Patrick Fritsch: "Fußball ist das, was mir am meisten Spaß macht"

Patrick Fritsch war deutscher Juniorennationalspieler. Seine Chancen auf eine Profikarriere standen gut, bis er sich zweimal kurz hintereinander das Kreuzband riss und frühzeitig mit dem Fußball aufhören musste. Mittlerweile hat er als Co-Trainer der U 17-Junioren von Borussia Dortmund den Weg zurück auf den Platz gefunden. Im DFB.de-Interview spricht er über seine Verletzung, seinen Umgang damit als junger Spieler und seine neue Aufgabe als Jugendtrainer.

DFB.de: Herr Fritsch, Sie mussten ihre Karriere nach ihrem zweiten Kreuzbandriss im Alter von 18 Jahren beenden. Wie ist das damals passiert?

Patrick Fritsch: Ich habe 2015 bei der U 17-WM in Chile meinen ersten Kreuzbandriss erlitten. Es hat ein Jahr gedauert, bis ich wieder auf dem Platz stand. Ich habe mich wieder gut gefühlt und war voll einsatzfähig. Weil ich körperlich einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht habe, kam ich sogar besser zurück als davor. Leider habe ich mich dann nach nur zwei Monaten im UEFA Youth League-Spiel gegen Real Madrid erneut verletzt und mir den zweiten Kreuzbandriss zugezogen, dieses Mal im anderen Knie. Das war mental sehr schwierig. Beim ersten Kreuzbandriss war ich noch unvoreingenommen. Ich wusste um die Schwere der Verletzung, aber ich war direkt fokussiert und hatte Bock, daran zu arbeiten, dass ich schnell wieder auf dem Platz stehe. Beim zweiten Kreuzbandriss verlief der Prozess deutlich schwieriger für mich, weil ich wusste, was auf mich zukommt und welche Höhen und Tiefen jeder Tag mit sich bringt. Aber ich habe immer schon Situationen, die man nicht mehr verändern kann, so angenommen, wie sie sind und sehr schnell wieder nach vorne geschaut. Mein Ziel war es erneut, möglichst bald wieder auf hohem Niveau Fußball spielen zu können. Die Reha lief dann aber alles andere als geplant. Es kam immer wieder zu Komplikationen. Wir haben von einer Kiefer- bis zu einer speziellen Beinachsen-Umstellung mit Einlagen alles versucht. Zusätzlich hatte ich mehrere Operationen, um mögliche Störfaktoren zu beheben, aber am Ende bin ich nie wieder schmerzfrei geworden und konnte nicht mehr in eine fußballspezifische Belastung gehen. Irgendwann waren alle ein bisschen ratlos und keiner wusste so richtig, woran es liegt. Bis heute komme ich nicht übers Joggen hinaus.

DFB.de: Wie geht man mental als junger Spieler damit um?

Fritsch: Es war sehr schwer, damit klarzukommen, vor allem, weil ich kurz vor einer Profikarriere stand. Vor dem ersten Kreuzbandriss 2015 habe ich unter Thomas Tuchel bei den Profis mittrainiert. Wenn man einmal gesehen hat, wie es laufen kann, ist es umso schwieriger, damit umzugehen. Der Rehaprozess dauerte fast drei Jahre. Am Ende war ich froh, dass die Ärzte irgendwann gesagt haben, dass es nicht mehr geht. Ich hätte wahrscheinlich alles getan, um irgendwie wieder Fußball spielen zu können. Ich glaube, das war die richtige Entscheidung, auch wenn ich sie selbst so niemals getroffen hätte. Meiner Meinung nach müssen in solchen Situationen auch andere ein Stück weit Verantwortung für junge Spieler tragen. Das war bei mir zum Glück der Fall, so dass ich jetzt im Alltag keine großen Probleme mehr habe. Trotzdem ist es natürlich nicht einfach, wenn man bereits mit 18 aufgrund einer schweren Knieverletzung seine Karriere beenden muss.

DFB.de: Wie ging es dann für Sie weiter?

Fritsch: Mir wurde gesagt, ich solle erstmal in den Urlaub fahren und mich erholen. Aber das stand für mich nicht zur Debatte. Ich bin am nächsten Tag direkt wieder zum Training gegangen, wie am Tag davor auch. Ich bin froh, dass mir vom BVB die Möglichkeit geboten wurde, in meinem gewohnten Umfeld in Dortmund zu bleiben, auch wenn ich nicht mehr auf dem Platz stehen konnte. Es hat mir geholfen, dass ich weiter meinen gewohnten Ablauf hatte. Ich habe dann für mich die Zeit genutzt, um das Ganze zu verarbeiten. Ich konnte mir ein Jahr sehr viele Gedanken machen, weil die Wiedereingliederung ins Berufsleben so lange gedauert hat. So viel Zeit zum Nachdenken, war nicht unbedingt das Beste, aber letztendlich konnte ich dann beim BVB eine Ausbildung beginnen und ich war froh, wieder eine Aufgabe zu haben. Es hat mir zudem geholfen, Abstand zu der Verletzung zu gewinnen.

DFB.de: Wie kam es dazu, dass Sie ihre Ausbildung beim BVB absolviert haben?

Fritsch: Bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben wird man von der Berufsgenossenschaft unterstützt. Für den BVB war relativ schnell klar, dass ich im Verein eine Ausbildung absolvieren kann. Wir haben geschaut, was möglich ist und für beide Seiten passt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Lust, etwas im Fußballbereich zu machen. Eine Position als Jugendtrainer beispielsweise kam für mich daher nicht in Frage. Ich wollte erst einmal Abstand gewinnen. Wir haben uns dann für den Bereich Marketing und Internationalisierung entschieden, immer auch in Zusammenarbeit mit dem Nachwuchsleistungszentrum. Ich habe die drei Jahre Ausbildung genutzt, um alle Abteilungen der Geschäftsstelle zu durchlaufen und den Verein von A bis Z kennengelernt. Am Ende hatte ich dann einen guten Einblick, den man als Spieler so nicht bekommt.

DFB.de: Jetzt sind Sie als Trainer doch wieder auf dem Platz gelandet. Warum haben Sie sich dazu entschieden?

Fritsch:  Aktuell bin ich Co-Trainer in der Spielanalyse im U 16/U 17-Bereich. Ich verbinde dort die tägliche Arbeit auf dem Trainingsplatz mit der taktischen Komponente des Spiels. Das ist eine Schnittstelle, die gut zu mir passt. Ich glaube auch, dass die Erfahrung, die ich selbst als Spieler gemacht habe, sowohl mir als auch den Jungs hilft. Auch wenn meine Jugend jetzt schon ein paar Jahre her ist, bin ich noch relativ nah an den Spielern dran, wodurch es mir leichter fällt, einen Zugang zu ihnen bekommen. Als jemand, der die spezifischen Probleme in dem Alter aus eigener Erfahrung kennt, kann ich die Jungs ganz gut begleiten. Ich wollte nach meinem Karriereende zwar erstmal Distanz gewinnen, aber die Liebe zum Sport ist natürlich nicht verloren gegangen. Zunächst waren andere Sachen wichtiger, doch ich habe schnell gemerkt, dass ich zurück auf den Fußballplatz möchte.

DFB.de: War es unproblematisch, in diesem Bereich wieder seinen Platz zu finden?

Fritsch: Es gibt hier natürlich nur begrenzte Plätze. Hinzu kam, dass die Trainer, die ich in meiner Jugend hatte, größtenteils nicht mehr da waren. Dementsprechend war es nicht so einfach. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie der Einstieg gelingen könnte und zunächst Gespräche mit Sebastian Geppert geführt, der damals Co-Trainer der U 17 und zuvor mein U 16-Trainer war. Darüber bin ich dann in eine Hospitation gerutscht und war parallel zur Umschulung zweimal die Woche beim Training. Ich habe aber schnell gemerkt, dass das nicht ausreicht. Du musst einfach öfter da sein, um eine Bindung zu den Spielern aufbauen und Aufgaben im Trainerteam übernehmen zu können. Es hat sich dann so entwickelt, dass ich zwei Jahre lang von morgens bis nachmittags die Ausbildung gemacht habe und danach zum Trainingsgelände gefahren bin, um am Trainingsalltag teilzunehmen. Seit letztem Sommer, mit dem Ende der Umschulung, bin ich fest als Trainer angestellt.  

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, langfristig im Fußball zu bleiben?

Fritsch: Ja, auf jeden Fall. Das ist mein Ziel. Es hat sich vor allem über das letzte Jahr für mich herauskristallisiert, dass es das ist, was mir am meisten Spaß macht, was ich gut kann. Ich habe Lust, Zeit zu investieren und dazuzulernen. Ich glaube, wenn man einmal so etwas für sich gefunden hat, sollte man das auch weitermachen.

[lh]

Patrick Fritsch war deutscher Juniorennationalspieler. Seine Chancen auf eine Profikarriere standen gut, bis er sich zweimal kurz hintereinander das Kreuzband riss und frühzeitig mit dem Fußball aufhören musste. Mittlerweile hat er als Co-Trainer der U 17-Junioren von Borussia Dortmund den Weg zurück auf den Platz gefunden. Im DFB.de-Interview spricht er über seine Verletzung, seinen Umgang damit als junger Spieler und seine neue Aufgabe als Jugendtrainer.

DFB.de: Herr Fritsch, Sie mussten ihre Karriere nach ihrem zweiten Kreuzbandriss im Alter von 18 Jahren beenden. Wie ist das damals passiert?

Patrick Fritsch: Ich habe 2015 bei der U 17-WM in Chile meinen ersten Kreuzbandriss erlitten. Es hat ein Jahr gedauert, bis ich wieder auf dem Platz stand. Ich habe mich wieder gut gefühlt und war voll einsatzfähig. Weil ich körperlich einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht habe, kam ich sogar besser zurück als davor. Leider habe ich mich dann nach nur zwei Monaten im UEFA Youth League-Spiel gegen Real Madrid erneut verletzt und mir den zweiten Kreuzbandriss zugezogen, dieses Mal im anderen Knie. Das war mental sehr schwierig. Beim ersten Kreuzbandriss war ich noch unvoreingenommen. Ich wusste um die Schwere der Verletzung, aber ich war direkt fokussiert und hatte Bock, daran zu arbeiten, dass ich schnell wieder auf dem Platz stehe. Beim zweiten Kreuzbandriss verlief der Prozess deutlich schwieriger für mich, weil ich wusste, was auf mich zukommt und welche Höhen und Tiefen jeder Tag mit sich bringt. Aber ich habe immer schon Situationen, die man nicht mehr verändern kann, so angenommen, wie sie sind und sehr schnell wieder nach vorne geschaut. Mein Ziel war es erneut, möglichst bald wieder auf hohem Niveau Fußball spielen zu können. Die Reha lief dann aber alles andere als geplant. Es kam immer wieder zu Komplikationen. Wir haben von einer Kiefer- bis zu einer speziellen Beinachsen-Umstellung mit Einlagen alles versucht. Zusätzlich hatte ich mehrere Operationen, um mögliche Störfaktoren zu beheben, aber am Ende bin ich nie wieder schmerzfrei geworden und konnte nicht mehr in eine fußballspezifische Belastung gehen. Irgendwann waren alle ein bisschen ratlos und keiner wusste so richtig, woran es liegt. Bis heute komme ich nicht übers Joggen hinaus.

DFB.de: Wie geht man mental als junger Spieler damit um?

Fritsch: Es war sehr schwer, damit klarzukommen, vor allem, weil ich kurz vor einer Profikarriere stand. Vor dem ersten Kreuzbandriss 2015 habe ich unter Thomas Tuchel bei den Profis mittrainiert. Wenn man einmal gesehen hat, wie es laufen kann, ist es umso schwieriger, damit umzugehen. Der Rehaprozess dauerte fast drei Jahre. Am Ende war ich froh, dass die Ärzte irgendwann gesagt haben, dass es nicht mehr geht. Ich hätte wahrscheinlich alles getan, um irgendwie wieder Fußball spielen zu können. Ich glaube, das war die richtige Entscheidung, auch wenn ich sie selbst so niemals getroffen hätte. Meiner Meinung nach müssen in solchen Situationen auch andere ein Stück weit Verantwortung für junge Spieler tragen. Das war bei mir zum Glück der Fall, so dass ich jetzt im Alltag keine großen Probleme mehr habe. Trotzdem ist es natürlich nicht einfach, wenn man bereits mit 18 aufgrund einer schweren Knieverletzung seine Karriere beenden muss.

DFB.de: Wie ging es dann für Sie weiter?

Fritsch: Mir wurde gesagt, ich solle erstmal in den Urlaub fahren und mich erholen. Aber das stand für mich nicht zur Debatte. Ich bin am nächsten Tag direkt wieder zum Training gegangen, wie am Tag davor auch. Ich bin froh, dass mir vom BVB die Möglichkeit geboten wurde, in meinem gewohnten Umfeld in Dortmund zu bleiben, auch wenn ich nicht mehr auf dem Platz stehen konnte. Es hat mir geholfen, dass ich weiter meinen gewohnten Ablauf hatte. Ich habe dann für mich die Zeit genutzt, um das Ganze zu verarbeiten. Ich konnte mir ein Jahr sehr viele Gedanken machen, weil die Wiedereingliederung ins Berufsleben so lange gedauert hat. So viel Zeit zum Nachdenken, war nicht unbedingt das Beste, aber letztendlich konnte ich dann beim BVB eine Ausbildung beginnen und ich war froh, wieder eine Aufgabe zu haben. Es hat mir zudem geholfen, Abstand zu der Verletzung zu gewinnen.

DFB.de: Wie kam es dazu, dass Sie ihre Ausbildung beim BVB absolviert haben?

Fritsch: Bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben wird man von der Berufsgenossenschaft unterstützt. Für den BVB war relativ schnell klar, dass ich im Verein eine Ausbildung absolvieren kann. Wir haben geschaut, was möglich ist und für beide Seiten passt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Lust, etwas im Fußballbereich zu machen. Eine Position als Jugendtrainer beispielsweise kam für mich daher nicht in Frage. Ich wollte erst einmal Abstand gewinnen. Wir haben uns dann für den Bereich Marketing und Internationalisierung entschieden, immer auch in Zusammenarbeit mit dem Nachwuchsleistungszentrum. Ich habe die drei Jahre Ausbildung genutzt, um alle Abteilungen der Geschäftsstelle zu durchlaufen und den Verein von A bis Z kennengelernt. Am Ende hatte ich dann einen guten Einblick, den man als Spieler so nicht bekommt.

DFB.de: Jetzt sind Sie als Trainer doch wieder auf dem Platz gelandet. Warum haben Sie sich dazu entschieden?

Fritsch:  Aktuell bin ich Co-Trainer in der Spielanalyse im U 16/U 17-Bereich. Ich verbinde dort die tägliche Arbeit auf dem Trainingsplatz mit der taktischen Komponente des Spiels. Das ist eine Schnittstelle, die gut zu mir passt. Ich glaube auch, dass die Erfahrung, die ich selbst als Spieler gemacht habe, sowohl mir als auch den Jungs hilft. Auch wenn meine Jugend jetzt schon ein paar Jahre her ist, bin ich noch relativ nah an den Spielern dran, wodurch es mir leichter fällt, einen Zugang zu ihnen bekommen. Als jemand, der die spezifischen Probleme in dem Alter aus eigener Erfahrung kennt, kann ich die Jungs ganz gut begleiten. Ich wollte nach meinem Karriereende zwar erstmal Distanz gewinnen, aber die Liebe zum Sport ist natürlich nicht verloren gegangen. Zunächst waren andere Sachen wichtiger, doch ich habe schnell gemerkt, dass ich zurück auf den Fußballplatz möchte.

DFB.de: War es unproblematisch, in diesem Bereich wieder seinen Platz zu finden?

Fritsch: Es gibt hier natürlich nur begrenzte Plätze. Hinzu kam, dass die Trainer, die ich in meiner Jugend hatte, größtenteils nicht mehr da waren. Dementsprechend war es nicht so einfach. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie der Einstieg gelingen könnte und zunächst Gespräche mit Sebastian Geppert geführt, der damals Co-Trainer der U 17 und zuvor mein U 16-Trainer war. Darüber bin ich dann in eine Hospitation gerutscht und war parallel zur Umschulung zweimal die Woche beim Training. Ich habe aber schnell gemerkt, dass das nicht ausreicht. Du musst einfach öfter da sein, um eine Bindung zu den Spielern aufbauen und Aufgaben im Trainerteam übernehmen zu können. Es hat sich dann so entwickelt, dass ich zwei Jahre lang von morgens bis nachmittags die Ausbildung gemacht habe und danach zum Trainingsgelände gefahren bin, um am Trainingsalltag teilzunehmen. Seit letztem Sommer, mit dem Ende der Umschulung, bin ich fest als Trainer angestellt.  

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, langfristig im Fußball zu bleiben?

Fritsch: Ja, auf jeden Fall. Das ist mein Ziel. Es hat sich vor allem über das letzte Jahr für mich herauskristallisiert, dass es das ist, was mir am meisten Spaß macht, was ich gut kann. Ich habe Lust, Zeit zu investieren und dazuzulernen. Ich glaube, wenn man einmal so etwas für sich gefunden hat, sollte man das auch weitermachen.

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