Team war, kehrte beim Pokalspiel in Grimma nach langer Verletzungspause ins Team zurück. Welche Rolle spielt er in Ihren Planungen?

Glöckner: Er hat es im Pokalspiel gut gemacht und gezeigt, dass er wieder eine Alternative ist. Ob das schon für die Partie in Ingolstadt gilt, müssen wir abwarten. Dabei dürfte unter anderem eine Rolle spielen, ob Niklas Hoheneder wieder voll belastbar ist. Er hatte sich bei unserem 3:1-Heimsieg gegen den MSV Duisburg eine Zerrung am hinteren Oberschenkel zugezogen und musste deshalb einige Tage mit dem Training aussetzen.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Haben Sie sich das letzte Wochenende im Januar 2020 schon dick im Kalender angestrichen?

Glöckner: Nein, warum sollte ich?

DFB.de: Dann geht es im ersten Meisterschaftsspiel nach der Winterpause gegen Ihren vorherigen Verein FC Viktoria Köln!

Glöckner: Ach so, das meinen Sie. Das Kapitel ist für mich abgehakt, da habe ich keine negativen Gedanken. Die Zeit in Köln war schließlich äußerst erfolgreich.

DFB.de: Dennoch: Wie sehr hat es geschmerzt, unmittelbar vor dem Saisonfinale beurlaubt zu werden und so am letzten Spieltag nicht mehr die Früchte der eigenen Arbeit ernten zu können?

Glöckner: Auch wenn das Trainergeschäft immer härter wird, ist es sicherlich nicht alltäglich, als Tabellenführer einen Spieltag vor dem Saisonende gehen zu müssen. Da will ich auch gar nicht widersprechen. Am Ende hatte die Viktoria drei Punkte und 15 Tore Vorsprung, wäre also auch bei einer Niederlage im letzten Spiel aufgestiegen. Von daher ist klar, dass mein Trainerteam und ich mit der Mannschaft Meister geworden und aufgestiegen sind. Das konnte ich auch an den Anrufen und Videobotschaften einiger Verantwortlicher und Spieler - direkt nach dem Spiel aus der Kabine oder aus dem VIP-Raum - erfahren und hat mich natürlich sehr gefreut!

DFB.de: Sie hatten in der Vergangenheit bereits das Vergnügen, für eine Parfumkampagne zu werben, so wie es viele erfolgreiche Sportler heute tun. Haben sie denn auch Verständnis dafür, wenn Fußballer vor den Spielen noch einige Zeit vor dem Spiegel verbringen?

Glöckner: Um ganz ehrlich zu sein: Darauf achte ich überhaupt nicht. Mir ist wichtig, dass sich die Jungs auf dem Platz wohl fühlen und dass ihre Leistung stimmt. Ein Cristiano Ronaldo ist ja beispielsweise bekannt dafür, besonders auf sein Aussehen zu achten. Wenn er dann aber nicht nur dadurch glänzt, sondern vor allem ständig Weltklasseleistungen zeigt, wird kein Trainer etwas dagegen haben. 

Patrick Glöckners "Top3"

Auf diese drei Stadien in der 3. Liga freut er sich am meisten:

Platz 1: Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern

Platz 2: Carl-Benz-Stadion in Mannheim

Platz 3: Eintracht-Stadion in Braunschweig

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